Johann Heinrich Geymüller (* 17. Mai 1754 in Basel; † 1. April 1824 in Wien) war ein schweizerisch-österreichischer Bankier.
Leben
Zusammen mit seinem Bruder Johann Jakob Geymüller trat er in Wien in das Bankhaus des Schweizers Peter Ochs ein, das sie nach dessen Tod 1804 unter dem Namen Geymüller & Co weiterführten. Die Bank brachte unter anderem den Betrag von 32 Millionen Francs auf, die Napoleon nach der französischen Besetzung Wiens 1806 als Kontribution verlangte.
Die Geymüllers gehörten zu den Pionieren der Wiener Zweiten Gesellschaft in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Außer dem Bankhaus besaßen sie weitere Besitzungen in Niederösterreich, Wien und in Böhmen. So besaß Johann Jakob das Geymüllerschlössel in Pötzleinsdorf, das damals noch nicht zu Wien gehörte. Johann Heinrich besaß das Schloss Pötzleinsdorf. In der Wiener Wallnerstraße besaßen die 1810 geadelten Brüder ebenfalls ein Palais, das Palais Caprara-Geymüller. Diese Palais stellte einen der Mittelpunkte des gesellschaftlichen Lebens im Wien des Vormärz dar. So lernte Franz Grillparzer seine ewige Braut Kathi Fröhlich kennen, deren Schwester Musiklehrerin der Töchter der Geymüllers war.
Ein weiteres Schloss war in Böhmen das Schloss in Kamenitz. Dort richtete Johann Heinrich eine Bibliothek ein. Diese wurde unter einem Nachfahren Rudolf von Geymüller (* 24. Februar 1848 in Wien; † 14. Jänner 1923 in Hollenburg) und ein weiteres Mal von dessen Sohn Georg (* 1. Dezember 1891 in Hollenburg; † 16. April 1962 in Nußdorf ob der Traisen) erweitert. Sie ist heute in Verwaltung des Prager Nationalmuseums
Johann Heinrich von Geymüller gilt als Mitbegründer der Österreichischen Nationalbank. 1817 wurde er zuerst Mitglied des ersten Direktoriums und kurz darauf Vizegouverneur der Nationalbank.
Verheiratet war Johann Heinrich mit Barbara Schmid, mit der er acht Töchter und zwei Söhne hatte. Die Mehrzahl dieser Kinder wurde vor der Heirat Geymüllers mit Schmid geboren. Der Sohn von Johann Heinrichs Schwester Ursula, Johann Heinrich von Geymüller der Jüngere, war auch im Bankhaus tätig.
Im Jahr 1894 wurde in Wien-Währing (18. Bezirk) die Geymüllergasse nach ihm benannt.
Literatur
- Geymüller Johann Heinrich. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 436.
- Günther Chaloupek, Peter Eigner, Michael Wagner: Wien: Wirtschaftsgeschichte, 1740–1938. Wien 1991, ISBN 3-224-16051-9, S. 931.
- Egon Scheffer: Das Bankwesen in Österreich. Burgverlag, Wien 1924, S. 87 f.
- Stefan Hess: Geymüller [Geyllmüller] [von]. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- Gustav Otruba: Geymüller, Johann Heinrich. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 362 f. (Digitalisat).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Johann Georg Megerle von Müehlfeld: Österreichisches Adels-Lexikon des achtzehnten und neunzehnten Jahrhunderts, abgerufen am 8. März 2009.
- ↑ Felix Czeike: Kunst, Kultur und Geschichte der Donaumetropole, Seite 150
- ↑ Jugenderinnerungen der Schwester Konrad Mautners, Käthy Breuer abgerufen am 23. Juni 2015.
- ↑ Handbuch deutscher historischer Buchbestände in Europa, Münster 1997, S. 94 (google books, abgerufen am 10. März 2009).
- ↑ ÖBL 2, 1954, Seite 436