Die Jahrhunderthalle ist eine Konzert- und Kongresshalle in Frankfurt am Main.
Bau und Name
Mitte der 1950er Jahre wurden die Architekten Friedrich Wilhelm Kraemer und Ernst Sieverts beauftragt, eine Halle anlässlich des hundertjährigen Bestehens der Farbwerke Hoechst AG zu planen. Nach 17-monatiger Bauzeit wurde sie am 11. Januar 1963 eröffnet. Die statische Beratung erfolgte durch das Büro von Hubert Beck aus Frankfurt am Main.
Die freistehende Halle ist trotz ihrer geringen Höhe auch von weitem gut zu erkennen. Grund dafür ist die für die 1960er ungewöhnliche Bauweise. Die Halle besteht aus einer rechteckigen Sockelgeschoss, mit einer Grundfläche von ca. 13.000 Quadratmetern, in der das Foyer und die kleineren Säle sowie das Restaurant untergebracht sind. Darüber spannt sich eine Kuppel mit sechs Auflagerpunkten. Der Durchmesser beträgt etwa 85 Meter. Der Kuppelsaal umfasst eine Fläche von 4.800 m², bietet, je nach Art der Bestuhlung, Platz für bis zu 4.800 Personen. und eine einzigartige Raumakustik, die durch die Lamellendecke der Kuppel ermöglicht wird.
Die Halle stand anfangs im Eigentum des Hoechst-Konzerns und wurde 1999 für eine symbolische D-Mark an die Deutsche Entertainment AG (DEAG) in Berlin verkauft.
Der ursprüngliche Name der Halle Jahrhunderthalle Hoechst ist nach dem Unternehmen gebildet und nicht nach dem Stadtteil Frankfurt-Höchst. Die Halle befindet sich auf einem nördlichen Ausläufer der Sindlinger Gemarkung, jedoch innerhalb der Stadtteilgrenzen von Unterliederbach.
Seit dem 60. Jubiläum lautet der offizielle Name „myticket Jahrhunderthalle Frankfurt“.
Der Volksmund gab dem Bau einige Spitznamen:
- Winnackers Wirtschaftswunderwarze oder Winnackers Wohlstands-Pocke nach Karl Winnacker, dem langjährigen Vorstandsvorsitzenden der Hoechst AG
- Pyramidom (mit m) als alliterative Persiflage auf das in der Hoechst-AG gefertigten Schmerzmittel Pyramidon
- Iglu nach der Bauform eines Iglus
- Calimeros Ei nach der Eierschalen-Kopfbedeckung von Calimero, einem Anime-Küken
Nutzung
Die Jahrhunderthalle wird für Konzerte und Hauptversammlungen genutzt, zum Beispiel von der Deutsche Post AG. Das erste Konzert gab Yehudi Menuhin. 1969 folgte Janis Joplins einziges Konzert in Deutschland, organisiert von dem örtlichen Promoter Fritz Rau. Am 21. Februar 1970 ließ Rau dort auch Jethro Tull auftreten. Bei ihrem ausverkauften Konzert warfen randalierende Rockfans die vordere Glasfront der Jahrhunderthalle ein, um sich Zutritt zu verschaffen. Es entstand ein Schaden von 40.000 Deutschen Mark. Sicherheitsdienste gab es damals noch nicht. Aufgrund der Krawalle erwogen die Hauseigentümer kurzzeitig, keine Rock-Veranstaltungen mehr in der Halle zu genehmigen.
- Duke Ellington (6. Februar 1965)
- Ray Charles (29. April 1967)
- James Brown (16. September 1967)
- Jimi Hendrix (17. Januar 1969)
- Janis Joplin (12. April 1969)
- The Beach Boys (16. Juni 1969)
- Steppenwolf (25. Oktober 1969)
- Jethro Tull (21. Februar 1970)
- Frank Zappa und seine Mothers of Invention (28. November 1971)
- Johnny Cash (28. Februar 1972)
- Grateful Dead (26. April 1972)
- The Doors (29. April 1972)
- Diana Ross (25. September 1973)
- Johnny Winter (7. November 1974)
- ABBA (21. November 1974)
- Daliah Lavi (21. April 1975)
- Frank Sinatra (25. Mai 1975)
- The Kinks (31. Oktober 1979)
- The Moody Blues (27. Mai 1981)
- Def Leppard (3. November 2003)
- LL Cool J, mit Vorprogramm: Afrob (20. September 2006)
- 50 Cent, mit Vorprogramm: am2pm (25. November 2007)
- Pussycat Dolls, mit Vorprogramm: Lady Gaga und Queensberry (10. Februar 2009)
- Faith No More, mit Vorprogramm: Harmful (22. Juni 2009)
- Backstreet Boys (22. November 2009)
- Selena Gomez (14. September 2013)
- Lindsey Stirling (16. Oktober 2014)
- Broilers (28. Dezember 2014)
- Anastacia mit Vorprogramm: Fyre! (26. Januar 2015)
- Deichkind (18. April 2015)
- Frei.Wild (30. April 2015)
- Kraftwerk (2004 und erneut in Form eines 3D-Konzerts am 1. Dezember 2015)
- Manowar (9. Dezember 2017)
- Greta Van Fleet (15. Juni 2022)
- Heilung (Band) (7. Dezember 2022)
Siehe auch
- Festhalle (Frankfurt am Main)
- Ballsporthalle Frankfurt am Main
- Jahrhunderthalle (Breslau), UNESCO-Weltkulturerbe
Literatur
- Adrian Seib: Jahrhunderthalle. In: Freunde Frankfurts, Wilhelm E. Opatz (Hrsg.): Frankfurt 1960–1969. Architekturführer. Niggli Verlag, Zürich 2016, ISBN 978-3-7212-0943-3, S. 56–63.
Weblinks
- Offizielle Website der Jahrhunderthalle
- Landesamt für Denkmalpflege Hessen (Hrsg.): Jahrhunderthalle, Hoechst In: DenkXweb, Online-Ausgabe von Kulturdenkmäler in Hessen
Einzelnachweise
- 1 2 Ein Ufo im Frankfurter Westen – Jahrhunderthalle: Heute vor genau 50 Jahren, am 11. Januar 1963, wurde der Kuppelbau eröffnet; in: Verlagsgruppe Rhein Main, Allgemeine Zeitung Mainz: Ressort Kultur, Seite 27, am Freitag, 11. Januar 2013
- ↑ Happy Birthday, Jahrhunderthalle., In: Bild (Zeitung) regional vom 11. Januar 2013, abgerufen am 2. Dezember 2022.
- ↑ Webseite der Jahrhunderthalle Frankfurt, abgerufen am 8. Juli 2018
- ↑ Archivierte Kopie (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
- ↑ https://www.fnp.de/frankfurt/gemuese-nach-bockenheim-gehoert-10485949.html
- ↑ Jahrhunderthalle Frankfurt: Neuigkeiten, Myticket Jahrhunderthalle wird 60. Abgerufen am 8. Februar 2023.
- ↑ Nicht nur Louis Armstrong war da Frankfurter Neue Presse vom 6. Januar 2013
- ↑ Jörg Ortmann: Ein halbes Jahrhundert Jahrhunderthalle (bild.de, 11. Januar 2013)
- ↑ Fritz Rau: 50 Jahre Backstage – Erinnerungen eines Konzertveranstalters. Palmyra, Heidelberg 2005. Seite 98–101
Koordinaten: 50° 5′ 57″ N, 8° 31′ 8″ O