Lengarica
Lengaricë, Lumi i Lengaricës

Flusstal mit Baustelle oberhalb der Schlucht, Blick nach Westen mit Nemërçka im Hintergrund

Daten
Lage Südalbanien
Flusssystem Vjosa
Abfluss über Vjosa Adriatisches Meer
Quelle Am Westhang der Maja Kamenik als Mollza-Bach, ungefähr bei
40° 9′ 0″ N, 20° 36′ 0″ O
Quellhöhe ca. 1500 m ü. A.
Mündung bei Petran in die VjosaKoordinaten: 40° 12′ 29″ N, 20° 25′ 8″ O
40° 12′ 29″ N, 20° 25′ 8″ O
Mündungshöhe 250,9 m
Höhenunterschied ca. 1.249,1 m
Sohlgefälle ca. 34 
Länge 36,8 km
Einzugsgebiet 337,1 km²
Abfluss am Pegel Ura e Kadiut
AEo: 295 km²
Lage: 5,5 km oberhalb der Mündung
MNQ 1977–1991
MQ 1977–1991
Mq 1977–1991
MHQ 1977–1991
900 l/s
4,9 m³/s
16,6 l/(s km²)
7,86 m³/s
Kleinstädte Petran
Gemeinden Kolonja, Përmet

In der Schlucht

Die Lengarica [lɛnɡaɾiʦa] (albanisch auch Lengaricë [lɛnɡaɾiʦə]) ist ein Fluss in Südalbanien. Sie mündet bei Petran, rund fünf Kilometer südöstlich von Përmet, von Osten in die Vjosa. Der Fluss ist 36,8 Kilometer lang und entwässert ein Gebiet von 337 Quadratkilometern, darunter Teile des Hügel- und Berglands Dangellia sowie Ausläufer des Pindosgebirges.

Entlang der Lengarica finden sich mehrere Sehenswürdigkeiten: die äußerst schmale Lengarica-Schlucht, die Thermalquellen von Bënja, die osmanische Steinbrücke Ura e Kadiut und Höhlen, darunter die Shpella e Pëllumbave. Am Fluss befindet sich das Kraftwerk Lengarica, welches seit 2011 gebaut wird und im Jahr 2015 in Betrieb gehen soll.[veraltet]

Verlauf

Oberlauf

Die Lengarica entsteht aus mehreren Quellbächen im Süden Kolonjas, die die südwestlichen Hänge des Gramoz-Bergmassivs entwässern. Der auch als Mollza-Bach bezeichnete Hauptarm entspringt auf einer Höhe von rund 1500 m ü. A. am Westhang der Maja Kamenik (2044 m ü. A.), dem auf der griechisch-albanischen Grenze liegenden südlichsten Gipfel des Gramoz. Der Quellbach nimmt im weiteren Verlauf nach Nordwesten vor allem von rechts weitere Bäche auf, so den Arrza-Bach und den Barmash-Bach, und wird auch als Om-Bach beziehungsweise als Poda-Bach bezeichnet. Die Straße von Erseka nach Leskovik quert alle größeren, vom Gramoz herunterkommenden Quellbäche und dazwischen kleinere Pässe. Nördlich liegt das Kolonja-Becken, das vom Osum entwässert wird.

Mittellauf

Die im Oberlauf parallel zur Vjosa nach Nordwesten verlaufende Lengarica wendet sich nach der Aufnahme des Barmash-Bachs allmählich gegen Westen. Ab hier wird sie auch durchwegs mit diesem Namen bezeichnet. Von Süden nimmt sie zuerst noch die vom Postenan (1553 m ü. A.) herkommende Peshtanica auf, später von Norden den Goshtivisht, der ein größeres Gebiet südlich von Frashër entwässert.

Lengarica-Schlucht

Danach durchbricht die Lengarica den aus Flysch und weiter unten aus Kalk bestehenden Höhenzug Postenan-Melesin, eine südliche Fortsetzung des Höhenzugs des Tomorr. Dieser Durchbruch ist Teil des Nationalparks Hotova-Dangell.

„Der Kalkkern der Antikline ist noch zum größten Teile von Flysche bedeckt. Seiner Heraushebung wie seine Entblößung haben erst begonnen. Das zeigen auch die Verhältnisse im Tal der Lengatica, welche oberhalb Prëmet in die Vijosë mündet. Hier kommen unter dem bedeckenden Flysch am Gehänge plötzlich Kalke zum Vorschein, die vom Fluß in einer mehr als 3 km langen unzugänglichen Schlucht durchbrochen werden.“

Die Lengarica-Schlucht (alb. Kanioni i Lengaricës) ist eine äußerst schmale Klamm, rund vier Kilometer lang und bis zu 100 Meter tief. An ihrer engsten Stelle hat sie auf Wasserspiegelhöhe bei Niedrigwasser knapp 3 Meter Breite.

In der Schlucht gibt es mehrere Höhlen. In einer fanden sich Spuren prähistorischer Bewohner aus der Kupfersteinzeit, aber auch Illyrer haben sie noch genutzt.

Die Klamm lässt sich bei idealen Wasserverhältnissen im Frühjahr mit Kanus befahren. Im Sommer bei Niedrigstwasser kann die Schlucht auch durchwatet werden.

Unterlauf

Direkt unterhalb der Schlucht befinden sich die Thermalquellen von Bënja und eine historische Bogenbrücke aus dem 18. Jahrhundert. Sie diente einst als Übergang auf dem Karawanenweg nach Voskopoja.

Nach der Klamm weitet sich das Tal. Durch ein breites Kiesbett fließt die Lengarica der Vjosa zu. Eine neue Brücke wurde in diesem Bereich über den Fluss gebaut. Bei Petran, kurz nach einer Brücke, mündet sie rechts in die Vjosa.

Im Bereich von Schlucht und Unterlauf wird aktuell das Kraftwerk gebaut. Das Projekt sieht vor, oberhalb der Lengarica-Schlucht dem Fluss Wasser zu entnehmen, es durch einen rund vier Kilometer langen Tunnel, der auch für kurze Zeit als Speicher genutzt werden kann, um die Schlucht und dann in einem vier Kilometer langen Düker und einer Druckleitung zum Maschinenhaus in Petran zu leiten. Es wird dabei ein Höhenunterschied von 148 Metern genutzt. Der Bau soll weder die Schlucht noch die Thermalquellen an deren Ende beeinträchtigen, bei der lokalen Bevölkerung und Umweltaktivisten regte sich dennoch Widerstand. Ein Restwasser von mindestens 200 Litern pro Sekunde soll jeweils im Fluss verbleiben.

Wasserführung

Die Wasserführung des Flusses schwankt im Jahresverlauf stark. Im September sinkt der Wert bei der Ura e Kadiut auf 0,9 Kubikmeter pro Sekunde ab. Im Januar liegt der Durchschnittswert (1977–1992) hingegen bei 7,86 Kubikmeter pro Sekunde, im Jahresschnitt bei 4,9 Kubikmeter pro Sekunde. Bei einem Jahrhunderthochwasser wird mit 200 Kubikmeter pro Sekunde gerechnet.

Fauna

In der Lengarica wurden der Schneider (Alburnoides bipunctatus), die Bachschmerle (Noemacheilus barbatulus) und der Blaubandbärbling (Pseudorasbora parva) als häufig vorkommend nachgewiesen. Auch Barbe (Barbus barbus) und selten Hasel (Leuciscus leuciscus) sowie Aal (Anguilla anguilla) kommen vor. Unter den Amphibien sind im Fluss der Griechische Frosch (Rana graeca) und der Balkan-Wasserfrosch (Rana balcanica) heimisch.

Die Lengarica-Schlucht ist einer der wenigen Orte in Albanien, wo in den letzten Jahren die Bechsteinfledermaus nachgewiesen werden konnte.

Thermalquellen Bënja

Bei den sechs Thermalquellen Bënja tritt bis zu 30 °C warmes Wasser hervor. Vier von ihnen wird eine heilende Kraft zugesprochen, zum Beispiel bei Problemen mit dem Magen, Rheuma oder der Haut. Die Bäder bestehen aus einfachen, ungeschützten Natursteinbecken.

Mit einem Ausstoß von über 160 Litern pro Sekunde sind die Thermalquellen von Bënja die wasserreichsten des Landes. Das Wasser enthält Hydrogencarbonate, Sulfate, Natriumchlorid, Calcium und Schwefelwasserstoff. Es gehört zur geologischen Kruja-Zone, die sich von Kruja bis jenseits der griechischen Grenze zieht und diverse Thermalquellen enthält.

Die Quellen waren schon zur römischen Zeit bekannt. In der kommunistischen Ära gab es in Bënja einen Badetourismus von wenigen hundert Personen pro Jahr. Heute bestehen Pläne, eine Badeinfrastruktur zu errichten und auch die anderen Sehenswürdigkeiten im Flusstal und in den umliegenden Dörfern besser zugänglich zu machen.

Commons: Lengarica – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Albanische Militärkarte 1:50.000 „K-34-138-A“. 2. Auflage, Tirana 1982
  2. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Augustin u. Magdalena Cara: Report – Updating the Social and Envoronmental Impact Assessment of Lengarica Small Hydro Power Plant (SHPP) at Prefecture Gjirokastra, Albania. (PDF; 3,5 MB) (Nicht mehr online verfügbar.) 28. Juni 2011, archiviert vom Original am 3. Mai 2014; abgerufen am 3. Mai 2014 (englisch).
  3. 1 2 Lengarica & Energy sh.p.k.: Component Project Activities Design Document. (PDF) Small Hydropower PoA in Albania and Serbia - Lengarica Hydropower Project. In: United Nations Framework Convention on Climate Change – Clean Development Mechanism. 3. Mai 2012, abgerufen am 4. Mai 2014 (englisch).
  4. 1 2 Akademia e Shkencave e RPSSH (Hrsg.): Gjeografia fizike e Shqipërisë. Band 2: Vështrim fiziko-gjeografik krahinor. Tirana 1991.
  5. 1 2 Herbert Louis: Albanien – eine Landeskunde vornehmlich auf grund eigener Reisen. Verlag von J. Engelhorns Nachfolgern in Stuttgart, Berlin 1927, S. 77 f.
  6. 1 2 Eva Konzett, Kamil Kowalcze: Strom aus dem wilden Fluss. (Nicht mehr online verfügbar.) In: WirtschaftsBlatt. 8. Januar 2015, archiviert vom Original am 10. Januar 2015; abgerufen am 17. Januar 2015.
  7. 1 2 Otto Kaufhold (Hrsg.): DKV Auslandsführer Südosteuropa. 4. Auflage. Band 5. DKV-Verlag, Duisburg 2012, ISBN 978-3-937743-19-6, S. 52 f.
  8. 1 2 Benutzer:malenki: Banjat e Benjës: Lengarice-Canyon – Wanderung Albanien 2013. Abgerufen am 4. Mai 2014.
  9. Guntram Koch: DuMont-Kunst-Reiseführer Albanien. DuMont, Köln 1989, ISBN 3-7701-2079-5.
  10. 1 2 Selfo Oruçi: Bio-Ecological Data on Amphibians of Thermal Water of Permeti Area (South Albania). Ohrid/Gjirokastra 29. Mai 2010 (Abstract [PDF; abgerufen am 21. März 2020]).
  11. Kayak in Lengarica Canyon from Outdoor Albania auf YouTube
  12. Shtegtim ne kanionet e Langarices auf YouTube
  13. Foto bei OpenStreetView. Abgerufen am 7. Mai 2014.
  14. ERM: Environmental and Social Action and Monitoring, Lengarica Small Hydro Power Plant, Albania. (PDF) In: Enso Hydro. 11. Mai 2012, abgerufen am 4. Mai 2014 (englisch).
  15. Ilir Mati: Kanioni i Langaricës, 2 HEC-e me leje qeverie po e shkatërrojnë. (Nicht mehr online verfügbar.) In: Shqiptarja.com. 28. August 2013, archiviert vom Original am 4. Mai 2014; abgerufen am 4. Mai 2014 (albanisch).
  16. Philippe Theou, Marina Đurović: Bechstein’s bat Myotis bechsteinii (Kuhl, 1817) in Southwestern Balkans: First record for Montenegro and additional data for Albania. In: Ecologica Montenegrina. Volume 2, Nr. 3, 8. April 2015, ISSN 2336-9744 (web.archive.org [PDF; 683 kB; abgerufen am 12. Oktober 2021]).
  17. 1 2 3 Alfred Frashëri, Vladimir Çermak (Hrsg.): Atlas i burimeve të energjisë gjeotermale në Shqipëri. Fakulteti i Gjeologjisë dhe i Minierave, Tirana 2004.
  18. Natural Thermal Water of Benje from Shtegtim Official auf YouTube
  19. Rüdiger Pier: Tourismus. In: Klaus-Detlev Grothusen (Hrsg.): Albanien (= Südosteuropa-Handbuch). Band VII. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1993, ISBN 3-525-36207-2, S. 417–427.
  20. 1 2 Plani i Zhvillimit të Turizmit – Komuna Petran. (PDF) (Nicht mehr online verfügbar.) In: Fondi Shqiptar i Zhvillimit. Juni 2009, archiviert vom Original am 4. Mai 2014; abgerufen am 4. Mai 2014 (albanisch).
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