Das Konrad-Adenauer-Haus im Bonner Parlaments- und Regierungsviertel war von 1971 bis 2000 Sitz der Bundesgeschäftsstelle der Christlich Demokratischen Union Deutschlands (CDU). Es befand sich an der Ostseite der Friedrich-Ebert-Allee (Bundesstraße 9) im Ortsteil Gronau und wurde im Dezember 2003 gesprengt.

Geschichte

Ziel der Errichtung des nach dem ersten Bundeskanzler und Parteivorsitzenden Konrad Adenauer benannten Baus war die Zusammenführung der zuvor in 17 Gebäuden über das Bonner Stadtgebiet verteilten CDU-Zentrale. Ihre Arbeit in Bonn hatte sie Ende 1950 im Ortsteil Poppelsdorf aufgenommen. Anschließend befand sich der Hauptstandort im Gebäude des Verbands der Deutschen Zuckerindustrie in der Südstadt. 1962 erwarb die CDU das Grundstück an der B 9 von der Stadt Bonn für 450.000 D-Mark. Bereits im Frühjahr 1963 wurden in Folge eines Architektenwettbewerbs die beiden zweitplatzierten Frankfurter Architekten Max Meid und Helmut Romeick für das Projekt verpflichtet. Ende 1965 beantragte die Partei die Baugenehmigung, die im Dezember 1967 erteilt wurde. Die Pläne wurden jedoch zunächst aus Kostengründen zurückgestellt.

Nach dem erstmaligen Wechsel der CDU in die Opposition (1969) erhöhte sich auch aufgrund des steigenden Personalstands in der Parteizentrale die wahrgenommene Notwendigkeit einer effektiveren Parteiorganisation, sodass die Pläne forciert wurden. Die parteiinterne Bewilligung des Neubaus erfolgte durch den Bundesparteitag im November 1969 in Mainz. Der Baubeginn erfolgte Anfang 1970. Die Kosten in Höhe von etwa 20 Millionen Mark sollten zunächst, vorfinanziert durch einen Hypothekenkredit, ohne Belastung der Parteikasse durch projektgebundene Spenden („Bausteine“) und Abgaben von CDU-Abgeordneten aufgebracht werden. Schließlich wurde, nachdem sich diese Finanzierungsgrundlage als unzureichend erwiesen hatte, Ende 1970 die „Konrad-Adenauer-Haus GmbH & Co. KG“ mit der CDU-eigenen Union Betriebs-Gesellschaft als Komplementär gegründet, die Kommanditanteile ab 1.000 Mark an die Öffentlichkeit verkaufen sollte. Zudem mussten einige Etagen des Hochhauses zunächst vermietet werden. Das nach dem Entwurf von Meid und Romeick errichtete Hochhaus wurde im Dezember 1971 bezogen. Die offizielle Einweihungsfeier fand unter dem Parteivorsitzenden Rainer Barzel im Januar 1973 statt und war mit der Aufstellung einer von der Familie Adenauer gestifteten Konrad-Adenauer-Büste verbunden.

Aufgrund der anstehenden Verlegung des Parlaments- und Regierungssitzes nach Berlin (1999) verkaufte die CDU die Immobilie bereits im Februar 1998 für 17 Millionen D-Mark an die Deutsche Telekom. Ab dem 23. August 1999 tagten Bundesvorstand und Präsidium bereits regelmäßig in Berlin. In der CDU-Spendenaffäre war das Konrad-Adenauer-Haus noch einmal Schauplatz von Sondersitzungen der CDU-Gremien: am 8. Dezember 1999 von Bundesvorstand und Präsidium, am 22. Dezember 1999 und am 4. Februar 2000 des Präsidiums. Der Umzug der Parteizentrale mit zuletzt 155 Mitarbeitern in die Hauptstadt erfolgte dann unter der frisch gewählten Parteivorsitzenden Angela Merkel als letzte der im Bundestag vertretenen Parteien Ende Juni 2000 ins neue Konrad-Adenauer-Haus. Zeitweilig war hier noch eine Hilfsorganisation für ukrainische Waisenhäuser untergebracht. Nach vorangegangenen Abrissarbeiten ab Juni 2003 wurde schließlich am 14. Dezember 2003 das Hochhaus der ehemaligen Parteizentrale gesprengt. Auf dem Gelände entstand von 2006 bis 2008 der Office Port Bonn, in den die Zentrale der Telekom-Festnetzsparte T-Home eingezogen ist. Es ist eine Station des Geschichtsrundwegs Weg der Demokratie.

Gebäude

Das Konrad-Adenauer-Haus war ein Stahlbetonskelettbau, verkleidet durch italienischen Kalkstein. Die Anlage hatte entlang der Friedrich-Ebert-Allee (B 9) eine Gesamtlänge von 115 m. Dem elfstöckigen scheibenförmigen Hochhaus (Höhe: 44 m) mit etwa 7.200 m² Bürofläche, das mit vier Stützen zur Straße hin vorkragte, waren im Norden ein zweistöckiges Betriebs- und Verlagsgebäude und im Süden eine Kantine für die Mitarbeiter, Clubräume, Sitzungsräume, ein Konferenzsaal für 100 Personen und ein 600 Personen fassender Festsaal („Union-Säle“), der auch an parteifremde Organisationen vermietet wurde, sowie eine an diesen angeschlossene Gastwirtschaft („Union-Stuben“) angegliedert. Der Nord- und der Südtrakt waren von Stützen getragen und umschlossen jeweils einen Innenhof; die Überdachung der Säle bildete eine Leichtstahlkonstruktion mit rautenförmiger Metallverkleidung. Unterkellert war das Gebäude durch eine zweistöckige Tiefgarage. Das Büro des Parteivorsitzenden befand sich im neunten Stock, eine Etage darüber das Büro des Generalsekretärs; im ersten Geschoss tagten Präsidium und Bundesvorstand. Charakteristisch für dieses Gebäude im damaligen Regierungsviertel waren die im Herbst 1972 installierten großen roten Leuchtbuchstaben „CDU“ auf dem Dach, die noch am Tag des Auszugs der Bundesgeschäftsstelle am 30. Juni 2000 demontiert wurden. Sie sind seither im Besitz des Hauses der Geschichte.

„Dort, wo die Friedrich-Ebert-Allee zwanglos in die Kölner Straße übergeht, steht das weiße Adenauer-Haus, dessen Raster von überall her vertraut ist, hinter dem nach täglicher Erfahrung die Verwaltungen, die Bürokratien, die Versicherungen vor allem, die Banken auch – und mehr noch die etwas kleineren Konzerne zu Hause sind. Bei näherem Blick erkennt man, daß die Fensterordnung mit dem großen Atem zusätzlich geadelt wird durch das Material der Brüstungsbänder: es ist weißer Carrara-Marmor, gerade so wie bei Banken, Versicherungen und bei den etwas kleineren Konzernen. Was bleibt sonst noch zu sagen? Daß die weiße Scheibe auf feinen Stützen steht, quer zur Straße wie eine Reklametafel mit dem schnittigen Markenzeichen der Firma obenauf (…), auch Grün um sich hat und vom langen Schußanlauf eines niedrigeren Pavillontrakts angezielt wird (…).“

Heinrich Klotz (1978)

Literatur

  • Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (Hrsg.); Matthias Hannemann, Dietmar Preißler: Bonn – Orte der Demokratie: Der historische Reiseführer, 2. Auflage, Christoph Links, Berlin 2014, ISBN 978-3-86153-780-9, S. 106–109.
  • Kristin Bartsch: Das Konrad-Adenauer-Haus in Bonn. In: Bredenbeck, Moneke, Neubacher (Hrsg.): Bauen für die Bundeshauptstadt. (=Edition Kritische Ausgabe, Band 2). Weidle Verlag, Bonn 2011, ISBN 978-3-938803-41-7, S. 109–114. (online)
  • Ingeborg Flagge: Architektur in Bonn nach 1945: Bauten in der Bundeshauptstadt und ihrer Umgebung. Verlag Ludwig Röhrscheid, Bonn 1984, ISBN 3-7928-0479-4, S. 56.
Commons: Konrad-Adenauer-Haus – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. Stadt Bonn, Stadtarchiv (Hrsg.); Helmut Vogt: „Der Herr Minister wohnt in einem Dienstwagen auf Gleis 4“: Die Anfänge des Bundes in Bonn 1949/50, Bonn 1999, ISBN 3-922832-21-0, S. 232.
  2. 1 2 3 4 5 6 7 Kristin Bartsch: Das Konrad-Adenauer-Haus in Bonn.
  3. 1 2 3 4 Zweckbau mit Schlips und Ziertuch, Der Spiegel, 15. März 1971
  4. Wolfgang Hoffmann: Ohne Macht und ohne Geld, Die Zeit, Nr. 40/1971, 1. Oktober 1971
  5. Hans-Jürgen Lange: Responsivität und Organisation: eine Studie über die Modernisierung der CDU von 1973-1989, Schüren, 1994, ISBN 978-3894720902.
  6. Miroslav Angelov: Vermögensbildung und unternehmerische Tätigkeit politischer Parteien (=Schriften zum öffentlichen Recht, Band 1025). Duncker & Humblot, 2006, ISBN 978-3428120642, S. 120.
  7. Magere Kollekte, Der Spiegel, 5. Oktober 1970
  8. Tendenz lustlos, Der Spiegel, 13. September 1971
  9. Schöne Fassade, Der Spiegel, 15. November 1971
  10. Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.); Matthias Hannemann, Dietmar Preißler: Bonn - Orte der Demokratie: Der historische Reiseführer, Ch. Links Verlag 2009, S. 107.
  11. 1 2 Ehemalige CDU-Zentrale wird abgerissen, Die Welt, 3. Juni 2003
  12. 1 2 3 Geschichte der CDU – 1999/2000, Konrad-Adenauer-Stiftung
  13. Die Spur führt nach Liechtenstein, Der Spiegel, 13. Dezember 1999
  14. Kohl soll CDU-Führung Namen der anonymen Geldspender nennen, Hamburger Morgenpost, 22. Dezember 1999
  15. "Kartell des Schweigens" nicht durchbrochen, Manager Magazin, 4. Februar 2000
  16. Zu verkaufen: zwei Parteizentralen, General-Anzeiger, 12. Februar 1998, Bonner Stadtausgabe, S. 7
  17. 1 2 3 Den Kameras folgt der Bagger, Wiesbadener Kurier, 2. November 2000
  18. 1 2 Das Ende einer politischen Institution, Kölnische Rundschau/Bonner Rundschau, 29. Juni 2003
  19. Die Theke von Helmut Kohl ist schon Schrott, General-Anzeiger, 17. Juli 2003
  20. Bruno Heck (Hrsg.): Die Politische Meinung, 16. Jahrgang, Heft 138/September 1971, Eichholz-Verlag, Bonn 1971, S. 86.
  21. Union-Säle versinken im Staub, Kölner Stadt-Anzeiger, 18. Juli 2003
  22. CDU verlässt Bonn als letzte Partei, RP Online, 30. Juni 2000
  23. Drei Bundeslöschtage, Der Spiegel, 3. Juli 2000
  24. Heinrich Klotz: Ikonologie einer Hauptstadt – Bonner Staatsarchitektur. In: Ders.: Gestaltung einer neuen Umwelt. Kritische Essays zur Architektur der Gegenwart. C. J. Bucher, Luzern und Frankfurt/M. 1978, ISBN 978-3-7658-0280-5, S. 45–55; Martin Warnke (Hrsg.): Politische Architektur in Europa vom Mittelalter bis heute: Repräsentation und Gemeinschaft. DuMont, Köln 1984, ISBN 978-3-7701-1532-7, S. 399–416 (hier: S. 406–408).

Koordinaten: 50° 42′ 30″ N,  7′ 48″ O

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