Jost Haller (* um 1415; † zwischen 1472 und 1486) war ein elsässischer Maler und zunächst in Straßburg, danach in Metz und Saarbrücken tätig. Er wird auch Der Maler der Ritter („Le peintre des chevaliers“) genannt.
Leben
Hallers Name war bis 1980 in Vergessenheit geraten, als Charles Sterling ihn wiederentdeckte und ihm eine Reihe von Tafelbildern und Miniaturen zuschrieb, die zuvor noch als die Werke unbekannter Meister diskutiert wurden.
Hallers Biografie ist nur bruchstückhaft bekannt: Zwischen 1438 und 1447 war er Meister und Mitglied der Zunft der Maler und Goldschmiede in Straßburg. Aus den Jahren 1447 und 1453 sind Werkverträge mit ihm in Metz bekannt. Ab 1450 war er Hofmaler des Grafen Johann III. von Nassau-Saarbrücken. In der Folge siedelte er nach Saarbrücken über, wo ihm der Landesherr ein Grundstück zur Verfügung stellte, das er 1466 bebaute. Bis 1472 gibt es Belege, dass er Zuwendungen seitens des Landesherren bezog.
Werk
Haller war Zeitgenosse des Meisters der Gewandstudien und in Colmar Kollege von Caspar Isenmann. Er gehört zu den herausragenden oberrheinischen Künstlern unter Einfluss der neuen Kunst aus den burgundischen Niederlanden, zu denen auch der Meister der Karlsruher Passion (Hans Hirtz?), Martin Schongauer, Meister E.S., Peter Hemmel von Andlau und südlicher, in Basel, Konrad Witz zählen.
- Sein bekanntestes Werk ist das Bergheimer Retabel (auch Tempelhofer Altar, um 1445), ein Tafelgemälde, das sich heute im Museum Unterlinden in Colmar befindet.
- Von Haller stammt wahrscheinlich auch die Malerei des Altars der Deutschordensritter (um 1455–60) in Saarbrücken.
- Außerdem wird ihm die Wandmalerei Michael bezwingt Satan in der Thomaskirche, Straßburg zugeschrieben.
- Auch die Miniaturen im Manuskript Livre de prières / Heures de Lorette d'Herbeviller (um 1470) der Bibliothèque nationale de France soll er gestaltet haben.
- Zugeschrieben werden ihm (oder seiner Werkstatt) auch die Entwürfe für die Adelphus-Teppiche in Neuwiller-lès-Saverne.
Gedenken
In Straßburg ist eine 2006 für die Straßenbahn Straßburg (Linie B) gebaute Brücke über die Ill nach ihm benannt.
Literatur
- Anne-Marie Legaré: [Rezension zu] Philippe Lorentz, Jost Haller, le peintre des chevaliers et l'art en Alsace au XVe siècle. Colmar, musée d'Unterlinden. In: Bulletin Monumental 162-2 (2004), S. 146–147; abgerufen am 1. Dezember 2022.
- Philippe Lorentz: Recherches sur la peinture à Strasbourg au XVe siècle. Du Maître du Paradiesgärtlein à Jost Haller. Dissertation Universität Dijon, Dijon 1997 (Mikrofiche).
- Philippe Lorentz: Jost Haller. Le peintre des chevaliers et l'art en Alsace au XVe siècle. Musée d'Unterlinden, Colmar 2001.
- Gisela Probst: Die Memoria der Herren von Lichtenberg in Neuweiler (Elsass). Adelphus-Teppiche, Hochgrab Ludwigs V. (gestorben 1471), Heiliges Grab (1478), Glasmalereien. Deutscher Verlag für Kunstwissenschaft, Berlin 2015. ISBN 978-3-87157-241-8
Weblinks
Anmerkungen
- ↑ Cod. latin 13279.
Einzelnachweise
- ↑ Legaré.
- ↑ Charles Sterling: Jost Haller. Maler zu Straßburg und zu Saarbrücken in der Mitte des 15. Jahrhunderts. In: Wiener Jahrbuch für Kunstgeschichte. Band 33, Nr. 1, 1980, S. 99–126.
- ↑ Probst. S. 128.
- ↑ Unterlinden Museum, Colmar: Jost Haller – Der Maler der Ordensritter. In: kulturerbe-online.de. Abgerufen am 27. August 2022.
- ↑ Souad Hali: Jost Haller : le peintre inconnu a enfin un nom. In: Art aujourdhui.info vom 19. September 2001; abgerufen am 1. Dezember 2022. – Legaré.
- ↑ Latin 13279 Heures. In: BnF Archives et manuscrits. Abgerufen am 6. September 2022 (französisch).
- ↑ Probst. S. 139.
- ↑ Pont Jost-Haller auf structurae; abgerufen am 1. Dezember 2022.