Johann Philipp Andreae auch Johann Philipp Andreä (* 31. Dezember 1699 in Hausen an der Lauchert; † 8. Oktober 1760 in Schwabach) war ein deutscher Mathematiker, Globenmacher, Mechanikus, Sonnenuhr- und Kompassmacher sowie Herausgeber.
Leben
Andreae war der Sohn der Eheleute Johann Ludwig Andreae, einem Pfarrer und Globushersteller, und Anna Rosina geborene Spielbuehler. Seine Schwester wurde 1716 getauft. Wie sein Vater wohnte er in einem Garten außerhalb der Stadt. 1719 bat er um Stadtschutz und 1720 wurde dies ihm zugesagt. 1721 heiratete Johann Philipp Andreae in der Nürnberger St.-Lorenz-Kirche die Tochter Sidonia Maria eines verstorbenen Rohrmeisters und erhielt dadurch das Nürnberger Bürgerrecht. Aus der Ehe gingen mindestens ein Sohn und drei Töchter hervor.
Vermutlich angeleitet durch seinen Vater verlegte er nachfolgend weiterhin Globen und produzierte Landkarten. 1725 restaurierte er den von Johannes Schöner geschaffenen Globus von 1520.
Der Kupferstecher und Mechanikus Johann Christoph Berndt arbeitete mit ihm bis 1733 zusammen und verlegte die um 1726 von Andrae geschaffenen 13,5 cm Globen mit leichten Abänderungen ab 1756 erneut und kennzeichnet diese durch Vignetten in französischer Sprache. Dabei verwandte er die ursprünglichen Kupferplatten die 1790, überarbeitet, erneut von Johann Georg Klinger (1764–1806) verwendet wurden.
Unter anderem durch seine Beteiligung an der veröffentlichten und durch Johann Christoph Berndt gestochenen Schmähschrift auf den Nürnberger Rat wurde Andreae nach der Anklage von 1732 und der gemeinsamen Verhaftung 1733 am 11. Februar 1734 zu einer lebenslangen Zuchthausstrafe verurteilt. Am 27. März 1734 flüchtete Andreae nach Schwabach wo er ab 1737 die Fabrique de globorum und die Fabrik für Leonische Gold- und Silberwaren unterhielt. 1740 lieferte er Globen an die Leipziger Messe. Bald nach 1756 meldete er Konkurs an. Er versuchte in der Zeit von 1754 bis 1757 mehrfach vergeblich, wieder nach Nürnberg zurückkehren zu können und bat schriftlich darum, eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten. In der älteren Literatur wurde angegeben, dass er seit 1757 nicht mehr nachweisbar ist. Laut Eintrag im Sterberegister Schwabach ist Johann Philipp Andreae dort am 8. Oktober 1760 verstorben.
Astronomisches Kartenspiel
1719 selbstverlegt, in Anlehnung an Georg Philipp Harsdörfer (1607–1658) findet sich ein Kartenspiel im Firmamentum Firminianum bekannten Himmelsatlas wieder, das Thomas Corbinianus (1694–1767) 1730/31 veröffentlichte sowie Karten des nördlichen und südlichen Sternenhimmels und Mondkarten nach Johannes Hevelius und Giovanni Riccioli.
Globen in Sammlungen
- 1721: Kassel, Astronomisch-Physikalisches Kabinett: signiert.
- 1721: Salzburg, Salzburg Museum: Säulchensonnenuhr, signiert.
- vor 1726: Bamberg, Staatsbibliothek Bamberg: Erdglobus und Himmelsglobus von je 13,5 cm Durchmesser (beide früher Jean Pigeon zugeschrieben)
- Auch andere früher (nach Alois Fauser) Jean Pigeon zugeschriebene Globen von 13,5 cm Durchmesser, so im Museum für Franken in Würzburg und im Historischen Museum Landsberg, stammen von Johann Philipp Andreae.
- 1726: München, Deutsches Museum: Himmelsglobus von 13,5 cm Durchmesser.
- 1726: Stans, Nidwaldner Museum: ein Erd- und ein Himmelsglobus.
- 1726: Privatbesitz: Erdglobus mit einer Höhe von 26 cm.
- 1759: Salzburg, Salzburg Museum: Erd- und Himmelsglobus von je 93 cm Durchmesser.
- Wien, Österreichische Nationalbibliothek: Unter anderem Himmelsglobus von 14 cm Durchmesser, früher Vincenzo Maria Coronelli zugeschrieben; Globusstreifen von Johann Philipp Andreae von 1718 für einen Globus mit 7 cm Durchmesser.
- Nürnberg, Germanisches Nationalmuseum.
Auftragsarbeiten
Um 1733 wurde nach eigenem bekunden vom Fürsten von Pommersfelden zwei große Globen für die Ritterakademie in Wien bestellt. 1756 gab er in den Unterrichtenden Briefen an, seit 1718 viele hundert Globen angefertigt zu haben mit Durchmessern von ein, anderthalb und dreieinhalb Schuh (ein Schuh entsprach 30,4 cm). Der Herausgeber merkte aber an, dass dessen Globen von ihm nicht lieferbar sind.
Neuauflage
1790 wurden seine ursprünglichen Kupferplatten durch Johann Georg Klinger (1764–1806) und Johann Bernhard Bauer (1752–1839) überarbeitet und Erd- und Himmelsgloben durch diese nochmals verlegt. Nach anderen Angaben kamen seine Kupferplatten 1830 in den Besitz der Firma Johann Georg Klinger.
Veröffentlichungen
- 1733: Johann Paul Glück und Johann Philipp Andreae (Hrsg.): Gottfried Stieber: Deliciae topo-geographicae Noribergenses, oder, Geographische Beschreibung …, Schwabach 1733
- 1774: Zweyte hin und wieder vermehrte und Auflage.
Literatur
- Manfred H. Grieb (Hrsg.): Nürnberger Künstlerlexikon: Bildende Künstler, Kunsthandwerker, Gelehrte …, Walter de Gruyter, 2011, ISBN 0-19-814099-1
- Rudolf Schmidt: Andreae – Pigeon. Ein Problem der Zuschreibung (an Hand von 14 cm-Himmelsgloben), in: Der Globusfreund. 28/29 (1980) S. 23–46.
- Alois Fauser: Ältere Erd- und Himmelsgloben in Bayern. Stuttgart., Schuler Verlagsgesellschaft 1964, S. 47, mit Verzeichnis der Werke, S. 39–47
- Theodor Hampe: Johann Philipp Andreae und das Medaillen-Pasquill auf den Nürnberger Rat vom Jahre 1731. in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg(1918), S. 244–279
Weblinks
- Johann Philipp Andrae, Astronomie in Nürnberg
- Zwei Kugeln erklären die Welt, Nidwaldner Museum, abgerufen am 20. Juli 2014
- Pair of celestial and terrestrial globes, Johann Philip Andreae (Wurtemberg 1700-Schwabach 1760), Nuremberg, 1726 (Memento vom 27. Juli 2014 im Internet Archive), Galerie Liova
Einzelnachweise
- 1 2 Johann Philipp Andreae auf Astronomie in Nürnberg, abgerufen am 9. Juli 2022
- ↑ Grieb (Hrsg.), Nürnberger Künstlerlexikon, De Gruyter, 2011, S. 28 gibt als Geburtsdatum um 1700 an und Todesdatum 1762.
- 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Grieb (Hrsg.), Nürnberger Künstlerlexikon, De Gruyter, S. 28
- ↑ Rudolf Schmidt: Andreae – Pigeon. Ein Problem der Zuschreibung (an Hand von 14 cm-Himmelsgloben), in: Der Globusfreund. 28/29 (1980) S. 37
- ↑ Thomas Corbinianus: Mercurii Philosophici Firmamentum Firmianum, 1730, Karte des nördlichen Sternenhimmels, Karte des südlichen Sternenhimmels, Mondkarten nach Riccioli und Hevelius, Digitalisate, MDZ
- ↑ Staatsbibliothek Bamberg, 2011 (Hrsg.): Sprache unterwegs. Verständigung auf Reisen 1500–1800. Bamberg 2011, ISBN 978-3-924530-13-6, S. 85, urn:nbn:de:bvb:22-dtl-0000003720.
- ↑ Staatsbibliothek Bamberg, 2011 (Hrsg.): Sprache unterwegs. Verständigung auf Reisen 1500–1800. Bamberg 2011, ISBN 978-3-924530-13-6, S. 85, urn:nbn:de:bvb:22-dtl-0000003720.
- 1 2 3 Rudolf Schmidt: Andreae – Pigeon. Ein Problem der Zuschreibung (an Hand von 14 cm-Himmelsgloben), in: Der Globusfreund. 28/29 (1980) S. 23–46.
- ↑ Zwei Kugeln erklären die Welt., auf nidwaldner-museum.ch, abgerufen am 20. Juli 2014
- ↑ Lot 1207: SMALL GLOBE,Baroque, signed, dated and inscribed, Auktionshaus Koller 2011, auf invaluable.com, abgerufen am 20. Juli 2014
- ↑ Rudolf Schmidt: Andreae – Pigeon. Ein Problem der Zuschreibung (an Hand von 14 cm-Himmelsgloben), in: Der Globusfreund. 28/29 (1980) S. 28
- ↑ Johann Paul Glück: Deliciae topo-geographicae Noribergenses: oder Geographische Beschreibung ... Frankfurt und Leipzig 1733, S. 114 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Deliciae topogeographicae Norimbergenses. Frankfurt und Leipzig 1775 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Manfred H. Grieb (Hrsg.): Nürnberger Künstlerlexikon: Bildende Künstler, Kunsthandwerker, Gelehrte ... Walter de Gruyter, 2011, ISBN 978-0-19-814099-3, S. 2104 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- ↑ Hampe Johann Philipp Andreae und das Medaillen-Pasquill auf den Nürnberger Rat vom Jahre 1731. in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg(1918), S. 244–279