Koordinaten: 37° 3′ N, 27° 56′ O

Keramos

Keramos (griechisch: Κέραμος, latinisiert Ceramus) war eine antike Stadt an der Nordküste des Kerameiischen Golfs in Karien.

Name

Der karische Name der Siedlung war wahrscheinlich *kbod-. Keramos (κέραμος) bedeutet auf griechisch Töpferton, Tongefäß, jedoch machen antike Quellen keinerlei Aussagen zum Namen der Stadt; antike Keramikproduktion am Ort ist nicht nachgewiesen. Eine ältere bisher nicht bestätigte Theorie besagt, der hellenistische Name der Stadt gehe zurück auf Keramos; er ist in der griechischen Mythologie der Sohn von Dionysos und Ariadne sowie Heros der Töpfer. Der türkische Name für die Ruinenstätte lautet Gereme.

Lage

Ursprünglich lag die Stadt am Nordufer des Golfs von Kos. Die Stadt war so bedeutend, dass die Meeresbucht Kerameiischer Golf (griechisch: Κεραμεικός κόλπος, lateinisch: Ceramicus sinus) genannt wurde. Die Ruinen am Südhang des Menteşe-Gebirges liegen heute wegen der Verlandung der Küste ungefähr vier bis fünf Kilometer vom Meer entfernt. Das Dorf Ören grenzt unmittelbar an die antike Stätte.

Geschichte

Keramos war ursprünglich eine karische Gründung. Im Zuge der Ionischen Kolonisation kam es ab dem 6. Jahrhundert v. Chr. zur Hellenisierung der Stadt. Gesicherte Daten zur Geschichte gibt es wenige. So war Keramos bereits 454/3 v. Chr. Mitglied des Attischen Seebunds mit einem hohen Beitrag von 9.000 Drachmen (entspricht 1 ½ Talenten). Im 3. Jahrhundert v. Chr. war die Stadt Mitglied des Chrysaorischen Bundes der Karer, der bis 203 v. Chr. bestand. Erst wieder 189/8 v. Chr. taucht Keramos in Quellen auf. Rhodos bekam im Vertrag von Apameia Kibotos für die Unterstützung Roms im Kampf gegen die Seleukiden Besitzungen in Lykien und Karien, darunter die Stadt Keramos. 168 v. Chr. verweigerte Rhodos den Römern die Unterstützung gegen die Makedonier, deshalb verlor Rhodos seinen Festlandsbesitz und 167 v. Chr. war Keramos wieder eine freie Stadt. Keramos schloss daraufhin ein Schutzbündnis mit Rhodos, das in eine große Abhängigkeit führte. 129 v. Chr. wurde die Stadt Teil des römischen Reiches und in die Provinz Asia eingegliedert, durfte aber noch eine Zeit lang eigene Münzen prägen. 81 v. Chr. wies Sulla Keramos mit einem Senatsbeschluss (senatus consultum de Stratonicensibus) der Stadt Stratonikeia zu. Ab dann setzte ein anhaltender Bedeutungsverlust ein. Um circa 300 n. Chr. wurde die Stadt aus bisher unbekannten Gründen aufgegeben.

Bauwerke

Von der Siedlung sind nur wenige Bauwerke übrig. Die Stadt selbst wurde im quadratischen Muster angelegt. Am besten erhalten sind Teile der nördlichen Stadtmauer. Die Kalksteinmauer besteht aus einem unteren älteren Teil Zyklopenmauerwerk in der Sonderform des Lesbischen Mauerwerks (nach der Insel Lesbos benannt), auf denen mehrere Reihen jüngeres lineares Mauerwerk folgen. Der Haupteingang in die Stadt lag vermutlich auf der Talseite im Süden. Es befinden sich noch Reste eines ionischen und eines korinthischen Tempels auf einem Felsenplateau, die ungefähr 25 Meter lang waren. Es wird vermutet, dass hier ein Tempel des Zeus Chrysaoreus stand.

Daneben gibt es noch Reste der Akropolis, die sich am Ende des Plateau Richtung des Flusses Ören (Ören Çayı) befindet, sowie Reste eines römischen Badehauses und Gräber aus verschiedenen Epochen. In osmanischer Zeit wurden viele Steine von Keramos in den Häusern der neu entstandenen Ortschaft, die später Ören genannt wurde, verbaut.

Kirchengeschichte

Keramos wird in seiner latinisierten Form Ceramus in den Notitiae Episcopatuum (Mitteilung über die Bischöfe) bis zum 12. oder 13. Jahrhundert als katholisches Suffraganbistum geführt, das zur Erzdiözese Aphrodisias (auch Stauropolis genannt) gehörte. Drei Bischöfe sind überliefert:

Heute ist Ceramus ein Titularbistum der katholischen Kirche. Siehe auch: Liste der Titularbischöfe von Ceramus.

Bekannte Personen der Stadt

  • Politis (griechisch: Πολίτης), er gewann im 1. Jahrhundert n. Chr. in Olympia bei den Olympischen Spielen als Läufer drei Rennen an einem Tag.

Bildergalerie

Literatur

  • George Ewart Bean: Keramos. In: Richard Stillwell u. a. (Hrsg.): The Princeton Encyclopedia of Classical Sites. Princeton University Press, Princeton NJ 1976, ISBN 0-691-03542-3 (englisch, perseus.tufts.edu).
  • Ender Varinlioğlu: Die Inschriften von Keramos (= Die Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien 30). Habelt, Bonn 1986, ISBN 3-7749-2216-0
  • Marcello Spanu: Keramos di Caria. Storia e monumenti. L’Erma di Bretschneider, Rom 1997, ISBN 88-7062-979-1.
  • Vincenzo Ruggieri: Considerazioni epigrafiche e topografiche su Keramos bizantina. In: Epigraphica Anatolica 30, 1998, S. 153–162 (Digitalisat).
  • Hans Kaletsch: Keramos. In: Der Neue Pauly (DNP). Band 6, Metzler, Stuttgart 1999, ISBN 3-476-01476-2, Sp. 437–438.
  • Vincenzo Ruggieri: Il golfo di Keramos. Dal tardo-antico al Medioevo bizantino. Rubbettio, Soveria Mannelli (Catanzaro) 2003, ISBN 88-498-0414-8.
  • İnci Türkoğlu: Civic Coinage of Keramos in Caria. In: Adalya 22, 2019, S. 167–200 (Digitalisat).
  • Jeremy LaBuff: Polis Expansion and Elite Power in Hellenistic Karia; Lexington Books, Lanham, Maryland 2016
  • A. McNicoll, N.P. Milner: Hellenistic Fortifications from Aegean to Euphrates; in: Oxford Monographs on Classical Archaeology; Clarendon Press, Oxford 1997
Commons: Keramos (Caria) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Diether Schürr: Zur Inschrift Nr. 50* von Kaunos und zum karischen Namen von Keramos. In: Kadmos Bd. 40, 2001, S. 61–64 (Digitalisat).
  2. A. McNicoll, N.P. Milner: Hellenistic Fortifications from Aegean to Euphrates; S. 161; Clarendon Press, Oxford 1997
  3. Eusebius von Caesarea, Chronographie § 80; -grc1:6.13.3 Pausanias, Beschreibung von Griechenland 6, 13, 3; Suda, Iota 572.
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