Die südafrikanische Literatur ist mit Werken in den elf Landessprachen und verschiedenen weiteren Sprachen und Dialekten vertreten.

Die westgermanischen Sprachen Afrikaans und Englisch sind die häufigsten Sprachen, daneben werden die afrikanischen Sprachen der Bantu, Nama ('Hottentotten') und Khoisan ('Buschmänner') und anderer Volksgruppen verwendet. Trotz zahlreicher Übersetzungen sind die Werke einer großen Mehrheit der südafrikanischen Schriftsteller nur unzureichend bekannt.

Geschichte

Die Literatur Südafrikas ist seit der Vorkolonialzeit bekannt, in der sie durch mündliche Volkskunst repräsentiert wurde. Sie umfasst beispielsweise Märchen, Sprichwörter und Sprüche der Zulus, Legenden und Erzählungen der 'Buschmänner' und 'Hottentotten'. In der Zeit der Kolonialisierung entsteht ein Heldenepos.

Ab dem 19. Jahrhundert, gleichzeitig mit der Einführung des Schreibens bei den Einheimischen, erschien in Südafrika schriftliche Literatur. Eines der ersten veröffentlichten Werke war der Sesotho-Roman Chaka (1925) von Thomas Mofolo (1876–1948).

Ende des 19. und in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts tauchten in der Literatur Südafrikas antikoloniale Themen auf. Dies betrifft sowohl Prosa als auch Poesie. Eine bekannte Autorin dieser Zeit war Olive Schreiner (1855–1920), Verfasserin des ersten großformatigen südafrikanischen Werkes, des Romans The Story of an African Farm, 1883, erschienen unter dem männlichen Pseudonym Ralph Iron, eine Manifestation der viktorianischen Ära. Der bekannte Zulu-Autor R. R. R. Dhlomo verfasste einige romanhafte Biographien über historische Zulu-Persönlichkeiten auf Zulu: über die drei Zulu-Herrscher Dingane (1936), Shaka (1937) und Mpande (1938), Shakas Enkel Cetshwayo (1952) und seinen Urenkel Dinizulu (1968).

Der erste Marxist der indigenen Bevölkerung Südafrikas war der Zulu Albert Nzula (1905–1934), der erste nicht-weiße Generalsekretär der CPSA.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, mit der Etablierung des Apartheidregimes, trat eine Gruppe von Autoren auf, deren Werke gegen die etablierte Ordnung protestierten. Unter ihnen sind Peter Abrahams, Harry Bloom, Alex La Guma und Nadine Gordimer.

In den 1950er Jahren wurde die Lifestyle-Zeitschrift Drum zu einer Brutstätte für politische Satire, Belletristik und Essays und befeuerte die urbane schwarze Kultur.

Im gleichen Zeitraum begann Nadine Gordimer, ihre ersten Geschichten zu veröffentlichen. Ihr vielleicht berühmtester Roman, July's People, erschien 1981 und schildert den Zusammenbruch der Herrschaft der weißen Minderheit. 1991 erhielt Nadine Gordimer als erste südafrikanische Autorin den Nobelpreis für Literatur. J. M. Coetzee erhielt ihn 2003.

Südafrikas erster schwarzer Präsident, Nelson Mandela, veröffentlichte 1995 seine Autobiografie unter dem bezeichnenden Titel Der lange Weg zur Freiheit.

Zeitgenössische Autoren

Die moderne Literatur Südafrikas wird durch herausragende Autoren des 20. Jahrhunderts repräsentiert, wie Nadine Gordimer (2003 erschien eine neue Erzählsammlung Loot) und J. M. Coetzee (2013 veröffentlichte er den Roman The Childhood of Jesus (Die Kindheit Jesu)), unter anderem auch von Autoren, die nicht nur in Südafrika, sondern auch außerhalb des Landes bekannt sind, wie Antjie Krog, Dalene Matthee oder Wilbur A. Smith.

Berühmte südafrikanische Dichter sind Breyten Breytenbach und Mongane Wally Serote.

Seit 2006 findet in Kapstadt eine internationale Buchmesse statt, die Buchmesse Kapstadt (Cape Town Book Fair).

In der englischsprachigen African Writers Series (AWS) beispielsweise fanden zahlreiche (übersetzte) Werke südafrikanischer Autoren Aufnahme.

Cambridge History

Die von David Attwell und Derek Attridge herausgegebene Cambridge History of South African Literature ist ein in neuerer Zeit erstelltes facettenreiches Werk zur südafrikanischen Literatur an dem viele Fachgelehrte mitgewirkt haben. Es ist untergliedert in 6 Teile mit 39 Abschnitten, die die Komplexität des behandelten Gegenstandes auch nur annähernd wiedergeben können:

Zitat

„Unsere bekannten literaturgeschichtlichen Handbücher versagen hinsichtlich Südafrika fast völlig.“

Neuphilologische Zeitschrift. 1950, Band 2, S. 117

Literatur (Auswahl)

  • David Attwell, Derek Attridge (Hrsg.): The Cambridge History of South African Literature. Cambridge University Press 2012, ISBN 9781316175132. Auszüge bei books.google.de
  • Jean Sévry: Littératures d’Afrique du Sud, Paris, Karthala, 2007, ISBN 978-2-84586-836-6
  • Christopher Heywood: A History of South African Literature. Cambridge African Collection. Cambridge University Press 2004
  • Shane Graham: South African Literature after the Truth Commission: Mapping Loss. Palgrave Macmillan, 2009
  • Lesibana Rafapa: “South African Khoisan Literature in the Context of World Literary Discourse”. Athens Journal of Philology – Volume 3, Issue 2 – Pages 83–96
  • A. C. Jordan: Towards an African Literature: The Emergence of Literary Form in Xhosa. University of California Press 1973
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Einzelnachweise und Fußnoten

  1. Südafrika hat seit dem Ende der Apartheid elf amtliche Landessprachen: Englisch, Afrikaans, isiZulu, Siswati, Süd-Ndebele, Sesotho, Nord-Sotho, Xitsonga, Setswana, Tshivenda und isiXhosa.
  2. Christopher Heywood beispielsweise diskutiert ausgewählte Gedichte, Theaterstücke und Prosawerke in fünf literarischen Traditionen („Khoisan, Nguni-Sotho, Afrikaans, English, and Indian“).
  3. vgl. Историография истории Африки. Дмитрий Павлович Урсу. 1990, S.154 und A. T. Nzula, I. I. Potekhin, A. Z. Zusmanovich: Forced Labour in Colonial Africa, edited Robin Cohen, translated by Hugh Jenkins (London, 1979) (Besprechung)
  4. cambridge.org (Anfang – jeweils mit Summary) - mit hier ins Deutsche übersetzten Titeln
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