Johann Ludwig Adolf zu Wied-Runkel (* 30. Mai 1705 auf Burg Runkel; † 18. Mai 1762 in Dierdorf) war regierender Reichsgraf der Grafschaft Wied mit Herrschaft Runkel sowie der Grafschaft Kriechingen.
Leben
Herkunft und Familie
Johann Ludwig zu Wied-Runkel wurde als Sohn des Maximilian Heinrich von Wied-Runkel und dessen Ehefrau Sofia Florentine von der Lippe (1683–1758), Tochter des Grafen Simon Heinrich von der Lippe geboren. Am 27. August 1726 heiratete er in Aurich Christine Luise von Ostfriesland (1710–1732). Aus der Ehe gingen die Söhne Karl Ludwig (1728–1752) und Christian Ludwig (1732–1791) sowie zwei Töchter (beide im frühen Kindesalter verstorben) hervor. Nach Christines Tod, die zehn Tage nach der Geburt des Sohnes Christian Ludwig verstorben war, heiratete er am 16. Januar 1733 in Dierdorf Amalia Luise zu Sayn-Wittgenstein (1713–1737), Tochter des Grafen Karl Ludwig zu Sayn-Wittgenstein, Herrn zu Homburg, Vallendar und Neumagen (von Sayn und Wittgenstein in Neumagen). Diese Ehe brachte ebenfalls zwei Söhne und zwei Töchter. Luise Amalia starb fünf Tage nachdem sie von einer Tochter entbunden wurde, welche noch vor ihr starb.
Wirken
1726 übertrug ihm seine Frau Christine Luise von Ostfriesland, Tochter des Grafen Ulrich von Ostfriesland, dessen Sohn Edgar Ferdinand mit Anna Dorothea von Wied-Runkel verheiratet war. Sie war Erbin der Grafschaft Kriechingen und übertrug ihrem Mann die Besitzungen.
In den Jahren von 1734/1735 nahm er unter Prinz Eugen am Polnischen Erbfolgekrieg teil. 1750 erteilte er den Katholiken die Erlaubnis zur freien Religionsausübung in der Grafschaft. Sie durften in einem Privathaus Gottesdienste halten. Ab 1751 wurde vom Pfarrer aus Marienrachdorf Religionsunterricht in Dierdorf erteilt. 1755 gestattete er den Kapuzinern den Bau eines Klosters in Dierdorf. Es war einer der beschwerlichsten Religionsvorfälle in der damaligen Zeit.
Er machte die Burg Runkel zum Sitz der Landesregierung, des Konsistoriums, der Renteikammer und des Archivs. Er war Obrist und Befehlshaber des Niederrheinisch-westfälischen Kreis-Infanterieregiments Wied-Runkel (1734).
Unter seiner Regentschaft wurden Kupfermünzen (¼ Stüber) geprägt.
1744 machte er nach dem Erlöschen des ostfriesischen Grafengeschlechtes im Mannesstamme vergeblich Ansprüche geltend. Nach seiner Auffassung habe die weibliche Erbfolge in Ostfriesland dazu geführt, dass seine Frau einen Anspruch auf die Graftschaft Ostfriesland habe. Schließlich besetzte Friedrich der Große das Gebiet und vereinnahmte es. Neben Wied-Runkel bemühten sich auch Staatskanzler Kaunitz sowie Hannover um die Grafschaft Ostfriesland.
Am 18. Oktober 1757 übertrug er die Regentschaft an seinen Sohn Christian Ludwig.
Auszeichnungen
Siehe auch
- Stammliste des Hauses Runkel jüngere Linie
Weblinks
- Wappen Digitalisat
Literatur
- 2334 Johann Ludwig zu Wied-Runkel in der Datenbank Saarland Biografien
Einzelnachweise
- 1 2 Johann Stephan Reck: Geschichte der gräflichen und fürstlichen Häuser Isenburg, Runkel, Wied verbunden mit der Geschichte des Reinthals zwischen Coblenz und Andernach von Julius Cäsar bis auf die neueste Zeit, Weimar 1825, S. 251.
- ↑ Neues genealogisch-schematisches Reichs- und Staats-Handbuch vor das Jahr 1748, Frankfurt am Main 1748, S. 304.
- ↑ Ben van Doren Fisher: The Runkle Family. Being an Account of the Runkels in Europe, and Their Descendants in America, 1899, S. 34.
- ↑ Johann Jacob Mosers ... Zusäze zu seinem neuen Teutschen Staatsrecht ..., Band 2 google books, Vorschau
- ↑ Die Ritterburgen und Bergschlösser Deutschlands, Band 9 google books, Vorschau
- ↑ Fortgesetzte neue genealogisch-historische Nachrichten von den …, Band 1 Vorschau
- ↑ ¼ Stüber Wied-Runkel von 1758 Digitalisat
- ↑ Österreich und der Immerwährende Reichstag: Studien zur Klientelpolitik und.. google books, Vorschau
- ↑ Pierer's Universal-Lexikon der Vergangenheit und Gegenwart oder …, Band 12 google books, Vorschau