Lon Non (Khmer លន់ ណុន; * 18. April 1930 in Prey Veng; † 17. April 1975 in Phnom Penh) war ein kambodschanischer Polizeibeamter, Politiker, General, Botschafter und Innenminister.

Er war der jüngere Bruder von Lon Nol dem Präsidenten des Landes während der Zeit der Republik Khmer. Er galt als pro-amerikanisch und befürwortete Flächenbombardements von Viet Kong gehaltenen Gebieten des Landes durch die US-Luftwaffe - um diese aus dem Land zu vertreiben. Er wurde nach der Eroberung von Phnom Penh durch Truppen der Roten Khmer ermordet. Er galt als loyaler Anhänger seines Bruders, aber auch als rücksichtslos, ineffektiv und korrupt und als einer der Ursachen für die Unbeliebtheit seines Bruders im Land. So soll er die Wahlen 1972 im Sinne seines Bruder manipuliert haben. Auch soll er zusammen mit dem CIA mit Heroin gehandelt haben und Waffen an die Aufständischen verkauft haben. Eine Zeitlang diente er als Botschafter des Landes in den USA. Dabei soll er 1973 aus der Schusslinie gebracht worden sein. Er wurde innenpolitisch als nicht mehr tragbar befunden. Im September 1974 kehrte er unerwartet nach Phnom Penh zurück. In seiner Jugend war er eng mit dem Führer der Roten Khmer Pol Pot befreundet.

Leben

Lon Non wurde in der Provinz Prey Veng als Sohn einer gemischten chinesisch - Kambodschanischen Familie geboren. Sein Vater war Bezirksvorsitzender in Prey Veng später in Siem Reap and Kampong Thom. Er war für die Organisation von einem effektiven Kampf gegen Rebellen bekannt. Er hatte zwei Brüder Lon Nol und Lon Nil. Lon Non ging auf das Collège Norodom Sihanouk in Kampong Cham zur Schule, welche die französischen Kolonialbehörden neu gegründet hatten. Der Unterricht fand in Französisch statt und umfasste klassische Bildung. Während der Schulzeit war er mit einem Jungen mit Namen Solath Sar befreundet, der später unter dem Namen Pol Pot Generalsekretär der Kommunistischen Partei wurde und als Führer des Democratic Kampuchea gilt. Durch die Unterstützung seines Bruders konnte er in Paris Kriminologie studieren. Während der Regierungszeit von Prinz Norodom Sihanouk war er Polizist bei der Militärpolizei im Rang eines Major. Er versuchte zusammen mit dem damaligen Premierminister Long Boret, einen Waffenstillstand mit den Rebellen auszuhandeln. Bis zum Schluss glaubte er an eine Verhandlungslösung.

Nach dem Sturz der Regierung Sihanouk und der herrschenden Partei Sangkum Reastr Niyum durch den damaligen Premierminister Lon Nol stieg er im Schatten seines Bruders steil auf. Er tat sich besonders im Kampf gegen Sisowath Sirik Matak hervor, ein Mitglied der königlichen Familie, welches seinen Bruder im Parlament unterstützt hatte, danach aber mit ihm um die Macht kämpfte. 1972 konnten die Brüder die Machtfrage für sich entscheiden und Sisowath Sirik Matak wurde unter Hausarrest gestellt. Sisowath Sirik Matak brach mit den Brüdern und forderte den Sturz der Regierung, welche er selbst mitgegründet hatte. Da Lon Nol nicht bei guter Gesundheit war, übernahm Lon Non immer mehr Aufgaben und häufte immer mehr Macht an. Neben seiner Position als Innenminister wurde Lon Non zum General der 3. Division ernannt. Doch seine Forderungen nach vermehrten Luftangriffen durch die US-Luftwaffe und seine anti-vietnamesische Rhetorik machten ihn schnell unbeliebt. Auch warf ihm der Journalist Alfred W. McCoy in seinem Buch „The politics of heroin in Southeast Asia“ vor am Schmuggel vor Heroin im großen Stil zusammen mit der CIA beteiligt zu sein. Er wurde für seinen Bruder zur Gefahr und musste 1973 seine Ämter abgeben. Auch für die Amerikaner, welche die Khmer-Republik massiv unterstützten, wurde er zur Belastung. Am 30. April 1973 bestieg er mit seiner Familie ein Flugzeug nach Paris und später nach Washington. Er widersprach Aussagen, die Amerikaner hätten ihn ins Exil gezwungen. Während seiner Zeit als Minister gründete er die Partei គណបក្សសង្គមសាធារណរដ្ Sangkum Sathéaranak Râth, damit er und sein Bruder an den Wahlen am 3. September 1972 teilnehmen konnten. Die Partei gewann sämtliche Sitze im Parlament, da außer der linksgerichteten Partei Pracheachon alle anderen Parteien die Teilnahme an der Wahl verweigert hatten. Lon Non soll die Pracheachon unter seine Kontrolle gebracht haben. Die Teilnahme dieser Partei galt als Alibi, um der Wahl einen demokratischen Anstrich zu verleihen.

In Washington übernahm er die Leitung der Botschaft des Landes, obwohl er kaum Englisch sprach. Am 21. September 1974 kehrte er überraschend nach Phnom Penh zurück. Er übernahm wieder die Leitung der 3. Division, aber kein politisches Amt. Als am 7. April 1975 die Amerikanische Botschaft geräumt wurde und sein Bruder Lon Nol das Land verließ, wollte er an der Evakuierung per Hubschrauber nicht teilnehmen. Trotz der großen Gefahr - die Roten Khmer hatten angekündigt, ihn zu töten - blieb er in der belagerten Hauptstadt Phnom Penh. Er war einer von sieben Personen, deren Hinrichtung die Roten Khmer nach einer Machtübernahme angekündigt hatten.

Während der Eroberung der Stadt kam es zu einer bizarren Szene. Gruppen von Kämpfer traten in frischen, schwarzen, pyjama-artigen Uniformen auf, die denen der Roten Khmer ähnelten. Schnell stellte sich heraus, dass es sich dabei nicht um einmarschierende Rote Khmer Einheiten handelte. Schanberg geht davon aus, dass es sich bei den vermeintlichen Kämpfern um irritierte Studenten oder Regierungsbeamte handelte, die kurz vor der Eroberung die Seiten wechselten. Andere gehen davon aus, dass Lon Non hinter dieser Aktion steckte, um die Eroberer zu verwirren. Die vermeintlichen Khmer-Rouge-Kämpfer wurden schnell enttarnt und von den wirklichen Truppen entwaffnet, viele wurden erschossen.

Tod

Am 17. April eroberten die Roten Khmer die Hauptstadt des Landes Phnom Penh. An diesem Tag wurde er im Informationsministerium gesehen unter Bewachung von Roten Khmer. Die Roten Khmer hatten alle höheren Repräsentanten der Khmer-Republik via Radio aufgefordert, sich in diesem Ministerium zu versammeln. Etwa 50 Mitglieder der Regierung und des Militärs fanden sich ein. Darunter befanden sich Minister und Generäle. Auch an diesem Tag machte Lon Non den Eindruck, dass er auf eine Zukunft im Land setzte. Er war in Militäruniform gekleidet und erwartete, dass die Roten Khmer mit ihm verhandeln würden. Aber der kommandierende Befehlshaber der Roten Khmer Koy Thuon befahl die Erschießung von Lon Non und anderen Führungsfiguren im Hotel Monorom noch am selben Tag. Im Radio verkündeten die Roten Khmer, Lon Non sei von einer aufgebrachten Menge erschlagen worden. Wie Lon Non tatsächlich ums Leben kam, ist unklar. Der Amerikanische Journalist Sydney Schanberg, der neben Lon Non mit 50 anderen Regierungsmitgliedern und Journalisten von den Roten Khmer gefangen genommen worden war, behauptete in seinem Buch „The Death and Life of Dith Pran“, Lon Non sei von den Roten Khmer erschossen worden. Schanberg stellte nicht explizit klar, ob er Zeuge der Ermordung gewesen war oder dies nur von anderen erfahren hatte.

Einzelnachweise

  1. Deth Sok Udom, Sun Suon, Serkan Bulut:Cambodia’s foreign relations in regional and global contexts, Konrad-Adenauer-Stiftung, Seite 14
  2. The New York Times: Lon Non, in Paris, Urges Wider American Bombing: PARIS, May 11—Brig. Gen. Lon Non, brother of the Cambodian President, Marshal Lon Nol, has called for the United States to “use stronger measures, renew bombing of North Vietnam more intensively if necessary,” to force the North Vietnamese to withdraw from Cambodia.
  3. countrystudies.us The Fall of Phnom Penh: But Sirik Matak, Long Boret, Lon Non (Lon Nol's brother), and most members of Lon Nol's cabinet declined. They chose to share the fate of their people. All were executed soon after Khmer Rouge units entered Phnom Penh on April 17, 1975.
  4. The New York Times: The general had been accusedi, by sources in Cambodia of corruption and authoritarianism as well as of responsibility for the narrow political base and inefficiency of the Government.
  5. The Phnom Penh Post: Lon Nol's Cambodia '72: absolute power, absolute lies: At this point, Lon Nol's brother, Lon Non, intervened. He surrounded and sealed the area with troops and insisted on personally "verifying" the figures. When a Cambodian newspaper, Sangkruoh Cheat, began to print the story for the next day's edition, all copies were seized and burned.
  6. Alfred W. Mc Coy: The politics of heroin in Southeast Asia; Harper & Row; ISBN 978-0-06-012901-9
  7. Washington Post: Lon Nol's brother and close adviser, Lon Non, was given the hook because of his corruptions.
  8. Henry Kissinger: A History of America's Involvement in and Extrication from the Vietnam War, ISBN 978-0-7432-1532-9
  9. Justin Corfield. Khmers stand up!: a history of the Cambodian government 1970-1975, Centre of Southeast Asian Studies, Monash University, 1992, ISBN 978-0-7326-0565-0, Seite 111
  10. The New York Times: Ousted Cambodian Premier Speaks Out. The interview marked General Sirik Matak's open break with the regime headed by his old associate, Marshal Lon Nol, and dominated by the Marshal's younger brother, Brig. Gen. Lon Non.
  11. The New York Times: Brig. Gen. Lon Non, the controversial and powerful younger brother of Cambodia's President, Lon Nol, departed from Cambodia with his family today, but he denied that American pressure had forced him into temporary exile.
  12. britishpathe.com One of the most powerful men in the Khmer Republic before his apparent downfall last year -- General Lon Non, younger brother of President Lon Nol -- returned unexpectedly to Phnom Penh on Saturday (21 September) in the midst of a new storm of controversy.
  13. khmer440.com Lon Non stuck around, and details are murky, but he was supposedly the "brains" behind the ill-fated Monatio. They suddenly popped up in Phnom Penh on April 17th, just ahead of the communist takeover. They dressed up in black pajamas and Kramas and tried to "join in" with the invading Khmer Rouge. They were immediately rounded up and executed.
  14. Sydney H. Schanberg: The Death and Life of Dith Pran, Rosetta Books ISBN 978-0-14-008457-3
  15. The New York Times: General Lon Nol, who live with his family in a home on the outskirts of Honolulu, said his brother had gone to the Ministry of Information to discuss peace terms with the victorious Communist forces and was killed by them.
  16. The New York Times: Lon Nol Disputes Report Mob Killed His Brother
  17. Sydney H. Schanberg: The Death and Life of Dith Pran, Rosetta Books ISBN 978-0-14-008457-3
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