Film | |
Originaltitel | Kokomo City |
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Produktionsland | USA |
Originalsprache | Englisch |
Erscheinungsjahr | 2023 |
Länge | 73 Minuten |
Stab | |
Regie | D. Smith |
Produktion | Bill Butler, Harris Doran, D. Smith |
Kamera | D. Smith |
Schnitt | D. Smith |
Besetzung | |
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Kokomo City ist ein Dokumentarfilm von D. Smith. Darin porträtiert sie die vier schwarzen trans Frauen Daniella Carter, Dominque Silver, Koko Da Doll und Liyah Mitchell, die offen von ihren Erfahrungen in der Sexarbeit sprechen. Die Premiere des Films erfolgte im Januar 2023 beim Sundance Film Festival. Im Februar 2023 wurde der Film im Rahmen der Internationalen Filmfestspiele in Berlin vorgestellt. Bei beiden Filmfestivals wurde Kokomo City mit dem Publikumspreis ausgezeichnet.
Inhalt
Koko Da Doll und Liyah Mitchell aus Atlanta sowie die New Yorkerinnen Daniella Carter und Dominique Silver sind trans, schwarz und Sexarbeiterinnen. Sie reden im Film offen über solche Dinge, über die sie in der Öffentlichkeit eigentlich nicht reden oder ein Tabu sind, so über ihre Körper und was sie mit diesen im Schlafzimmer tun. Auch die Gefahren in ihrem Beruf werden thematisiert. So berichtet Dominque Silver wie ein Mann sie nach dem Oralsex geschlagen hatte, als er bemerkte, dass sie trans ist.
Im Film kommen auch andere Personen zu Wort, die sich von den ultrafemininen Qualitäten von trans Frauen angezogen fühlen, darunter ein Hip-Hop-Songwriter namens LØ. Der Club-Promoter Lenox Love, der in Atlanta eine wöchentliche Hush Night mit „Sexy Beautiful Transsexual Exotic Dancers“ ins Leben gerufen hat, erklärt im Film, dass er Transfrauen wie alle anderen Frauen mag.
Kokomo City zeigt die vier Transfrauen auch in Momenten, die nichts mit der Sexarbeit zu tun haben, etwa wie sich Daniella Carter in ihrem Badezimmer hübsch macht und sich mit einem Elektrorasierer rasiert.
Produktion
Regie führte D. Smith, die als Singer-Songwriterin und Produzentin für Künstler wie Lil Wayne und Katy Perry tätig war und zweifach für einen Grammy nominiert war. Während der Dreharbeiten zu dem Film stolperte sie über eine fast 90 Jahre alte Aufnahme mit dem Titel Sissy Man Blues des fast vergessenen schwarzen Schlagersängers Kokomo Arnold. Sein Name inspirierte Smith zu dem Filmtitel Kokomo City. Es handelt sich dabei um keinen realen Ort, sondern soll vielmehr den Ort beschreiben, den ihre Schwestern, die vier schwarzen Transprotagonistinnen, in der Welt einnehmen. Smith übernahm auch die Songauswahl für Kokomo City.
Weil die geführten Gespräch und die behandelten Themen sehr intim sind, hatte die Regisseurin, die auch als Kamerafrau fungierte und den Filmschnitt übernahm, bei den Dreharbeiten in den Wohnungen der vier Sexworkerinnen ihre Schuhe ausgezogen, um sich wie im Haus eines Freundes oder Verwandten zu fühlen. Sie wollte, dass sich auch der Zuschauer so fühlt und machte die Aufnahmen aus niedrigeren Winkeln meist vom Boden aus.
Der Film feierte am 21. Januar 2023 beim Sundance Film Festival seine Premiere. Dort sicherte sich Magnolia Pictures die weltweiten Vertriebsrechte am Film. Im Februar 2023 wurde Kokomo City bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin in der Sektion Panorama vorgestellt. Anfang März 2023 wurde er beim Miami Film Festival und hiernach beim London LGBTQIA+ Film Festival und beim South by Southwest Film Festival gezeigt. Ende April 2023 wurde Kokomo City beim Atlanta Film Festival vorgestellt. Anfang Mai 2023 wurde der Film beim Chicago Critics Film Fest gezeigt und hiernach beim Mammoth Lakes Film Festival und beim Inside Out Toronto 2SLGBTQ+ Film Festival. Im Juni 2023 wurde er beim Bentonville Film Festival, bei Frameline47 und beim Provincetown International Film Festival vorgestellt. Anfang Juli 2023 wurde der Film im Rahmen der Open-Air stattfindenden Sommer-Berlinale und Ende des Monats beim New Horizons International Film Festival gezeigt. Zwischen Juli und September 2023 wurde Kokomo City im Rahmen des New Zealand International Film Festivals vorgestellt. Im November 2023 sind Vorstellungen beim International Documentary Film Festival Amsterdam geplant.
Am 18. April 2023 wurde Koko da Doll, mit bürgerlichem Namen Rasheeda Williams, im Südwesten von Atlanta tot auf einem Bürgersteig neben einem Einkaufszentrum aufgefunden. Sie wurde 35 Jahre alt. Von ihrem Tod bestürzt erklärte Smith, Williams werde „kommende Generationen inspirieren und niemals vergessen werden“.
Rezeption
Kritiken
Von den bei Rotten Tomatoes aufgeführten Kritiken sind 98 Prozent positiv bei einer durchschnittlichen Bewertung mit 7,6 von 10 möglichen Punkten. Auf Metacritic erhielt der Film einen Metascore von 79 von 100 möglichen Punkten.
Hans Bonhage von uncut.at schreibt, Kokomo City lebe von seinen großartigen, charismatischen Protagonistinnen. Aus Berichten über ihre eigenen Lebenserfahrungen, Träume und Probleme abstrahierten sie klug und reflektiert auf gesamtgesellschaftliche Strukturen und eröffnen so Perspektiven, denen für gewöhnlich nicht genug Beachtung geschenkt wird. Eine der großen Stärken des Films sei auch, dass er zu keiner Sekunde den Verdacht aufkommen lässt, die Lebenssituation seiner Protagonistinnen zu glorifizieren. Auch wenn eine gewisse Freude und Genugtuung damit einhergehe, plötzlich ein kleines bisschen Macht aus dem Begehren der Männer ziehen zu können und die vier Frauen der Welt auch sonst mit einer bewundernswerten Resilienz und Lebensfreude begegneten, sei sich Smith jederzeit über die Gefahren bewusst, die ihre Rolle mit sich bringt, beginnend mit der Waffengewalt über die Angst vor HIV-Infektionen, die ebenso Teil des Berufs ist: „Die Frauen sind nicht aus Spaß Sexarbeiterinnen, sondern weil es die einzige Möglichkeit ist, an Geld zu kommen. Sie wollen raus, so bald wie möglich, und einfach ihr Leben leben.“
Manuel Schubert schreibt in seinem Blog bei taz.de, D. Smith stelle in Kokomo City unglaublich reflektierte Frauen vor, deren Schatz an Lebenserfahrung größer ist als es ihnen eigentlich selber lieb wäre. Sie seien stark, weil sie sich Schwächen nicht erlauben können, und sie seien schön, weil sie das Geld brauchen, um zu überleben in einem Amerika, das menschlichen Wert nicht nur nach Hautfarbe und Geschlecht, sondern auch nach Einkommen bemisst. Der Film setze diesen Frauen kein Denkmal, sondern diene eher als ein Sprachrohr, um jene Stimmen laut zu machen und zu verstärken, die zu den multiplen Krisen in den US-amerikanischen Gesellschaften und, deren Lösungen wesentlich mehr beitragen könnten als Politik, Medien, Forschung und Kirchen. Seine Kollegin Sara Piazza bemerkt in ihrer Kritik, an den rhythmisch geschnittenen Schwarzweiß-Bildern und dem klugen Einsatz des Soundtracks erkenne man, dass Smith auch selbst Musikerin ist. Es sei ihr trotzdem gelungen, aus dem von ihr gedrehten und geschnittenen Dokumentarfilm kein glattes Musikvideo zu machen. Die zentrale Frage des Films sei, warum werden Schwarze trans Frauen in der Schwarzen Hetero-Community, sowohl von cis-Frauen als auch -Männern, besonders stigmatisiert und isoliert würden.
Auszeichnungen
Docaviv 2023
- Auszeichnung als Bester Film im International Competition
Internationale Filmfestspiele Berlin 2023
- Auszeichnung mit dem Panorama Publikumspreis
- Nominierung für den Teddy Award als Bester Dokumentar- / Essayfilm
Miami Film Festival 2023
- Nominierung für den Documentary Achievement Award.
- Auszeichnung mit dem Audience Award in der Sektion NEXT
- Auszeichnung mit dem NEXT Innovator Award
Weblinks
- Kokomo City in der Internet Movie Database (englisch)
- Kokomo City. im Programm des Sundance Film Festivals (englisch)
Einzelnachweise
- 1 2 3 Peter Debruge: 'Kokomo City' Review: Trans Sex Workers Reframe Their Narrative in D. Smith’s Raucous Doc. In: Variety, 27. Januar 2023.
- 1 2 3 Matthew Carey: Breakthrough Director D. Smith On Her Sundance And Berlin-Winning 'Kokomo City', An Unfiltered View Of Black Trans Women. In: deadline.com, 1. März 2023.
- ↑ Jude Dry: 'Kokomo City' Review: Trans Sex Workers Radiate Their Truth in Transcendent Debut. In: Variety, 26. Januar 2023.
- 1 2 Sara Piazza: Berlinale-Film „Kokomo City“: Näher geht es kaum. In: taz.de, 24. Februar 2023.
- ↑ Kokomo City. In: sundance.org. Abgerufen am 29. Januar 2023.
- ↑ Kokomo City. In: berlinale.de. Abgerufen am 29. Januar 2023.
- 1 2 Navid Nikkhah Azad: 2023 Miami Film Festival unveils Linup 2023. In: deed.news, 31. Januar 2023.
- ↑ 37th BFI FLARE: LONDON LGBTQIA+ FILM FESTIVAL 2023 FULL PROGRAMME ANNOUNCED 15 – 26 March at BFI Southbank and on BFI Player. In: fabukmagazine.com, 5. März 2023.
- ↑ Matt Villei: 'Bottoms,' 'Tetris,' & More Announced for SXSW 2023's Second Wave of Programming. In: collider.com, 1. Februar 2023.
- ↑ 2023 Atlanta Film Festival unveils Key Programming and full Linup of Official Selections for 47th Annual Event, including 39 World Premieres. In: atlantafilmfestival.com, 27. März 2023.
- ↑ Films: Full Schedule. In: chicagocriticsfilmfestival.com. Abgerufen am 17. April 2023.
- ↑ Sophia Scorziello: Mammoth Lakes Film Festival Announces Lineup, Including 'Kokomo City' and 'Queendom'. In: Variety, 4. Mai 2023.
- ↑ Inside Out Toronto 2SLGBTQ+ Film Festival announces full linup for 33rd Annual Edition. In: bellmedia.ca, 5. Mai 2023.
- ↑ Kokomo City. In: bentonvillefilm.org. Abgerufen am 9. Juni 2023.
- ↑ Erik Anderson: 25th Provincetown Film Festival (PIFF) announces lineup; Bruce LaBruce, Billy Porter, Meg Stalter, Julio Torres named honorees. In: awardswatch.com, 9. Mai 2023.
- ↑ Frameline47 Announces Full Slate for LGBTQ+ Film Fest. In: edgemedianetwork.com, 19. Mai 2023.
- ↑ Sommer-Berlinale: Open-Air-Programm der Filmfestspiele. In: tip-berlin.de, 22. Juni 2023.
- ↑ Kokomo City. In: nowehoryzonty.pl. Abgerufen am 4. Juli 2023.
- ↑ Kokomo City. In: nziff.co.nz. Abgerufen am 26. Juni 2023.
- ↑ https://deadline.com/2023/10/idfa-shorts-competition-youth-competition-lineups-best-of-fests-announcement-1235564702/
- ↑ Joshua Vinson: Rasheeda Williams, Trans Woman Featured in Hit Documentary 'Kokomo City', Dies at 35. In: thewrap.com, 20. April 2023.
- ↑ https://www.republicworld.com/world-news/us-news/atlanta-trans-woman-koko-da-doll-who-featured-in-hit-sundance-documentary-killed-articleshow.html
- ↑ Matthew Carey: Trans Woman Featured In Hit Sundance Documentary 'Kokomo City' Shot And Killed In Atlanta. In: deadline.com, 20. April 2023.
- ↑ Kokomo City. In: Rotten Tomatoes. Abgerufen am 7. August 2023.
- ↑ Kokomo City. In: Metacritic. Abgerufen am 7. August 2023.
- ↑ https://www.uncut.at/movies/kritik.php?movie_id=17617
- ↑ https://blogs.taz.de/filmanzeiger/2023/02/23/berlinaledauerliveblog2023/
- ↑ Marko Stojiljković: 'Kokomo City' and 'Inbal Perlmutter: If You Let Me Go' win big at the 25th Docaviv. In: cineuropa.org, 19. Mai 2023.
- ↑ Dokumentar- / Essayfilme. In: teddyaward.tv. Abgerufen am 7. Februar 2023.
- ↑ https://www.berlinale.de/de/2023/news-pressemitteilungen/239395.html
- ↑ Matt Donnelly und Peter Debruge: Sundance Winners: 'A Thousand and One' Takes U.S. Dramatic Jury Prize. In: Variety, 27. Januar 2023.