Juan de Lugo y de Quiroga SJ (* 25. November 1583 in Madrid; † 20. August 1660 in Rom) war ein Jesuit, Kardinal, spanischer Renaissance-Theologe und ein führender Vertreter der Schule von Salamanca.

Biografie

Juan de Lugo wurde am 25. November 1583 in Madrid geboren. Sowohl sein Vater (Juan de Lugo, ein caballero jurado aus Sevilla) als auch seine Mutter (Teresa de Quiroga) gehörten aristokratischen Familien an. Sein Cousin war der Humanist José Antonio González de Salas.

Juan war ein frühreifes Kind: mit drei Jahren konnte er bereits gedruckte Bücher oder Manuskripte lesen; mit zehn Jahren erhielt er die Tonsur; mit vierzehn verteidigte er öffentlich eine These der Logik, und fast gleichzeitig wurde ihm von König Philipp II. von Spanien ein Benefiziat gewährt, das er bis zu seiner Priesterweihe im Jahr 1618 wahrnahm.

Wie sein älterer Bruder Francisco wurde er von seinem Vater zum Jurastudium an die Universität von Salamanca geschickt, wo er wahrscheinlich Diego de Saavedra Fajardo traf. Als Francisco bei den Jesuiten eintrat, beschloss Juan den gleichen Weg wie sein Bruder zu gehen. Er bat seinen Vater zweimal um die Erlaubnis in den Orden eintreten zu dürfen, aber da er sie nicht erhalten konnte trat er am 6. Juli 1603 ohne seine Zustimmung ein. Er studierte Philosophie am Jesuitenkolleg in Pamplona und Theologie in Salamanca.

Nach Abschluss seines Studiums wurde er 1611 zum Professor für Philosophie in Medina del Campo und dann zum Professor für Theologie in Valladolid ernannt, wo er fünf Jahre lang lehrte. Sein Ruhm als Theologieprofessor zog die Aufmerksamkeit des Ordensgenerals Muzio Vitelleschi auf sich und de Lugo wurde nach Rom berufen wo er Anfang Juni 1621 eintraf. In der Ewigen Stadt unterrichtete er zwanzig Jahre lang Theologie und erwarb sich einen immensen Ruf für seine profunden Kenntnisse der Scholastik und für die bewundernswerte Kürze und Klarheit seiner Ausführungen.

Kardinal

Die Lehren von de Lugo wurden von Kopisten in vielen Ländern verbreitet, bevor sie überhaupt veröffentlicht wurden. Als der Generaloberer der Gesellschaft Jesu ihm befahl, seine Werke zu drucken, gehorchte de Lugo und bereitete ohne Hilfe in fünf Jahren das Material für die ersten drei Bände (1633, 1636, 1638) vor. Vor der Veröffentlichung des 4. Bandes, De justitia et jure, hielten es seine Vorgesetzten für angebracht diesen Band Papst Urban VIII. zu widmen. De Lugo musste ihn dem Papst persönlich überreichen und er war von der Kultur des spanischen Theologen so überrascht und begeistert, dass er ihn 1643 zum Kardinal erhob, eine Position, die de Lugo nur widerwillig annahm. Nachdem er Kardinal geworden war, hörte de Lugo auf zu lehren, aber viele seiner Werke wurden erst nach 1643 veröffentlicht.

Als Kardinal hatte er oft die Gelegenheit sein Wissen in den Dienst der Kirche zu stellen, insbesondere in den Beratungen der römischen Kongregation für die Glaubenslehre und des Konzils. Nach dem Tod von Papst Urban nahm de Lugo am Konklave von 1644 teil. Als Angehöriger der Barberini-Familie war die Mehrheit der Kardinäle der Meinung, dass er für ihren Kandidaten Giulio Cesare Sacchetti stimmen würde, welcher der französischen Fraktion angehörte. De Lugo hingegen überraschte das Kardinalskollegium und sprach sich für den spanischen Kandidaten Giovanni Battista Pamphili aus, der schließlich gewählt wurde und den Namen Papst Innozenz X. annahm.

Er starb am 20. August 1660 im Alter von 77 Jahren in Rom, im Beisein des Jesuiten-Kardinals Pietro Sforza Pallavicino, einem seiner hingebungsvollsten Schüler. Seinem Wunsch entsprechend wurde er in der Nähe des Grabes des Ordensgründers Ignatius von Loyola begraben, damit „sein Herz dort ruhen konnte, wo sein Schatz lag“, wie es in seinem Epitaph heißt.

Seine Großzügigkeit gegenüber den Armen war berühmt: Obwohl er nicht viel Geld verdiente, verteilte de Lugo täglich Brot, Geld und sogar Medikamente wie Chinin, das er den Kranken brachte, die er im Spital von Santo Spirito in Sassia besuchte. De Lugo war einer der größten Förderer zur Verbreitung von Chinin. 1643 bat der Kardinal Gabriele Fonseca, den Leibarzt von Papst Innozenz X., eine Studie über die Wirksamkeit der Chinarinde durchzuführen. In seinem Bericht schrieb Fonseca, dass Chinin das wirksamste Mittel gegen Malaria sei, das bis dahin gefunden wurde. Im Jahr 1649 schrieb Pietro Paolo Puccerini, Apotheker des Collegio Romano, wiederum im Auftrag von de Lugo, die Anweisungen zu den Dosierungen und zur korrekten Anwendung von Chinin in einer gedruckten Verschreibung mit dem Titel Schedula Romana.

Werke

Die Werke von Juan de Lugo, von denen einige nie gedruckt wurden, decken fast das gesamte Gebiet der Moraltheologie und Systematischen Theologie ab. Auf den ersten Band, De Incarnatione Domini,, der 1633 in Lyon erschien, folgten De sacramentis in genere und De Venerabili Eucharistiæ Sacramento et de sacrosancto Missæ sacrificio(Lyon, 1636); Virtute et Sacramento poenitentiæ, de Suffragiis et Indulgentiis (Lyon, 1638). Das Werk dem de Lugo seinen Ruhm verdankte, De justitia et jure, wurde 1642 in Lyon veröffentlicht. Bei der Abfassung dieser wichtigen Abhandlung nutzte de Lugo die in seinen frühen Jahren in Salamanca erworbenen Rechtskenntnisse. Dies war das Werk, das er dem Papst persönlich widmete und überreichte und das ihm sozusagen die Kardinalswürde eingebracht hat.

De Lugo schrieb viele andere Werke: De virtute fidei divinæ (Lyon, 1646) und Responsorum morialum libri sex (Lyon, 1651), herausgegeben von seinem ehemaligen Schüler, Bruder und Freund, Kardinal Pietro Sforza Pallavicino. In den sechs Büchern der Responsa gibt de Lugo nach einer eingehenden Diskussion die Lösung für viele schwierige Fälle der Moraltheologie. Der siebte Band, De Deo, de Angelis, de Actibus humanis et de Gratia (Köln, 1716), erschien mehr als fünfzig Jahre nach dem Tod des Autors.

Viele andere Werke der Theologie und insbesondere der Philosophie („De Anima“, „Philosophia“, „Logica“, „De Trinitate“, „De Visione Dei“ usw.) befinden sich noch heute als Handschriften in den Bibliotheken von Madrid, Salamanca, Karlsruhe, Malines usw.

Unter den ungedruckten Werken sind die Analysen zu De frequenti Communione von Arnauld und die Memorie del conclave d’Innocenzo X: Riposta al discorso … che le corone hanno jus d’eschiudere li cardinali del Pontificato besonders interessant

Der heilige Alfonso Maria de Liguori zögerte nicht, ihn als den größten Moraltheologen unmittelbar nach dem Kirchenlehrer Thomas von Aquin, „post S. Thomam facile princeps“, zu bezeichnen, und Papst Benedikt XIV. nannte ihn „Licht der Kirche“. In Venedig erschienen 1718 und 1751 zwei Gesamtausgaben von de Lugos Werken, die jeweils aus sieben Bänden bestehen. Eine weitere Ausgabe (Paris, 1768) wurde nie vollendet. Die letzte Ausgabe ist die von Fournials (1868–69), in sieben Bänden, zu der 1891 ein achter Band mit den Titeln „Responsa moralia“ und „Indici“ hinzugefügt wurde.

Konklaven

Teilnahme von Juan de Lugo während seines Kardinalamtes:

Publikationen

In Lyon

1633De Incarnatione Domini
1633De sacramentis in genere
1636De Venerabili Eucharistiae Sacramento et de sacrosancto Missae sacrificio
1638De Virtute et Sacramento poenitentiae, de Suffragiis et Indulgentiis
1642De justitia et jure
1646De virtute fidei divinae
1651Responsorum morialum libri sex

In Köln

posthum veröffentlicht
1716De Deo, de Angelis, de Actibus humanis et de Gratia

Manuskripte

Aufbewahrt in Madrid, Salamanca, Karlsruhe, Malines.
De Anima
Philosophia
Logica
De Trinitate
De Visione Dei

Literatur

  • Juan de Lugo: De iustitia et iure. Band 1. Laurent Arnaud, Philippe Borde, Pierre Prost, Lugduni 1646 (Latein, beic.it [abgerufen am 25. Mai 2020]).
  • Juan de Lugo: De iustitia et iure. Band 2. Philippe Borde, Laurent Arnaud, Pierre Prost, Lugduni 1646 (Latein, beic.it [abgerufen am 25. Mai 2020]).
  • Juan de Lugo: Disputationes scholasticae de incarnatione dominica. Hrsg.: Pierre Prost. Philippe Borde, Laurent Arnaud, Lugduni 1646 (Latein, beic.it [abgerufen am 25. Mai 2020]).
  • Juan de Lugo: Disputationes scholasticae et morales de sacramentis in genere. Philippe Borde, Laurent Arnaud, Claude Rigaud, Lugduni 1652 (Latein, beic.it [abgerufen am 25. Mai 2020]).
  • Juan de Lugo: Disputationes scholasticae et morales de virtute fidei divinae. Philippe Borde, Laurent Arnaud, Claude Rigaud, Lugduni 1656 (Latein, beic.it [abgerufen am 25. Mai 2020]).
  • Juan de Lugo: Responsa moralia. Philippe Borde, Laurent Arnaud, Claude Rigaud, Lugduni 1651 (Latein, beic.it [abgerufen am 25. Mai 2020]).
  • Luis Gómez Hellín: El tratado inédito "De Gratia" del Cardenal Juan de Lugo según un códice Salmantino. In: Gregorianum. Band 17, Nr. 3, 1936, S. 321–354, JSTOR:23567444 (spanisch).
  • Fondazione Mansutti: Quaderni di sicurtà. Documenti di storia dell’assicurazione. Hrsg.: M. Bonomelli. Electa, Mailand 2011, S. 204.
Commons: John de Lugo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Juan de Lugo. Abgerufen am 25. Mai 2020.
  2. 1 2 Pierre Bayle: Dictionnaire historique et critique de Pierre Bayle tome neuvième. Imprimerie de Fain, Place de l’Odéon 1820, S. 534 (google.it).
  3. John Bargrave: Pope Alexander the Seventh and the College of Cardinals. Hrsg.: James Craigie Robertson. (englisch, Nachdruck 2009).
  4. The Story of Quinine. In: thewisemag.com. Abgerufen am 25. Mai 2020 (englisch).
  5. Elizabeth Lane Furdell: The Royal Doctors, 1485-1714: Medical Personnel at the Tudor and Stuart Courts. (englisch, com.ar).
  6. The Jesuit’s Bark. Abgerufen am 25. Mai 2020 (englisch).
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