Lisle-sur-Tarn
L’Illa d’Albigés
Staat Frankreich
Region Okzitanien
Département (Nr.) Tarn (81)
Arrondissement Albi
Kanton Vignobles et Bastides
Gemeindeverband Gaillac Graulhet Agglomération
Koordinaten 43° 51′ N,  49′ O
Höhe 95–285 m
Fläche 86,56 km²
Einwohner 4.693 (1. Januar 2020)
Bevölkerungsdichte 54 Einw./km²
Postleitzahl 81310
INSEE-Code 81145
Website www.ville-lisle-sur-tarn.fr

Lisle-sur-Tarn – Place Centrale mit Arkadenhäusern

Lisle-sur-Tarn (occitanisch: L’Illa d’Albigés) ist eine südfranzösische Gemeinde mit 4693 Einwohnern (Stand 1. Januar 2020) im Département Tarn in der Region Okzitanien. Sie gehört zum Arrondissement Albi und ist Mitglied im Gemeindeverband Gaillac Graulhet Agglomération. Die Bewohner werden Lislois und Lisloises genannt.

Die Gemeinde erhielt 2023 die Auszeichnung „Drei Blumen“, die vom Conseil national des villes et villages fleuris (CNVVF) im Rahmen des jährlichen Wettbewerbs der blumengeschmückten Städte und Dörfer verliehen wird.

Geografie

Die ehemalige Bastide Lisle-sur-Tarn liegt in der Région naturelle Gaillacois, etwa 42 Kilometer nordöstlich von Toulouse und etwa 28 Kilometer westsüdwestlich von Albi. Die nächstgrößere Stadt ist der Weinort Gaillac etwa neun Kilometer nordöstlich. Der Ortsname erklärt durch die beinahe inselartige Lage zwischen dem Fluss Tarn und zwei kleineren Bachläufen (Rabisteau und Vignal). Der Tarn wurde im Mittelalter und sogar noch bis in die 1920er Jahre von Lastkähnen befahren, die verschiedene Güter – manchmal auch Personen – transportierten.

Das Gemeindegebiet wird außer durch den Tarn durch den Tescou, den Ruisseau des Rodes, den Ruisseau de Fongisquelle, den Ruisseau de Marguestal, den Ruisseau de Rabistau und durch verschiedene andere kleine Wasserläufe entwässert.

Umgeben wird Lisle-sur-Tarn von den sieben Nachbargemeinden:

Puycelsi Castelnau-de-Montmiral
Salvagnac Gaillac
Rabastens Loupiac Montans

Bevölkerungsentwicklung

Jahr1968197519821990199920072018
Einwohner3376338534133588368441714682

Im Jahr 1800 hatte der Ort noch über 5000 Einwohner. Danach sank die Bevölkerungszahl kontinuierlich bis auf knapp über 3000 in den 1920er Jahren ab. Erst in den letzten Jahrzehnten ist eine Trendwende festzustellen.

Wirtschaft

Der Weinbau und der Anbau von Färberwaid (pastel) haben der Kleinstadt im Mittelalter und in der frühen Neuzeit einen gewissen Wohlstand beschert. Heute werden in der Umgebung vor allem Weizen und Mais angebaut. Bedingt durch die günstige Lage etwa auf halber Strecke zwischen Albi und Toulouse ist eine Zone industrielle entstanden, in der sich kleinere und mittlere Betriebe angesiedelt haben, und auch der Kultur- und Weintourismus spielt eine nicht unwichtige Rolle im Wirtschaftsleben der Kleinstadt.

Geschichte

Der nach dem Ende des Albigenserkreuzzuges – also in den Jahren nach 1229 – von Graf Raimund VII. von Toulouse gegründete Ort lag an einer über Albi führenden Nebenstrecke des Pilgerwegs nach Santiago de Compostela (Via Tolosana). Im Verlauf der Hugenottenkriege (1562–1598) wurde in Lisle-sur-Tarn ein ständiger Gerichtshof (Chambre de l’Édit) installiert, der jeweils zur Hälfte mit Protestanten und Katholiken besetzt war.

Sehenswürdigkeiten

  • Der zentrale Platz (Place centrale) von Lisle-sur-Tarn zählt zu den größten im Süden Frankreichs. Die meisten umstehenden Häuser – egal ob Fachwerk- oder Ziegelsteinbauten – sind dreigeschossig (Erdgeschoss und zwei Obergeschosse) und ruhen auf Arkaden, die bei Regen wie bei Sonnenschein gleichermaßen Schutz bieten. Bereits im Mittelalter haben sich hier Händler und kleinere Handwerksbetriebe niedergelassen, die die Bewohner des Orts und seiner Umgebung mit allem Notwendigen versorgten.
  • In der Mitte des Platzes steht ein auf acht oktogonalen Säulen stehender Brunnen (Fontaine de Griffoul), der der Bevölkerung um die Mitte des 13. Jahrhunderts von Johanna, der letzten Erbin der Grafschaft Toulouse, und ihrem Gemahl Alfons von Poitiers gestiftet wurde. Der Brunnen ist bereits seit 1914 als Monument historique klassifiziert.
  • In einer Ecke des Platzes befindet sich ein zweigeschossiges Fachwerkhaus (maison à colombages) mit hölzernen Fensterläden, das auf einer aufwendigen Holzstützenkonstruktion ruht. Die Ausfachungen bestehen aus Mauerziegeln, die teilweise als Fischgrätmuster verlegt sind. Fassaden und Dächer des Gebäudes sind seit 1937 als Monument historique eingeschrieben.
  • Das Rathaus (Hôtel de Ville; ehemals Hôtel de Boisset-Glassac) steht unmittelbar am zentralen Platz; es stammt aus der Zeit um 1800 und war ursprünglich das Stadtpalais der wohlhabenden Kaufmannsfamilie Boisset. Im Erdgeschoss finden sich die üblichen Arkaden; das Obergeschoss empfängt Licht durch acht große und zwei kleinere Fenster. An den Wänden des Großen Saals im Obergeschoss finden sich große Leinwandgemälde mit idyllischen Szenen aus dem Landleben. Das Gebäude ist seit dem Jahr 1988 in Teilen als Monument historique eingeschrieben, seit 1994 in weiteren Teilen klassifiziert.
  • Die Église Notre-Dame de la Jonquière steht überraschenderweise nicht im Ortszentrum, sondern etwa 200 Meter davon entfernt. Es ist ein dreischiffiger Ziegelsteinbau im Stil der tolosaner Gotik aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Der hohe – zunächst quadratische, oben dann oktogonale – Westturm mit einem Spitzhelm entspricht nicht den Bautraditionen des Midi, bei denen Vierungstürme und nicht Westtürme im Vordergrund stehen. Nach 1271, dem Jahr der Eingliederung der ehemaligen Grafschaft Toulouse in die französische Krondomäne, findet sich jedoch auch im Süden Frankreichs verstärkt die Übernahme von Bauideen aus dem Norden. In das Eingangsportal an der Nordseite der Kirche wurden Teile eines romanischen Portals integriert. Die Kirche ist seit 1886 als Monument historique klassifiziert.
  • Das Château Gineste liegt etwa fünf Kilometer nordöstlich an einer Seitenstraße nach Gaillac. Es ist ein repräsentatives Weinschloss aus der Mitte des 19. Jahrhunderts und wurde im neoklassizistischen Stil erbaut. Im Jahr 1992 wurde es in Teilen unter Schutz gestellt.
  • In der Umgebung der Kleinstadt stehen noch etliche Taubenschläge (pigeonniers), die den Grundherren (seigneurs) und den etwas wohlhabenderen Schichten der Bevölkerung zur Bereicherung ihres Speiseplans dienten und als Zeichen ihrer Stellung standen.

Partnergemeinde

Persönlichkeiten

  • Raymond Lafage, französischer Zeichner und Grafiker (* 1656 in Lisle-sur-Tarn, † 1684 in Lyon)
Commons: Lisle-sur-Tarn – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Les communes labellisées. Conseil national des villes et villages fleuris, abgerufen am 6. Oktober 2023 (französisch).
  2. Fontaine de Griffoul, Lisle-sur-Tarn in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  3. Maison, Lisle-sur-Tarn in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  4. Ancien hôtel de Boisset-Glassac, Lisle-sur-Tarn in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  5. Église Notre-Dame de la Jonquière, Lisle-sur-Tarn in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
  6. Château Gineste, Lisle-sur-Tarn in der Base Mérimée des französischen Kulturministeriums (französisch)
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