Laura Martinozzi (* 22. April 1635 in Fano; † 19. Juli 1687 in Rom) war eine der sogenannten Mazarinetten (französisch: Mazarinettes) und wurde durch Heirat mit Alfonso IV. d’Este Herzogin von Modena. Von 1662 bis 1674 übte sie im Herzogtum die Regentschaft für ihren noch unmündigen Sohn Francesco II. d’Este aus.

Leben

Laura kam in Fano als Tochter des italienischen Adligen Girolamo Martinozzi, Markgraf von Fano und Majordomus des Kardinals Francesco Barberini, sowie seiner Frau Laura Margherita Mazarini, der älteren Schwester Jules Mazarins, zur Welt. Sie war somit Nichte des mächtigen französischen Ersten Ministers, der sie 1653 gemeinsam mit ihren Cousinen Hortensia und Maria Mancini nach Frankreich holte. Dort lernte sie in Aix-en-Provence erst einmal sechs Monate lang Französisch und Etikette, ehe sie weiter nach Paris an den französischen Hof reisen durfte.

Der Herzog von Modena, Francesco I. d’Este, hielt bei Mazarin für seinen Sohn, den 21-jährigen Alfonso d’Este, um die Hand der damals 15-jährigen Laura an, denn Francesco benötigte französische Hilfe, um sich gegen Spanien behaupten zu können. Die Hochzeit fand am 27. Mai 1655 per procurationem in Compiègne statt. Der Bräutigam wurde dabei durch Eugen Moritz von Savoyen-Carignan, den Vater des berühmten Prinzen Eugen, vertreten.

Nach nur rund zwei Jahren Aufenthalt in Frankreich reiste Laura zu ihrem Ehemann und damit zurück nach Italien. 1658 bestieg dieser nach dem plötzlichen Tod seines Vaters den Thron in Modena, und Mazarin sah sich als Onkel einer regierenden Fürstin. Schon 1662 starb Lauras Ehemann, und sie wurde zur Regentin des zweijährigen Thronfolgers Francesco II. Ihre Regentschaftsjahre verliefen ruhig, denn Laura erwies sich in Staatsdingen als klug und weitsichtig. Sie regierte mit Milde und verstand es, die maroden Finanzen des Herzogtums durch eine strenge Sparpolitik zu sanieren, aber trotzdem große, zum Teil schon unter dem Herzog Francesco I. begonnene barocke Bauvorhaben wie zum Beispiel den Palazzo Ducale weiterzuführen oder die Kirche San Carlo zu bauen.

Als ihr Gespiele aus Kindertagen, Ludwig XIV., eine Expedition nach Candia startete, lieh sie ihm aus Modena eintausend Soldaten. Ludwig suchte ihr dafür den Schwiegersohn aus, den damaligen Herzog von York, der später als Jakob II. letzter englischer Stuartkönig wurde.

Als ihr Sohn 14 Jahre alt wurde, legte Laura die Regentschaft nieder. Der geistig und körperlich schwächliche Francesco II. geriet unter den Einfluss seines Halbbruders Cesare, und Laura übersiedelte nach Rom zu ihrer Mutter. Die Bitten ihres Sohnes, wieder nach Modena zurückzukehren, lehnte sie bis zu ihrem Tod ab. Kurz vor ihrem Tod begab sie sich auf eine Pilgerfahrt nach Loreto, wo sie dafür betete, dass ihre zur englischen Königin aufgestiegene Tochter Maria Beatrix, deren Kinder alle bisher früh gestorben waren, noch einen lebensfähigen Sohn bekomme. Dieser Wunsch ging im Juni 1688 mit der Geburt von James Francis Edward Stuart in Erfüllung. Doch Laura selbst erlebte diese Geburt ihres Enkels nicht mehr, da sie hochgeachtet bereits am 19. Juli 1687 im von ihr vergrößerten Ursulinenkloster in der Via Vittoria in Rom an einer Krankheit verstorben war. Ihr Grab befindet sich heute in der Kirche San Vincenzo in Modena.

Nachkommen

Aus der Ehe mit Alfonso entstammten drei Kinder, von denen nur zwei das Erwachsenenalter erreichten:

Literatur

  • Camillo Brunetti: Donna Laura Martinozzi d’Este. Duchessa di Modena. In: Rivista Araldica. Rivista del Collegio Araldico. Jg. 5, 1907, ISSN 0035-5771, S. 48–52.
  • Sonia Cavicchioli (Hrsg.): Laura Martinozzi d’Este, fille de France, dux Mutinae. Studi intorno a Laura Martinozzi reggente del ducato di Modena (1662 - 1674) (= Mutina, Modana, Modena. Documenti, studi e ricerche sulla città e sul territorio. Band 1). Il Bulino, Modena 2009, ISBN 978-88-86251-82-2 (Auszug).
  • Alessandro Cont: “Sono nato principe libero, tale voglio conservarmi”. Francesco II d’Este (1660-1694) (= Memorie Scientifiche, Giuridiche, Letterarie. Folge 8, Band 12, Fasc. 2). Accademia Nazionale di Scienze Lettere e Arti di Modena, 2009, ISSN 1124-2493, S. 407–459 (online).
  • Otto Flake: Große Damen des Barock. Historische Porträts. Fischer, Berlin 1981, ISBN 3-596-22273-7, S. 33–36.
  • Roberta Iotti: Fiori d’arancio nell’orto delle alleanze. Finalità della politica matrimoniale estense nell’orbita italica ed europea. In: Il Ducato di Modena & Reggio 1598-1859. Lo Stato, la Corte, le Arti. Artioli, Modena 2007.
  • Roberta Iotti: Laura ducissa, Laura dux. Una donna al governo della corte estense.. In: Quaderni Estensi. Rivista on line degli Istituti culturali estensi. Nr. 3, 2011, ISSN 2036-5101, S. 214–227 (PDF; 153 kB).
  • Amédée Renée: Die Nichten Mazarin’s. Studien der Sitten und Charaktere im 17. Jahrhundert. 3. Auflage. Rudolf Kuntze, Dresden 1858, S. 116–127 (Digitalisat).
  • Guy Jean Raoul Eugène Charles Emmanuel de Savoie-Carignan: The seven richest heiresses of France. J. Long, London 1911, S. 102–108 (Digitalisat).
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Fußnoten

  1. Angabe nach Giovanni Maria Claudi, Liana Catri: Dizionario storico-biografico dei Marchigiani. Band 2. Il Lavoro, Ancona 1993, ISBN 88-7663-131-3, S. 658. Andere Publikationen geben oft an, dass Laura bei ihrer Heirat 16 Jahre alt gewesen sei, womit sie 1638 oder 1639 geboren sein müsste.
  2. Andrew Barclay: Mary of Modena. In Oxford Dictionary of National Biography (ODNB). Band 37, 2004, S. 100.
  3. Sylvia Jurewitz-Freischmidt: Herrinnen des Louvre. Frankreichs Regentinnen Maria de’ Medici und Anne d’Autriche. Casimir Katz, Gernsbach 2005, ISBN 3-925825-98-3, S. 330.
  4. modena.it, Zugriff am 5. Januar 2017.
  5. Ronny Baier: Este (Modena), Maria Beatrice Anna Margareta Isabelle von. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 24, Bautz, Nordhausen 2005, ISBN 3-88309-247-9, Sp. 578.
  6. Sylvia Jurewitz-Freischmidt: Galantes Versailles. Die Mätressen am Hof der Bourbonen. Piper, München 2006, ISBN 978-3-492-24494-7, S. 161.
  7. Alfred von Reumont: Geschichte Stadt Rom. Band 3. R. von Decker, Berlin 1870, S. 808.
  8. R. Iotti: Fiori d’arancio nell’orto delle alleanze. 2007.
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