Landsberg ist ein altes bergisches und westfälisches Adelsgeschlecht, das wie das Geschlecht der Herren von Buer von den Herren von Werden, Ministerialen des Klosters Werden, abstammt. Die Linien der Freiherren und Grafen von Landsberg-Velen bestehen bis heute.

Das hier behandelte Geschlecht ist von den Herren von Landsbergen und den Schenk von Landsberg zu unterscheiden.

Geschichte

Entgegen der früheren Auffassung, dass der erste Vertreter des Geschlechts der 1115 urkundlich erwähnte Everhard (Euerhardus, nobilis, advocatus et dapifer), Vogt und Truchseß der Abtei Werden, war, stammt das Geschlecht der Herren von Landsberg über die Herren von Werden tatsächlich von den Herren von Bornheim aus Bornheim (Rheinland) ab, deren Wappen sie mit veränderter Helmzier führen. Stammvater der Familie war somit der aus einer Dynastenfamilie stammende Ritter Wilhelm Schilling I. von Bornheim (urkundl. 1173–1198), Ministeriale des Erzbischofs von Köln, Vogt von Bornheim und Gründer des Klosters Schillingscapellen.

Der erste der Familie, der sich von Landsberg nannte, war Wilhelm Schillings Urenkel Philipp von Werden (Philippus de Werdina). Dieser wurde 1291 von Adolf V. von Berg als Burgmann (castellanus) auf Burg Landsberg an der Ruhr bei Kettwig eingesetzt. Aber bereits 1288 nannte er sich Philippo de Landsberg, damals noch als Ministeriale des Klosters Werden. Philipps Söhne Wessel und Reinhardt begründeten um 1300 die beiden Linien Landsberg zu Erwitte mit Sitz auf Haus Erwitte bei Lippstadt (später Landsberg-Velen) und Landsberg zu Landsberg.

Die ältere Linie Landsberg zu Landsberg behielt den niederrheinischen Stammsitz Landsberg und das bergische Olpe bis 1705, als sie mit Vitus Arnold von Landsberg im Mannesstamm ausstarb. Über seine Erbtochter Anna Wilhelmina kam Schloss Landsberg 1713 an die Freiherren von Bevern, die es 1825 verkauften. 1837 erwarb Alexander Freiherr von Landsberg-Velen zu Steinfurt, ein Nachfahre der um 1300 abgespaltenen Erwitter Linie, den Stammsitz zurück, bis er 1903 wieder verkauft wurde. Ein deutsch-baltischer Nebenzweig der Landsberger Linie war im Spätmittelalter nach Kurland gelangt und dort, evangelisch geworden, noch bis ins 19. Jahrhundert ansässig.

Die jüngere Linie Landsberg-Erwitte blieb auch nach der Reformation katholisch. Während des 17. Jahrhunderts konnten Angehörige dieser Linie Schloss Wocklum im Sauerland erwerben. Im Jahr 1681 wurde ein Familienfideikommiss gegründet. Bedeutende Vertreter waren Daniel Dietrich von Landsberg zu Erwitte als General in Diensten Kurkölns und Landdrost des Herzogtum Westfalen. Die Mehrzahl von dessen männlichen Nachkommen trat als Domherren in den geistlichen Stand ein. Der Erbe Franz Anton Freiherr von Landsberg war hochrangiger Militär im Dienste des Hochstifts Münster. Unter anderem war er Gouverneur der Stadt und Festung Münster. Über die Belagerung von Kaiserswerth von 1689 hinterließ er biographische Aufzeichnungen. Sein Bruder war Franz Kaspar Ferdinand von Landsberg zu Erwitte der zunächst Domherr in Münster war. Mit seiner Heirat, legitimiert durch päpstlichen Dispens, bewahrte er die Familie vor dem Aussterben.

Die Familie erwarb durch die Heirat von Clemens August von Landsberg zu Erwitte (1733–1785) mit der Erbin Anna Therese Herrin von Velen 1756 die Besitzungen des ausgestorbenen Grafengeschlechts Velen, darunter Schloss Velen und Haus Altenkamp. Seit 1792 trägt das Geschlecht offiziell den Namenszusatz Velen. 1822–1825 kamen die Standesherrschaft Gemen und Schloss Raesfeld in den Besitz der Familie, als Freiherr Ignaz von Landsberg-Velen (1788–1863) den westfälischen Besitz der Freiherren von Bömelsberg-Boineburg ankaufte. Er nannte sich nun Ignaz von Landsberg-Velen und Gemen und wurde 1840 in den preußischen Grafenstand erhoben, der in Primogenitur an den jeweils ältesten Sohn vererbt wird. Er wurde Landtagsmarschall, Wirklicher Geheimer Rat, Mitglied des Preußischen Herrenhauses und war ein bedeutender Unternehmer und Politiker in der Provinz Westfalen. 1832 erwarb er Schloss Dankern, während er Haus Altenkamp nach 1850 verkaufte. Sein Sohn, Graf Friedrich von Landsberg-Velen und Gemen (1815–1898), war ebenfalls Standesherr und Politiker. Dessen Sohn, Graf Max von Landsberg-Velen (1847–1902), war Agrarpolitiker.

1739 kam Schloss Drensteinfurt (auch als Haus Steinfurt bezeichnet) durch die Erbtochter Anna Maria Theresia von der Recke an ihren Ehemann Franz Kaspar Ferdinand von Landsberg zu Erwitte. Im 19. Jahrhundert waren Engelbert von Landsberg-Velen und Steinfurt, wie auch dessen Sohn Ignatz von Landsberg-Velen und Steinfurt, Politiker und Vorsitzende des Westfälischen Reitervereins.

Maximilian von Landsberg-Velen (1889–1957) war Gründer und Vorsitzender des Vereins westfälischer Adelsarchive. Manfred Freiherr von Landsberg-Velen (1923–2010) baute Schloss Dankern zu einer Freizeiteinrichtung aus und war Präsident des Verbandes deutscher Freizeitunternehmer. Dieter Graf von Landsberg-Velen (1925–2012) war hochrangiger Sportfunktionär und Präsident des Malteser Hilfsdienstes Deutschland.

Dem gräflichen Zweig gehören bis heute Schloss Velen, Burg Gemen und Schloss Wocklum.

Dem jüngeren, freiherrlichen Zweig gehören bis heute Schloss Drensteinfurt und Schloss Dankern sowie seit 2015 das Schloss Arff bei Köln.

Der Stammsitz Schloss Landsberg wurde 1903 an den Unternehmer August Thyssen verkauft, dessen Familienstiftung es bis heute besitzt. Der Linienstammsitz, Schloss Erwitte, wurde 1934 verkauft, 1942 das Schloss Raesfeld, der Landsberger Hof in Arnsberg 1921. Haus Landegge in Haren (Ems) gehörte nur kurz von 1903 bis 1928 zum Besitz Dankern.

Wappen

Das Stammwappen zeigt in Gold einen mit Andreaskreuzen silbern gegitterten roten Balken. Auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein aufgerichteter roter Fuchs zwischen zwei auswärts gebogenen Palmzweigen, der rechte gold, der linke rot.

Das Wappen von 1792 ist geviert. Die Felder 1 und 4 zeigen das Stammwappen, 2 und 3 in Gold drei rote Vögel nebeneinander (Velen). Der rechte Helm mit rot-goldenen Decken trägt rechts eine Krone mit silber gegittertem roten Reif darüber wie der Stammhelm. Auf dem linken Helm ein mit den Vögeln belegter kleiner goldener Schild zwischen offenem, rechts goldenem, links rotem Flug (Velen).

Persönlichkeiten (bergisch-westfälische Linie)

Persönlichkeiten (litauische Linie)

Literatur

  • Dietmar Ahlemann: Die Herren von Buer – Ein vestisches Ministerialengeschlecht mit edelfreien Wurzeln im Rheinland, in: Vestische Zeitschrift, Band 105, Jg. 2014/15, Recklinghausen 2015, S. 151–198.
  • Dietmar Ahlemann: Der ursprünglich dynastische Familienverband Bornheim-Werden-Landsberg-Buer, in: Unser Buer – Beiträge zur Geschichte, Band 31, Jg. 2012/213, Gelsenkirchen-Buer 2013, S. 5–30.
  • Friedrich Philippi: Die Anfänge der gräflichen und freiherrlichen Familie von Landsberg. In: Landsberg, Vierteljahresschrift für den Landsbergschen Familienverband, 4./7. Jg., Velen-Westfalen 1926–1929, S. 1–37.
  • Alfred von Landsberg-Velen: Ein neuer Versuch zur Klarlegung der ersten Anfänge des Geschlechtes Werden-Landsberg. In: Landsberg Jahrbuch für den Landsbergschen Familien-Verband, 8.–12. Jg. 1930–1934, Münster 1934, S. 5–21.
  • Oskar Stavenhagen: Landsberg. In: Genealogisches Handbuch der kurländischen Ritterschaft, Teil 3, 2: Kurland, Lfg. 9–12, Bd. 2, Görlitz 1937, S. 648–666. (online)
  • Otto Hupp: Münchener Kalender 1926. Verlagsanstalt München/Regensburg 1926.
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band VII, Band 97 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1989, ISSN 0435-2408
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Gräfliche Häuser Band XVII, Band 130 der Gesamtreihe, Starke Verlag, Limburg an der Lahn 2003.
  • Manfred von Landsberg-Velen: Die Geschichte der Häuser Landsberg und Velen (in zwei Bänden), Dankern 2007.
  • (Redaktion): Landsberg, von (bergische und westfälische Familie). In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 13, Duncker & Humblot, Berlin 1982, ISBN 3-428-00194-X, S. 509 f. (Digitalisat).
  • Ernst Haiger: Konfession und Begräbnisort: Adelige Grablegen [u. a. des Hauses Landsberg] in der St.-Laurentius-Kirche in Mintard im 17. und 18. Jahrhundert. In: Die Pfarrkirche in Mintard = Zeitschrift des Geschichtsvereins Mülheim a. d. Ruhr 92 (2017), ISSN 0343-9453, S. 69–111.

Einzelnachweise

  1. Ahlemann (2015), S. 183–194 (= Kapitel 3 (Die Herkunft der Herren von Buer)).
  2. Landsberg-Velen (1934); Trad. Werdin. 122, 124, 128
  3. Das Wappen von Bornheim (Rheinland) zeigt im Wesentlichen das Wappen des Familienverbands Bornheim-Werden-Landsberg-Buer. Es wurde lediglich ein Schöffenschwert ergänzt. Siehe Bornheim (Rheinland).
  4. Ahlemann (2013), S. 22 ff.
  5. Horst-Rüdiger Jarck: Urkundenbuch des Augustinerchorfrauenstiftes Marienberg bei Helmstedt. In: Quellen und Forschungen zur Braunschweigischen Landesgeschichte, Band 32, bzw. Quellen und Untersuchungen zur Geschichte Niedersachsens im Mittelalter, Band 24, Hannover 1998, Urkunde 126, S. 110 f.
  6. Genė Juodytė: Landsbergiai ir Pakruojo kraštas. Šiaulių kraštas, 29. März 2013, abgerufen am 25. Juni 2020 (litauisch).
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