Ignatius von Loyola (spanisch Íñigo López de Loyola, später Ignacio de Loyola; * 1491 auf Schloss Loyola bei Azpeitia, Königreich Kastilien; † 31. Juli 1556 in Rom) war der wichtigste Mitbegründer und Gestalter der später auch als Jesuitenorden bezeichneten „Gesellschaft Jesu“ (lateinisch Societas Jesu, SJ). Ignatius von Loyola wurde im Jahr 1622 heiliggesprochen.
Leben und Wirken
Die Stationen im Leben des Ignatius von Loyola schildert er selber im so genannten Bericht des Pilgers, einer geistlichen Autobiographie, in der er den Weg beschreibt, den Gott ihn geführt habe:
López de Loyola stammte aus einem baskischen Adelsgeschlecht aus dem Königreich Navarra. Er war der jüngste Sohn von Don Beltrán Yáñez de Oñez y Loyola und dessen Ehefrau, Marina Sáez de Licona y Balda. Es sollte nach zwölf Geschwistern ihr letztes Kind sein. Seine Mutter starb kurz nach seiner Geburt, und Íñigo López wurde von María de Garín, der Frau eines Schmiedes, aufgezogen. Mit dem Tod des Vaters am 23. Oktober 1507 wurde er Vollwaise. Bis zu diesem Zeitpunkt diente er als Page des Adligen Juan Velázquez de Cuéllar (um 1460–1517) in Arévalo. Als am 12. August 1517 sein Dienstherr starb, schloss sich López de Loyola dem Militär an und diente unter Antonio Manrique de Lara, dem Herzog von Nájera und Vizekönig von Navarra.
Am 20. Mai 1521 bei der Verteidigung Pamplonas gegen französische Truppen (italienische Kriege) wurde Loyola von einer Kanonenkugel am Bein schwer verletzt. Wie er in seiner Autobiographie berichtet, las er auf dem Krankenlager statt der bevorzugten Ritterromanzen eine Sammlung von Heiligenlegenden sowie eine Lebensbeschreibung Christi und kam deshalb dazu, über seine Lebensweise nachzudenken. Während seiner Rekonvaleszenz im Kloster Montserrat legte er eine Lebensbeichte ab, die der Überlieferung nach drei Tage dauerte. Im Jahr 1522 verließ er, der als Ritter und Edelmann gekommen war, das Kloster als Bettler und Pilger. Seine Waffen ließ er am Altar der Klosterkirche zurück.
Es folgte etwa ein Jahr der Buße in Manresa – in diese Zeit fallen seine großen inneren Erlebnisse, die er in seinem Exerzitienbuch niederschrieb. In der zwischen den Flüssen Cardener und Llobregat eingebetteten katalanischen Stadt verbrachte er einige Monate in Einsamkeit, in denen er sich äußerster Armut aussetzte und beständig im Gebet vertiefte. In einer Höhle am Cardener hatte er eine Erleuchtung, die ihn im spirituellen Sinne für sein ganzes Leben prägte.
Am Ende seines Aufenthalts in Manresa wurde Ignatius zum Pilger, der es nach Jerusalem und über viele weitere Stationen bis nach Rom brachte. So schiffte sich Ignatius am 20. März 1523 in Italien ein und erreichte im September desselben Jahres Palästina, das seit 1516 von den osmanischen Türken besetzt war. Diese Reise erscheint auch im Pilgerbericht des Peter Füssli, der das heilige Land auf demselben Schiff wie Ignatius erreichte und die diskrete Gruppe seiner spanischen Mitreisenden beschrieben hat.
Von 1524 an holte Ignatius in Barcelona an einer Lateinschule (Trivium) so viel Schulbildung nach, dass er zwei Jahre später zur Universität zugelassen wurde. Er begann an der Universität von Alcalá de Henares Philosophie und Theologie zu studieren. Durch seine Ansichten fiel er schon nach kurzer Zeit der Inquisition auf; er wurde „ernst befragt“ und acht Wochen eingesperrt. Im Jahr 1527 wechselte er an die Universität Salamanca. Er wurde auch in Salamanca von der Inquisition bespitzelt, verhört und schließlich vom theologischen Studium ausgeschlossen.
Im Juni 1528 flüchtete er nach Paris. An der Sorbonne setzte er das Studium mit finanzieller Unterstützung von in Frankreich und Flandern tätigen spanischen Kaufleuten fort und beendete es am 15. März 1534 mit dem Titel eines Magister artium. Ein anschließend erneut aufgenommenes Theologiestudium beendete er nicht.
Noch während des Studiums in Paris freundete sich Ignatius von Loyola mit sechs Kommilitonen an: Peter Faber (1506–1546), Franz Xaver (1506–1552), Simão Rodrigues de Azevedo (1510–1579), Diego Laínez (1512–1565), Alfonso Salmerón (1515–1585) und Nicolás Bobadilla (1511–1590). Am 15. August 1534 (Mariä Himmelfahrt) gelobten die sieben Männer in der am Montmartre gelegenen Krypta des Martyriums des Heiligen Dionysius Armut, Keuschheit und Mission in Palästina. Das gemeinsame Gelöbnis gilt als Keimzelle der Gemeinschaft, die sich ab 1539 Compañía de Jesús nannte.
Am 24. Juni 1537 wurde Ignatius López de Loyola zusammen mit Diego Laínez in Venedig zum Priester geweiht, wo er sich ab 1535 aufhielt, um von dort nach Jerusalem zu reisen. Wegen der unsicheren politischen Lage war an eine Missionsreise ins Heilige Land jedoch nicht zu denken. Deshalb ersetzten sie die gelobte Missionierung des Heiligen Landes durch die Bereitschaft, in den Dienst des Papstes zu treten und insbesondere in den Gebieten zu missionieren, die die katholische Kirche an die Reformation verloren hatte. Kurz darauf reisten Ignatius und seine Freunde nach Rom und trugen dem Papst ihre Absicht vor. Papst Paul III. nahm ihre Formula Instituti zur Kenntnis und genehmigte drei Jahre später mit der Bulle Regimini militantis ecclesiae vom 27. September 1540 die Societas Jesu. Diese vorläufige Erlaubnis war an die Bedingung geknüpft, dass der Orden die Zahl von 60 Mitgliedern nicht überschreiten dürfe. Im Jahr 1541 wurde Ignatius zum ersten Ordensgeneral (Generaloberer der Gesellschaft Jesu) ernannt.
Die neue Gemeinschaft sorgte allein dadurch für Aufsehen, dass sie das Tragen einer Ordenstracht ablehnte. Darüber hinaus war ihre straffe Hierarchie an militärische Rangfolgen angelehnt. Auch die Ordensregeln wichen von den bisher üblichen ab und orientierten sich an militärischen Disziplinarvorschriften. Gleichzeitig waren Loyola und seine Anhänger neuen Predigtformen gegenüber aufgeschlossen, um ihren ambitionierten Missionszielen gerecht zu werden. Schnell wurde ihre Gemeinschaft zu einem wichtigen Träger der Gegenreformation. Im Jahr 1546 ließ Loyola offiziell die ursprüngliche Begrenzung der Gemeinschaft auf 60 Mitglieder fallen, woraufhin ein starkes Wachstum einsetzte, insbesondere in Spanien. Drei Jahre später machte eine päpstliche Bulle die Abteilungen der Societas Jesu unabhängig von den jeweiligen Bischöfen ihrer Operationsbereiche – eine Tatsache, die zu einer zentralistischen Leitung im Orden wie in der Gesamtkirche beitrug.
Im Sommer 1556 erkrankte Ignatius López de Loyola heftig an einer von Fieber begleiteten chronischen Krankheit. Am 30. Juli 1556 verlangte er nach der Letzten Ölung und dem päpstlichen Segen. Er starb bei Tagesanbruch des folgenden Tages im Alter von 65 Jahren. Seine letzte Ruhestätte befindet sich offiziell in Il Gesù in Rom, der Kirche des Mutterhauses der von ihm gegründeten Gemeinschaft. Historiker bezweifeln, dass der Leichnam Ignatius wirklich erhalten und in Rom ist. Der Jesuitenorden zählte bei seinem Tod etwa tausend Mitglieder.
Nachleben
Ignatius wurde am 27. Juli 1609 von Papst Paul V. selig- und am 12. März 1622 von Papst Gregor XV. heiliggesprochen. Sein Gedenktag ist in der katholischen und anglikanischen Kirche sein Sterbetag, der 31. Juli. Die Bauernregel für diesen Tag lautete: „So wie Ignaz stellt sich ein, wird der nächste Januar sein.“ Sein Geburtshaus bildete die Keimzelle für den Ausbau zum Jesuitenkolleg Loyola mit zentraler Basilika im 17.–19. Jahrhundert.
Mit der apostolischen Konstitution Summorum Pontificum vom 25. Juli 1922 erklärte Papst Pius XI. den Heiligen zum Schutzpatron der Exerzitien.
Im Jahr 1949 entstand in Spanien der Spielfilm El capitán de Loyola (Regie: José Díaz Morales) mit Rafael Durán in der Hauptrolle. Im Jahr 2016 wurde als philippinisch-spanische Koproduktion Ignacio de Loyola (Regie: Paolo Dy, Cathy Azanza) mit Andreas Muñoz in der Hauptrolle gedreht.
Im Jahr 2011 wurde in Spanien der Ignatiusweg als Pilgerweg von Loyola nach Manresa geschaffen.
Auch die Pflanzengattung Ignatia L. f. aus der Familie der Brechnussgewächse (Loganiaceae) ist nach Ignatius de Loyola benannt.
Heraldik und Genealogie der Familie
Der Name Loyola stellt eine Kontraktion der spanischen Wörter lobo y olla dar, die ins Deutsche übertragen „Wolf und Topf“ bedeuten; dabei soll der Wolf die Nobilität symbolisieren. Beide Aspekte des Wappens sind die Folge einer Verbindung zweier Adelsfamilien im Jahre 1261 durch die Heirat von López García de Oñaz mit Inés, Dame von Loyola.
Siehe auch
Werk
Sammlungen
- Briefe und Unterweisungen (Deutsche Werkausgabe 1), übersetzt und kommentiert von Peter Knauer, Würzburg, 1993.
- Gründungstexte der Gesellschaft Jesu (Deutsche Werkausgabe 2), übersetzt und kommentiert von Peter Knauer, Würzburg, 1998.
Einzelschriften
- Das geistliche Tagebuch, herausgegeben von Adolf Haas u. a., 1961.
- Der Bericht des Pilgers, übersetzt v. Burkhart Schneider, 7. Auflage, 1991.
- Übersetzt v. Michael Sievernich. Marix-Verlag, Wiesbaden 2006, ISBN 3-86539-075-7.
- Geistliche Übungen, übersetzt von Adolf Haas, Neuausgabe, 1999.
Briefe
- Briefwechsel mit Frauen, herausgegeben von Hugo Rahner, 1956.
- Trost u. Weisung. Geistliche Briefe, herausgegeben von Hugo Rahner, Neuausgabe, 2. Auflage, 1989.
- Briefe und Unterweisungen, übersetzt von Peter Knauer, 1993, ISBN 3-429-01530-8.
Literatur
- Cándido de Dalmases SJ: Ignatius von Loyola. Versuch einer Gesamtbiographie. Neue Stadt, München 2006, ISBN 978-3-87996-679-0.
- Pierre Emonet: Ignatius von Loyola. Legende und Wirklichkeit. Echter, Würzburg 2015, ISBN 978-3-429-03764-2.
- Helmut Feld: Ignatius von Loyola. Gründer des Jesuitenordens. Böhlau, Köln 2006, ISBN 3-412-33005-1.
- Alain Guillermou: Ignatius von Loyola. Aus dem Französischen übersetzt von Heinz Finé. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1962, ISBN 3-499-50074-4.
- Rita Haub: Ignatius von Loyola. Gott in allen Dingen finden. Lahn-Verlag, Kevelaer 2006, ISBN 3-7867-8567-8.
- Enrique García Hernán: Ignacio de Loyola. Taurus, Madrid 2013, ISBN 978-84-306-0211-7.
- Stefan Kiechle: Ignatius von Loyola. Leben – Werk – Spiritualität. Verbesserte und erweiterte Neuausgabe. Echter, Würzburg 2010, ISBN 978-3-429-03293-7.
- Willi Lambert: Aus Liebe zur Wirklichkeit. Grundworte ignatianischer Spiritualität. 7. Auflage, Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 2005, ISBN 3-7867-8367-5.
Weblinks
- Literatur von und über Ignatius von Loyola im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von und über Ignatius von Loyola in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Michael Hanst: Ignatius von Loyola. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 1258–1262.
- Quelltexte
- Die Geistlichen Übungen in der Übersetzung von Alfred Feder S.J. (1922) (PDF; 6,8 MB)
- Von Ignatius von Loyola stammende Sammlung von Aphorismen
- Die Formulae Instituti (private Seite)
- Biografien
- Ignatius von Loyola im Ökumenischen Heiligenlexikon
- Biografie auf www.jesuiten.org (Memento vom 11. Februar 2007 im Internet Archive)
- Ignatius von Loyola – Ein Lebensbild von Boris Repschinski
- Biografie (private Seite)
- Zeittafel Ignatius von Loyola
- Spiritualität
- Ignatius und Kontemplation (Memento vom 12. September 2009 im Internet Archive)
- Ignatianische Spiritualität – Eine Einführung von Boris Repschinski
Film
Im Jahr 2016 wurde die Filmbiografie „Ignatius von Loyola - Kämpfer, Sünder, Heiliger“ (Originaltitel: Ignatius of Loyola) veröffentlicht, eine philippinische Produktion.
Einzelnachweise
- ↑ Er wurde nach dem hl. Íñigo de Oña benannt, baskisch Eneko, lateinisch Enecus, Ennecus, Innicus oder Ignatius und spanisch San Enecón oder San Íñigo.
- ↑ Genealogie der Eltern
- ↑ William Meissner: Ignatius of Loyola: The Psychology of a Saint. Yale University Press, New Haven 1992, ISBN 0-300-06079-3, S. 9.
- ↑ San Ignacio de Loyola en la Corte de los Reyes de Castilla. Estudio crítico Fidel Fita Colomé (S. I.), Fundación Biblioteca Virtual Miguel de Cervantes.
- ↑ Ignatius von Loyola: Der Bericht des Pilgers. Freiburg, Herder 1956, S. 44
- ↑ Joachim Schäfer: Ignatius von Loyola - Ökumenisches Heiligenlexikon. Abgerufen am 5. Dezember 2022.
- ↑ Lotte Burkhardt: Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen. Erweiterte Edition. Botanic Garden and Botanical Museum Berlin, Freie Universität Berlin Berlin 2018.
- ↑ Ignatius von Loyola. In: Filmdienst.de. Abgerufen am 20. August 2023.
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