Die Kommende Jungen-Biesen des Deutschen Ordens entstand 1573 in der südlichen Kölner Vorstadt Oversburg an der dortigen Severinstraße. Die Kommende hatte Bestand bis zum Jahr 1802.
Geschichte
Mitglieder einer zum geistlichen Ritterorden gehörenden, ursprünglich karitativen Gemeinschaft des Deutschen Ordens waren schon am Anfang des 13. Jahrhunderts in Köln engagiert.
Im 16. und 17. Jahrhundert hatte sich in der bisherigen Ordensstruktur eine neue personelle Gewichtung in der Zusammensetzung der Mitglieder vollzogen. Die Dominanz des geistlichen Standes (Priester) war rückläufig geworden, dagegen war der Anteil des Adelsstandes (Ritter) stark angestiegen. Dies veranlasste den Landkomtur der Ballei Alten-Biesen, Heinrich von Reuschenberg, Maßnahmen zu ergreifen, die ihm geeignet erschienen, dem Mangel an qualifizierten Geistlichen im Orden abzuhelfen. So stiftete er unter anderem den Kölner Laurentianern, die eines der stadtkölnischen Gymnasien als Vorstufe des Zugangs an die Universität zu Köln unterhielten, ein Schulgebäude an der Nordseite des Minoritenklosters, das so genannte „Reuschenberger Fundationsgebäu“ (1766/67 umgebaut). An diese Einrichtung vergab Reuschenberg zwölf Stipendien, davon drei für Adelige, drei für wohlhabende Bürgerliche und sechs für junge Männer aus der Schicht der armen Bevölkerung. Er verband diese Stipendien mit der Unterbringung der Studenten in der auch zu diesem Zweck von ihm 1573 gegründeten Kommende Jungen-Biesen in Köln, die ebenfalls den studierenden Stipendiaten der Ballei „Aldenbiesen“ Unterkunft und Auskommen sichern sollte.
Entstehungsort
Zum Zweck einer neuen Ordensniederlassung kaufte Heinrich von Reuschenberg 1573 an der Severinstraße das „Haus zum Bierbaum“ (1320 dom. Birbome, und war Ailbrechts vom Birhouven (Huys) auf dem Ort zur Bonnergasse), sowie im Jahr 1581 den Bonner Hof und weiteres Gelände. Im Sommer 1582 begannen die Umbauarbeiten des Hofes.
Die neue Niederlassung
Mit Billigung des Kölner Rates durfte die künftige Kommende die in das Gelände führende Bonner Gasse, die auch „Im Sack“ genannt wurde, überbauen, und konnte so eine Gesamtfläche des verfügbaren Baugeländes von 420,75 Quadratruten in ihre Planungen einbeziehen. Erste Arbeiten betrafen das Haus Bierbaum (von dem Weinsberg berichtete, dass „geweltlich“ an diesem gearbeitet werde), welches zum Wohnhaus des Komturs umgebaut wurde. Für ein kleines errichtetes Oratorium erhielt man im Jahr 1593 die Erlaubnis, Gottesdienste abhalten zu dürfen. Im Jahr 1601 wurde die Neugründung durch Maximilian, den damaligen Hochmeister des Ordens, bestätigt.
Kommende Jungen-Biesen
Insgesamt entstanden neben diversen Wirtschaftsgebäuden, drei zusammenhängende, zweigeschossige Wohngebäude, die einen Hof von 18 m Länge und 13 m Breite umschlossen. Die Gebäude hatten mit Gauben bestückte Satteldächer, die mit Schiefer gedeckt waren. Das Hauptgebäude war an der Severinstraße 31,50 m lang und hatte eine Tiefe von 6,60 m. Über eine angebaute, turmartige Wendeltreppe gelangte man in die Obergeschosse. Das rückwärtige, dem Garten zugewandte Gebäude war unterkellert und war 27 m lang. Sein Erdgeschoss enthielt einen großen Saal. Der fast quadratische Mittelbau hatte 13,25 m Länge und 14,50 m Breite, mit jeweils einem großen Raum und zwei Treppenfluren in den Geschossen. Der Anlage schloss sich nach Westen ein Garten von 100 × 40 Metern an, der im Stil niederländischer Gartenkunst gestaltet war. An seinem Ende, an der dort gelegenen Spitzengasse, befand sich die Einfahrt zur Kommende. Diesen Zugang plante wahrscheinlich Heinrich Theobald Graf von Golstein, Coadjutor der Österreichischen Ballei in Labach und Komtur in Jungen-Biesen, da man nach seinem Tod (1719) den Zugang Spitzengasse im Jahr 1730 durch eine aus Haustein eingesetzte Pforte an der Severinstraße ergänzte. Weitere Neuerungen, wie die neu gebrochener Fenster, der Verputz der Mauern und neue Fußböden, sowie die Installation von Heizungsanlagen, folgten. Der Bau eines steinernen Sommerhauses im Garten rundete die Modernisierungen im 18. Jahrhundert ab.
Säkularisation und Aufhebung
Die Kommende Jungen-Biesen wurde im Jahr 1802 aufgehoben, und 1804 wurden ihre Gebäude per Dekret Napoleons zur Dienstwohnung des Direktors eines Ingenieurkorps bestimmt. Nach dem Abzug der Franzosen wurden die Gebäude teilweise als Militärmagazin unter der dann preußischen Regierung genutzt. Später überwies man die Immobilie der Schulverwaltung, die diese im weiteren Verlauf des 19. Jahrhunderts dem Direktor des auf dem ehemaligen Karmelitergelände entstandenen Gymnasiums als Dienstwohnung zuwies. 1883 wurden das Vorderhaus und im Jahr 1885 die übrigen Bauten der ehemaligen Kommende niedergelegt. Auf dem Grundstück entstand ein großes Gebäude, welches die Anschrift Severinstraße 251 erhielt.
Literatur
- Hermann Keussen: Topographie der Stadt Köln im Mittelalter, in 2 Bänden. Köln 1910. ISBN 978-3-7700-7560-7 und ISBN 978-3-7700-7561-4
- Ludwig Arentz, H. Neu und Hans Vogts: Paul Clemen (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln, Band II, Erweiterungsband die ehemaligen Kirchen, Klöster, Hospitäler und Schulbauten der Stadt Köln. Verlag L. Schwann, Düsseldorf 1937. Nachdruck 1980. ISBN 3-590-32107-5
Einzelnachweise
- 1 2 3 4 5 Paul Clemen: Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln, Band II, Erweiterungsband, Die ehemaligen Kirchen, Klöster, Hospitäler und Schulbauten der Stadt Köln. Abschnitt Deutschordenskommende Jungen-Biesen (S. 113 ff.)
- ↑ P. Clemen, S. 388, Abschnitt Laurentianergymnasium.
- ↑ Hansgeorg Molitor: Geschichte des Erzbistums Köln. 3. Band. Köln, 2008 (S. 564)
- ↑ Hermann Keussen, Band II, S. 38, Sp. 1