Joseph Hickel (* 19. März 1736 in Böhmisch-Leipa; † 28. März 1807 in Wien) war ein österreichischer Porträtmaler.

Leben und Werk

Hickel war zunächst Schüler seines Vaters, eines dem Vornamen nach und auch sonst unbekannt gebliebenen Malers aus Böhmisch-Leipa, der aber wohl mit jenem 1766 in den Listen der Wiener Akademie geführten „Franz Hickels, Maler von der Böhmisch-Leipa“ identisch ist. Hickel malte bereits im Alter von 15 Jahren ein Altarblatt für die Stadtkirche von Hirschberg in Böhmen. Er hatte einen jüngeren Bruder Anton Hickel (1745–1798), der ebenfalls Maler wurde und zeitweise sein Schüler war.

1756 übersiedelte er zur weiteren Ausbildung nach Wien und studierte an der Wiener Akademie, wo er sich besonders in die Porträtmalerei vertiefte. So zog er die Aufmerksamkeit der Kaiserin Maria Theresia auf sich, die ihn auf eigene Kosten auf Studienreisen nach Italien sandte, wo er in Mailand, Parma und Florenz zahlreiche Porträts hoher Persönlichkeiten im Auftrag seiner Gönnerin malte. Bei ebendieser gelang es jedoch Neidern, ihn zu verleumden, so dass Hickel über mehrere Jahre vom Wiener Hof verbannt wurde. Diese Jahre nutzte Hickel, um sich weiter in der Kunst der Porträtmalerei zu vertiefen und so ernannte ihn 1769 die Florentiner Akademie zu ihrem Mitglied.

Nach seiner Rückkehr nach Wien erhielt er den Auftrag, ein Porträt Kaisers Joseph II. zu malen. Diese Aufgabe dürfte beim kaiserlichen Auftraggeber höchste Zufriedenheit bewirkt haben, so wurde Hickel 1771 zum kaiserlich-königlichen Kammermaler ernannt. 1778 bewarb er sich jedoch vergeblich um den Posten des Direktors der Wiener Akademie. In Fortsetzung seiner Tätigkeit als Hofmaler Josephs II. prägte er fortan mit seinem Stil das Porträtbildnis dieses Kaisers. Er übernahm die einmal gefundene Kopfhaltung nach halblinks, mit markant modellierten Gesichtszügen und auf dem Betrachter ruhenden Augen für alle seine Werke, ob Brustbild oder Ganzfigur mit wechselnder Bein- und Armhaltung. Dieser Darstellungstypus wurde nicht nur zu Hickels eigenem Markenzeichen, sondern allein die Kopfhaltung wurde dadurch zum Chiffre des Kaiserbildes Josephs II.

Hickel war außerordentlich produktiv und hinterließ der Nachwelt über 3.000 Gemälde, von denen viele wiederum in Kupferstichen übernommen wurden. Kaiser Joseph II. porträtierte er mindestens fünfmal, eines dieser Bildnisse befindet sich heute im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien. Der zeitgenössische Kunsthistoriker Gottfried Johannes Dlabacz urteilte über Hickel: „Sein Pinsel war bei einer ungemeinen Geschwindigkeit kraftvoll und energisch, sein Kolorit lebhaft und stark; seine Bilder alle bis zur höchsten Täuschung treffend; seine Porträts drücken meistens Handlungen aus, die den dadurch vorgestellten Personen ganz eigen sind.“

Die meisten Gemälde Joseph Hickels befinden sich heute im Privatbesitz, eher wenige in staatlichen Institutionen wie etwa in Wien, Potsdam, Florenz, Stockholm und Liechtenstein.

Werke (Auszug)

Literatur

Commons: Joseph Hickel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hickel, Joseph. In: Hans Wolfgang Singer (Hrsg.): Allgemeines Künstler-Lexicon. Leben und Werke der berühmtesten bildenden Künstler. Vorbereitet von Hermann Alexander Müller. 5. unveränderte Auflage. Band 2: Gaab–Lezla. Literarische Anstalt, Rütten & Loening, Frankfurt a. M. 1921, S. 176 (Textarchiv – Internet Archive auch zu Anton Hickel).
  2. Hickel, Joseph. In: Georg Kaspar Nagler (Hrsg.): Neues allgemeines Künstler-Lexicon. Band 5: Gallimberti.–Haslöhl. E. A. Fleischmann, München 1837, S. 172 (Textarchiv – Internet Archive auch zu Anton Hickel, hier ist für Joseph Hickel das Geburtsjahr 1734 angegeben).
  3. Angelika Schmitt-Vorster: Pro Deo et Populo. Die Porträts Josephs II. (1765–1790). Untersuchungen zu Bestand, Ikonographie und Verbreitung des Kaiserbildnisses im Zeitalter der Aufklärung. Dissertation, LMU München, 2005, S. 42–46
  4. Hickel, Joseph. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 17: Heubel–Hubard. E. A. Seemann, Leipzig 1924, S. 45–46.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.