Koreanisches Kaiserreich | |||||
대한제국 大韓帝國 | |||||
Daehan-jeguk / Taehan Cheguk | |||||
1897–1910 | |||||
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Wahlspruch: 광명천지 (光明天地) Möge das Land im Licht erstrahlen | |||||
Amtssprache | Koreanisch | ||||
Hauptstadt | Hanseong | ||||
Staats- und Regierungsform | absolute Erbmonarchie | ||||
Staatsoberhaupt | Kaiser zuletzt: Sunjong (1907–1910) | ||||
Regierungschef | Premierminister zuletzt: Yi Wan-yong (1907–1910) | ||||
Fläche | 222.154 km² | ||||
Einwohnerzahl | 13.000.000 (1907, geschätzt) | ||||
Bevölkerungsdichte | 58,5 Einwohner pro km² | ||||
Währung | Won | ||||
Errichtung | 17. Oktober 1897 (Ausrufung des Kaiserreichs) | ||||
Endpunkt | 22. August 1910 (Japan-Korea-Annexionsvertrag) | ||||
Nationalhymne | Daehan jeguk Aegukga | ||||
Zeitzone | KST |
Geschichte Koreas ab 10. Jahrhundert |
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Staaten der Reichseinheit |
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Kolonialzeit |
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Teilung Koreas |
Das Kaiserreich Korea, im Koreanischen Daehan-jeguk (koreanisch 대한제국, 大韓帝國; deutsch Großkoreanisches Kaiserreich) genannt, in Literatur auch als Großkorea oder auch mit Bindestrich als Groß-Korea bekannt, bestand von 1897 als direkter Folgestaat Joseons bis zur Annexion Koreas durch Japan 1910. Das Kaiserreich, das am 17. Oktober 1897 vom damaligen König Joseons, Gojong, ausgerufen wurde, kennzeichnet den letzten Abschnitt der Joseon-Dynastie in Korea. Gojong ernannte sich unter einem neuen Namen, Gwangmu (kriegerischer Glanz), selbst zum Kaiser.
Geschichte
Vorgeschichte zur Gründung des Kaiserreichs
Mitte des 19. Jahrhunderts stand die Monarchie in Korea vor großen Herausforderungen. Innenpolitisch galt es, den Einfluss der Yangban-Schicht zurückzudrängen und der Monarchie wieder stärkeren Einfluss zu verschaffen, wogegen außenpolitisch der Einfluss westlicher Mächte und das Hegemoniestreben Japans Korea Probleme bereitete.
Als König Cheoljong 1864 starb, hinterließ er keinen Thronfolger. Aus einer Nebenlinie des Königshauses wurde der 12-jährige Yi Myung-bok, der auf einen Sohn Prinz Sados zurückging, gefunden und als König Gojong inthronisiert. Da er zu jung zum Regieren war, übernahm sein Vater die Regierungsgeschäfte, konnte aber trotz Reformen das Land nicht befrieden. 1873 übernahm Gojong selbst die Macht. Politisch, wirtschaftlich und militärisch geschwächt, gerieten das Land und die Monarchie immer weiter unter den Einfluss Chinas und Japans. Vor allem durch den Vertrag von Ganghwado, der die Öffnung Koreas in Richtung Japan vorsah, bekam Japan 1875 größeren Einfluss auf das Land.
Um dem chinesisch-japanischen Einflusskampf sowie der drohenden Errichtung eines britischen Protektorats über Korea (Port-Hamilton-Zwischenfall) zu entgehen, ersuchte der koreanische König Gojong Mitte Dezember 1884 Russland, ein Protektorat über Korea zu verhängen. Das Zarenreich sollte Kriegsschiffe und Marineinfanteristen entsenden, um den Königspalast zu beschützen. Die russische Regierung war aber auf den Erhalt des Status quo bedacht und sah von solch einem Schritt ab.
In der Zuspitzung des Konflikts um eine Volksbewegung (siehe Donghak-Aufstand), die unter dem Einfluss der Donghak-Sekte stand, entsandten 1894 China und Japan Truppen zur Befriedung nach Korea. In Folge der sich entladenen politischen Spannungen erklärten am 1. August 1894 China und Japan sich gegenseitig den Krieg, der als Erster Japanisch-Chinesischer Krieg in die Geschichtsbücher Einzug hielt. Der Krieg, der auf koreanischem Boden stattfand, zeigte, wie machtlos die Monarchie der Joseon-Dynastie geworden war. Das Japanische Kaiserreich konnte den Konflikt für sich entscheiden und zwang China am 17. April 1895 den Vertrag von Shimonoseki auf, wonach die vollständige Unabhängigkeit von Korea anerkannt werden sollte, die Einstellung von Tributzahlungen Koreas an China zu akzeptieren und – von der Kriegsentschädigung an Japan abgesehen – die Halbinsel Liaodong, die Insel Taiwan und die Penghu-Inseln an Japan abzutreten waren.
In der möglichen Abtretung der Liaodong-Halbinsel sah das Russische Zarenreich allerdings seine geopolitischen Interessen bedroht und intervenierte zusammen mit Frankreich und Deutschland mit diplomatischen Noten erfolgreich gegen die Besetzung. Gleichzeitig wuchs der politische Einfluss Russlands in Korea. König Gojongs Frau, Königin Min, machte ihren politischen Einfluss geltend und baute, den wachsenden Einfluss Russlands in Ostasien erkennend, diplomatische Beziehungen zum Zarenreich auf. Zudem suchte sie gleichzeitig eine Verständigung mit China. Die Königin war damit eine Schlüsselfigur des koreanischen Widerstandes gegen den japanischen Einfluss. Trotzdem versuchte Japan 1895 mit seinen Gabo-Reformen, die politische und soziale Struktur Koreas in seinem Sinne zu beeinflussen, scheiterte aber am Widerstand der koreanischen Regierung.
Japan sah sich folglich durch die antijapanische Entwicklung in Korea in seinen Hegemoniebestrebungen gestört und ernannte mit Miura Gorō einen neuen Gesandten, der als Diplomat mit militärischer Vergangenheit der widerstrebenden Bewegung ein kurzes Ende machen sollte. Ein von ihm beauftragter Mörder drang am 8. Oktober 1895 in den Gyeongbokgung-Palast ein und tötete Königin Min und zwei ihrer Hofdamen. König Gojong wurde anschließend gezwungen, einigen pro-japanischen Politikern wichtige Regierungsämter zu übergeben.
Proklamation Koreas zum Kaiserreich und Thronbesteigung Gojongs
Nach dem Tod seiner Frau und dem Verlust der Regierungsautorität entführten 1896 Anhänger des Königs ihn selbst, seine neue Frau Eom Sunheon und seinen Sohn, Kronprinz Sunjong, und brachten alle in das russische Konsulat in Seoul, in dem sie politisches Asyl erhielten. König Gojong versuchte aus dem Konsulat heraus, das von 200 russischen Marineinfanteristen geschützt wurde, wieder politischen Einfluss auf sein Land zu gewinnen. Doch sein Einfluss auf die politischen Geschicke des Landes waren nur noch gering. Um den Vormachtbestrebungen Russlands, Japans und Chinas auf sein Land entgegenzuwirken, versuchte er die drei Mächte gegeneinander auszuspielen. Zwei Abkommen, die im Mai und Juni 1896 zwischen Russland und Korea geschlossen wurden, gaben Russland, ähnlich Japan, annähernd gleiche Rechte und weiteren Einfluss auf Korea. Dazu kam, dass russische, japanische, amerikanische, französische und auch deutsche Unternehmen mit der Ausbeutung und Verwertung von Bodenschätzen begannen, Forstwirtschaftsrechte bekamen und Konzessionen für den Bau von Eisenbahnlinien erhielten.
Im Februar 1897 kehrte Gojong auf Forderung der koreanischen Öffentlichkeit in seinen Palast zurück und versuchte am 17. Oktober 1897 mit der Ausrufung des Kaiserreichs Korea und mit dem als Symbol für eine neue Regierungsära gewählten Namen Gwangmu, den Anspruch auf die Unabhängigkeit und Souveränität seines Landes zu untermauern und Gleichberechtigung auf internationaler Ebene zu fordern. Die Proklamation des Kaiserreichs Korea ging vor allem an die Adresse Japans und Chinas. Mit beiden Staaten, die ebenfalls Kaiserreiche waren, sollte Korea damit auf gleiche Stufe gestellt werden. Gojong begann mit Reformen, doch das Land blieb militärisch und wirtschaftlich zu schwach. Mit russischer Hilfe versuchte Gojong, den wachsenden japanischen Einfluss zurückzudrängen und China auf Distanz zu halten. Russland nutzte die Gelegenheit, um sich verstärkt politisch und wirtschaftlich in die Innenpolitik des Landes einzumischen.
Nach seiner schnellen Niederlage im Russisch-Japanischen Krieg musste Russland 1905 seinen Einfluss auf Korea zugunsten Japans aufgeben. Korea wurde japanisches Protektorat und einem Generalgouverneur unterstellt. Folge war, dass der koreanische Kaiser nur noch Teilsouverän des Landes war. Weil sich Gojong der Unterzeichnung des koreanisch-japanischen Protektoratabkommens von 1905 widersetzte und Koreas Anliegen auf der zweiten Friedenskonferenz von Den Haag im Juni 1907 nicht vorbringen konnte, musste er kurz darauf am 22. Juni abdanken. Als Nachfolger wurde am 27. August 1907 Gojongs Sohn Sunjong als Kaiser eingesetzt. Das machte es Japan leichter, seinen Einfluss auf Korea auszudehnen. In Folge eines schon am 24. Juli 1907 aufgezwungenen Abkommens wurde die politische Macht Koreas auf den japanischen Generalgouverneur Itō Hirobumi übertragen. Dieser löste noch im selben Jahr das koreanische Militär auf und brachte die Polizei unter japanische Kontrolle.
Die Absetzung Gojongs brachte Aufruhr in die koreanische Bevölkerung. Unter dem Namen Uibyeong (Gerechte Armee) bildete sich eine Widerstandsbewegung, die den Partisanenkampf gegen die japanische Protektoratsmacht aufnahm. Während sich in der Bevölkerung der aktive und passive Widerstand formierte, ließen sich Mitglieder der koreanischen Führungsschicht durch Ämter und Posten ruhig stellen. In der Bevölkerung hingegen forderte der Freiheitskampf viele Opfer. Von der 50.000 Mann starken Freiheitsbewegung Uibyeong ließen in den Jahren 1907 bis 1910 alleine 17.690 Koreaner ihr Leben.
Nach dem Rücktritt und der späteren Ermordung des Generalgouverneurs Itō Hirobumi am 26. Oktober 1909 durch einen koreanischen Nationalisten erzwang der frühere japanische Kriegsminister und Nachfolger von Itō Hirobumi, General Terauchi Masatake, am 22. August 1910 die Unterzeichnung eines Vertrages, der die faktische Annexion Koreas zur Folge hatte. Artikel 1 dieses Vertrages legte fest, dass Kaiser Sunjong die vollständige und unumkehrbare Abtretung aller Souveränitätsrechte Koreas an das Japanische Kaiserreich erklärte. Koreas Status als Völkerrechtssubjekt erlosch dadurch. Ab diesem Zeitpunkt wurde es, als Teil des Japanischen Kaiserreichs, unter der amtlichen Bezeichnung Chōsen als japanische Kolonie geführt.
Politisches System
Das Kaiserreich Korea war eine Erbmonarchie mit einem Kaiser an der Staatsspitze. Unter ihm war ein Premierminister, unter diesen standen sieben Minister mit ihren Ressorts für Erziehung, Armee, Inneres, Äußeres, Justiz, Finanzen sowie dem Ressort für Landwirtschaft, Handel und Industrie.
Literatur
- Hanns W. Maull, Ivo M. Maull: Im Brennpunkt: Korea. C.H. Beck, München 2004, ISBN 3-406-50716-6.
- Marion Eggert, Jörg Plassen: Kleine Geschichte Koreas. C.H. Beck, München 2005, ISBN 3-406-52841-4.
- Hiyoul Kim: Koreanische Geschichte: Einführung in die koreanische Geschichte von der Vorgeschichte bis zur Moderne. Asgard Verlag, St. Augustin 2004, ISBN 3-537-82040-2.
- Gottfried-Karl Kindermann: Der Aufstieg Koreas in der Weltpolitik. Olzog Verlag, München 1994, ISBN 3-7892-8220-0.
- 류재택 (Hrsg.): 한국위 역사. 국제교육진흥원, 2007, ISBN 89-8472-715-6 (koreanisch).
- 신형식: Koreanische Geschichte. Hrsg.: Accociation for Overseas Korean Education Development. Seoul 2009, ISBN 978-89-962593-0-5 (koreanisch-deutsch).
Weblinks
Einzelnachweise
- 1 2 Kindermann: Der Aufstieg Koreas in der Weltpolitik. 1994, S. 38.
- ↑ Eggert, Plassen: Kleine Geschichte Koreas. 2005, S. 122.
- ↑ Der Brockhaus multimedial 2010, Artikel: Korea, (c) wissenmedia GmbH
- ↑ Maik Hendrik Sprotte, Wolfgang Seifert, Heinz-Dietrich Löwe: Der Russisch-Japanische Krieg, 1904/05: Anbruch einer neuen Zeit?. Harrassowitz Verlag, Wiesbaden 2007. ISBN 978-3-447-05707-3, S. 65.
- 1 2 Eggert, Plassen: Kleine Geschichte Koreas. 2005, S. 106 ff.
- ↑ Maull: Im Brennpunkt: Korea. 2004, S. 60, 61.
- ↑ Ernst von Hesse-Wartegg: Der Kaiser von Korea. In: Vossische Zeitung, 30. September 1902.
- ↑ M. N. Pak/Wayne Patterson: Russian Policy toward Korea before and during the Sino-Japanese War of 1894–95, in: The Journal of Korean Studies, Jg. 5 (1984), S. 109–119 (hier: S. 114).
- ↑ M. N. Pak/Wayne Patterson: Russian Policy toward Korea before and during the Sino-Japanese War of 1894–95, in: The Journal of Korean Studies, Jg. 5 (1984), S. 115.
- ↑ Kindermann: Der Aufstieg Koreas in der Weltpolitik. 1994, S. 35.
- ↑ Kindermann: Der Aufstieg Koreas in der Weltpolitik. 1994, S. 36.
- ↑ Alena N. Eskridge-Kosmach: Russia in the Boxer Rebellion. In: The Journal of Slavic Military Studies, Jg. 21 (2008), Nr. 1, S. 38–52 (hier: S. 39–40), doi:10.1080/13518040801894142.
- ↑ 류재택 (Hrsg.): 한국위 역사. 2007, S. 135.
- 1 2 3 Kindermann: Der Aufstieg Koreas in der Weltpolitik. 1994, S. 37.
- ↑ Eggert, Plassen: Kleine Geschichte Koreas. 2005, S. 119.
- 1 2 3 신형식: Koreanische Geschichte. 2009, S. 153 ff.
- 1 2 Kindermann: Der Aufstieg Koreas in der Weltpolitik. 1994, S. 42.
- ↑ Eggert, Plassen: Kleine Geschichte Koreas. 2005, S. 125.
- ↑ Kindermann: Der Aufstieg Koreas in der Weltpolitik. 1994, S. 43.