Als LNG-Terminal Lubmin wird ein im Jahr 2022 begonnenes Projekt zur Errichtung und zum Betrieb eines Flüssigerdgasterminals in Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern bezeichnet. Mit der Inbetriebnahme durch den Import von Flüssigerdgas (LNG) wird Mitte 2023 bzw. Ende 2023 gerechnet. Das vom Bund geplante LNG-Terminal sollen der deutsche Energieversorgungskonzern RWE und das norwegische Unternehmen Stena Power, eine Tochtergesellschaft der schwedischen Stena-Gruppe, betreiben.
Darüber hinaus wurde von privaten Betreibern mit dem Unternehmen Deutsche ReGas 2022 in Lubmin das LNG-Terminal Deutsche Ostsee gebaut, das seit Dezember 2022 im Testbetrieb ist.
Hintergrund
Der Grund für den Bau des LNG-Terminals ist das deutsche Vorhaben, wegen des am 24. Februar 2022 begonnenen russischen Überfalls auf die Ukraine und wegen russischer Liefermengenkürzungen unabhängiger von russischen Erdgaslieferungen per Pipeline zu werden. Vor diesem Hintergrund kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz am 27. Februar 2022 im Rahmen einer Sondersitzung des Deutschen Bundestages an, dass in Deutschland kurzfristig zwei Flüssigerdgasterminals in Brunsbüttel und Wilhelmshaven errichtet werden sollen, um per Schiff geliefertes Flüssigerdgas anzulanden. Später beschloss die Bundesregierung (Kabinett Scholz) den Bau weiterer Terminals. Lubmin ist einer von vier Standorten mit insgesamt sechs Anlagen, die seit 2022 als schwimmende LNG-Terminals an deutschen Küsten entstehen. Die weiteren Anlagen sind zwei Einrichtungen des LNG-Terminals Wilhelmshaven, das German LNG Terminal in Brunsbüttel, das LNG-Terminal Stade und das LNG-Terminal Deutsche Ostsee in Lubmin. Die Pläne für das vom Bund geplante LNG-Terminal Lubmin wurden im August 2022 einer breiteren Öffentlichkeit bekannt.
Beschreibung
Da Flüssiggastanker den Hafen Lubmin wegen des flachen Greifswalder Boddens nicht anlaufen können, ist in der Ostsee der Bau eines schwimmenden Importterminals nach dem Prinzip einer FSRU (Floating Storage and Regasification Unit) als schwimmende Speicher- und Wiederverdampfungseinheit geplant. Von dieser schwimmenden Anlandestation soll das Gas in einer noch zu verlegenden, rund 40 Kilometer langen Pipeline nach Lubmin geleitet werden, wo es in das Fernleitungsnetz eingespeist wird. Das Gasnetz besteht aus den Pipelines NEL, Eugal und OPAL, die ursprünglich dem Gastransport aus den Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und Nord Stream 2 dienten.
Kritik
Die Deutsche Umwelthilfe kritisiert das Projekt, weil die neu zu verlegende Pipeline durch ein Naturschutzgebiet führen würde. Für die Organisation stellt sich „die Frage der Verhältnismäßigkeit, wenn für ein temporäres Gas-Terminal eine weitere Pipeline durch den Nationalpark verlegt wird“. Die Deutsche Umwelthilfe befürwortete die Nutzung der Pipeline-Rohre von Nord Stream 2, statt eine neue Pipeline zu legen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) schloss dies aus.
Weblinks
- Zeitleiste zur Entstehung des Terminals seit dem 14. Juli 2022
- LNG: Fakten zu Flüssigerdgas und Projekten in Norddeutschland bei ndr.de vom 6. Dezember 2022
- Till Bücker: Wie LNG die Gaslücke füllen soll bei tagesschau.de vom 20. September 2022
Einzelnachweise
- 1 2 Habeck: Ab Mitte 2023 neues LNG-Terminal vor Lubmin bei ndr.de vom 19. September 2022
- ↑ Andreas Becker: LNG-Terminal des Bundes in Lubmin frühestens Ende 2023 fertig in Nordkurier vom 7. September 2022
- ↑ https://stenapowerlng.com/about-us/
- ↑ RWE wird LNG-Terminal vor Lubmin betreiben in Manager Magazin vom 1. August 2022
- ↑ Deutsche LNG-Terminals kosten mehr als das Doppelte bei AFP/Reuters vom 20. November 2022
- ↑ Debatte zur Regierungserklärung des Kanzlers bei zdf.de vom 27. Februar 2022
- ↑ Weitere LNG-Terminals in Stade und Lubmin bei tagesschau.de vom 19. Juli 2022
- ↑ Stefan Ludmann: LNG-Projekt vor Lubmin: Plant Bund neue Pipeline? bei ndr.de vom 1. August 2022
- ↑ Felix Hackenbruch: „Schwerer Eingriff in das Ökosystem“: Eine Pipeline mit Konfliktpotenzial in Der Tagesspiegel vom 22. September 2022