Johannes Athalarich (mittelgriechisch Ιωάννης Αθαλάριχος Ioannis Athalarichos, lateinisch Ioannes Athalaricus; * vermutlich zwischen 601 und 610 in Karthago; † 637 auf der Insel Prinkipo) war ein illegitimer Sohn des oströmischen Kaisers Herakleios und Usurpator in Konstantinopel.

Leben

Johannes Athalarich kam offenbar noch vor der Thronbesteigung seines Vaters im Exarchat von Karthago zur Welt. Bei seiner Mutter, einer namentlich nicht bekannten Konkubine, könnte es sich um eine Tochter des kurzzeitigen Caesars und Statthalters von Africa Germanus gehandelt haben. Dieser wiederum war möglicherweise ein Neffe des Ostgotenkönigs Athalarich, was den auffallenden Amalernamen des byzantinischen Prinzen erklären würde.

Wolfram Brandes bringt Athalarich mit den 540 von Ravenna nach Konstantinopel verbrachten Angehörigen der letzten Thüringerkönige in Zusammenhang und vermutet in ihm einen Enkel Amalafrids oder dessen Sohnes Artachis. Der uneheliche Sohn des Herakleios wäre demnach der letzte nachweisbare Nachkomme der Thüringerkönige in Konstantinopel, etwa ein Jahrhundert nach der Zerschlagung ihres Königreiches.

Ende 623 oder Anfang 624 wurde Athalarich von seinem Vater im Zuge eines Waffenstillstandsvertrags als Geisel an den Hof des Awarenkhagans überstellt, um den Rücken für eine Offensive gegen das Sassanidenreich frei zu bekommen. Zu einem unbekannten Zeitpunkt, sehr wahrscheinlich aber erst nach der Belagerung von Konstantinopel (626), kam Athalarich wieder frei.

Um 637 wurde Athalarich in eine Verschwörung gegen Herakleios verwickelt. Unter dem Eindruck des unaufhaltsamen Vordringens der Araber in den Ostprovinzen und angesichts der Kränklichkeit des designierten Thronfolgers Konstantin planten einflussreiche armenische Hofkreise um den Kuropalates David Saharuni und den ehemaligen Marzban Waras-Tiroz Bagratuni, Herakleios und dessen Frau Martina zu stürzen und Athalarich auf den Thron zu bringen. Das Komplott flog auf – Athalarich und sein Vetter Theodoros Magistros wurden zum Tode verurteilt, von Herakleios jedoch „begnadigt“, grausam verstümmelt und auf die Inseln Prinkipo bzw. Malta verbannt, wo sie der baldige Tod ereilte. In Reaktion auf den Umsturzversuch setzte Martina im Jahr darauf die Erhebung ihres Sohnes Heraklonas zum Mitkaiser und gleichberechtigten Thronfolger durch.

Quellen

Literatur

  • Wolfram Brandes: Thüringer/Thüringerinnen in byzantinischen Quellen. In: Helmut Castritius, Dieter Geuenich, Matthias Werner (Hrsg.): Die Frühzeit der Thüringer. Archäologie, Sprache, Geschichte (= Reallexikon der germanischen Altertumskunde. Ergänzungsbände. Bd. 63). De Gruyter, Berlin u. a. 2009, ISBN 978-3-11-021454-3, S. 291–328 (siehe auch Tagungsbericht vom 20. – 22. Oktober 2006, Friedrich-Schiller-Universität Jena. In: H-Soz-u-Kult, 22. Dezember 2006).
  • Walter E. Kaegi: Heraclius. Emperor of Byzantium. Cambridge University Press, Cambridge u. a. 2003, ISBN 0-52181-459-6, S. 120 u. 260 f.
  • Mikael Nichanian: Le maître des milices d′Orient, Vahan, et la bataille de Yarmouk (636) au complot d′Athalaric (637). In: Barlow Der Mugrdechian (Hrsg.): Between Paris and Fresno: Armenian Studies in Honor of Dickran Kouymjian. Mazda Press, Costa Mesa 2008, ISBN 1-56859-168-3, S. 321–337.
  • Walter Pohl: Die Awaren. Ein Steppenvolk im Mitteleuropa 567–822 n. Chr. 2., aktualisierte Auflage. C. H. Beck, München 2002, ISBN 3-40648-969-9, S. 246.
  • Alexios G. Savvides, Benjamin Hendrickx (Hrsg.): Encyclopaedic Prosopographical Lexicon of Byzantine History and Civilization. Bd. 1: Aaron – Azarethes. Brepols Publishers, Turnhout 2007, ISBN 978-2-503-52303-3, S. 432–433.
  • Robert W. Thomson (Übersetzung), James Howard-Johnston (Kommentar): The Armenian History Attributed to Sebeos. Band 1: Translation and Notes (= Translated Texts for Historians. Bd. 31, 1). Liverpool University Press, Liverpool 1999, ISBN 0-85323-564-3, S. 92 ff.

Anmerkungen

  1. Nichanian, Le maître des milices d′Orient Vahan, S. 328, FN 33.
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