Konrad Wedemeyer der Ältere, auch: Conrad Wedemeyer oder Conrad Wedemeier oder Conrad Wiedemeyer (* 26. Januar 1533 in Gronau; † 25. Januar 1598 in Hannover) war fürstlicher Rat und Großvogt des Fürstentums Calenberg und steht für den Beginn eines jahrhundertealten gesellschaftlichen Aufstiegs der Familie von Wedemeyer.

Leben

Familie

Conrad Wedemeyer wurde geboren als Sohn des seinerzeitigen Gronauer Stadtrates und Bürgermeisters Hans Wedemeyer, von dem das Adelsgeschlecht von Wedemeyer seinen Stammbaum sicher herleitet. Conrad heiratete in erster Ehe eine Tochter des seit 1529 herzoglichen Kanzlers Jakob Reinhard, der 1540 gemäß dem Testament von Herzog Erich I. zu Calenberg-Göttingen zusammen mit dessen Witwe Elisabeth von Brandenburg und dem hessischen Landgrafen Philipp I. zum Vormund des noch minderjährigen Sohnes Erich II. wurde. Konrads zweite Ehefrau war eine Geborene von Borries. Da des Kanzler Reinhards Sohn vor ihm gestorben war, wurde nach seinem Ableben im Jahre 1569 Konrad Wedemeyer als sein Schwiegersohn mit dessen Burgsassenhof zu Eldagsen belehnt. Konrad Wedemeyers 1564 geborene Tochter Anna hatte 1587 Joachim Brandis den Jüngeren in Hildesheim geheiratet. Daneben hatte Konrad einen einzigen Sohn gleichen Namens, der 1597 Margarethe Brandis aus Hildesheim heiratete.

Werdegang

Conrad Wedemeyer studierte Rechtswissenschaften an der Universität Erfurt und trat im Jahr 1533 in den Dienst von Erich, Herzog von Braunschweig-Lüneburg und Fürst zu Calenberg-Göttingen.

Ab 1553 diente Wedemeyer seinem Landesherrn als Sekretär in Münden am dortigen Hof. 1560 wurde Wiedemeyer zum Großvogt ernannt und leitete in dieser Funktion – „[...] mit Unterbrechungen“ – bis 1593 das Amt Calenberg. 1585 verfasste er eine Denkschrift über die Verwaltung.

Im Jahr 1564 wurde Konrad Wedemeyer von Erich II. mit dem Gallenhof in der Stadt Hannover belehnt. 1576 leistete er Bürgschaft für Wilhelm II., Dompropst von Hildesheim, Graf von Holstein, Schaumburg und Sternberg, eines Sohnes des Grafen Jobst I.

Später erwarb Conrad Wedemeyer zwei Rittergüter in Eldagsen: 1582 war der Großvogt zum einen mit dem Sattelhof des Adelsgeschlechtes derer von Stemmen belehnt worden. Das sogenannte „Untergut“ in Eldagsen wurde später zum Wohnsitz der Untergut-Linie der Familie, das sich bis heute als Rittergut Wederade an der Coppenbrügger Straße erhalten hat. Das andere Lehen war ein ehemaliger Burgmannshof der Grafen von Hallermund, mit dessen Burg der Großvogt von Calenberg ebenfalls belehnt wurde. Die Burganlage wurde später – im Dreißigjährigen Krieg – 1626 zerstört, so dass die Nachkommen Wedemeyers ihren Wohnsitz an das sogenannte „Obergut“ in Eldagsen verlegte. Diese Gesamtanlage mit ihren zum Teil später erbauten Gebäuden steht heute unter Denkmalschutz.

Conrad Wedemeyer wurde in Hannover in der Marktkirche begraben „[...] bey der Tauffee nach dem Markte“. Sein sandsteinernes, oftmals auch als Grabplatte bezeichnetes Epitaph mit den Wappen der drei Familien Reinhard (Reinharter), Wedemeyer und Borries findet sich an der Nordwand außerhalb der Marktkirche am Hanns-Lilje-Platz.

Archivalien

Archivalien zu Konrad Wedemeyer finden Niedersächsischen Landesarchiv (Standort Hannover), dort in den Abteilungen Deposita, Kartenabteilung und Sammlungen bis 1945.

Literatur

  • Wolfgang W. Ewig: Conrad Wedemeyer (1533–1598). Großvogt zu Calenberg. Barsinghausen 2002
  • Carl Schuchhardt: Die hannoverschen Bildhauer der Renaissance, Hahnsche Buchhandlung, Hannover 1909, Nr. 29

Anmerkungen

  1. Im Kalenderblatt steht zwar ausdrücklich, dass Wedemeyer „[...] 1533 als Sekretär in den Dienst Herzog Erichs des Jüngeren“ trat, doch diese Darstellung steht im Widerspruch zum Todesjahr des seinerzeitigen, älteren Landesherrn Erich I., des Älteren, der erst 1540 starb; vergleiche Rainer Kasties: Erich I. (d.Ä), Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Calenberg-Göttingen. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 162.

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 6 Manfred Hamann (Bearb.): Übersicht über die Bestände des Niedersächsischen Staatsarchivs in Hannover, Bd. 4: Deposita, Kartenabteilung und Sammlungen bis 1945 ( = Veröffentlichungen der Niedersächsischen Archivverwaltung, Bd. 47), Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 1992, ISBN 3-525-35531-9 und ISBN 9783525355312, S. 253 Vorschau über Google-Bücher
  2. Wolfgang W. Ewig: Conrad Wedemeyer (1533–1598). Großvogt zu Calenberg. Barsinghausen 2002
  3. Conrad Wedemeier, calenbergscher Grossvogt“ wird 1585 genannt, siehe August Seidensticker: Geschichte der Forsten. Rechts- und Wirthschafts-Geschichte norddeutscher Forsten..., 2. Band, Göttingen 1896, S. 63; online über archive.org
  4. 1 2 3 4 5 6 7 N.N.: Grabplatte des Conrad Wiedemeyer. In: November, Loseblatt-Sammlung vermutlich aus einem hannoverschen Kalender der 1970er Jahre, mit einer Fotografie der Grabplatte nach einer Aufnahme von j. Wisch
  5. Familiendatenbank NLF / Personenliste auf der Seite des Vereins für Computergenealogie
  6. Heinrich Christian Beck, M. Johannes Sutellius, Reformator und erster Superintendent der Kirchen zu Göttingen und Schweinfurt, Schweinfurt 1842, S. 50 f.
  7. Urban Friedrich Christoph Manecke, Biographische Skizzen von den Kanzlern der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, Lüneburg 1823, S. 38 f.
  8. DI 83, Landkreis Holzminden, Nr. 210 (Anm. 9) (Jörg H. Lampe und Meike Willing), in: www.inschriften.net
  9. Daniel Eberhard Baring, Der Lauensteinischen Saale und angränzender Oerter Beschreibung, 2. Teil, Lemgo 1744, S. 71 f.
  10. Samse, Die Zentralverwaltung in den Südwelfischen Landen, S. 257, 270
  11. Dirk Henning Hofer, Karl Konrad Werner Wedemeyer (1870-1934): ein Juristen- und Gelehrtenleben, Kiel 2009, S. 29 f.
  12. Leopold von Zedlitz-Neukirch, Neues Preussisches Adels-Lexicon, Band 4, Leipzig 1837, S. 470
  13. Gerd Schwarz (Verantw.): Historischer Rundweg Oberstadt (Memento vom 13. August 2015 im Internet Archive) auf der Seite eldagsen.de, mit einem Übersichtskarte, Fotos und weiteren Details erarbeitet mit dem Arbeitskreis Stadtgeschichte Eldagsen, zuletzt abgerufen am 5. September 2015
  14. Siegfried Müller: Mode: die Kleidung des Mannes, in ders.: Leben im alten Hannover. Kulturbilder einer deutschen Stadt. Schlütersche, Hannover 1986, ISBN 3-87706-033-1, S. 74–77
  15. Arnold Nöldeke: Denkmäler des „alten“ Stadtgebietes Hannover. (Eingemeindungsstand bis 1. Januar 1870), in ders.: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover, hrsg. vom Provinzialausschus und Landesdirektorium der Provinz Hannover, 1. Teil: Regierungsbezirk Hannover, Heft 1 und 2 (Heft 19 und 20 des Gesamtwerkes), Stadt Hannover, Selbstverlag der Provinzialverwaltung, Theodor Schulzes Buchhandlung, Hannover, 1932, S. 105; Digitalisat im Internet Archive und durch Kooperation mit der University of Toronto
  16. Helmut Knocke, Hugo Thielen: Hanns-Lilje-Platz 11. In: Hannover Kunst- und Kultur-Lexikon, 4., aktualisierte und erweiterte Auflage, S. 127–132; hier: S. 128
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