Karmesinnektarvogel

Karmesinnektarvogel

Systematik
Unterklasse: Neukiefervögel (Neognathae)
Ordnung: Sperlingsvögel (Passeriformes)
Unterordnung: Singvögel (Passeri)
Familie: Nektarvögel (Nectariniidae)
Gattung: Aethopyga
Art: Karmesinnektarvogel
Wissenschaftlicher Name
Aethopyga siparaja
(Raffles, 1822)

Der Karmesinnektarvogel (Aethopyga siparaja), auch Gelbrückennektarvogel genannt, ist ein 10 bis 13 Zentimeter großer Vertreter aus der Familie der Nektarvögel.

Aussehen

Das Männchen ist an der Brust, Kehle, Kopf und dem vorderen Teil des Rückens rötlich gefärbt. Der Schnabel, der obere Teil des Kopfes und die Flügel sind schwarz. Der bis zu 5 Zentimeter lange Schwanzansatz des Männchens ist auffällig gelb und der übrige Teil ist grünlich gefärbt. Das Prachtgefieder tragen die Männchen ganzjährig. Das Weibchen ist unauffällig bräunlich grün gefärbt, wobei der Bauch und die Schwanzunterseite etwas heller sind.

Verbreitung und Lebensraum

Diese Art kommt in Indien, Malaysia, Philippinen und anderen Teilen Südostasiens und auf den Inseln Sumatra und Borneo vor. Dort bewohnt diese Art die Urwälder bis in eine Höhe von 1300 Metern, kommt aber auch in menschlichen Gärten und Plantagen vor.

Lebensweise

Die Vögel sind standorttreu. Sie suchen an Bäumen und Pflanzen nach Nektar. Sie vollführen einen Schwirrflug, ähnlich dem der Kolibris. Dabei stechen sie zu lange Blüten von unten an, um so mit ihrer röhrenförmigen Zunge an den Nektar zu kommen. Bevorzugt werden vor allem rote und rosa Blütenfarben. Daneben fangen die Vögel auch kleinere Insekten und Spinnen. Außerhalb der Fortpflanzungszeit führen sie ein Leben als Einzelgänger.

Fortpflanzung

Zur Brutzeit bauen die Vögel gemeinsam ein birnenförmiges Nest aus Gräsern, Moosen und Spinnenseide, welches sie an langen überstehenden Zweigen, im dichten Gebüsch anlegen. In das Nest legt das Weibchen 2 bis 3 cremefarbene, rotbraun gefleckte Eier. Die Brutzeit beträgt ca. 2 Wochen. Die Jungvögel werden von beiden Elternteilen im Nest versorgt.

Gefährdung

Aufgrund ihrer weiteren Verbreitung und weil für diese Art keinerlei Gefährdungen bekannt sind, stuft die IUCN diese Art als (=least concern – nicht gefährdet) ein.

Unterarten

Es sind vierzehn Unterarten bekannt:

  • Aethopyga siparaja seheriae (Tickell, 1833) – Diese Unterart kommt in den Vorbergen des Himalayas im Norden Indiens und im Westen von Bangladesch vor.
  • Aethopyga siparaja labecula (Horsfield, 1840) – Diese Subspezies kommt im Osten des Himalayas über Bangladesch und Myanmar mit Ausnahme des Südens in den Nordwesten von Laos sowie Vietnam vor.
  • Aethopyga siparaja owstoni Rothschild, 1910 – Diese Unterart ist im Südosten Chinas verbreitet.
  • Aethopyga siparaja tonkinensis Hartert, 1917 – Diese Subspezies ist im Süden Chinas und dem Nordosten Vietnams verbreitet.
  • Aethopyga siparaja mangini Delacour & Jabouille, 1924 – Diese Unterart kommt im Südosten Thailands und dem zentralen und südlichen Indochina vor.
  • Aethopyga siparaja insularis Delacour & Jabouille, 1928 – Diese Subspezies kommt auf Dao Phu Quoc vor.
  • Aethopyga siparaja cara Hume, 1874 – Diese Unterart ist im Süden Myanmars und dem Norden Thailands verbreitet.
  • Aethopyga siparaja trangensis Meyer de Schauensee, 1946 – Das Verbreitungsgebiet dieser Unterart ist der Süden Thailands und der Norden der Malaiischen Halbinsel
  • Aethopyga siparaja siparaja (Raffles, 1822) – Die Nominatform kommt im Süden der Malaiischen Halbinsel, auf Sumatra und auf Borneo vor.
  • Aethopyga siparaja nicobarica Hume, 1873 – Das Verbreitungsgebiet dieser Unterart sind die Nikobaren.
  • Aethopyga siparaja heliogona Oberholser, 1923 – Diese Subspezies ist auf Java verbreitet.
  • Aethopyga siparaja natunae Chasen, 1935 – Diese Unterart kommt auf den Nikobaren nordwestlich von Borneo vor.
  • Aethopyga siparaja flavostriata (Wallace, 1865) – Diese Unterart ist im Norden Sulawesis verbreitet.
  • Aethopyga siparaja beccarii Salvadori, 1875 – Diese Subspezies kommt im zentralen und südlichen Teil Sulawesis vor.

Etymologie und Forschungsgeschichte

Thomas Stamford Raffles beschrieb den Karmesinnektarvogel unter dem Namen Certhia siparaja. Einen Fundort nannte er nicht. 1850 führte Jean Louis Cabanis die Gattung Aethopyga u. a. für den Karmesinnektarvogel ein. Der Gattungsname setzt sich auf »aithos αιθος« für »Feuer« und »-pygos, pygē -πυγος, πυγη« für »-steißig, Steiß, Bürzel« zusammen.

Das Artepitheton ist malaischen Ursprungs, dort bedeutet »Sipa raja« »General der Armee«. »Owstoni« ist dem britischen Sammler und Geschäftsmann Alan Owston (1853–1915), »beccarii« dem italienischen Botaniker und Sammler Odoardo Beccari (1843–1920), »mangini« dem französischen Botaniker und Direktor des Muséum national d’histoire naturelle Louis Alexandre Mangin (1852–1937), gewidmet. Gleich mehrere Namen sind Toponyme. So bezieht sich »tonkinensis« auf das französische Protektorat Tonkin, »trangensis« auf die thailändische Provinz Trang, »nicobarica« auf die Nikobaren, »natunae« auf die Natuna-Inseln und »seheriae« aus Seheria, einem Ort im Distrikt Purulia in Westbengalen. »Insularis« bezieht sich allgemein auf Inselbewohner und leitet sich vom lateinischen »insula, insulae« für »Insel« ab. »Labecula« leitet sich vom lateinischen »labes, labis« für »Flecken« ab. Das lateinische Wort »carus« bedeutet »teuer, wertvoll«. »Flavostriata« ist ein lateinisches Wortgebilde aus »flavus« für »gelb, goldgelb« und »striatus, striare« für »gestreift, streifen« . »Heliogona« setzt sich aus dem griechischen »hēlios ἡλιος« für »Sonne« und »gonē, gonēs -γονη, γονης« für »Nachwuchs, Spross« zusammen.

Quellenangabe

  • Christopher M. Perrins: Die große Enzyklopädie der Vögel. Aus dem Englischen, Orbis-Verlag, München 1996, ISBN 3-572-00810-7, S. 307, 309.
  • Jiří Felix (Hrsg.), Květoslav Hísek: Tierwelt Asiens in Farbe. Aus dem Tschechischen von Ingeborg Šestáková. Karl Müller Verlag, Erlangen 1989, S. 72–73
  • Philip Withfield (Hrsg.): Das große Weltreich der Tiere. Planet Medien AG, Zug 1992, ISBN 3-8247-8614-1, S. 362–363.
  • Wilhelm Eigener (Hrsg.), Erna Mohr: Enzyklopädie der Tiere. Band 2, Weltbild, Augsburg 1991, ISBN 978-3-89350-361-2, S. 374.
  • Samuel Richard Tickell: List of Birds, collected in the Jungles of Borabhúm and Dholbhúm. In: The journal of the Asiatic Society of Bengal. Band 2, Nr. 23, 1833, S. 568–583 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 25. August 2015]).
  • Thomas Horsfield: Dr. Horsfield communicated to the Meeting a “list of Mammalia and Birds collected in Assam by John McClelland, Esq., Assistant-Surgeon in the service of East India Company, Bengal Establishment, Member of the late Deputation which was sent into that country for the purpose of investigating the nature of the Tea Plant”. In: Proceedings of the Zoological Society of London. Band 7, Nr. 82, 22. Oktober 1839, S. 146–167 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 25. August 2015]).
  • Lionel Walter Rothschild: The Hon. Walter Rothschild exhibited an example of a new Sunbird, which he described as follows:. In: Bulletin of the British Ornithologists’ Club. Band 25, Nr. 156, 1910, S. 32 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 25. August 2015]).
  • Ernst Hartert: Dr. Ernst Harter described three new subspecies of birds as follows:. In: Bulletin of the British Ornithologists’ Club. Band 38, Nr. 227, 1917, S. 6–7 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 25. August 2015]).
  • Jean Théodore Delacour, Pierre Jabouille: The following descriptions of twelve new species and subspecies from French Indo-China were forwarded by Messrs Jean Delacour and Pierre Jabouille. In: Bulletin of the British Ornithologists’ Club. Band 45, Nr. 291, 1924, S. 28–35 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 25. August 2015]).
  • Jean Théodore Delacour, Pierre Jabouille: Mr. Delacour exhibited and described, on behalf of M. P. Jabouille and himself, twenty-one new forms of Birds collected in Indo-China during their fourth expedition in 1927-1928. In: Bulletin of the British Ornithologists’ Club. Band 48, Nr. 325, 1928, S. 125–136 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 25. August 2015]).
  • Allan Octavian Hume: Novelities. In: Stray feathers. Journal of ornithology for India and its dependencies. Band 1, Nr. 5, 1873, S. 404–415 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 25. August 2015]).
  • Allan Octavian Hume: A first List of Birds of the Tenasserim Provinces. In: Stray feathers. Journal of ornithology for India and its dependencies. Band 2, Nr. 6, 1874, S. 467–484 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 25. August 2015]).
  • Rodolphe Meyer de Schauensee: On Siamese birds. In: Proceedings of the Academy of Natural Sciences of Philadelphia. Band 98, 1846, S. 1–83, JSTOR:4064390.
  • Thomas Stamford Raffels: Second Part of the descriptive Catalogue of a Zoological Collection made in the Island of Sumatra and its vicinity. In: Transactions of the Linnean Society of London. Band 13, Nr. 2, 1822, S. 277–340 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 25. August 2015]).
  • Harry Church Oberholser: Descriptions of new East Indian Nectariniidae. In: Journal of the Washington Academy of Sciences. Band 13, 1923, S. 226–232 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 25. August 2015]).
  • Frederick Nutter Chasen: Nine new races of Natuna birds. In: Bulletin of the Raffles Museum. Band 9, 1934, S. 92–97 (lkcnhm.nus.edu.sg [PDF; 427 kB; abgerufen am 25. August 2015]).
  • Alfred Russel Wallace: Descriptions of New Birds From the Malay Archipelago. In: Proceedings of the Scientific Meetings of the Zoological Society of London for the Year 1865. Band 2, 1865, S. 474–481 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 25. August 2015]).
  • Tommaso Salvadori: Intorno a due collezioni di uccello di Celebes inviate al Museo Civico di Genova dal D.r O. Beccari e dal Sig. A. Bruijn. In: Annali del Museo civico di storia naturale di Genova (= 1. Band 7). 1875, S. 641–681 (biodiversitylibrary.org [abgerufen am 25. August 2015]).
  • James A. Jobling: Helm Dictionary of Scientific Bird Names. Christopher Helm, London 2010, ISBN 978-1-4081-2501-4.
  • Jean Louis Cabanis, Ferdinand Heine junior: Museum Heineanum Verzeichniss der ornithologischen Sammlung des Oberamtmann Ferdinand Heine auf Gut St. Burchard vor Halberstadt, I. Theil, die Singvögel enthaltend. R. Frantz, Halberstadt Oktober 1851 (reader.digitale-sammlungen.de [abgerufen am 27. August 2015]).

Einzelnachweise

  1. IOC World Bird List Dippers, leafbirds, flowerpeckers & sunbirds
  2. 1 2 Samuel Richard Tickell, S. 577.
  3. Thomas Horsfield, S. 167.
  4. Lionel Walter Rothschild, 2. Baron Rothschild, S. 32.
  5. 1 2 Ernst Hartert, S. 7.
  6. Jean Théodore Delacour u. a. (1924), S. 34.
  7. Jean Théodore Delacour u. a. (1928), S. 134.
  8. Allan Octavian Hume (1874), S. 473.
  9. 1 2 Rodolphe Meyer de Schauensee, S. 79.
  10. 1 2 Thomas Stamford Raffels, S. 299.
  11. 1 2 Allan Octavian Hume (1873), S. 412.
  12. Harry Church Oberholser, S. 232.
  13. 1 2 Frederick Nutter Chasen, S. 97.
  14. Alfred Russel Wallace, S. 478, Tafel 29, Figur 2.
  15. Tommaso Salvadori, S. 659, Tafel 18, Figur 1 & 2.
  16. 1 2 Jean Louis Cabanis, S. 103.
  17. James A. Jobling, S. 357.
  18. James A. Jobling, S. 286.
  19. Tommaso Salvadori, S. 641, Widmung ergibt sich aus dem Titel der Publikation.
  20. Jean Théodore Delacour u. a. (1924), S. 35.
  21. James A. Jobling, S. 205.
  22. James A. Jobling, S. 217.
  23. James A. Jobling, S. 90.
  24. James A. Jobling, S. 188.

Anmerkungen

  1. Neben dem Karmesinnektarvogel ordnete er dieser Gattung auch Nectarinia eximia Horsfield , 1821 – ein Synonym für den Javanektarvogel (Aethopyga eximia) und zu Cinnyris nipalensis Horsfield , 1837 – ein Synonym für den Grünschwanz-Nektarvogel (Aethopyga nipalensis).
  2. Wo der Ort genau liegt, ist schwer zu ermitteln. Da im Artikel aber Marcha und in anderen Quellen Manbhoom bzw. Manbhum im Zusammenhang mit diesem Ort erwähnt werden, ist es sehr wahrscheinlich, dass der Ort sich im heutigen Purulia Distrikt befindet.
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