Der Scirocco [ʃiˈrɔkko] (auch Sirocco, Schirokko oder Scilocco) ist ein heißer Wind aus südlichen bis südöstlichen Richtungen, der von der Sahara in Richtung Mittelmeer weht. Er ist ein gleichmäßiger, heißer Wüstenwind, der oft im Frühjahr, frühen Sommer und Herbst weht. In Extremfällen können Geschwindigkeiten eines tropischen Wirbelsturmes erreicht werden.

Grundlagen

Er entsteht durch die Druckdifferenz zwischen kühlen Tiefdruckgebieten in Südeuropa und der heißen Luft über der Sahara. Auch zentralmediterrane subtropische Zyklone und typische Genua-/Adriatiefs (V-Wetterlage) können den Aktionskern bilden. Je größer der Temperaturunterschied ist, desto stärker wird der Scirocco. Der Scirocco ist über Afrika trocken, nimmt aber über dem Mittelmeer Feuchtigkeit auf, die unter Umständen in den europäischen Mittelmeerländern abregnet.

Wegen seiner Entstehung über der Wüste führt der Scirocco große Mengen Sandstaub mit sich, wodurch die Luft eine gelblich-rötlich-bräunliche Färbung bekommt. Die Sichtweite kann dabei auf unter einen Kilometer sinken und der Sturm den Charakter eines Sandsturms annehmen.

Der mitgeführte Sand lagert sich auch auf alpinen Gletschern ab, was zu einer sichtbaren Braunfärbung der Schneeoberfläche und somit zur Verringerung der Albedo (Rückstrahlkraft) und zu einer verstärkten Ablation führt. Allerdings ist der Scirocco nicht allein für den Rückgang der europäischen Gletscher verantwortlich, da diese Schichten auch wieder mit weißem Schnee bedeckt werden können (Akkumulation) und auch andere Faktoren mit einfließen. Die abgelagerten Stäube können partiell durch Eisbohrkerne wiedergewonnen werden und so Aufschluss über die klimatischen Verhältnisse der letzten Jahrhunderte geben.

Zur Benennung

Winde im Mittelmeer

Der Scirocco hat je nach Region verschiedene Namen:

Land Bezeichnung
ItalienScirocco
MaltaXlokk
SpanienLebeche oder Leveche
Kanarische InselnCalima
KatalonienXaloc
GriechenlandSirokos (gr. σιρόκος)
TürkeiSirokko, Siroko
AlbanienShrokë, Shroka
KroatienJugo („Südwind“)
MontenegroJugo
FrankreichSirocco
TunesienChehili
NordafrikaChergui, Chili, Gibli (Libyen), Chamsin, Samum
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Einzelnachweise

  1. Istituto della Enciclopedia Italiana fondata da Giovanni Treccani (Hrsg.): Dizionario Etimologico. Einträge scilòcco und sciròcco, online auf www.treccani.it (italienisch)
  2. Ottorino Pianigiani: Vocabolario etimologico della lingua italiana. Einträge Scirocco und Scilocco, online auf www.etimo.it (italienisch)
  3. Leveche. In: John E. Oliver (Hrsg.): Encyclopedia of World Climatology. 2008, ISBN 978-1-4020-3264-6.
  4. vergl. Xaloc, Wiktionary
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