Kleines Tausendgüldenkraut

Kleines Tausendgüldenkraut (Centaurium pulchellum)

Systematik
Euasteriden I
Ordnung: Enzianartige (Gentianales)
Familie: Enziangewächse (Gentianaceae)
Tribus: Chironieae
Gattung: Tausendgüldenkraut (Centaurium)
Art: Kleines Tausendgüldenkraut
Wissenschaftlicher Name
Centaurium pulchellum
(Sw.) Druce

Das Kleine Tausendgüldenkraut (Centaurium pulchellum), auch Zierliches Tausendgüldenkraut genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Tausendgüldenkraut (Centaurium) innerhalb der Familie der Enziangewächse (Gentianaceae). Sie ist in Eurasien und Nordafrika verbreitet.

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Das Kleine Tausendgüldenkraut ist eine zwergwüchsige, einjährige krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 2 bis 15, selten bis zu 21 Zentimetern erreicht. Die Stängel sind vierkantig und meist vom Grund an wiederholt gabelästig mit aufrecht stehenden Ästen.

Die Grundblätter bilden im Gegensatz zu den anderen in Mitteleuropa heimischen Tausendgüldenkräutern keine Rosette. Die ganzrandigen Stängelblätter sind kreuzgegenständig, spitz und meist einnervig.

Generative Merkmale

Der Blütenstand ist bei der Unterart Centaurium pulchellum subsp. pulchellum schon in unteren Bereichen gabelästig ausgebildet. Die Hauptblütezeit ist von Juli bis September. Die fünf-, selten vierzähligen rosafarbenen Blüten sind bis zu 8 Millimeter groß. Sie sind alle gestielt. Die Kelchzähne sind schmal-linealisch, anliegend und etwas kürzer als die Kronröhre. Die Kronzipfel sind bei einer Länge von 3 bis 5 Millimetern elliptisch.

Die Kapselfrucht ist bei einer Länge von 7 bis 10 Millimetern walzenförmig.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 36.

Ökologie

Die Blüten öffnen sich erst bei Vormittagstemperaturen um 20 °C oder bei Sonnenschein zwischen 10 und 12 Uhr und sie schließen sich am Nachmittag zwischen 3 und 4 Uhr bei Temperaturen um 25 °C. Die Pflanze wurzelt bis 15 Zentimeter tief.

Vorkommen und Gefährdung

Das Kleine Tausendgüldenkraut kommt in fast ganz Europa vor, es fehlt nur im äußersten Norden. Darüber hinaus tritt es in Asien und im nördlichen und östlichen Afrika auf. In Nord- und Südamerika ist es ein Neophyt.

Das Kleine Tausendgüldenkraut ist in fast ganz Europa besonders in Küstenbereichen mit Ausnahme von Nord-Skandinavien natürlich verbreitet, die Vorkommen sind jedoch unbeständig. In Mitteleuropa kommt es an den Küsten von Nord- und Ostsee zerstreut vor, in den Kalk- und Lehmgebieten tritt es nur selten auf, und dann meist in nur individuenarmen, lockeren Beständen. In den mitteleuropäischen Gebirgen steigt es kaum auf Höhenlagen von 1200 Metern auf. Es kommt meist nur bis in Höhenlagen von etwa 800 Metern vor.

Es kommt in Mitteleuropa zerstreut auf sonnigen, frischen bis wechselfeuchten, häufig kiesig-sandigen sowie kalk- oder salzhaltigen Standorten vor. Vergemeinschaftet ist Centaurium pulchellum häufig mit Arten der Zwergbinsengesellschaften. Es besiedelt in offenem Gelände Vernässungsstellen auf Wegen, geht aber auch auf Trittstellen an Ufern und Stränden; es ist wenig salzempfindlich. Es kommt in Mitteleuropa besonders in Gesellschaften des Verbands Nanocyperion vor, ist überregional aber eine Charakterart der Klasse Isoeto-Nanojuncetea.

Das Kleine Tausendgüldenkraut gedeiht am besten auf lehmig-tonigen, nährstoffreichen und kalkhaltigen, verdichteten, wechselfeuchten oder nassen Böden.

Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt et al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 3w+ (mäßig feucht aber stark wechselnd), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 3+ (unter-montan und ober-kollin), Nährstoffzahl N = 3 (mäßig nährstoffarm bis mäßig nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 3 (subozeanisch bis subkontinental), Salztoleranz 1 = tolerant.

Das Kleine Tausendgüldenkraut ist in Deutschland besonders geschützt.

Systematik und Verbreitung

Die Erstveröffentlichung erfolgte 1783 unter dem Namen (Basionym) Gentiana pulchella durch Olof Peter Swartz in Kongl. Vetensk. Acad. Handl. Volume 4, S. 85. Der gültige Name der Art in der Gattung Centaurium als Centaurium pulchellum (Sw.) Hayek findet sich erst korrekt veröffentlicht durch August von Hayek bei Heinrich von Handel-Mazzetti, Stadelmeyer, Janchen & Faltis in Oesterreichische Botanische Zeitschrift, Band 56, 1906, S. 70. Die Veröffentlichung bei George Claridge Druce in Fl. Berks. 1898, S. 342 gilt als nicht korrekt. Weitere Synonyme für Centaurium pulchellum (Sw.) Hayek sind: Erythraea ramosissima (Vill.) Pers., Erythraea pulchella (Sw.) Fr., Centaurium pulchellum subsp. ramosissimum (Vill.) P.Fourn. Bei der IUCN sind die Unterarten Synonyme von Centaurium pulchellum (Sw.) Hayek: Centaurium meyeri (Bunge) Druce.

Je nach Autor gibt es etwa drei Unterarten:

  • Centaurium pulchellum subsp. meyeri (Bunge) Tzvelev (Syn.: Erythraea meyeri Bunge, Centaurium meyeri (Bunge) Druce): Sie kommt in Deutschland, Osteuropa und in Nordafrika vor.
  • Centaurium pulchellum subsp. morierei (Corb.) P.Fourn. (Syn.: Erythraea morierei Corb.): Sie kommt nur in Frankreich vor.
  • Centaurium pulchellum (Sw.) Hayek subsp. pulchellum: Dieser Endemit kommt nur in Andorra vor.

Literatur

  • Otto Schmeil, Jost Fitschen (Begr.), Siegmund Seybold: Die Flora von Deutschland und der angrenzenden Länder. Ein Buch zum Bestimmen aller wild wachsenden und häufig kultivierten Gefäßpflanzen. 95., vollst. überarb. u. erw. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01498-2.
  • Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi, Arno Wörz (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 5: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Asteridae): Buddlejaceae bis Caprifoliaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart 1996, ISBN 3-8001-3342-3.
  • Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Band 3, Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 6 7 8 Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 1. Auflage. unveränderter Textnachdruck Band V, Teil 3, Verlag Carl Hanser, München 1966, S. 1972–1973.
  2. 1 2 3 Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora. Ulmer, Stuttgart, 1994. 7. Aufl. ISBN 3-8252-1828-7.
  3. 1 2 3 Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 752.
  4. Centaurium pulchellum (Sw.) Druce In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 17. Dezember 2022.
  5. 1 2 Centaurium im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 25. Oktober 2017.
  6. 1 2 3 4 5 Karol Marhold, 2011+: Gentianaceae: Datenblatt Centaurium pulchellum. In: Euro+Med Plantbase – the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  7. Centaurium pulchellum in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2013.2. Eingestellt von: R. V. Lansdown, M. M. Ali, 2012. Abgerufen am 12. Mai 2014.
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