Der Katholische Stadtfriedhof St. Peter ist ein katholischer Friedhof in der steirischen Landeshauptstadt Graz. Mit rund 17.000 Grabstellen ist er nach dem Zentralfriedhof der zweitgrößte Friedhof der Stadt. Zahlreiche Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst und Kultur fanden auf ihm ihre letzte Ruhestätte. Unmittelbar nordwestlich liegt der als Wald- und Parkfriedhof angelegte evangelische Stadtfriedhof St. Peter. Der Ausdruck St. Peter Stadtfriedhof wird oft zusammenfassend für beide Friedhöfe verwendet und dient der Unterscheidung zum Ortsfriedhof St. Peter.

Lage und Umgebung

Der St. Peter Stadtfriedhof befindet sich, anders als sein heutiger Name vermuten lässt, nicht im achten Stadtbezirk St. Peter, sondern im Süden des zweiten Bezirks St. Leonhard. Er ist nicht zu verwechseln mit dem am Stadtrand gelegenen, zur Pfarre Graz-St. Peter gehörenden St. Peter Ortsfriedhof. Das von Mauern eingefasste, fast zwölf Hektar einnehmende Friedhofsgelände wird an drei Seiten von wichtigen Straßenzügen begleitet, im Südosten trennt die als Fuß- und Radweg ausgeführte Friedensgasse das Gelände von der Landesberufsschule Graz. Neben dem Haupteingangstor in der Petersgasse steht eine spätbarocke Dreifaltigkeitssäule des Südtiroler Bildhauers Veit Königer aus dem Jahr 1775, die nach der Überwölbung des Grazbaches 1882 vom Dietrichsteinplatz dorthin verlegt wurde.

Der Friedhof ist über Moserhofgasse, Petersgasse, Plüddemanngasse und Waltendorfer Gürtel mit öffentlichen Verkehrsmitteln, genauer gesagt, mit den Graz Linien 6 (sonn- und feiertags 26), 63 und 64 sowie drei verschiedenen Regionalbuslinien zu erreichen.

Geschichte

Als Folge einer von Joseph II. beschlossenen Bestattungsreform, die Beisetzungen innerhalb der Stadt verbot, mussten sich die Grazer Pfarren nach neuen Begräbnisplätzen umsehen. Ursprünglich nach der Münzgrabenkirche „Gottesacker St. Anna“ genannt, wurde der St. Peter Friedhof 1784 weit außerhalb der damaligen Stadtgrenzen vermessen und 1787 seiner Bestimmung übergeben. Bereits 1814 musste er aufgrund des raschen Bevölkerungswachstums erstmals erweitert werden, das Friedhofstor trug die Inschrift „Hier ist der Hafen der Ruhe für die Müden, und keine Leidenschaft stört ihren Schlummer“. Obwohl die josephinische Bestattungsreform ausschließlich Schachtgräber für zehn bis 15 Tote sowie Grabdenkmäler an der Friedhofsmauer vorsah, existierten im Jahr 1826 bereits 481 Grabstätten, darunter zahlreiche illegal errichtete monumentale Grabdenkmale. Die erste Friedhofsansicht fertigte Conrad Kreuzer um 1840 an.

Obwohl ein Magistratsplan schon 1847 die Schließung aller kirchlichen Friedhöfe und Errichtung eines Zentralfriedhofs am Stadtrand vorsah, erfuhr der St. Peter Friedhof „wegen seiner Überfüllung mit Leichen und Grabmonumenten“ weitere Vergrößerungen. 100 Jahre nach der Anlage hatte sich die Friedhofsfläche bereits mehr als vervierfacht und war von der gründerzeitlichen Stadtausdehnung eingeholt worden. Nachdem ein sanitätspolizeiliches Gutachten des Stadtphysikus Oskar Eberstaller negativ ausgefallen war, verhängte der Grazer Gemeinderat ein Bestattungsverbot auf sämtlichen kirchlichen Friedhöfen. In Folge einer Beschwerde der Stadtpfarre zum Hl. Blut hob die k. k. Statthalterei dieses jedoch 1890 aus formalen Gründen wieder auf. Der Streit um die Grazer Friedhofsfrage zwischen Stadtverwaltung und Kirche endete schließlich 1894 mit dem Kauf des neuen Zentralfriedhofs durch die Kirche unter der Bedingung, auch die konventionellen Friedhöfe weiter offenzuhalten.

1913 musste der Friedhof erneut vergrößert werden, die Zunahme an Feuerbestattungen in den nächsten Jahrzehnten machte weitere Ausbauten jedoch bald obsolet. Eine 1918 eröffnete Aufbahrungshalle des Stadtbaumeisters Winkler erfuhr 1993 eine Renovierung und Erweiterung. Die Einsegnungshalle wurde in den 1970er Jahren von Friedrich Moser gestaltet. 2021 wurde der Bau durch eine moderne Zeremonienhalle ersetzt.

Architektur

Als eine Folge der josephinischen Bestattungsreform konzentrieren sich viele architektonisch und kunsthistorisch bedeutende Objekte entlang der ehemaligen Umfassungsmauern, die heute im Inneren des Friedhofs liegen. Dort finden sich sowohl antike Stilformen wie Ädikulä und Arkaden als auch gotische Elemente. Die ältesten heute noch erhaltenen Grabdenkmale auf dem St. Peter Stadtfriedhof stammen aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Etwa 1820 entstand die Gruftkapelle der Freiherren von Mandell, deren klassizistische Gestaltung mit Dreiecksgiebel und Säulen sich der Formensprache antiker Tempel bedient. Im Kapelleninneren befindet sich eine der 1818 verstorbenen Elisabeth Freiin von Mandell gewidmete Wandstele mit der Signatur „fecit. k. k. Eisengußwerk bey Mariazell“. 2002 handelte es sich dabei um eines von steiermarkweit noch 63 bestehenden bis Mitte des 19. Jahrhunderts in Gußwerk gefertigten Grabdenkmalen.

Das älteste erhaltene Einzelgrab auf dem Friedhof gehört dem Feldzeugmeister Anton von Zach und stammt aus dem Jahr 1826. Es wurde als Tumba mit einem ruhenden Steinlöwen von Josef Klieber ausgeführt. Eine weitere Tumba der Biedermeierzeit mit monumentalem Sarkophag wurde 1840 zur letzten Ruhestätte von Feldmarschallleutnant Friedrich Karl von Langenau. Im Jahr 1927 veröffentlichte der Reichsbund der Österreicher in der Tagespost einen Spendenaufruf mit dem Ziel der Instandhaltung beider Gräber, die als künstlerisch und militärgeschichtlich bedeutend beschrieben wurden. Ebenso von kunsthistorischer Bedeutung sind ein viereinhalb Meter hoher Grabpfeiler für den Feldmarschall Anton Hartmann von Hartenthal († 1840) sowie zahlreiche Plastiken und Reliefs, darunter ein von Anselm Sickinger gestaltetes, reichlich verziertes Steinkreuz auf dem Grab eines weiteren Feldzeugmeisters, Ludwig von Welden.

Flora

Der katholische St. Peter Stadtfriedhof unterscheidet sich in seiner Charakteristik deutlich vom direkt angrenzenden evangelischen Friedhofsteil. Anders als der evangelische verfügt der katholische Friedhof über keine ausgebildete Vegetationsschichtung, die vorhandenen Bäume wachsen solitär. Dadurch mangelt es an schattenspendendem Baumbestand und säumenden Sträuchern. Aufgrund durchgehend asphaltierter Wege weist der Friedhof einen relativ hohen Versiegelungsgrad auf. Die Strukturierung wird nicht durch die Bepflanzung, sondern die historische Entwicklung, die zahlreichen Erweiterungen der Friedhofsfläche, vorgegeben. Dennoch ist der Friedhof im Vergleich zu anderen Grazer Grünflächen durch geringe Hemerobiewerte gekennzeichnet und gilt daher als Bereicherung im Grünraumangebot der Stadt. Aufgrund seiner Nähe zum Grüngürtel (Eustacchiogründe, Ruckerlberg) ist er als vorgelagerter Lebensraum für viele Arten von ökologischer Bedeutung.

Eine floristische Bestandsaufnahme in den Jahren 1993 und 1994 ergab für beide Friedhöfe zusammen 336 Pflanzenarten. 261 davon wurden allein auf dem katholischen Teil gezählt. Mit 571 Exemplaren wies der katholische Friedhof zum Zeitpunkt der Erhebung eine um das Fünffache geringere Baumdichte als sein evangelischer Gegenpart auf. Insgesamt dominieren Halblichtpflanzen, Mäßigwärme- und Frischezeiger, 37 Prozent der Arten waren Zierpflanzen und Neophyten. In Bezug auf die Lebensform überwogen mit 38 Prozent Hemikryptophyten, gefolgt von Therophyten mit 16 Prozent. 14 Arten waren als gefährdet eingestuft, die meisten davon allerdings als Zierpflanzen kultiviert. Zu den bedeutendsten Lebensräumen gehören Scherrasen mit anspruchslosen Arten wie Löwenzahn, Rispengras, Rotklee und Spitzwegerich sowie die Friedhofsmauer mit Efeu, Mauerraute, Schwarzstieligem Streifenfarn, Wildem Wein und Zimbelkraut. Die beiden wichtigen Bienentrachtpflanzen Efeu und Königskerze kommen sowohl spontan als auch als Grabschmuck vor.

Bestattungen

Literatur

  • Gerhard Kurzmann & Wiltraud Resch: Denkmäler und Schicksale. Der St. Peter Stadtfriedhof in Graz. Kulturamt der Stadt Graz 2002, ISBN 3-85333-089-4, 231 S.
  • Peter Brandl-Rupprich: Floristische Bestandsaufnahme am St. Peter Stadtfriedhof in Graz. Diplomarbeit am Institut für Pflanzenphysiologie der Universität Graz, Graz 1995, 90 S.
Commons: St.-Peter-Stadtfriedhof, Graz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Peter Brandl-Rupprich: Floristische Bestandsaufnahme am St. Peter Stadtfriedhof in Graz. Diplomarbeit am Institut für Pflanzenphysiologie der Universität Graz, Graz 1995, S. 37.
  2. Rochus Kohlbach: Die Barocken Kirchen von Graz. Grazer Domverlag, Graz 1951, S. 232.
  3. Fritz Popelka: Alte Grazer Friedhöfe. In: Verklungene Steiermark, Graz/Wien 1948, S. 81 f.
  4. St.-Peter-Friedhof 175 Jahre alt. In: Grazer Montag, Ausgabe vom 29. Oktober 1962, S. 5.
  5. Rudolph Richard Rigler: Chronologische Sammlung der Grabinschriften aller Friedhöfe von Grätz. Grätz 1836. Daraus Abschrift: St. Peter-Friedhof. Stadtarchiv Graz 1965, S. 57.
  6. Johann Carl Kautzner: Wanderungen zu den Gottesäckern in den Umgebungen der Stadt Grätz. Druck Grätz 1827, S. 14, 49 und 51.
  7. Bericht der I. Section des Grazer Gemeinderaths über die Grazer Friedhof-Frage, Graz 1892, S. 2.
  8. Gerhard Kurzmann & Wiltraud Resch: Denkmäler und Schicksale. Der St. Peter Stadtfriedhof in Graz. Kulturamt der Stadt Graz 2002, ISBN 3-85333-089-4, S. 7.
  9. Josef Andreas Janisch: Topographisch-statistisches Lexikon von Steiermark, Band l, Graz 1878, S. 430.
  10. Gerhard Kurzmann & Wiltraud Resch 2002, S. 17.
  11. Gerhard Kurzmann & Wiltraud Resch 2002, S. 9–11.
  12. Die Vergrößerung des St. Peter-Friedhofs. In: Grazer Tagblatt, Ausgabe vom 25. April 1913, S. 16.
  13. Eröffnung der neuen Aufbahrungshalle im St.-Peter-Friedhof. In: Grazer Tagblatt, Ausgabe vom 26. März 1918, S. 4.
  14. Gerhard Kurzmann & Wiltraud Resch 2002, S. 46.
  15. Achim Geissinger: Einsegnungshalle St. Peter Stadtfriedhof. nextroom, 5. Oktober 2021, abgerufen am 24. September 2022.
  16. 1 2 Gerhard Kurzmann & Wiltraud Resch 2002, S. 25–27.
  17. Renovierung von Grabmälern im St. Peter Stadtfriedhof. In: Tagespost, Morgenblatt vom 29. April 1927, S. 5.
  18. Peter Brandl-Rupprich 1995, S. 38.
  19. 1 2 Peter Brandl-Rupprich 1995, S. 70.

Koordinaten: 47° 3′ 46,9″ N, 15° 27′ 44,5″ O

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