Johann Gottlieb Graun (* 1703 in Wahrenbrück; † 27. Oktober 1771 in Berlin) war ein deutscher Violinist und Komponist der Vorklassik.

Leben

Johann Gottlieb Graun erhielt seine Ausbildung zwischen 1713 und 1721 an der Dresdner Kreuzschule, obschon er für die Jahre 1718 und 1719 an der Universität Leipzig immatrikuliert war. Sein Violin- und Kompositionslehrer war Johann Georg Pisendel. 1723 reiste er nach Padua, wo er sich „etliche Monath“ aufhielt, um dort bei Giuseppe Tartini zu studieren. Danach kehrte er nach Dresden zurück und hatte ab 1726 eine Anstellung am herzoglichen Hof in Merseburg. Ab 1731 war er für ein Jahr beim Fürsten zu Waldeck in Arolsen angestellt und kam 1732 mit seinem jüngeren Bruder Carl Heinrich Graun in den Dienst des preußischen Kronprinzen Friedrich in Ruppin. 1736 zog Friedrich mit seiner auf inzwischen siebzehn Musiker angewachsenen Hofkapelle nach Rheinsberg. 1740 wurde Friedrich König, und Graun blieb bis zu seinem Tode als Konzertmeister und Kammermusiker in dessen Diensten; er war verantwortlich für die Streicher des königlichen Opernorchesters.

Seine bekanntesten Violinschüler waren Wilhelm Friedemann Bach und Franz Benda.

Zu seinen Kompositionen zählen zahlreiche Opern, Oratorien, weltliche und kirchliche Kantaten, Ouvertüren, etwa 100 Sinfonien, Violin- und Cembalokonzerte und ein umfangreiches kammermusikalisches Werk. Musikgeschichtlich steht Graun am Übergang vom spätbarocken Stil hin zur sogenannten „Empfindsamkeit“, für die etwa diejenigen Komponisten stehen, welche für die Mannheimer Hofkapelle schrieben, oder auch Carl Philipp Emanuel Bach.

Rezeption

Im Kreismuseum Bad Liebenwerda informiert eine Dauerausstellung über Leben und Werk der Gebrüder Graun. Ebenfalls in Bad Liebenwerda findet seit 2003 alle zwei Jahre ein internationaler Wettbewerb um den Gebrüder-Graun-Preis statt, seit 2011 verbunden mit einem Musikfestival. Die Musikschule des Landkreises Elbe-Elster heißt seit 1994 Kreismusikschule „Gebrüder Graun“.

Literatur

  • Moritz Fürstenau: Graun, Johann Gottlieb. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 9, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 606 f.
  • Christoph Henzel: Graun-Werkverzeichnis. (GraunWV) (= Ortus-Studien. Bd. 1). 2 Bände. Ortus-Musikverlag, Beeskow 2006, ISBN 978-3-937788-02-9.
  • Hans Hoffmann Die norddeutsche Triosonate des Kreises um Johann Gottlieb Graun und Carl Philipp Emanuel Bach (Dissertation). Kiel: Auslieferung bei W. G. Mühlau 1927, 188 S.* John Whitfield Grubbs: The sacred vocal Music of the Graun Brothers. A bio-bibliographical Study. 2 Bände. University Microfilms, Ann Arbor MI 1972 (Mus. Diss. Univ. of Calif. 1972).
  • Carl Mennicke: Hasse und die Brüder Graun als Symphoniker. Nebst Biographien und thematischen Katalogen. Breitkopf und Härtel, Leipzig 1906 (Leipzig, Univ., Diss., 1906), (Nachdruck. Olms u. a., Hildesheim 1977, ISBN 3-487-06307-7), (Hasse: 86, Carl Heinrich: 32, Johann Gottlieb: 115, inkl. 14 Fehlzuweisungen).
  • Wilhelm Poeschel: Familie Graun in Preußen. Ein Beitrag zu den Biographien von Johann Gottlieb und Carl Heinrich Graun. In: Jahrbuch 2017 des Staatlichen Instituts für Musikforschung Preußischer Kulturbesitz. Schott Music, 2021, S. 195–245.
  • Ernst Waeltner: Graun, Johann Gottlieb. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 9 f. (Digitalisat).
  • Matthias Wendt: Die Trios der Brüder Johann Gottlieb und Carl Heinrich Graun. Bonn 1983 (Bonn, Univ., Diss., 1982), (143, inkl. 4 Fehlzuweisungen).
  • Monika Willer: Die Konzertform der Brüder Carl Heinrich und Johann Gottlieb Graun (= Europäische Hochschulschriften. Reihe 36: Musikwissenschaft. Bd. 117). Lang, Frankfurt am Main u. a. 1995, ISBN 3-631-47014-2 (161, inkl. 7 Fehlzuweisungen), (Zugleich: Bonn, Univ., Diss., 1992).

Einzelnachweise

  1. GND 118541692 Lebensdaten: 1702-1771 (Geburtsjahr ca., auch 1703 oder 1699; unpräzise Daten wegen Verlust des Wahrenbrücker Kirchenbuches durch Feuer)
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