Genfersee (Le Léman, Lac Léman)
Satellitenaufnahme des Genfersees
Geographische Lage Schweiz Schweiz (Romandie)
Frankreich Frankreich (Haute-Savoie)
Zuflüsse Rhone, Venoge, Dranse, Aubonne
Abfluss Rhone ins Mittelmeer
Orte am Ufer Genf, Nyon, Lausanne, Montreux, Vevey, Thonon-les-Bains
Daten
Koordinaten 529160 / 144713
Höhe über Meeresspiegel 372 m ü. M.
Fläche 581,3 km², davon 345 km² (60 %) zu CH, 234 km² (40 %) zu F
Länge 71,8 km, Seeachse
Breite 13,7 km
Volumen 89,9 km³
Umfang 199,884 km
Maximale Tiefe 310 m
Mittlere Tiefe 153 m

Besonderheiten

grösster See der Schweiz,
zweitgrösster See Mitteleuropas,
tiefster See Frankreichs

Seetiefen, Zuflüsse, Gebietsgliederung
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Der Genfersee (französisch Lac Léman, Schweizer Französisch Le Léman, international auch Lac de Genève, alternative Schreibweise in Deutschland und Österreich Genfer See) ist der grösste See sowohl Frankreichs als auch der Schweiz. Er liegt an der Grenze zwischen der Westschweiz und der französischen Region Auvergne-Rhône-Alpes. Die Südwestspitze des Sees gehört zum Schweizer Kanton Genf, das Nordufer zum Schweizer Kanton Waadt und das Südufer grösstenteils zum französischen Département Haute-Savoie. Daneben hat der Kanton Wallis einen kleinen Anteil am östlichen Südufer. Der See wird in Haut Lac, Grand Lac und Petit Lac eingeteilt. Nur das südlichste Ende innerhalb des Kantons Genf, etwa südwestlich der Linie VersoixHermance, heisst offiziell Lac de Genève.

Geographie

Allgemeines

Der Genfersee ist der grösste Alpenrandsee und nach dem Plattensee (Balaton) in Ungarn der zweitgrösste See Mitteleuropas. Er liegt 372 m ü. M., ist 580,03 km² gross (wovon 345,29 km² [59,53 %] auf Schweizer und 234,74 km² [40,47 %] auf französisches Staatsgebiet entfallen) und an der tiefsten Stelle 310 m tief. Er ist damit auch der tiefste See Frankreichs. Sein durchschnittlicher Wasserinhalt liegt bei etwa 89 km³, was ihn zum wasserreichsten See Mitteleuropas macht.

Zulauf und Ablauf

Gespeist wird der Genfersee vor allem durch die Rhone, die im Delta bei Le Bouveret in den See mündet. Zweitwichtigster Zufluss ist die Dranse, gefolgt von der Venoge und der Aubonne. Die Rhone fliesst bei Genf aus dem Genfersee ab, wobei das Wasser aller Zuläufe durchschnittlich 10,4 Jahre für den Durchfluss benötigt. Der Wasserstand des Sees wird in Genf mit dem Barrage du Seujet reguliert. Im Jahresmittel beträgt der Ablauf etwa 270 m³ je Sekunde.

Wichtigste Städte am See

Zwei grosse Schweizer Städte liegen am Ufer des Genfersees: An der Südwestspitze liegt der Kantonshauptort Genf, am Nordufer Lausanne, der Hauptort des Kantons Waadt/Vaud (VD). Weitere international bekannte Städte sind Montreux und Vevey am nordöstlichen und Nyon am westlichen Seeufer. Die grösste französische Stadt am Lac Léman ist Thonon-les-Bains, die bekannteste Évian-les-Bains.

Inseln

Sieben kleine Inseln liegen im Genfersee (einschl. der knapp ausserhalb liegenden Île Rousseau), alle innerhalb des Schweizer Teils:

 Karte mit allen Koordinaten: OSM | WikiMap

Nr.InselFläche
Ufer-
Entfernung
m
BemerkungGemeindeSeeteilKoordinaten
1Île de Chillon50702mit Schloss ChillonHaut Lac 46° 24′ 51″ N, 006° 55′ 39″ O
2Île de Peilz400480bei VilleneuveHaut Lac 46° 24′ 00″ N, 006° 54′ 50″ O
3Île de Salagnon (Île aux Mouettes)1450110bei ClarensHaut Lac 46° 26′ 26″ N, 006° 52′ 59″ O
4Île aux oiseaux21000bei Préverenges
2001 künstlich aufgeschüttet
Grand Lac 46° 30′ 25″ N, 006° 32′ 06″ O
5Île de la Harpe236870bei RolleGrand Lac 46° 27′ 20″ N, 006° 20′ 21″ O
6Île de Choisi12070bei BursinelGrand Lac 46° 26′ 20″ N, 006° 19′ 05″ O
7Île Rousseau339060in Genf, Abfluss der RhoneGenfRhone 46° 12′ 21″ N, 006° 08′ 51″ O

Die Île Rousseau liegt eigentlich nicht mehr im Genfersee, sondern wenige Meter unterhalb der Brücke pont du Mont-Blanc, die die südwestliche Begrenzung des Sees am Abfluss der Rhone markiert.

Die Pierres du Niton (Lage) bei Genf sind keine Inseln, sondern erratische Blöcke, die aus dem Wasser ragen.


Gliederung

Der See wird aufgrund unterschiedlicher Entstehungsgeschichte (Sedimentation, tektonische Faltung, glaziale Erosion) in drei Seeteile gegliedert:

  1. Haut Lac (Obersee), der östliche Teil von der Rhonemündung bis zu einer Linie MeillerieRivaz
  2. Grand Lac (Grosser See), das grösste, tiefste Becken mit der grössten Seebreite
  3. Petit Lac (Kleiner See), der südwestliche, schmälere und seichtere Teil von einer Linie YvoirePromenthoux bei Prangins bis zum Rhoneausfluss in Genf.

Das Bundesamt für Landestopografie, swisstopo, kennzeichnet denjenigen Teil des Petit Lac als Lac de Genève, welcher innerhalb der Kantonsgrenzen von Genf liegt (exklusive der kantonalen Exklave Céligny), also etwa von VersoixHermance bis zum Rhoneausfluss in Genf.

Südufer

Südufer mit Mont-Blanc-Massiv (Panoramabild)

Links von der Rhonemündung kommt eine kurze Walliser Uferzone des Lac Léman von Le Bouveret bis Saint-Gingolph. Der Grenzort umfasst zwei durch einen Bach getrennte politische Gemeinden Saint-Gingolph VS im Schweizer Kanton Wallis und die Gemeinde Saint-Gingolph (Haute-Savoie) im französischen Département Haute-Savoie/Hoch-Savoyen.

La Rive gauche du Lac de Genève/Das linke Flussufer der Genfersees

Ein grosser Abschnitt des Südufers gehört zu Frankreich (Département Haute-Savoie). Grösste französische Stadt ist Thonon-les-Bains. Bekannter ist Evian-les-Bains, da Wasser unter dem Namen Evian international vertrieben wird.

Das Genfer Südufer

An der Südspitze gehört ein Teil des Südufers zum Kantonshauptort Genf mit seinen Vororten.

Am 28. August 1910 startete Armand Dufaux um 05.45 Uhr mit dem von ihm und seinem Bruder Henri konstruierten Doppeldecker «Dufaux 4» bei Noville/St. Gingolph und flog unweit des Südufers nach Genf – die rund 66 Kilometer lange Flugstrecke bewältigte er in 56 Minuten und 5 Sekunden. Armand Dufaux hatte damit den bislang weltweit längsten Flug über offenes Wasser gewagt und gewann das von den Automobilpionieren Perrot Duval ausgeschriebene Preisgeld für die Überquerung des Genfersees auf seiner gesamten Länge.

Nordufer

Lausanne, Nyon und Rolle im Kanton Waadt sowie Versoix im Kanton Genf liegen am nordwestlichen Ufer, welches auch als La Côte bezeichnet wird.

Weitere international bekannte Städte am nordöstlichen Ufer sind Montreux und Vevey. Hier liegt die Waadtländer Riviera (französisch Riviera vaudoise), die auch als Lavaux bezeichnet wird, mit dem Schloss Chillon südöstlich von Montreux.

In Vevey befindet sich der Hauptsitz von Nestlé, in Nyon der Sitz des europäischen Fussballverbandes UEFA und Montreux ist ein beliebter Tourismusort mit bekannten Filmfestspielen und einem Jazzfestival. In Lausanne hat das IOC, das Internationale Olympische Komitee, seine Zentrale.

Klima

Der Genfersee beeinflusst das Klima in seiner Umgebung, wobei er den Schweizer Winter mildert und den Sommer etwas „abkühlt“. Wenn im Herbst das Wasser noch wärmer ist als das Land, können örtliche Nebel auftreten.

Pegelstände

Die Pegelstände variieren abhängig von der Jahreszeit um ca. 60 cm, wobei der Tiefstand von Januar bis April erreicht wird. Dieser wird in Genf reguliert.

Geschichte

Entstehung des Namens

Bereits Caesar und die Geografen der Antike sprachen vom lacus lemanus. Die Bezeichnung lemanus stammt aus dem Keltischen lem und an (übersetzt: grosses Wasser, also See). Daher ist der Name lacus lemanus ein Pleonasmus, denn lacus bedeutet im Lateinischen ebenfalls See. Ab dem 2. Jahrhundert nach Christus wurde der Name lac de Lausanne vermehrt verwendet. Diese Bezeichnung wurde unter anderem im Itinerarium Antonini (lacus lausonnius) sowie auf der Tabula Peutingeriana (lacus Losanete) erwähnt. Im Laufe des 17. Jahrhunderts verschwand dieser Name wieder.

Léman wurde von den Humanisten und Kartografen im 16. Jahrhundert wieder als Bezeichnung gebraucht – namentlich unter anderem von Sebastian Münster (1552) und Gerhard Mercator (gegen 1575) sowie von der Obrigkeit und den Behörden des Kantons Bern während der Revolution. Daraus hinaus entstanden später auch die Regionen des Kantons Léman sowie das ehemalige französische Département Léman.

Die Einwohner von Genf benannten schon früh den See nach ihrer Stadt. François Bonivard erwähnte im Jahr 1592 den See als lac Lemanne, fügte aber als Präzisierung qu'est nostre lac de Genesve (welcher unser Genfersee ist) an. Nachdem die Stadt Genf immer mehr an Bedeutung gewonnen hatte, wurde dieses Toponym auch in anderen Sprachen übersetzt. In der deutschen Sprache lautet die Bezeichnung heute Genfersee (so in der Schweiz geschrieben) bzw. Genfer See (so in Deutschland geschrieben; erstmals im 15. Jahrhundert erwähnt), in der englischen Sprache Lake Geneva, wobei im Italienischen die Namen Lago Lemano und Lago di Ginevra gebräuchlich sind.

Geologie

Entstehung

Der See wurde in verschiedenen Kaltzeiten unter dem Gewicht der Alpengletscher (Rhonegletscher und Mont-Blancgletscher) ausgehobelt. Seine tiefste Stelle liegt vor Lausanne. Das südwestliche schmale Seebecken, genannt „Kleiner See“, ist das breite Durchbruchstal der Schmelzwässer durch vorhergeschobene Schuttmassen, die als Endmoränen liegen blieben.

Tauredunum-Ereignis

Im Jahr 563 ereignete sich ein Bergsturz von den südlichen Bergflanken am Ostende des Sees, worauf offenbar Sedimentmassen im Rhonedelta abrutschten, was eine bis zu 13 Meter hohe Flutwelle (Tsunami) auslöste. Durch den Steinschlag wurden mehrere Dörfer zerstört, die Flutwelle überschwemmte erst Lausanne und dann Genf, wo u. a. die Rhonebrücke zerstört wurde. Ähnliche Binnentsunamis sind vom Vierwaldstättersee aus den Jahren 1601 und 1687 bekannt, sowie vom Lauerzersee aus dem Jahr 1806.

Ökologie

Wasserqualität

Die Commission internationale pour la protection des eaux du Léman (CIPEL) ist für die Wasserqualität zuständig und beobachtet den Genfersee.

Das Wasser ist im Allgemeinen von guter Qualität, sodass jedes Jahr rund 80 Millionen Kubikmeter Seewasser zu Trinkwasser aufbereitet werden können. In der Seemitte und an den elf Pumpstationen rund um den See erfüllt das Wasser die erforderlichen Werte von Metall, Pestizid, Nitrilotriessigsäure (NTA) und Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA).

Der Nitratgehalt liegt weit unter dem Grenzwert und ist stabil. Der Phosphorgehalt sinkt dagegen aufgrund diverser Sanierungen und hat seit dem Jahr 2005 um sechs Prozent abgenommen. Die aktuelle durchschnittliche Konzentration beträgt 27,7 Mikrogramm pro Liter. Im Jahr 2005 waren es noch 29,4 Mikrogramm pro Liter. Das Ziel der CIPEL ist es, den Phosphorgehalt auf 20 Mikrogramm pro Liter zu senken.

Im Genfersee wurden durchschnittlich 129 Gramm Plastikmüll pro Quadratkilometer gemessen. Ab 2018 hat sich die invasive Quagga-Muschel massiv ausgebreitet.

Das CIPEL beobachtet eine immer stärkere Vermehrung von Algen, sogenannten Phytoplanktons, und dies bis in grössere Tiefen. Diese fädigen Algen behindern im Sommer die Fischer, da dadurch die Netze für die Fische sichtbar sind, und auch im Winter verbreitet sich die Pflanze stets weiter.

Obwohl es in den Jahren 2006 und 2007 keine komplette Durchmischung des Seewassers gab, ist in den tiefen Wasserschichten immer noch genügend Sauerstoff vorhanden.

Naturschutz

Im oberen Seebecken ist zum Schutz der Brut- und Zugvögel das Naturschutzgebiet Les Grangettes eingerichtet worden.

Ein Naturschutzgebiet besteht an der Mündung der Dranse bei Thonon-les-Bains, das Areal an der Mündung des Flusses Aubonne in den See ist unter der Bezeichnung Chanivaz – Delta de l’Aubonne ein Landschaftsschutzgebiet von nationaler Bedeutung.

Munitionsrückstände

Private Unternehmen versenkten im Genfersee in den 1950er und 1960er Jahren zwischen 150 und 1000 Tonnen nicht mehr benötigter Munition. 2019 wurde bekannt, dass die Munition teils offen auf dem Seegrund liegt. An einer Stelle wurde Munition in 50 Meter Tiefe gefunden, rund 150 Meter von einer Gasleitung und einer Trinkwasserentnahmestelle entfernt.

Sehenswürdigkeiten und Bauwerke

Als eines der Wahrzeichen gilt die Wasserburg Schloss Chillon bei Montreux am östlichen Ende des Sees. Sie ist das meistbesuchte historische Gebäude der Schweiz und befindet sich auf einem Felsvorsprung auf dem See.

Das Stadtbild von Genf prägt der Jet d’eau – ein Springbrunnen im Hafen der Stadt. Seine Wasserfontäne spritzt bis zu 140 Meter in die Höhe. Zwischen Vevey und Lausanne liegen die Weinbauterrassen des Lavaux, ein UNESCO-Welterbe.

Das Genfersee-Museum (Musée du Léman) befindet sich in Nyon und präsentiert die Entstehung und die Kulturgeschichte des Sees. Das Musée des Traditions et des Barques du Léman in Saint-Gingolph erklärt vor allem die Geschichte der Güterschifffahrt.

Auf rund 40 bis 60 Meter unter der Wasseroberfläche liegt das Wrack der Hirondelle vor La Tour-de-Peilz. Der Raddampfer sank, nachdem er am 10. Juni 1862 auf eine Felsformation aufgelaufen war. Heute ist das Wrack ein beliebtes Ziel für Wracktaucher. Eine spektakuläre, etwa 100 m hohe Unterwasserfelswand kann man direkt vor dem Schloss Chillon ertauchen. Taucher mit weniger Erfahrung besuchen gerne die fünf kleinen Bootswracks vor Hermance.

Der See ist reich an Resten prähistorischer Pfahlbauten. Diese wurden ca. 1850 entdeckt und sind heute Teil des UNESCO-Weltkulturerbes Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen.

Wirtschaftliche Bedeutung

Der See wird angesichts seiner Grösse vielfältig wirtschaftlich genutzt.

Seeufer sind inzwischen sehr begehrte Flächen für Wohnsiedlung mit sehr hohen Grundstückspreisen.

Bedeutung als Verkehrsweg

In der Landschaft am Genfersee kreuzen sich wichtige Verkehrsachsen zwischen Italien und der Nordsee und zwischen Südfrankreich und Mitteleuropa. Bis zum Aufkommen der Eisenbahn wurde die Handelsschifffahrt auf dem See rege genutzt. Zum Transport eigneten sich etwa Massenwaren wie Holz, Bausteine aus den Steinbrüchen in Meillerie, Sand vom Rhonedelta, aber auch Getreide, Wein, Salz oder Käse. Die Waren mussten zwar jeweils in Villeneuve, Vevey, Morges und Genf umgeladen werden, der Seeweg galt aber trotzdem als rasch und kostengünstig.

Zwischen Genf und Seyssel war der Warentransport auf der Rhone wegen einer Versickerungsstrecke bei den Pertes du Rhône nicht möglich und die Waren mussten daher auf dem Land weitertransportiert werden.

Ein nur teilweise realisiertes Projekt ist der 1638 bis 1648 gebaute Canal d’Entreroches, der die Zihl und die Venoge bis Cossonay verband. Der Kanal hätte eine Verbindung zum Neuenburgersee und weiter über den Bielersee und die Aare zum Rhein ermöglichen sollen. Der letzte Abschnitt, die Kanalisierung der Venoge und der Bau der Schleusen zwischen Cossonay und der Mündung der Venoge in den Genfersee, konnte wegen der fehlenden Finanzierung nicht mehr verwirklicht werden. Als die Eisenbahn Einzug nahm, verlor der Transportweg auf dem Wasser immer mehr an Bedeutung.

Verschiedene Bootstypen waren auf dem Genfersee im Einsatz. Trotz seiner einfachen Bauweise war der Nauen bis ins 18. Jahrhundert der vorherrschende Bootstyp. Er hatte einen flachen Boden, nur ein viereckiges Segel und war aufgrund des fehlenden Steuerruders nur schwer zu manövrieren. Erst im 19. Jahrhundert kam das grosse Boot mit dem dreieckigen Lateinersegel zum Einsatz, das auf vielen Abbildungen zu erkennen ist: Die Barque du Léman war besonders für den Transport von Baustoffen wie dem Kalkstein von Meillerie geeignet; an ihre Geschichte erinnert das Musée des Traditions et des Barques du Léman in Saint-Gingolph. Der waadtländische Dichter Charles Ferdinand Ramuz beschreibt in seinem Roman Ein Bursche aus Savoyen von 1936 (französisch Le Garçon savoyard) das Leben der Matrosen auf den Transportschiffen des Genfersees.

Im frühen 19. Jahrhundert begann die Dampfschifffahrt auf dem Genfersee. Ab dem 1. Juli 1823 verkehrte die Guillaume Tell zwischen Genf und Lausanne regelmässig. Für die Personenschifffahrt auf dem Genfersee ist vor allem die Compagnie générale de navigation sur le Lac Léman (CGN) zuständig.

Zur Verteidigung und Durchsetzung ihrer Hoheitsrechte setzten die Anrainerstaaten jeweils bescheidene Militärflotten ein. Ab dem Jahre 1288 ist belegt, dass die Grafen von Savoyen vier oder fünf Galeeren aus genuesischen Werften einsetzten. Im 17. Jahrhundert wurde von den Bernern mit Grand- und Petit-Ours zwei heute noch berühmte Schiffe eingesetzt. Die Stadt Genf besass eine Galeere mit zehn Kanonen.

Die Polizei, der Zoll sowie die Schweizer Armee besitzen seit 1940 diverse Schnellboote. Die Wasserrettung am Genfersee übernehmen die 34 Sektionen der Société internationale de sauvetage du Léman. Die Ruderboote, die die Sektionen ursprünglich für die Rettung Schiffbrüchiger einsetzten, dienen heute nur noch sportlichen oder repräsentativen Zwecken.

Zum Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Tourismus-Nachfrage immer grösser und erforderte daher zusätzliche Passagierschiffe. Zu diesem Zweck wurde auf Initiative des Amerikaners Edward Church die Guillaume Tell mit einer Kapazität für 200 Personen am 18. Juni 1823 eingeführt. Sie war das erste Dampfschiff, welches auf einem Schweizer See eingesetzt wurde. Aufgrund des grossen Erfolges waren bald weitere Dampfschiffe nötig und folgten auch. Die verschiedenen Schifffahrtsgesellschaften konkurrierten zuerst gegeneinander, schlossen dann aber im Jahre 1840 diverse Vereinbarungen untereinander ab und schlossen sich 1873 zu der Compagnie générale de navigation sur le Lac Léman (CGN) zusammen. Aufgrund des blühenden Geschäfts während der Belle Époque besass die Gesellschaft um 1914 insgesamt 19 Einheiten, darunter elf Salonschiffe. Der Zweite Weltkrieg und diverse Krisen brachten die Tourismusschifffahrt in grosse Schwierigkeiten, obwohl in der Zwischenzeit dieselelektrische Motoren eingeführt wurden, die die Betriebskosten im Jahr 1934 massiv senkten. Bis in die 1960er-Jahre verlief das Geschäft nur schleppend, ehe es sich seither wieder im Aufschwung befindet. Aktuell zählt die Flotte acht Schaufelradschiffe, die somit die grösste europäische Flotte dieser Art ist. Weiter sind acht schraubengetriebene Schiffe im Bestand. Kleine Fähren, welche „Mouettes“ (deutsch Möwen) genannt werden, befördern Passagiere in Genf rasch vom einen zum anderen Ufer.

Schiffländen

Orte mit Schifflände der Personenschifffahrt, von Westen nach Osten:

 Karte mit allen Koordinaten des Abschnitts Schiffländen: OSM

Schifflände am Genfersee
Name Abk. Lage Ufer Kt. Bild Anmerkungen
Genève-Mt-Blanc (lac) GEMB Genf: bei Quai du Mont-Blanc 5 rechtsGE Schiffe der CGN
Genève-Molard (lac) Genf: bei Quai du Général-Guisan 5 linksGE Schiffe der SMGN
Genève-Jardin-Anglais (lac) GEJA Genf: Jardin anglais linksGE Schiffe der CGN
Le Reposoir (lac) Chambésy rechtsGE
BW
keine Kursschiffe
Genève-Pâquis (lac) GEPA Genf: bei Quai du Mont-Blanc 13 rechtsGE Schiffe der CGN
Genève-Pâquis SMGN Genf: bei Quai du Mont-Blanc 19 rechtsGE Schiffe der SMGN
Genève-De-Châteaubriand (lac) Genf: Parc de la Perle du Lac rechtsGE Schiffe der SMGN
Genève-Perle du Lac Genf: Parc de la Perle du Lac rechtsGE 2010 für Kursschiffe ersetzt durch Genève-De-Châteaubriand (lac)
Bellevue GE Port Gitana Bellevue: Port Gitana rechtsGE
BW
Schiffe der SMGN
Genève-Quai Gustave Ador (lac) Genf: bei Quai Gustave-Ador 6 linksGE Schiffe der SMGN
Bellevue GE (lac) BECG Bellevue rechtsGE Schiffe der CGN
Genève-Eaux-Vives (lac) GEEV Genf: bei Quai Gustave-Ador 64 linksGE Schiffe der CGN
Creux-de-Genthod (lac) Genthod rechtsGE
BW
Schiffe der SMGN
Versoix (lac) VSCG Versoix rechtsGE Schiffe der CGN
Genève-Port Noir (lac) Genf: am Quai Gustave-Ador linksGE Schiffe der SMGN
Ruth Cologny: Quai de Cologny linksGE
BW
SMGN
La Belotte (lac) Cologny linksGE
BW
Schiffe der CGN
Coppet (lac) COCG Coppet rechtsVD Schiffe der CGN
Bellerive (lac) Collonge-Bellerive linksGE
BW
Schiffe der SMGN
Céligny (lac) CECG Céligny rechtsGE
BW
Schiffe der CGN
Corsier GE (lac) Corsier linksGE
Anières (lac) Anières linksGE
BW
Hermance (lac) HERM Hermance linksGE
Nyon (lac) NYCG Nyon rechtsVD
Chens-sur-Léman (F) (lac) Chens-sur-Léman, Haute-Savoie links
Nernier (F) (lac) Nernier, Haute-Savoie links
BW
Yvoire (F) (lac) Yvoire, Haute-Savoie links
Rolle (lac) ROCG Rolle rechtsVD
Excenevex (F) (lac) Excenevex, Haute-Savoie links
BW
Sciez (F) (lac) Sciez, Haute-Savoie links
Margencel-Anthy-Séchex(F)(lac) Séchex, Margencel, Haute-Savoie links
BW
St-Prex (lac) SPCG St-Prex rechtsVD
Thonon-les-Bains (F) (lac) Thonon-les-Bains, Haute-Savoie links
Morges (lac) MOCG Morges rechtsVD
Amphion-les-Bains (F) (lac) Amphion-les-Bains, Haute-Savoie links
St-Sulpice VD (lac) STSU St-Sulpice rechtsVD
Evian-les-Bains (F) (lac) Évian-les-Bains, Haute-Savoie links
Lausanne-Ouchy (lac) LSO Lausanne: Ouchy, bei der Station Ouchy-Olympique rechtsVD
Tourronde (F) (lac) Tourronde, Haute-Savoie links
BW
keine Kursschiffe
Pully (lac) PUCG Pully rechtsVD
Lutry (lac) LTCG Lutry rechtsVD
Meillerie (F) (lac) Meillerie, Haute-Savoie links
BW
keine Kursschiffe
Cully (lac) CUCG Cully rechtsVD
Rivaz-St-Saphorin (lac) RISS Rivaz: beim Bahnhof Rivaz rechtsVD
BW
St-Gingolph (Suisse) (lac) SGCG St-Gingolph linksVS
Vevey-Plan (lac) VVP Vevey: Avenue de Savoie rechtsVD
BW
keine Kursschiffe
Vevey-Marché (lac) VVM Vevey: Place du Marché rechtsVD
Vevey-La Tour (lac) VVT Vevey: Quai Perdonnet rechtsVD
BW
Bouveret (lac) BOCG Le Bouveret: beim Bahnhof Bouveret linksVS
Clarens (lac) CLCG Clarens rechtsVD
BW
Montreux (lac) MXCG Montreux: beim Bahnhof Montreux rechtsVD
Territet (lac) TECG Territet: beim Bahnhof Territet, Talstation Standseilbahn Territet–Glion rechtsVD
BW
Villeneuve VD (lac) VICG Villeneuve: beim Bahnhof Villeneuve VD rechtsVD
Château-de-Chillon (lac) CHCH Veytaux: Schloss Chillon rechtsVD

Freizeitsport

Das Segeln selbst wird heute nur noch als Hobby und Sport betrieben.

Die seit dem Jahre 1939 ausgetragene Segelregatta Bol d’Or ist überregional bekannt und führt jeweils von Genf nach Le Bouveret und zurück. Verschiedene Schwimmwettkämpfe werden jährlich organisiert wie die Seeüberquerungen von Lausanne nach Evian (13 km), von Montreux nach Clarens (1,8 km), in Genf (1,8 km), jeweils im Sommer, und die Coupe de Noël, 125 m in Genf im Dezember. Die Tour du Léman rund um den See ist mit 160 km eine der längsten non-stop ausgetragenen Ruderregatten der Welt.

Fischerei

Erstmals wurden im 14. Jahrhundert zum Schutz der Fische Vorschriften über die Fischerei im See aufgestellt. Bis ins Jahr 1880 wurde dann das Fischereirecht durch Adlige oder die Städte geregelt, welche dies aber oft einem Berufsmann überliessen. Die Netze und der Fang wurde ab dem 16. Jahrhundert kontrolliert, um eine Übernutzung des Bestandes zu verhindern. Nach der Revolution wurde 1880 erstmals ein internationales Abkommen zwischen Savoyen und den Schweizer Kantonen über die Fischereibewirtschaftung unterzeichnet. Auf Drängen der Waadtländer Berufsfischer wurde dieses Abkommen wieder aufgelöst. Somit regelte wieder jedes Land die Fischerei für sich selbst. Im Jahr 1980 wurde ein neues Abkommen zwischen der Schweiz und Frankreich vereinbart, welches 1982 in Kraft trat, nachdem das französische Parlament es absegnete. Dieses sieht vor, dass Hobbyfischer sich auf dem ganzen See frei bewegen und fangen können, die Berufsfischer sich jedoch an den Landesgrenzen aufhalten müssen. Seit 1986 wird die Thematik der Fischerei durch 5-Jahrespläne in gemeinsamer Absprache geregelt. Ein neues Reglement wurde im Jahre 1998 entworfen. Dieses sieht vor, eine Änderung am Abkommen vorzunehmen, sodass es Berufsfischern unabhängig von ihrer Nationalität erlaubt ist, in einer gemeinsamen Zone zu fischen. Zu den stärksten gefangenen Fischarten des Sees gehörten im späten 19. Jahrhundert und im frühen 20. Jahrhundert die im Genfersee endemischen Coregonus-Arten Féra und Gravenche. Inzwischen gelten beide Arten als ausgestorben, was zumindest teilweise auf Überfischung zurückgeführt wird.

Trivia

  • Der Casinobrand in Montreux vom 4. Dezember 1971 inspirierte die Gruppe Deep Purple zu ihrem Welthit Smoke on the Water. Dieser erzählt die Geschichte des Brandes, als während eines Konzertes von Frank Zappa das Casino völlig niederbrannte. Der Titel des Liedes bezieht sich auf den Rauch, der sich über dem Genfersee ausbreitete und von den Musikern von Deep Purple von ihrem Hotel aus beobachtet wurde.
  • Am 6. August 1986 durchquerte der Waadtländer Alain Charmey als erster Mensch schwimmend den Genfersee in seiner ganzen Länge. Er brauchte für die 72 Kilometer lange Strecke 22 Stunden, 42 Minuten und 30 Sekunden.

Siehe auch

Literatur

  • Jean-François Bergier: Genfersee. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
  • François-Alphonse Forel: Le Léman. 1892–1901.
  • André Guex: Mémoires du Léman. 1975.
  • Le Léman, un lac à découvrir. 1976.
  • Charlotte Kunz: Die Raddampfer des Lac Léman. 1982, ISBN 3-85782-316-X.
  • Le Léman: synthèse des travaux de la Commission internationale pour la protection des eaux du Léman contre la pollution, 1957–1982. 1984.
  • Paul Guichonnet: Nature et histoire du Léman. 1994.
  • Kdm GE 1. 1997.
  • Roland Kallmann: «175 ans de navigation à vapeur sur le lac Léman». In: Wasser Energie Luft. Band 90, Nr. 7/8, 1998, S. 177–183 (e-periodica.ch).
  • Un Léman suisse. G. Delaloye, 2002.
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Einzelnachweise

  1. 1 2 3 4 5 Seen (Bundesamt für Umwelt BAFU). Abgerufen am 18. Januar 2020.
  2. %3B95 Le Léman in Swisstopo/BAFU: Vektor25 Gewässernetz
  3. Le Léman auf der Landeskarte der Schweiz, abgerufen am 17. Januar 2023
  4. Lac de Genève im Süden des Petit Lac. Swisstopo
  5. Die grössten Seen und höchsten Berge. (Nicht mehr online verfügbar.) Bundesamt für Statistik, archiviert vom Original am 22. März 2016; abgerufen am 3. September 2010.
  6. 1 2 Genfersee – zwischen Frankreich und der Schweiz. (Nicht mehr online verfügbar.) Schweiz Tourismus, archiviert vom Original am 21. Juli 2010; abgerufen am 3. September 2010.
  7. Die Geographie – Der Genfersee und sein Einzugsgebiet in einigen Daten. (Memento vom 23. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) CIPELl.
  8. Le Léman auf der Landeskarte der Schweiz, abgerufen am 17. Januar 2023
  9. 270 – Genève. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Landeskarte der Schweiz 1:50 000 – Die Schweiz auf 78 Karten. Bundesamt für Landestopografie swisstopo, Eidg. Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport, 2011, archiviert vom Original am 4. November 2013; abgerufen am 12. November 2013.
  10. Am Genfer See herrscht seit Jahrhunderten Tsunami-Gefahr In: Zeit.de vom 30. Oktober 2012
  11. Giant Lake Geneva tsunami in AD 563, Katrina Kremer, Guy Simpson & Stéphanie Girardclos, in: nature geoscience (doi:10.1038/ngeo1618), Sekundärliteratur: Neue Zürcher Zeitung, Spiegel Online, derStandard.at, Zeit Online, Süddeutsche.de, Focus Online, abgerufen am 31. Oktober 2012.
  12. Schweizerische Eidgenossenschaft: Nationale Plattform Naturgefahren PLANAT
  13. Camilla Herrmann: Schmutzig wie das Mittelmeer – Der Genfersee ist voller Plastik. In: srf.ch. 17. Juli 2019, abgerufen am 30. Juli 2019.
  14. Kurzmitteilungen der Kantonsverwaltung. «Stopp Quagga»: Sensibilisierungskampagne wegen gebietsfremder Muschelart. In: be.ch. 25. Juli 2022, abgerufen am 25. Juli 2022.
  15. Aktueller Zustand des Sees. (Memento vom 23. Juli 2012 im Webarchiv archive.today) (CIPEL).
  16. Antonio Fumagalli: Offene Munition im Genfersee: Wohin mit dem explosiven Erbe? In: Neue Zürcher Zeitung. 2. März 2020 (nzz.ch [abgerufen am 8. März 2020]).
  17. Schweizerischer Bundesrat: Antwort auf die Interpellation 19.4396, Gefährliche Munition im Genfersee. Was unternimmt der Bund? 12. Februar 2020, abgerufen am 8. März 2020.
  18. Schloss Chillon – Wasserburg im Genfersee. (Nicht mehr online verfügbar.) Schweiz Tourismus, archiviert vom Original am 26. Juli 2010; abgerufen am 5. September 2010.
  19. Genfersee-Museum. Schweiz Tourismus, abgerufen am 16. September 2010.
  20. Hirondelle (CH), wracktauchen.ch, abgerufen am 11. Juni 2011.
  21. 1 2 Tauchplätze Westschweiz, Marco Kohmann, abgerufen am 11. Juni 2011.
  22. 1 2 3 4 5 6 7 8 Jean-François Bergier: Genfersee, 3 – Schifffahrt. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 18. März 2009, abgerufen am 15. September 2010.
  23. Jean Duchoud: Les barques du Léman. Quelques notes sur le chantier de Saint-Gingolph qui a été le principal constructeur de barques. In: Bulletin du Musée de Saint-Gingolphe, 2003.
  24. Charles Ferdinand Ramuz: Ein Bursche aus Savoyen. Roman. Büchergilde Gutenberg, Zürich 1936. Neuausgabe als: Der junge Savoyarde. Suhrkamp (BS 7), Berlin 1952. Neuausgabe als: Der Bursche aus Savoyen. Limmat, Zürich 1990, ISBN 3-85791-168-9.
  25. Charlotte Kunz: Die Raddampfer des Lac Léman. (Schweizerische Kunstführer. Nr. 316). Hrsg. Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1982, ISBN 3-85782-316-X.
  26. rcf.fr
  27. montreux.ch (Memento des Originals vom 1. Oktober 2020 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  28. tdg.ch
  29. tdg.ch
  30. sudouest.fr
  31. 1 2 3 4 Geschichte der Fischereibewirtschaftung im Genfersee. (Memento vom 14. März 2013 im Webarchiv archive.today) CIPEL
  32. Jean-François Bergier: Genfersee, 2 – Fischerei. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 18. März 2009, abgerufen am 16. September 2010.
  33. Durch den Genfersee in 22 Stunden – die verrückte Geschichte von Alain Charmey In: Watson (Nachrichtenportal) vom 14. August 2021
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