Johann Oswald Harms (getauft 30. April 1643 in Hamburg; † 1708 in Braunschweig) war ein deutscher Maler, Radierer und erster bedeutender deutscher Bühnenbildner des Barock.
Leben
Harms begann seine Ausbildung bei Ellerbrock in Hamburg. Von 1665 bis 1669 folgte eine Reise nach Rom, wo er von Salvator Rosa in der Landschaftsmalerei unterrichtet wurde und die Bühnenmalereien Gian Lorenzo Berninis und Francesco Galli da Bibienas studierte. Im Jahre 1669 hielt er sich in Venedig auf. Im Frühjahr 1673 machte er auf der Rückreise in Nürnberg bei Johann Franciscus (Franz) Ermels und Willem van Bemmel Station, evtl. nahm er auch an der dortigen Kunstakademie teil.
1675 trat er eine Stelle am Hof zu Zeitz an. Schon 1677 wechselte Harms an den Hof in Dresden unter Kurfürst Johann Georg II. Dort gehörte zu seinen Hauptwerken 1677 das nur in Abbildungen überlieferte Deckengemälde des schon 1664 bis 1667 von Wolf Caspar von Klengel erbauten Opernhauses am Taschenberg. In Dresden arbeitete er zudem an den Fresken der Schlossfassade und entwarf Deckenbilder für das Schloss und Szenenbilder für die Oper.
Tätigkeit im Herzogtum Braunschweig-Wolfenbüttel
Einer 1682 beginnenden Tätigkeit in Thüringen folgte 1686 der Wechsel an den Wolfenbütteler Hof des kunstsinnigen Herzogs Anton Ulrich, wo ihm als Maschinenmeister, Cammerdiener und Maler das Ausstattungswesen des Herzogtums oblag. Er schuf 1688 die Dekorationen zu den Opern „Medea in Athen“ von Giovanni Antonio Gianettini (1686–1702) und „Herkules in Theben“, die anlässlich der Neueröffnung des Wolfenbütteler Opernhauses aufgeführt wurden. Für das am 4. Februar 1690 mit der Oper „Cleopatra“ von Johann Sigismund Kusser eröffnete Opernhaus am Braunschweiger Hagenmarkt fertigte Harms das 1799 zerstörte Giebelfresko mit dem Bildnis Herzog Anton Ulrichs. Seine bis 1698 entstandenen Bühnenbilder trugen zum großen internationalen Ansehen der Braunschweiger Oper bei.
Wirken in Hamburg und Kassel
Harms arbeitete von 1696 bis 1701 für die 1676 gegründete Hamburger Oper am Gänsemarkt, behielt aber seinen Braunschweiger Wohnsitz. Seit 1698 war er auch in Kassel tätig, wo er u. a. Fresken für das landgräfliche Kunsthaus schuf.
Sein Sohn Anton Friedrich Harms (1695–1745) war ebenfalls als Maler und Bühnenbildner tätig.
Werke (Auswahl)
- Sammlung von Radierungen römischer Ruinen (Alcune invenzione di Rovine et Architetture disegnate e fatte con aqua forte da G.O.H), 1673
- Malereien in der Schlosskirche von Schloss Neu-Augustusburg in Weißenfels, 1682 bis 1686
- Deckenfresken in Schloss Brüggen an der Leine
- Ausmalung des Herrensaals der Hauptkirche St. Jacobi in Hamburg
Das Herzog Anton Ulrich-Museum besitzt den aus Radierungen und Szenenentwürfen bestehenden künstlerischen Nachlass.
Nachweise
- ↑ Heiko Laß: Dresden, ehem. Opernhaus am Taschenberg. In: Corpus der barocken Deckenmalerei in Deutschland, hg. von Stephan Hoppe, Hubert Locher und Matteo Burioni, München 2022, URL, letzter Zugriff: 2023-05-21. Vgl. Heiko Laß: Bauten für das höfische Musiktheater im 17. und 18. Jahrhundert – vornehmlich in den deutschsprachigen Ländern. In: Scharrer, Margret/Laß, Heiko/Müller, Matthias (Hrsg.): Musiktheater im höfischen Raum des frühneuzeitlichen Europa (Höfische Kultur interdisziplinär, 1). Heidelberg 2020, S. 91–116.
Literatur
- Heiko Laß: Die landesherrlich beauftragte profane Wand- und Deckenmalerei in Norddeutschland 1650-1720. Versuch eines Überblicks. In: Hoppe, Stephan;Laß, Heiko;Karner, Herbert (Hrsg.): Deckenmalerei um 1700 in Europa. Höfe und Residenzen. München 2020, S. 294–311, zu Harms: S. 297, 302, 305.
- Rashid-S. Pegah: Johann Oswald Harms in Kassel. In: Holger Th. Gräf, Christoph Kampmann, Bernd Küster (Hrsg.): Landgraf Carl (1654–1730). Fürstliches Planen und Handeln zwischen Innovation und Tradition. Marburg 2017, S. 329–341.
- Horst-Rüdiger Jarck, Gerhard Schildt (Hrsg.): Braunschweigische Landesgeschichte. Jahrtausendrückblick einer Region. Braunschweig 2000, S. 640–642.
- Norman-Mathias Pingel: Harms, Johann Oswald. In: Braunschweiger Stadtlexikon. Herausgegeben im Auftrag der Stadt Braunschweig von Luitgard Camerer, Manfred R. W. Garzmann und Wolf-Dieter Schuegraf unter besonderer Mitarbeit von Norman-Mathias Pingel. Ergänzungsband. Braunschweig 1996, ISBN 3-926701-30-7, S. 61.
- Dorothea Schröder: Johann Oswald Harms und die Ausmalung des Herrensaals der Hauptkirche St. Jacobi in Hamburg. In: Olaf Klodt et al. (Hrsg.): Festschrift für Fritz Jacobs zum 60. Geburtstag. Münster 1996, S. 223–234.
- Horst-Rüdiger Jarck, Günter Scheel (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 19. und 20. Jahrhundert. Hannover 1996, S. 301–302.
- Christian von Heusinger: Oper im Barock. Herzog Anton Ulrichs Bühnenbildner Johann Oswald Harms. In: Gerd Biegel et al.: 300 Jahre Theater in Braunschweig 1690 – 1990. Braunschweig 1990, S. 433–617.
- Dorothea Schröder: Erinnerungen an römische Gärten. Zu einigen Bühnenbildern von Johann Oswald Harms. In: Die Gartenkunst 2 (2/1990), S. 238–247.
- Horst Richter: Johann Oswald Harms, ein deutscher Theaterdekorateur des Barock. Emsdetten 1963.
- Hans Tintelnot: Die barocke Freskomalerei in Deutschland. Ihre Entwicklung und europäische Wirkung. München 1951, zu Harms: S. 44–46.
- Hans Tintelnot: Johann Oswald Harms, ein norddeutscher Maler des Barock. In: Zeitschrift des Deutschen Vereins für Kunstwissenschaft 8 (1941), S. 245–260.
- Ferdinand Spehr: Harms, Johann Oswald. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 10, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 611.
- Johann Schlick: Harms, Johann Oswald. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 7, Duncker & Humblot, Berlin 1966, ISBN 3-428-00188-5, S. 684 f. (Digitalisat).