Leonhard Gleske (* 18. September 1921 in Bromberg, Polen; † 25. November 2019 in Bad Homburg) war ein deutscher Volkswirt.

Leben

Gleske stammte aus Bromberg, er studierte Volkswirtschaftslehre in Hannover und Heidelberg und promovierte 1952 zum Dr. rer. pol. Von 1951 bis 1955 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Volkswirtschaftlichen Abteilung der Bank deutscher Länder, anschließend im privaten Bankgewerbe tätig. Von 1958 bis 1964 arbeitete er als Direktor für Währungsfragen bei der Kommission der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft.

1964 wurde er zum Präsidenten der Landeszentralbank Bremen ernannt und gehörte in dieser Funktion dem Zentralbankrat der Deutschen Bundesbank an. Später rückte er in das Direktorium der Bundesbank auf und war bis zu seinem Ausscheiden im Herbst 1989 zuständig für den Devisenmarkt, Währungsreserven und internationale Währungsfragen. Danach war er als Senior Advisor der drei deutschen Niederlassungen der Bank of Tokyo und als Berater des Internationalen Währungsfonds beim Aufbau eines modernen Bankwesens in Polen tätig. Gleske war langjähriges Mitglied im Wirtschaftsrat der CDU und Vorsitzender der Bundesfachkommission „Konjunktur und Währung“.

Er lehrte ab Mitte der 1980er Jahre als Honorarprofessor an den Universitäten Münster und Mannheim.

Wirken

In Die Liquidität in der Kreditwirtschaft beschäftigt sich Gleske mit dem Mechanismus der Kreditgewährung (Kreditmechanik), der notwendigen Liquidität des Bankensystems zu Kreditgewährungen und bestätigt aus bank- wie volkswirtschaftlicher Perspektive, dass Investitionen Ersparnisse finanzieren und nicht umgekehrt.

Ehrungen und Auszeichnungen

  • 1981: Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
  • 1985: Ehrendoktor der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Münster
  • 1986: Großes Verdienstkreuz mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
  • 1989: Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland
  • 1999: Ludwig-Erhard-Gedenkmedaille des Wirtschaftsrats der CDU
  • 1999: Ehrenmitgliedschaft des Wirtschaftsrats der CDU

Einzelnachweise

  1. Traueranzeige Leonhard Gleske, FAZ vom 30. November 2019
  2. Trauer um Honorarprofessor Dr. Leonhard Gleske. Universität Mannheim, 28. November 2019, abgerufen am 28. November 2019.
  3. Leonhard Gleske: Die Liquidität in der Kreditwirtschaft. Frankfurt 1954. S. 53:
    „Die Menge des vom Banksystem durch Kreditgewährung kreierten Geldes hängt ganz entscheidend davon ab, ob die Zahlungen der Schuldner anderen Schuldnern oder aber Kreditoren zufließen oder umgekehrt davon, ob die Zahlungen der Kreditoren anderen Kreditoren oder aber Debitoren zufließen. In der Regel führt eine verstärkte Kreditgewährung, ein verstärkter Krediteinsatz der Banken doch zum Anstieg des Geldvolumens, es braucht aber nicht notwendig so zu sein.“
  4. Leonhard Gleske: Die Liquidität in der Kreditwirtschaft. Frankfurt 1954. S. 41:
    „Der Bankkreditbegriff hat in diesem Zusammenhang einen weiteren Inhalt. Er umfaßt nicht allein kurzfristige Wechsel- und Kontokorrentkredite, sondern auch die langfristigen Ausleihungen und Anlagen jeder Art in den Bankbilanzen, soweit ihnen Depositen und nicht aus der Emission von Wertpapieren entstandene Verpflichtungen der Banken gegenüberstehen. In diesem Sinne zählen also zu den Bankkrediten auch die auf der Aktivseite der Bankbilanz aufgeführten Hypotheken und Wertpapiere, im besonderen Pfandbriefe, Industrie- und Kommunalobligationen, Staatsanleihen und Aktien. Es ist zwar nicht üblich Wertpapiere in das Bankkreditvolumen mit einzuordnen, aber sofern sie sich im Besitz des Banksystems befinden, läßt ihr wirtschaftlicher Charakter eine solche Interpretation zu.“
  5. Leonhard Gleske: Die Liquidität in der Kreditwirtschaft. Frankfurt 1954. S. 59:
    „Die Investitionen in der Volkswirtschaft werden durch Bankkredite finanziert und die Höhe des Finanzierungsbetrages ist gleich den Ersparnissen der Produktionsfaktoren.“
  6. Leonhard Gleske: Die Liquidität in der Kreditwirtschaft. Frankfurt 1954. S. 64:
    „Das Ansammeln liquider Mittel, die der Wirtschaft als Erlösüberschüsse zugeflossen und auf Depositenkonten „angelegt“ worden sind sowie die Ersparnisbildung der Produktionsfaktoren, soweit sie sich auf Sparkonten im Kreditsystem vollzieht, bedeuten zunächst die Stilllegung von Geld, das bisher im Geldkreislauf gebunden war. Die Fortsetzung des Produktionsprozesses auf dem bisherigen Niveau ist bei einer solchen Geldstillegung nur durch eine „kompensatorische“ Geldschöpfung des Banksystems möglich, denn diese ist notwendig, um die „aktive“, der Befriedigung des zirkulatorischen Geldbedarfs dienende Geldmenge auf ihrem alten Stand zu halten. Das gesamte Geldvolumen nimmt demzufolge zu, wobei sich der Zuwachs – unter der Voraussetzung gleichbleibenden Beschäftigungsgrades und gleichbleibender Lohnsätze – jeweils nur auf den „inaktiven“ Teil des Geldvolumens erstreckt.“
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