Kloster Rumbeck (eigentlich Stift Rumbeck) befindet sich in Arnsberg im Ortsteil Rumbeck. Das Kloster wurde um 1190 gegründet und bestand bis zur Säkularisation im Jahr 1806. Es handelte sich um eine Niederlassung der Prämonstratenserinnen, die wie auch das Stift Oelinghausen unter der kirchlichen und weltlichen Jurisdiktion des Stifts Wedinghausen im benachbarten Arnsberg standen.

Geschichte und Entwicklung

Vor Gründung des Klosters Rumbeck bestand an dieser Stelle ein Haupthof des Arnsberger Grafen Heinrich I., der diesen 1185 an das Stift Wedinghausen übertrug. Wie Oelinghausen war Rumbeck ein Nonnenkloster. Die ersten Bewohnerinnen kamen auf Anordnung des Kölner Erzbischofs Adolf I. aus dem Kloster Bredelar, da dieses in ein Zisterzienserkloster umgewandelt wurde. Die Gemeinschaft in Rumbeck umfasste etwa 20 Chordamen und 10 Laienschwestern. Während die Schwesteranlage Oelinghausen ausschließlich Adeligen offenstand, nahm Rumbeck auch Schwestern aus dem höheren und wohlhabenden Bürgertum aus Westfalen auf. Die meisten stammten allerdings aus dem niederen Adel. Es existieren zwischen den Heiligenbildern an den Chorwänden der Klosterkirche Bilder der Priorinnen mit ihren Geschlechterwappen, die gewisse Schlussfolgerungen auf die Sozialstruktur der Vorsteherinnen zulassen. Dominierten in den ersten Jahrhunderten adelige Vorsteherinnen unter anderem etwa aus den Häusern von Thülen oder von Fürstenberg, wurden die Geschicke der Gemeinschaft seit dem 17. Jahrhundert überwiegend von bürgerlichen Damen geleitet. Zeitgenössische Chronisten und die zuständigen Revisoren aus Wedinghausen berichteten meist vom frommen Lebenswandel und der vorbildlichen karitativen Arbeit der Schwestern. Immerhin waren es Rumbecker Schwestern, die im 16. Jahrhundert in dem inzwischen zu einem weltlichen Damenstift umgewandelten Oelinghausen wieder die Klosterregeln einführten. Für eine funktionierende Gemeinschaft spricht auch, dass die Schwestern nach der Säkularisation ihr gemeinsames Leben bis zum Tod der letzten Konventsangehörigen fortführten. Gleichwohl wird man davon ausgehen können, dass es wie in den anderen Klöstern der Region während der etwa 600-jährigen Geschichte der Gemeinschaft Niedergangs- und darauf folgende Erneuerungsphasen gegeben hat.

Die Klosterbibliothek

Zwar war der Buchmaler und -schreiber Ludovicus Scriptor zeitweise Prior in Rumbeck. Ob er auch dort in dieser Hinsicht tätig war, ist nicht bekannt. Aus der Zeit des bestehenden Klosters ist über eine Bibliothek nichts bekannt. Erst im Zuge der Säkularisation ist von einem kleinen Bücherbestand die Rede. Dieses Verzeichnis ist heute verschollen. Bekannt ist, dass zwei Werke in den Besitz des Landgrafen übergingen. Dies sind ein Buch über die Bienenzucht und das Lexicon oeconomicum von Georg Heinrich Zincke. Dem Kloster gehörte auch das vierbändige Werk zum Kölnischen Krieg von Michael von Isselt. Dieses befand sich aber lange in den Räumen des Priors von Wedinghausen.

Die ökonomische Basis der Gemeinschaft

Das Kloster verfügte über eine eigene von einem Propst beaufsichtigte Klosterwirtschaft, über Jagd- und Fischereirechte. Die Verwalter waren aufs Ganze gesehen erfolgreich, den Landbesitz durch Erbschaften, Schenkungen, Kauf oder Tausch im Laufe der Zeit zu erweitern.

Im Vergleich zu Oelinghausen war die ökonomische Grundlage von Rumbeck allerdings deutlich bescheidener. Dies hing möglicherweise mit der anderen sozialen Zusammensetzung und den damit verbundenen weniger großzügigen Güterschenkungen zusammen. 1225 bekundete Graf Gottfried von Arnsberg in einer Urkunde, dass Dietrich I. von Bilstein zu Burg Bilstein dem Kloster Rumbeck sein voll eigenes Gut Seringhausen bei Erwitte für 94 Mark verkauft hat.

Insgesamt betrug der Besitzstand von Rumbeck nur etwa zwei Fünftel von dem Oelinghausens. Vor allem in den ersten Jahrzehnten des Bestehens galt der Konvent als regelrecht arm. Dafür sprechen die Aufnahme von Darlehen bei Kölner Bürgern und ein von Graf Gottfried III. im Jahr 1244 ausgestellter Almosenbrief.

Auch die Schwestern aus dem Niederadel oder aus Bauernfamilien übergaben beim Eintritt in das Kloster häufig Grundbesitz an die Gemeinschaft. Schließlich gehörten dem Kloster 59 abgabepflichtige Höfe („Gewinnhöfe“). Diese Besitzungen lagen verstreut im Sauerland und der Soester Börde. Die Pröpste als Verwalter versuchten diese Grundstücke durch Tausch zusammen zu legen oder zu verkaufen, um von dem Geld besser gelegene Höfe zu erwerben. Diese wurden dann verpachtet. Die geschickte Wirtschaftsführung der Pröpste führte dazu, dass die Gemeinschaft über verschiedene Pachthöfe verfügten. Am Ende der Klosterzeit war der Besitz schuldenfrei und konnte von den neuen hessischen Landesherren mit Gewinn verkauft werden.

Durch den Besitz der Höfe war das Kloster an verschiedenen Orten Teil der Markgenossenschaften. Als solche konnte das Kloster die Wälder anteilig nutzen, um Holz zu schlagen oder sie als Hude zu verwenden. In der Dinscheder Mark waren die Pröpste meist auch Holzrichter. Das Kloster hatte auch Markenrechte in der Schwiedinghauser, Hüstener und Wennemener Mark. Zum Kloster gehörte auch ein eigener Klosterwald. Die Pröpste erstritten sich in der Gegend um das Kloster auch das Recht auf die niedere Jagd.

Im 17. Jahrhundert versuchten die Pröpste aufgrund der schmalen ökonomischen Basis die Landwirtschaft zu modernisieren, um durch den Verkauf von überschüssigen Produkten ein höheres Einkommen zu erzielen. Die Aufstauung des Mühlbachs ließ nicht nur eine Reihe von Fischteichen entstehen, sondern lieferte auch die Energie für je eine Öl-, Säge- und Kornmühle. Der Klosterwald wurde für die Produktion von Pottasche genutzt. Diese wurde im 18. Jahrhundert für die kurzzeitig existierende eigene Glashütte genutzt. Diese produzierte Fensterglas, Flaschen und andere Gefäße. In Hinblick auf das Hüttenpersonal ist bemerkenswert, dass trotz Gegenreformation und Zugehörigkeit zu einer Klosterwirtschaft zu einem Großteil auswärtige, protestantische Fachkräfte angeworben wurden. Der Betrieb wurde bald auf Grund des nicht rentablen Rohstoffbedarfs aufgegeben. Propst Arndts gründete 1748 ein Hammerwerk zur Herstellung von Eisen. Eine eigene Bleiche diente der Leinwandherstellung. Auf Basis der Landwirtschaft und der gewerblichen Betriebe entstand ein gewisser Wohlstand. Im Gegensatz zu den meisten anderen monastischen Gemeinschaften der Region war Rumbeck zur Zeit der Säkularisation nicht nur schuldenfrei, sondern hatte auch überschüssiges Geld angelegt.

Bauliche Gestalt

Über die bauliche Gestalt der Anlage liegen erste Angaben aus dem Jahr 1519 vor. Diese betreffen einen Südflügel, der von Propst Johann von Heyger (1516–1545) errichtet wurde und 200 Jahre später durch Adam Nackthoff (1714–1745) erneuert wurde. Dieser Gebäudeteil begrenzte südlich den Klosterhof und enthielt neben der Wohnung der Priorin auch Schule und Kleiderkammer des Klosters. Durch einen Brand im Jahr 1914 wurde das Gebäude völlig zerstört. An derselben Stelle entstand 1916 ein neuer Flügel, der von Beginn an als Pfarrhaus geplant worden war. Der Bau wurde dabei um drei Fensterachsen verkürzt errichtet. Nicht wieder aufgebaut wurde das völlig zerstörte sogenannte Kornhaus. Von diesem sind nur noch ruinenartige Reste zu sehen.

Neben der Kirche gehört zu den erhaltenen Teilen der Klosteranlage ein Archivturm, der heute als Glockenturm dient. Hinzu kommen einige ehemalige Wirtschaftsgebäude. Die Pröpste lebten in einem eigenen repräsentativen Propsteigebäude, das im 17. Jahrhundert errichtet wurde und im 18. Jahrhundert noch einmal erneuert wurde. Dieses dient heute als Wohngebäude. Heute ebenfalls als Wohnhaus dient das 1695 errichtete ehemalige Gästehaus des Klosters.

Die Kirche, das Pfarrhaus und das Stallgebäude sind Patronatsbauten des Landes Nordrhein-Westfalen. Die Baulastverpflichtungen liegen zu hundert Prozent beim Land.

Klosterkirche

Die Kirche ist nach außen schlicht verputzt. Der rechteckige Bau ohne Strebepfeiler hat ein nach Osten abgewalmtes Dach und einen Dachreiter nahe dem Westgiebel.

Kirchenraum

Der Innenraum ist eine rechteckige, gerade geschlossene Hallenkirche von fünf Jochen Länge mit auffällig schmalen Seitenschiffen. Ein abgegrenzter Chorraum fehlt. Acht rechteckige Pfeiler tragen die spitzbogigen Gewölbe mit waagerechten Scheiteln, Kreuzgratgewölbe über dem Mittelschiff und Tonnengewölbe mit Stichkappen über den schmalen Seitenschiffen. Alles ist ausgesprochen schlicht gehalten; es gibt weder Wandvorlagen noch abgegrenzte Gurt- und Scheidbögen.

Bis zum Umbau im 19. Jahrhundert gab es eine Nonnenempore für die Mitglieder der Gemeinschaft. Diese reichte vermutlich ursprünglich bis zum vorletzten Pfeilerpaar nach Osten. Sie wurden 1825 bis zum letzten Joch zurückgebaut.

Bislang wurde angenommen, dass die Klosterkirche ein im Wesentlichen gotischer Bau mit älteren Wurzeln sei. Nach neueren Erkenntnissen der Dendrochronologie wurde der nach Bau um 1200 errichtet und schon zu Beginn des 13. Jahrhunderts fertiggestellt. Danach ist er insgesamt als spätromanisch einzuordnen und eine der ersten Hallenkirchen mit gemauertem Gewölbe in Westfalen.

Ausstattung

Unter den Pröpsten Friedrich Bigeleben und Eberhard Cöbinghof wurde die Kirche im späten 17. und frühen 18. Jahrhundert im Stil des Barocks umgestaltet.

Seither ist die Ausstattung im Inneren fast ausschließlich barock. Zur von einem unbekannten Künstler geschaffenen einheitlichen Innenausstattung gehören der Hochaltar, zwei Seitenaltäre, der Beichtstuhl, die Kanzel sowie Teile des Orgelgehäuses. Dazu gehört der Figurenschmuck des Hochaltars oder ein Relief des hl. Franziskus Xaverius in Indien. Die Orgel stammt aus der Herforder Klausingwerkstatt und ist auf das Jahr 1700 datiert. Sie wurde 1830 von Engelbert Ahmer erweitert und in den Jahren 2005/2006 restauriert. Das Gestühl der Nonnen, das sich heute neben dem Hochaltar befindet, stammt noch aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts und wurde in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts vermutlich von Heinrich Stratmann um Malereien von Heiligen und Familienwappen der Priorinnen und Konventualinnen ergänzt.

Priorinnen

(Quelle: )

  • Frederun (1220)
  • Gosta (1336)
  • Goda de Meschede (1351)
  • Grete Dobber (1340)
  • Gertrudis van der Lake (1391)
  • Margareta (1406)
  • Hezelken (1431)
  • Stina Droste (?) (vor 1447)
  • Styne van Muldensbern (1437/1467)
  • Bela Sprengen (1467/1489)
  • Alheid von Merode (1527/1538 (?))
  • Anna von Ruspe (1545/1546)
  • Ursula von Thülen (1549/1566)
  • Barbara Neuhoff (1570/1577)
  • Katharina von der Wende (1588)
  • Katharina Roehrs (1605/1607)
  • Elisabeth Schöler (1619/1628)
  • Anna Maria von Fürstenberg (1642/1655)
  • Maria Kleinsorgen (1651/1681)
  • Agnes Fucker (1695)
  • Maria Walburg Hilsberg (1703/1709)
  • Dorothea Tape (1708(?)/1731)
  • Agnes Schlaun (1731/1733)
  • Maria Isabella von Mellin (1733/1767)
  • Maria Barbara Biegeleben (1767/1783)
  • Franziska Peters (1783-1804, gest. 1830)

Literatur

  • Uwe Haltaufderheide (Hrsg.): Die Baudenkmäler der Stadt Arnsberg. Erfassungszeitraum 1980–1990. Stadt Arnsberg – Der Stadtdirektor – Untere Denkmalbehörde, Arnsberg 1990, ISBN 3-928394-01-0, S. 283–288.
  • Fritz Timmermann: Das neue Altarbild in der Kirche St. Nikolaus in Rumbeck. In: Heimatblätter. 27, 2006, ISSN 1612-538X, S. 62–64.
  • Julia von Ditfurth: Zur Barockisierung der Prämonstratenserinnenkirchen in Rumbeck und Oelinghausen. In: Herkunft mit Zukunft. Einblicke in die Klosterlandschaft Arnsberg. Arnsberg 2019, S. 88–97.
Commons: Kloster Rumbeck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hermann-Josef Schmalor: Prämonstratensiche Klosterbibliotheken auf dem Gebiet der heutigen Stadt Arnsberg: Wedinghausen, Oelinghausen, Rumbeck. In: Herkunft mit Zukunft. Einblicke in die Klosterlandschaft Arnsberg. Arnsberg 2019, S. 80f.
  2. Günther Becker, Hans Mieles: Die erste urkundliche Erwähnung der Burg Bilstein, aus Bilstein Land, Burg und Ort, S. 35, Lennestadt, 1975 und Staatsarchiv Münster, Kloster Rumbeck, Urkunde 14
  3. Fritz Timmermann: Maria Franziska Peters, die letzte Priorin des Klosters Rumbeck. In: Analecta Praemonstratensia, Jg. 57 (1981), S. 36–46, hier S. 39.
  4. Gerd Dethlefs: Die Glashütten im Rumbecker Forst 1750-1759 und im Arnsberger Wald 1767-1786. In: Sauerland. Zs. d. Sauerländer Heimatbundes 1/2017 S. 37–42
  5. Wolfgang Becker: Eine Glashütte des Klosters Rumbeck: Glasscherben zeugen von alter Handwerkskunst. In: Heimatblätter des Arnsberger Heimatbundes 37/2016 S. 58f.
  6. Fritz Timmermann: Die wirtschaftlichen Aktivitäten des Prämonstratenserinnenstift Rumbeck. In: Heimatblätter des Arnsberger Heimatbundes 34/2013 S. 15–20
  7. Wolfgang Becker: Vor 102 Jahre: Feuer legte große Teile des neuen Klosters Rumbeck in Schutt und Asche. In: Heimatblätter des Arnsberger Heimatbundes 37/2016 S. 60–63
  8. Patronatsbauten. Dokumentation der Baudenkmäler in Nordrhein-Westfalen. Düsseldorf 1991 S. 41–43
  9. 1 2 3 Julia von Ditfurth: Zur Barockisierung der Prämonstratenserinnenkirchen in Rumbeck und Oelinghausen. In: Herkunft mit Zukunft. Einblicke in die Klosterlandschaft Arnsberg. Arnsberg 2019, S. 88.
  10. Julia von Ditfurth: Zur Barockisierung der Prämonstratenserinnenkirchen in Rumbeck und Oelinghausen. In: Herkunft mit Zukunft. Einblicke in die Klosterlandschaft Arnsberg. Arnsberg 2019, S. 89.
  11. Julia von Ditfurth: Zur Barockisierung der Prämonstratenserinnenkirchen in Rumbeck und Oelinghausen. In: Herkunft mit Zukunft. Einblicke in die Klosterlandschaft Arnsberg. Arnsberg 2019, S. 88–90.
  12. Erwähnungen nach: Monasticon Praemonstratense : Id est Historia Circariarum atque Canoniarum candidi et canonici Ordinis Praemonstratensis. Vol I/Pars prima et secunda Berlin, 2018 S. 245f.

Koordinaten: 51° 23′ 19,2″ N,  6′ 27,6″ O

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