Kawanishi H8K | |
---|---|
Typ | Flugboot |
Entwurfsland | |
Hersteller | Kawanishi Kōkūki |
Erstflug | 31. Dezember 1940 |
Indienststellung | 1942 |
Stückzahl | 167 |
Die Kawanishi H8K (alliierte Codebezeichnung Emily) war das modernste und leistungsstärkste Fernaufklärungsflugboot, welches Japan im Zweiten Weltkrieg zur Verfügung stand. Es war das weltweit leistungsfähigste Flugzeug dieses Typs im Zweiten Weltkrieg.
Entwicklung
Das Flugzeug wurde auf Veranlassung von Konteradmiral Yamamoto Isoroku entwickelt. Im Gegensatz zu anderen japanischen Seeflugzeugen übertraf dieser Typ alle britischen und amerikanischen Flugzeuge (zum Beispiel Sunderland und Coronado) vor allem durch beachtliche Leistungsreserven und die hohe Nutzlastkapazität (die Startmasse betrug das Doppelte der Leermasse). Ihr Einsatz litt jedoch unter dem empfindlichen Mangel an qualifizierten Marinefliegern, da sie wegen ihrer Größe und ihrer hohen Tragflächenbelastung von 200 kg/m² nur von hervorragenden Piloten geflogen werden konnte.
Gebaut wurde eine Serie von 167 Maschinen; in der Konstruktion orientierte man sich am britischen Short-Empire-Vorbild. Das Flugzeug war ein freitragender Schulterdecker mit Normalleitwerk in Ganzmetallbauweise. Es hatte ein Rumpfboot und starre Stützschwimmer mit je einer Stufe. Angetrieben wurde die H8K durch vier Motoren Mitsubishi Kasei 12 (je 1805 PS) oder Kasei 22 (je 1825 PS). Der für Fernflüge mitgeführte Kraftstoffvorrat von bis zu 12.650 kg befand sich in Rumpf und Flügeln in selbstabdichtenden Tanks.
Infolge der zunehmenden amerikanischen Luftüberlegenheit wurde die Bewaffnung ständig verstärkt. Sie bestand 1944 aus fünf 20-mm-Maschinenkanonen und vier bis sechs Maschinengewehren (Bugstand, Rückenstand, zwei Schwalbennester und Heckstand). Die extrem starke Abwehrbewaffnung verschaffte der Maschine großen Respekt bei alliierten Piloten, überall dort wo sie im Pazifikraum eingesetzt war.
Die H8K konnte 2000 kg Abwurfmunition als Außenlast unter den Tragflächen mitführen.
Versionen
- H8K1: Bezeichnung für die ersten drei Prototypen und die ersten 14 Serienmaschinen, alle mit MK4A-Motoren; spätere Serienmaschinen hatten MK4B-Motoren mit der gleichen Leistung
- H8K1-L: neue Bezeichnung für den ersten Prototyp nach dem Umbau zum Transporter mit stärkeren MK4Q-Motoren
- H8K2: wichtigstes Serienmodell mit MK4Q-Motoren, verstärkter Bewaffnung, voll geschützten Treibstofftanks und ASV-Radar; von diesem Typ wurden 112 Stück unter der Bezeichnung Marinetyp 2 Flugboot Modell 12 produziert
- H8K2-L: aus der H8K1-L abgeleiteter Serientransporter für 29 bis 64 Passagiere und reduzierter Bewaffnung; als Marinetyp 2 Transporterflugboot Seiku (Klarer Himmel) Modell 32 36 mal in Serie gebaut
- H8K3: Bezeichnung für zwei Prototypen mit einziehbaren Flügelspitzen-Stützschwimmern und einziehbarem Maschinengewehr-Stand auf dem Rücken, nicht in Serie gegeben
- H8K4: neue Bezeichnung für die H8K3-Prototypen nach dem Einbau von Mitsubishi-MK4T-B-Kasei-25b-Motoren (1361 kW, 1825 PS), nicht in Serie gebaut
Technische Daten
Kenngröße | Kawanishi H8K2 (Marinetyp 2 Flugboot Modell 12) |
---|---|
Hersteller | Kawanishi Kōkūki |
Baujahre | 1941–1945 |
Besatzung | 9 |
Länge | 28,20 m |
Spannweite | 37,80 m |
Höhe | 9,14 m |
Flügelfläche | 161 m² |
Flügelstreckung | 8,9 |
Leermasse | 15.440 kg |
Startmasse | normal 30.870 kg maximal 32.000 kg |
Antrieb | vier Mitsubishi Kasei 12, je 1.805 PS (1.328 kW) oder vier Kasei 22, je 1.825 PS (1.342 kW) |
Höchstgeschwindigkeit | 472 km/h in 5000 m Höhe |
Marschgeschwindigkeit | 300 km/h in 5000 m Höhe |
Steiggeschwindigkeit | 300 m/min |
Aktionsradius | 2200 km |
Flugdauer | 16 h bei 300 km/h |
Dienstgipfelhöhe | normal 6800 m maximal 8500 m |
Reichweite | normal 4800 km maximal 7000 km |
- Start einer Kawanishi H8K
- Die einzige erhalten gebliebene H8K im Kanoya-Museum in Japan
- Heckstand einer H8K2
Kriegseinsatz
Die Kawanishi H8K wurde während des gesamten Pazifikkrieges bei Patrouillen-, Aufklärungs-, Bomben- und Transportmissionen eingesetzt.
Der erste Kampfeinsatz erfolgte in der Nacht vom 4. März 1942 bei der Operation K, dem zweiten Luftangriff auf Pearl Harbor. Da das Ziel außerhalb der Reichweite der Flugboote von den Marshallinseln lag, beinhaltete dieser kühne Angriff eine U-Boot-Betankung beim Atoll French Frigate Shoals, etwa 900 km nordwestlich von Hawaii. Statt wie geplant fünf Maschinen zum Angriff einzusetzen, erreichten nur zwei ihr Ziel. Aufgrund von Wolken und der angeordneten Verdunkelung war es für sie schwierig, sich zu orientieren und Ziele zu finden. Die beiden Flugzeuge bombardierten Pearl Harbor mit je vier 250-kg-Bomben, verursachten aber aufgrund der schlechten Sicht keine nennenswerten Schäden und einige Verwundete. Nach dem Abwurf ihrer Bomben kehrten sie zurück zu den Unterseebooten, wo sie wieder auftankten und dann zurück zu den Marshallinseln flogen. Es war zu diesem Zeitpunkt des Krieges der Bombenangriff mit der längsten Flugstrecke.
Einschätzung der Maschine
Der US-Flugzeughistoriker René Francillon schätzt die Kawanishi H8K als „das herausragendste wassergestützte Kampfflugzeug des Zweiten Weltkriegs“ ein.
Siehe auch
Literatur
- William Green, Gordon Swanborough (Hrsg.): The unrivalled Emily – Best of the wartime big 'boats. In: AIR International April 1983, S. 179–187
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Edwin P. Hoyt: Yamamoto. The man who planned Pearl Harbor. McGraw-Hill, New York u. a. 1990. S. 87.
- ↑ Steve Horn: The Second Attack on Pearl Harbor: Operation K and Other Japanese Attempts to Bomb America in World War II. US Naval Institute Press, 2005, ISBN 978-1-59114-388-8.
- ↑ René J. Francillon: Japanese Aircraft of the Pacific War. London: Putnam & Company, 1970 (2. Edition 1979). ISBN 978-0-370-30251-5, S. 312