Leila Al-Serori (* 17. August 1988 in Wien) ist eine österreichische Journalistin und stellvertretende Nachrichtenchefin bei der Süddeutschen Zeitung. 2019 gehörte sie zu dem investigativen Reporterteam, das mit der Veröffentlichung eines verdeckt aufgezeichneten Videos die Ibiza-Affäre auslöste.

Werdegang

Nach ihrer Matura 2006 in Wien am Bundesgymnasium Rahlgasse absolvierte Al-Serori – unterbrochen von einem Erasmus-Semester 2009 an der Universidad Autónoma de Madrid – ein Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien, das sie 2011 mit einem B.A. abschloss. Parallel erwarb sie bei Friederike Hassauer mit einer Diplomarbeit über Leben und Werk von Emilia Pardo Bazán einen M. Phil. in Romanischen Sprachen, Literaturen und Linguistik an der Universität Wien sowie einen MSc in Journalismus und Neuen Medien an der FHWien.

Im Mai 2012 begann sie eine Tätigkeit als Redakteurin bei kurier.at, im Mai 2015 wurde ihr dort die Ressortleitung „Politik online“ übertragen. Im Mai 2016 wechselte sie in die Politikredaktion der Süddeutschen Zeitung, seit 2021 ist sie stellvertretende Nachrichtenchefin.

Al-Seroris gemeinsam mit Oliver Das Gupta durchgeführte journalistische Aufarbeitung der Vergangenheit von Heinz-Christian Strache in der Neo-Nazi-Szene wurden 2018 jeweils in der Kategorie „Investigation“ für den Nannen Preis sowie den Deutschen Reporterpreis nominiert.

Infolge der mit dem Deutschen Reporterpreis ausgezeichneten Recherchen in der Ibiza-Affäre im Mai 2019 kam es zum Rücktritt von Heinz-Christian Strache als Vizekanzler Österreichs und FPÖ-Chef sowie vorgezogenen Neuwahlen in Österreich. Den Reportern war ein verdeckt aufgenommenes Video, in dem Strache einer vorgeblichen russischen Oligarchin Einflussnahme auf die österreichische Politik anbot, zugespielt worden. Nach Bestätigung der Authentizität durch einen Forensiker sowie das Fraunhofer SIT veröffentlichten die Redaktionsteams der Süddeutschen und des Spiegel Ausschnitte aus dem Video synchronisiert. Strache reichte Ende Mai 2019 eine Anzeige u. a. gegen Al-Serori ein, worin er Verstöße gegen § 201 und § 201a StGB vorwarf. Die Staatsanwaltschaft München I erklärte nach Prüfung, „dass sich die Beschuldigten nicht strafbar gemacht“ hätten.

Al-Serori und das Investigativteam bei der Süddeutschen Zeitung, dem das Strache-Video zugespielt worden war, erhielten 2020 die neu ins Leben gerufene Auszeichnung Ibiza-Preis, mit der jährlich audiovisuelle Beiträge von „herausragender öffentlicher Relevanz“ ausgezeichnet werden sollen. In der Jury-Begründung heißt es, das Ibiza-Video habe „außergewöhnlich wirkmächtig abgebildet und enthüllt, welche Absichten, Vorhaben und Hintergedanken sich bisweilen hinter öffentlicher Inszenierung, Marketing und Message-Control verbergen“. Al-Serori erklärte, das mehrstündige Material sei nicht komplett veröffentlicht worden, sondern nur ein paar Minuten, um jene Passagen zu zeigen, die „von größtmöglichem öffentlichen Interesse und die vielleicht auch strafrechtlich relevant sind“.

Im Rahmen der Ringvorlesung Politische Korruption und Medien in Österreich (1919-2019) am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien hielt sie eine Vorlesung über Hintergründe und Folgen der Ibiza-Affäre.

Sie gehörte 2021 und 2022 zur Jury des Nannen-Preises in der Sparte „Lokal“.

Auszeichnungen

Einzelnachweise

  1. Leila Al-Serori, Oliver Das Gupta, Peter Münch, Frederik Obermaier, Bastian Obermayer: Heimliche Aufnahmen belasten Österreichs Vizekanzler schwer. In: sueddeutsche.de. 17. Mai 2019, abgerufen am 19. Mai 2019.
  2. Leila Al-Serori: Emilia Pardo Bazán – Die Konstruktion gelehrter Weiblichkeit im Spanien des 19. Jahrhunderts. Diplomarbeit bei Friederike Hassauer an der Universität Wien. 2011. (CV von Leila Al-Serori auf S. 150)
  3. Leila Al-Serori. (Memento des Originals vom 22. April 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Porträt der FHWien. Juli 2015.
  4. „Kurier“ erhält digitale Channel Manager. In: derStandard.at. 18. Mai 2015.
  5. Das Onlineteam – Die Menschen hinter kurier.at. (Memento vom 8. November 2015 im Internet Archive) In: kurier.at.
  6. Exklusiv: Stühlerücken bei der Süddeutschen Zeitung. Abgerufen am 1. März 2021 (deutsch).
  7. Jobwechsel im Überblick – Woche 18 /2016. In: derStandard.at.
  8. Leila Al-Serori. In: Süddeutsche Zeitung.
  9. Leila Al-Serori, Oliver Das Gupta: Die Akte Strache. In: Süddeutsche.de. 10. Oktober 2017, abgerufen am 21. Mai 2019.
    Leila Al-Serori, Oliver Das Gupta: Psychogramm eines Populisten. In: Süddeutsche.de. 10. Oktober 2017, abgerufen am 5. Dezember 2019.
  10. Nannen Preis 2018 – Juroren, Gewinner, Nominierte und Shortlists. (Memento des Originals vom 16. Juli 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Nannen Preis. 8. Mai 2018.
  11. Deutscher Reporterpreis 2018 – Die 15 nominierten Recherchen in der Kategorie „Investigation“. (Memento des Originals vom 3. Juli 2019 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: reporter-forum.de.
  12. Leila Al-Serori, Peter Münch: Der Tag, an dem Österreich bebte. In: sueddeutsche.de. 18. Mai 2019, abgerufen am 19. Mai 2019.
  13. In einem „verlassenen Hotel“: So lief die Video-Übergabe ab. In: Kleine Zeitung. 19. Mai 2019.
  14. Lukas Zimmer: Münchner Staatsanwälte stellen Ermittlungen gegen „Ibiza“-Aufdecker ein. In: Horizont. 6. Dezember 2019.
    Anne Leiding: Einstellung des Verfahrens gegen Verantwortliche der Süddeutschen Zeitung wegen der Veröffentlichung des sog. „Ibiza-Videos“. In: Staatsanwaltschaft München I. 6. Dezember 2019.
  15. "Finger in Wunden legen": Der Ibiza-Preis geht an "Süddeutsche" für das Strache-Video, Der Standard, 20. Jänner 2020
  16. Leila Al-Serori. Lehrveranstaltungen am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien.
  17. Leila Al-Serori, Nannen-Preis 2021
  18. Erster Reporterpreis nach Relotius: Reportage über digitale Diktatur in China und Enthüllung der Ibiza-Affäre prämiert. In: Meedia. 3. Dezember 2016.
  19. Tobias Pötzelsberger zum „Journalist des Jahres“ gewählt. In: Die Presse. 13. Dezember 2019, abgerufen am 13. Dezember 2019.
  20. Süddeutsche Zeitung: Journalismus macht Schule. Abgerufen am 27. Januar 2020.
  21. Nannen Preis 2020: Das sind die Gewinner. 30. April 2020, abgerufen am 30. April 2020.
  22. 14 18 Uhr, 20 Jänner 2020: Aufdecker-Videos prämiert: Verband Filmregie und "Dossier" verliehen erstmals "Ibiza-Preis". 20. Januar 2020, abgerufen am 27. Januar 2020.
  23. „Der Journalist“: Auszeichnung für Kurier-Redakteurin. In: kurier.at. 22. Juni 2015.
  24. Kurz, Strache und Hader: "Süddeutsche Zeitung" mit Österreich-Spezial, Der Standard, 7. Dezember 2017
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