John Richmond Booth (* 19. November 1799 in Klein Flottbek; † 14. September 1847 ebenda) war ein deutscher Pflanzenzüchter und Besitzer einer Baumschule.

Leben und Wirken

John Richmond Booth war ein Sohn des Gärtners und Baumschulenbesitzers James Booth, der aus Schottland stammte und von Caspar Voght überzeugt worden war, in Flottbek bei Altona für ihn tätig zu werden.

Der frühe Tod seines Vaters 1814 und die allgemeine wirtschaftliche Lage Altonas und des nahegelegenen Hamburg nach dessen Belagerung waren keine günstige Voraussetzungen für einen wirtschaftlichen Betrieb mit der Zucht und dem Handel von Pflanzen, mit dem von Saaten und Blumenzwiebeln und dem Baumschulenbetrieb. Bevor John Richmond, der beim Tode seines Vaters erst 15 Jahre alt war, gemeinsam mit seinem älteren Bruder James Godfrey und seinem jüngeren Bruder George (1804–1866) die Baumschule James Booth & Söhne hatte übernehmen könne, wurde der Betrieb vermutlich von dem Gärtner und Mitarbeiter Christian Giese (1786–1846) geleitet. Erst im Laufe vieler Jahre stellte sich der Erfolg der Baumschule und Handelsgärtnerei ein. 1822 konnte das Gelände auf 25 ha vergrößert werden. Im Jahr 1823 war mit dem Bau von 5 Gewächshäusern begonnen worden. Der in Literatur vereinzelt erwähnte Verkauf von Sträuchern an Hermann Fürst von Pückler-Muskau für den von ihm gestalteten Landschaftspark bei Branitz fand erst kurz vor dem Tod von John Richmond Booth statt.

Der älteste Bruder James Godfrey schied zu Beginn des Jahres 1828 in gegenseitigem Einvernehmen bei James Booth & Söhne aus und gründete das Unternehmen J.G. Booth & Co. Geschäftsgrundlage war der Handel mit Saatgut und Blumenzwiebeln, den zuvor James Booth & Söhne betrieben hatte. Der jüngere Bruder George trat um 1831 als Teilhaber aus dem Unternehmen aus. John Richmond Booth leitete das Unternehmen fortan alleine und machte die Baumschule international bekannt. Im Rahmen der Versammlung „Deutscher Naturforscher und Ärzte“ im September 1830 in Hamburg besuchten die Botaniker die Gärtnerei. Indem Booth Anbauverträge mit zahlreichen umliegenden Gärtnereien abschloss, legte er den Grundstein für die große Dichte an Baumschulbetrieben insbesondere in Rellingen und Halstenbek.

Nach dem Tod von John Richmonds 1847 übernahmen dessen Witwe Maria Elisabeth Booth und deren Vater Joachim Lorentz de la Camp (1781–1864) Leitung der Baumschule und Handelsgärtnerei James Booth & Söhne anstelle der noch nicht erwachsenen Söhne. Sie schieden 1863 aus. John Cornelius war 1859 in die Baumschule eingetreten und übernahm 1863 mit seinem Bruder Joachim Lorenz de la Camp Booth (1832–1887) deren Leitung. Am Jahresende 1868 verließ Lorenz Booth das Unternehmen.

Rosenstreit

John Richmond Booth züchtete zudem erfolgreich Rosen und Orchideen. 1833/34 geriet Booth mit dem Direktor des Botanischen Gartens in Hamburg Johann Georg Christian Lehmann in Streit. Die als „Rosenstreit“ bekannte Auseinandersetzung ist über Zeitungsartikel und Drucksachen dokumentiert. Lehmann hatte Booth zunächst vorgeworfen, dass es sich bei der als „Rose von Dänemark“ von Booth vertriebenen Pflanze nicht um eine Neuzüchtung handele, was Booth in scharfen Worten zurückwies. Lehmann zog seine Anschuldigungen später zurück mit dem Hinweis, sich geirrt zu haben. John Richmonds Bruder George Booth veröffentlichte dazu ein Buch.

Garten- und Blumenbau-Verein für Hamburg, Altona und deren Umgegenden

Gemeinsam mit seinem Bruder James Godfrey engagierte er sich seit dem Gründungsjahr 1836 im von ihm mitgegründeten Garten- und Blumenbau-Verein für Hamburg, Altona und deren Umgegenden. Hier trafen sich einerseits wohlhabende Altonaer und Hamburger Bürger und andererseits „Handels- und Kunstgärtner“. Er schrieb zur Pflanzenzucht für das Vereinsorgan, darunter 1838 über Rhododendren. Booths „Flottbeker Baumschule“ hatte einen wichtigen Anteil daran, dass die Pflanze zunehmend in Parks angepflanzt wurde.

Die Douglasie und andere ortsfremde Baumarten

In einem Artikel schrieb John R. Booth 1839 eine kurze Buchvorstellung „Das Pinetum Woburnense“. Dies Buch war im Auftrage einer der Herzöge von Bedford entstanden und beschrieb die Pflanzungen von verschiedenen „ausländischen“ Nadelbäumen und deren Entwicklung. Hier findet sich eine erste Erwähnung der Pinus Lambertiana (allgemeinsprachlich „Douglasie“). In Klein Flottbek hatte Booth 1831 eine Douglasie gepflanzt, die 1882 gefällt wurde. Bei dem zweijährigen Setzling handelte es sich um die erste in Deutschland gepflanzte Douglasie. Die Samen stammten von einer englischen Expedition, die David Douglas um 1827 an der Pazifikküste in Kanada unternommen hatte.

Anlässlich der jährlich stattfindenden „Versammlung deutscher Land und Forstwirte“ präsentierte Booth 1841 in Bad Doberan mehr als 100 Naturholzstämmchen in Töpfen.

Die Literatur, u. a. das „Lexikon der hamburgischen Schriftsteller“, führt John Richmond Booth mitunter fälschlicherweise den Vornamen Godfrey anstelle von Richmond. Auch nicht alle Texte und Schriften, die ihm zugeordnet werden, stammen aus seiner Feder.

Ehrungen

John Booth wurde aufgrund seiner Zuchterfolge mehrfach in Europa ausgezeichnet. 1841 wurde Booth vom dänischen König der Dannebrogorden verliehen, 1846 wurde er vom schwedischen König zum „Ritter des Wasaordens“ ernannt. Er erhielt Besuch von der dänischen Königin und verhandelte persönlich mit Karl Robert von Nesselrode über Pflanzenlieferungen für Gartenanlagen in Sankt Petersburg. 1833 wurden die Brüder John Richmond und James Godfrey zu Ehrenmitgliedern des Gartenbauvereins für das Königreich Hannover ernannt.

Familie

John Richmond Booth heiratete 1831 Maria Elisabeth de la Camp (1806–1868). Seine Frau entstammte einer bedeutenden Hamburger Kaufmannsfamilie. Das Ehepaar hatte sieben Kinder. John Richmond Booth starb 1847 noch vor Vollendung des 50. Lebensjahres. Der Sohn Arthur entwickelte sich zu einem angesehenen Kaufmann.

Einer seiner Söhne war John Cornelius Booth (1836–1908).

Die Gräber von John Richmond und Maria Elisabeth Booth sind seit 1996 neben dem Grab des Vaters James Booth auf dem Nienstedtener Friedhof zu finden.

Aufsätze

Kataloge (Verkauf)

  • James Booth & Söhne, Eigentümer der Flottbecker Baumschulen bei Hamburg, 1845, PDF
  • Verzeichniß von in- und ausländischen Frucht- und Forst-Bäumen, Blumen-Sträuchern etc. welche für beygesetzten Preisen zu haben sind bey James Booth & Söhne, in der Flottbecker Baumschule bey Altona, Nestler, Hamburg 1818, urn:nbn:de:gbv:3:3-34759
  • Verzeichniss von in- und ausländischen Frucht- und Forstbäumen, Blumen – Sträuchern, Stauden – Gewächsen, Haus-Pflanzen. Nebst einem Nachtrage von oekonom. und Holz-Sämereyen, welche für beygesetzte Preise zu haben sind bey James Booth & Söhne in der Flottbecker Baumschule bey Altona. Nestler, Hamburg 1824 (Digitalisat)

Literatur

  • Booth, John Godfrey, [tatsächlich John Richmond] in: Eduard Alberti (Hrsg.): Lexikon der Schleswig-Holstein-Lauenburgischen und Eutinischen Schriftsteller von 1829 bis Mitte 1866 (1867 bis 1868), 1. Abt. A–L, Akademische Buchhdlg., Kiel, 1867, Digitalisat, S. 71 ff. (Liste der veröffentlichten Texte).
  • Annegreth Dietze: Einflüsse aus Deutschland auf die bürgerliche Gartenkunst in Südnorwegen in der Zeit zwischen 1750 und 1850. In: Sylvia Butenschön (Hrsg.): Gartenhistorisches Forschungskolloquium 2008. In: Graue Reihe des Instituts für Stadt und Regionalplanung Technische Universität Berlin, Zusammenstellung der Tagungsbeiträge, Heft 17, Berlin 2008, ISBN 978-3-7983-2100-7, S. 93 ff. (ab S. 98 werden Lieferungen nach Skandinaven der Fa. James Booth & Söhne näher erläutert.) PDF
  • Maria Möring: Booth, John Richmond. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 453 (Digitalisat).
  • Theodor I. Nietner: Reisebericht über die Gärten und Gartenanlagen von Hamburg. In: Friedrich Otto (hrsg.): Allgemeine Gartenzeitung, 2. Jg., Berlin 1834, S. 275 ff. (S. 277 ff.)
  • Die Flottbecker Baumschule der Herrn James Booth & Söhne bei Flottbeck zu Hamburg. In: Neue allgemeine deutsche Garten- und Blumenzeitung, 5. Jg., Norbert Kittler, Hamburg 1849, S. 93–94.
  • Zweyter Tag. In: Lorenz Oken: Isis, Heft VIII–X, 1831, Sp. 851–853 (Detailreiche Darstellung der bisherigen Geschäftsentwicklung.)
  • Eduard Otto: Nachrichten über einige Hamburger Gärten (aus brieflichen Mittheilungen im Oktober 1838). In: Friedrich Otto (hrsg.): Allgemeine Gartenzeitung, 6. Jg., Nr. 44, Berlin 1838, S. 347–348.
  • Eduard Otto: Auswahl schönblühender Orchideen und einiger anderer Pflanzen in den Gewächshäusern der Herrn James Booth & Söhne bei Flottbeck, in: Neue allgemeine deutsche Garten- und Blumenzeitung, 5. Jg., Norbert Kittler, Hamburg 1849, S. 384–385.
  • Hans Walden: Booth, John Richmond. In: Franklin Kopitzsch, Dirk Brietzke (Hrsg.): Hamburgische Biografie. Band 1. Christians, Hamburg 2001, ISBN 3-7672-1364-8, S. 53–54.

Anmerkungen

  1. „Richmond“ ist ein Mittelname und der Mädchenname seiner Mutter Mary Elisabeth. Auch er benannte seinen Sohn Joachim Lorenz mit dem Mittelnamen „de la Camp“ nach dem Mädchennamen seiner Frau Maria Elisabeth.
  2. John Richmond hatte eine Sandsteinstele nach dessen Tod auf seinem Grab errichten lassen.
  3. „Während seiner Geschäftsführung kamen die außerordentlich schlechten Jahre in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.“: Carl Ansorge: Über die Einführung ausländischer Gehölze und die Beteiligung der Familie Booth daran. In: Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft, Nr. 29, 1920, S. 272.
  4. Zweyter Tag. In: Lorenz Oken: Isis
  5. James Booth & Söhne wurde in Hamburg (ca. ab 1803) durch Heinrich Vernunft (Händler für englische Waren) vertreten. Sein Kontor lag an der Mühlenbrücke 41. Später (vor 1822) übernahm die Witwe das Geschäft. Ab 1828 war die Adresse der Firmensitz von J.G. Booth & Co.
  6. Amtlicher Bericht über die Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte, Perthes & Besser, Hamburg 1831, S. 35.
  7. Die Gartenwelt, VII. Jg., Heft 16, Carl Schmidt & Co, Leipzig 1903, S. 188.
  8. Nr. 6, Erste Bekanntmachung. In: Allerhöchst priviligierte Schleswig-Holsteinische Anzeigen für das Jahr 1869. Amtlicher Teil, Augustin, Glückstadt, 3. Stück 18. Januar 1869, S. 28–29, Digitalisat
  9. Erklärung in Regensburger Zeitung, Nr. 104 vom 2. Mai 1834, (ohne Seitenangabe), (Beilegung des „Rosenstreits“,) Digitalisat
  10. Nees v. Esenbeck: Der Rosenstreit. In: Flora oder [allgemeine] botanische Zeitung. 17. Jg., 2. Bd., Nr. 25 vom 7. Juli 1834, S. 385–396 und Nr. 26 vom 14. Juli 1834, S. 401–410.
  11. George Booth: Sieg der Rose „Königin von Dänemark“ durch Enthüllung der Anschläge des Professors J.G.C. Lehmann. Paris 1834, Digitalisat
  12. Carl Ansorge: Über die Einführung ausländischer Gehölze und die Beteiligung der Familie Booth daran. In: Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft. Nr. 29, 1920, S. 274.
  13. Deutsche Forstlehranstalten und eine große Anzahl an Forstleuten lehnten die Anpflanzungen von Baumarten, die wie die Douglasie nicht heimisch waren, kategorisch ab. Booths Bemühungen fanden daher nur eine sehr geringe fachliche Anerkennung und/oder Erwähnung in der Fachliteratur. (Darum bemühte sich später sein Sohn John Cornelius.) Als Pionier der Douglasie in Deutschland gilt daher Landesforstmeister Karl Phillipp (1865–1937), der die Douglasie bei einem privaten Aufenthalt in den USA 1891/92 kennengelernt hatte. Zusätzlich: Historische Betrachtung zur Einführung von Douglasie und anderen fremdländischen Baumarten in Europa. In: Landbauforschung, Sonderheft 344, Zum Douglasienanbau in Deutschland, Johann Heinrich von Thünen-Institut, 2011, ISBN 978-3-86576-070-8, S. 5 ff. PDF
  14. Verzeichnis der von Herrn John Booth aus Hamburg und Flottbeck bei der Versammlung der Deutschen Land- und Forstwirthe zu Doberan im September 1841 ausgestellten Nadelholzarten. In: Alexander von Lengerke (Hrsg.): Amtlicher Bericht über die Versammlung deutscher Land- und Forstwirthe zu Doberan im September 1841. Opitz u. Co, Güstrow 1842, S. 234ff.
  15. II. Hvarjehanda. In: Botaniska Notiser för år 1846, Lund 1846, (Nr. 5–6, Maj–Juni), S. 96, Digitalisat
  16. Verhandlungen des Gartenbauvereins für das Königreich Hannover, 3. Bd., (Eigenverlag), Hannover 1834, S. 41. (Die Vornamen sind hier nicht korrekt angegeben.)
  17. Datum der Hochzeit 21. Mai 1831 (Staats und gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten, anno 1831), am Mittwoch den 25. Mai, o. Seitenangabe, Digitalisat
  18. Abweichende Angaben zu den Lebensdaten von Elisabeth de la Camp „9. September 1806 – 2. August 1842“ im Deutsches Geschlechterbuch, Band 171, Hamburg 12, Starke Verlag, Limburg, 1975, S. 137.
Wikisource: Allgemeine Gartenzeitung – Quellen und Volltexte
Wikisource: Isis – Quellen und Volltexte
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