Kalkadoon-Sprache

Gesprochen in

Mount Isa, Queensland, Australien
Sprecher unbekannt
Linguistische
Klassifikation
Sprachcodes
ISO 639-3

ktg

Die Kalkadoon-Sprache (u. a. auch Kalkutungu, Galgadungu, Kalkutung, Kalkatungu, Galgaduun) ist eine wahrscheinlich ausgestorbene, australische Sprache der Kalkadoon-Aborigines, welche um die Region von Mount Isa in Queensland lebten.

Klassifikation

Kalkadoon wird, neben der nah verwandten Aborigine-Sprache Wakabunga, oft mit der Yalarnnga-Sprache gemeinsam als Kalkatungu-Sprachuntergruppe der Pama-Nyunga-Sprachfamilie eingestuft. O’Grady et al., klassifiziert die Sprache hingegen als einziges Mitglied der „Kalkatungu-Sprachuntergruppe“ der Pama-Nyunga-Sprachfamilie, und Dixon (2002) bezeichnet die Kalkatungu-Sprachuntergruppe als eine areale Gruppe.

Phonologie

Vokale

vorne hinten
hoch i iː u uː
tief a aː

Konsonanten

peripheral laminal apical
bilabial velar palatal dental alveolar retroflex
Plosiv p k c t ʈ
Nasal m ŋ ɲ n ɳ
Lateral ʎ l ɭ
Vibrant r1
Approximant w j ɻ

1 = Es ist nicht klar, ob die Anschläge einmalig oder mehrfach sind.

Betonung

In der Kalkadoon-Sprache drückt sich Betonung in Form von Lautstärke aus. Die Satzbetonung wird ähnlich wie im Englischen organisiert, wobei die erste Silbe im letzten Wort einer phonologischen Phrase die meiste Betonung erhält. Zudem wird, wenn es in einer Phrase mehr als zwei Wörter gibt, der ersten Silbe des ersten Wortes mehr Betonung gegeben als dem Wort, welches nicht am Ende kommt.

Zeichensprache

Kendon (1988) zeigt in seiner Arbeit, dass die Kalkadoon auch eine gebärdensprachliche Form ihrer Sprache entwickelt haben.

Grammatik

Nomen

Fälle

Die Kalkadoon-Sprache hat 6 Fälle.

NameNutzungBeispielDeutsche Übersetzung
Nominativwer oder wasmaaEssen
ErgativDas handelnde Wort im Satz
bzw. womit (siehe Instrumental)
maathudas Essen bzw. mit dem Essen
Lokativwo
bzw. mit wem/was zusammen
maathaim Essen bzw. zusammen mit dem Essen
Dativwessen
für wen/was
maatjides Essens; für das Essen
Ablativwohermaathanguvom Essen (her)
Allativwohinmaatjinhazum Essen (hin)
Bildung der Fälle

Ein Fall wird im Kalkatungu durch das Anhängen einer Nachsilbe (Suffix) gebildet.

Ergativ: Der Ergativ ist der komplexeste Fall.

  • Familienmitglieder, die auf u enden: -yu (z. B. martu (Mutter) → martuyu)
  • Familienmitglieder, die auf a oder i enden: -i (z. B. kurla (Vater) → kurlai)
  • Zweisilbige Nomen mit Nasal(m, n, ng), Stopplaut (p, t, k) und Vokal am Ende: -ku (z. B. kunka (Stock) → kunkaku)
  • sonstige zweisilbige Nomen, die auf einen Vokal enden: -ngku (z. B. kupu (Spinne) → kupungku)
  • Nomen mit mehr als zwei Silben: -thu (z. B. matjumpa (Känguru) → matjumathu)
  • Nomen, die auf n enden: -tu (z. B. kalpin (junger Mann) → Kalpintu)
  • Nomen, die auf t enden: t wird durch -rtu ersetzt (z. B. Utingat (Emu) → Utingartu)
  • Nomen, die auf yn enden: yn wird durch ntju ersetzt (z. B. Mulpiyn (Papagei) → Mulpintju)


Lokativ:

  • Nomen mit mehr als zwei Silben und einer vokalen Endung: -thi (z. B. Paimarra (Cloncurry) → Paimarrathi)
  • alle anderen Nomen: -pia (z. B. Nhaut (Kind) → Nhautpia)


Dativ:

  • Nomen, die auf einen Konsonanten enden: -ku (z. B. Kalpin (junger Mann) → Kalpinku)
  • Nomen, die auf einen Vokal enden: Wiederholung des Vokals am Ende (z. B. Kurla (Vater) → Kurlaa)


Allativ:
-nha wird an die Dativform des Nomens angehängt (z. B. Taun (Stadt) → Taunku (siehe Dativ) → Taunkunha)

Ablativ:
-ngu wird an die Lokativform des Nomens angehängt (z. B. Paimarra (Cloncurry) → Paimarrathi (siehe Lokativ) → Paimarrathingu)

Alle restlichen Formen werden wie in der oben stehenden Tabelle gebildet.

Transkriptionen

Für einige Nomen gab es vor der Ankunft der Briten keine Bezeichnungen, z. B. für Lebewesen, die nicht in ihrem Gebiet lebten. Aus diesem Grund wurden Wörter aus der englischen Sprache übernommen, die der Kalkatungu-Aussprache entsprechen.

Beispiele:
„thuku“ (Hund) vom englischen „dog“
„kiki“ (Kuchen) vom englischen „cake“
„taun“ (Stadt) vom englischen „town“

Verben

Man unterscheidet im Kalkadoon zwischen transitiven und intransitiven Verben. Bei den intransitiven Verben ist offensichtlich, wer die Handlung ausführt, weshalb keine Ergativkonjugation des Handelnden nötig ist. Die Verben werden mithilfe von Suffixen gebildet. Es werden einzig Modus und Tempus konjugiert, nicht etwa Numerus oder Genus.

Beispiele für transitive Verben sind: itjai (beißen), unpii (nehmen), ngkai (schicken). Hier wird deutlich, dass sich die handelnde Person nicht aus dem Kontext erschließen lässt, weshalb der Ergativ benötigt wird.

Beispiele für intransitive Verben sind: ara (hineingehen), thuna (rennen), watharra (herauskommen). Hier wird deutlich, dass sich die handelnde Person aus dem Kontext erschließen lässt, weshalb der Nominativ nötig ist.

Das Beispiel hier ist das intransitive Verb „ara“ (gehen).

Modus/TempusSuffixBeispielDeutsche Übersetzung
Präsenskein SuffixThuat tjaa ntuuka ara.Die Schlange geht in das Loch.
Vergangenheit-nhaThuat tjaa ntuuka aranha.Die Schlange ging in das Loch.
Zukunft-miThuat tjaa ntuuka arami.Die Schlange wird in das Loch gehen.
Potentialis-miaThuat tjaa ntuuka aramia.Die Schlange könnte in das Loch gehen.
Imperativ-ya nach a oder u
-a nach i
Ntuuka araya!Geh in das Loch!

Ausnahmen

Einige Ausnahmefälle sind bei besonderen Verben vorgegeben. Als wichtigste Ausnahme gilt das Verb „haben“: -yan/-aan/-an an das Nomen anhängen, das besessen wird (z. B. yuku (Speer) → yukuyan = einen Speer haben).

Adjektive

Adjektive verhalten sich im Kalkadoon genauso wie Nomen. Diese werden an das Nomen gehängt und nicht dekliniert.

Pronomen

Die Pronomen im Kalkadoon werden unabhängig von den Kasusbildungsregeln für die Nomen gebildet. Die Bedeutung ist allerdings gleich. Für jeden Fall gibt es je einen Pronom.

Personalpronomen

Es gibt bei den Personalpronomen im Kalkadoon 3 Numeri, nämlich Singular, Dual und Plural. Für die Geschlechter gibt es keine eigenen Personalpronomen, dies wird meist durch den Kontext klar.

FallIchDuEr/Sie/EsWir (2)Ihr (2)Sie (2)Wir (2+)Ihr (2+)Sie (2+)
NominativNgaiNyiniLhaa/
Pakai
NgalhiMpayaPuyuNgataNhutuThina
ErgativNgathuNyintiLhiiNgalhiiMpayaiPuyuyuNgataiNhutuyuThinai
LokativNgainguNyininguAlhanguNgalhinguMpayanguPuyunguNgatanguNhutunguThinangu
DativNgatjiNyunkuAlhaa/
Pakaya
NgalhiiMpayaaPuyuuNgataaNhutuuThinaa
AllativNgatjinhaNyunkunhaAlhaanhaNgalhiinhaMpayaanhaPuyuunhaNgataanhaNhutuunhaThinaanha
AblativNgainguanguNyininguanguAlhanguanguNgalhinguanguMpayanguanguPuyunguanguNgatanguanguNhutunguanguThinanguangu

Demonstrativpronomen

Die Demonstrativpronomen haben dieselben Numeri wie die Personalpronomen und werden untergliedert in drei Entfernungsgraden: etwas bei dem Sprecher, etwas bei dem Angesprochenen und etwas, das weder beim Sprecher, noch beim Angesprochenen ist.

FallDieses
(bei Sprecher)
Dieses
(bei Angesprochenem)
Jenes
(von Sprecher und Angesprochenem weiter weg)
Diese 2
(bei Sprecher)
Diese 2
(bei Angesprochenem)
Jenes
(von Sprecher und Angesprochenem weiter weg)
Diese 2+
(bei Sprecher)
Diese 2+
(bei Angesprochenem)
Jene 2+
(von Sprecher und Angesprochenem weiter weg)
NominativTjaaNhaaPaaTjaawatikayaNhaawatikayaPaawatikayaTjaamiakayaNhaamiakayaPaamiakaya
ErgativTjipaiNhaiPaiTjaawatikayarluNhaawatikayarluPaawatikayarluTjaamiakayarluNhaamiakayarluPaamiakayarlu
LokativTjangkaathiNhanguPangithiTjaawatikayanguNhaawatikayanguPaawatikayanguTjaamiakayanguNhaamiakayanguPaamiakayangu
DativTjipaaNhauPauTjaawatikayaaNhaawatikayaaPaawatikayaaTjaamiakayaaNhaamiakayaaPaamiakayaa
AllativTjipaanhaNhaunhaPaunhaTjaawatikayaanhaNhaawatikayaanhaPaawatikayaanhaTjaamiakayaanhaNhaamiakayaanhaPaamiakayaanha
AblativTjangkayanguNhanguwanguPanguTjaawatikayanguwanguNhaawatikayanguwanguPaawatikayanguwanguTjaamiakayanguwanguHaamiakayanguwanguPaamiakayanguwangu

Interrogativpronomen

Es gibt im Kalkadoon drei Arten von Fragewörtern, nämlich für die Person (z. B. Wer?), für die Sache (z. B. Was?) und für den Ort (z. B. Wo?).

FallWer?Was?Wo?
NominativNhaniNhaka(nicht nötig)
ErgativNhantuNhakathu(nicht nötig)
LokativNhaninguNhakathiArrakathi
DativNhankuNhakaa(nicht nötig)
AllativNhankunhaNhakaanhaArrakanhi
AblativNhaninguwanguNhakathinguArrakangu

Einzelnachweise

  1. O’Grady G.N, Voegelen C.F, Voegelen F.M (1966) Languages of the Indo-Pacific, Fascicle six, Anthropological linguistics 8/2
  2. R. M. W. Dixon: Australian Languages: Their Nature and Development. Cambridge University Press, Cambridge 2002 (cambridge.org).
  3. B. J. Blake: A Kalkatungu grammar. Pacific Linguistics, Canberra 1979.
  4. Kendon, A. (1988) Sign Languages of Aboriginal Australia: Cultural, Semiotic and Communicative Perspectives. Cambridge: Cambridge University Press.
  5. Kalkadoon Language Pictorial Dictionary. (PDF; 5,4 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 14. April 2013; abgerufen am 22. Dezember 2013 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. S. 6–7
  6. Kalkadoon Language Pictorial Dictionary. (PDF; 5,4 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 14. April 2013; abgerufen am 22. Dezember 2013 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. S. 9
  7. Kalkadoon Language Pictorial Dictionary. (PDF; 5,4 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 14. April 2013; abgerufen am 22. Dezember 2013 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. S. 7
  8. Kalkadoon Language Pictorial Dictionary. (PDF; 5,4 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 14. April 2013; abgerufen am 22. Dezember 2013 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. S. 8
  9. Kalkadoon Language Pictorial Dictionary. (PDF; 5,4 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) Archiviert vom Original am 14. April 2013; abgerufen am 22. Dezember 2013 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. S. 8
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