Louis Burt Mayer (* 12. Juli 1884 in Dymer, Russisches Kaiserreich; † 29. Oktober 1957 in Los Angeles, Kalifornien; eigentlich Lazar Mayer oder Eliezer Meir) war ein US-amerikanischer Filmproduzent. Mayer leitete jahrzehntelang die Filmgesellschaft Metro-Goldwyn-Mayer, abgekürzt MGM, die er zu dem damals bekanntesten und profitabelsten Unternehmen der Filmbranche machte. Mayer hatte die Idee zur Gründung der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, die seit 1929 die Oscars verleiht und zu deren Gründungsmitgliedern er zählte.
Leben
Zu Louis B. Mayers genauem Geburtsdatum und Geburtsort kursieren verschiedene Angaben. Allgemein gilt der 12. Juli 1884 als anerkannt, er selbst hat jedoch immer wieder 1885 als Geburtsjahr und den patriotisch bedeutsamen 4. Juli, den amerikanischen Unabhängigkeitstag, als Tag seiner Geburt genannt. Als Geburtsort nannte MGM in Mayers Firmenbiographie lange Minsk. Sein Biograf Scott Eyman gibt als Geburtsort die kleine Siedlung Dymer im Russischen Kaiserreich an. Die Familie wanderte um 1888 aus Russland nach Kanada aus.
Mayer erkannte mit Anfang zwanzig das finanzielle Potential des Nickelodeon-Kinos und eröffnete 1907 sein erstes Kino. Innerhalb weniger Jahre besaß er 90 Prozent aller Kinos in Neuengland und verdiente 1915 ein Vermögen mit den exklusiven Verleihrechten für Die Geburt einer Nation, dem bis dahin finanziell erfolgreichsten Film. 1916 gründete er zusammen mit Richard A. Rowland die Metro Pictures Corporation mit Sitz in New York. 1918 ging er mit der Firma aus Angst vor dem Edison Trust nach Hollywood. Mayer kündigte Rowland im selben Jahr die Partnerschaft und überredete auf der Suche nach einem publikumswirksamen Star die bereits bekannte Schauspielerin Anita Stewart, ihr bisheriges Studio Vitagraph zu verlassen und für die neugegründeten Louis B. Mayer Pictures zu arbeiten. 1924 machte Marcus Loew Mayer zum Chef der neuen Firma Metro-Goldwyn-Mayer, die unter dem Akronym MGM bekannt wurde. Im Jahr 1925 konnte das Studio mit Ben Hur einen ersten großen Erfolg feiern.
Als Studioboss errichtete Louis B. Mayer mit MGM das ab den 1930ern lange Zeit finanziell erfolgreichste Filmstudio der Welt. Seine Geschäftspolitik trug entscheidend dazu bei, dass MGM als einziges der großen Filmstudios selbst während der wirtschaftlichen Depression Anfang der 1930er-Jahre keine Verluste schrieb. Zu den Schauspielern, die unter seiner Ägide für MGM arbeiteten, gehörten unter anderen Greta Garbo, Joan Crawford, Clark Gable, Spencer Tracy, Katharine Hepburn, James Stewart, Jean Harlow, Judy Garland, Elizabeth Taylor, Lana Turner, Hedy Lamarr und Ava Gardner. Das Studio warb zeitweise mit dem Slogan „More Stars than in Heaven“.
Mayer strebte die Produktion von „moralisch wertvollen“ Filme an, sogenannte „gesunde Unterhaltung“, die dem Zuschauer eine Ehrfurcht vor religiösen Überzeugungen, Patriotismus und Familienwerte vermitteln sollten, mitunter jedoch die Grenze des Eskapismus überschritten. Regelmäßig geriet er deswegen mit Produktionsleiter Irving Thalberg aneinander, der anspruchsvolle und kritische Literaturverfilmungen bevorzugte. 1932 schließlich drängte Mayer Thalberg aus dem Geschäft, während der sich gerade von einem Herzanfall erholte. Nach einer Übergangszeit, in der Mayer immer neue Produktionsleiter beschäftigte, übernahm er 1936 den Posten selbst, womit er zum ersten Konzernvorsitzenden der USA wurde, der ein sechsstelliges Einkommen hatte. Mayer genoss den Ruf eines gnadenlosen Geschäftsmannes, der sein Studio streng führte. Legendär waren seine Tränenausbrüche, wenn er bei widerspenstigen Stars seinen eigenen Willen durchsetzen wollte. Einige Schauspieler wie Greta Garbo oder Esther Williams zeigten sich von Mayer unbeeindruckt und gewannen etliche Auseinandersetzungen mit dem Studiochef um mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen. David O. Selznick, der mit Mayers Tochter Irene verheiratet war, arbeitete von 1933 bis 1935 bei MGM, entschloss sich jedoch 1936, seine eigene Filmfirma Selznick International Pictures zu gründen.
1948 wurde auf Veranlassung von Nicholas Schenck, dem Präsidenten von MGMs Muttergesellschaft Loews, Inc., Dore Schary neuer Produktionsleiter von MGM. 1951 ersetzte Dore Schary schließlich Mayer nach 27 Jahren in seiner Funktion in der operativen Leitung von MGM.
Mayer war ein aktiver Anhänger der Republikaner. Er unterstützte besonders Herbert Hoover und später Senator Joseph McCarthy. Von 1931 bis 1932 war er Vizevorsitzender der Partei in Kalifornien, von 1932 bis 1933 Vorsitzender. 1934 bekämpfte er Upton Sinclairs Bewerbung um das Amt des kalifornischen Gouverneurs.
Privatleben
Von 1904 bis 1947 war Mayer mit Margaret Shenberg verheiratet, die Ehe, aus der zwei Töchter entstammten, wurde geschieden. 1948 heiratete er die wesentlich jüngere Lorena Layson, mit der er bis zu seinem Tod verheiratet blieb. Er starb 1957 im Alter von 73 Jahren an Leukämie und wurde im Home of Peace Cemetery im Osten von Los Angeles beigesetzt. Louis B. Mayers letzte Worte waren angeblich: „Nichts ist wichtig.“
Auszeichnungen und Ehrungen
Mayer, einer der Mitbegründer der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, die jährlich die Oscars verleiht, wurde mit einem Ehrenoscar und einem Stern auf dem Hollywood Walk of Fame geehrt. TIME Magazine wählte ihn zu einer der 100 einflussreichsten Personen des 20. Jahrhunderts.
Louis B. Mayer in Filmen
Louis B. Mayer wurde in einer Reihe von Filmen als historische Persönlichkeit dargestellt, darunter Gable und Lombard (1976), Der Scarlett-O’Hara-Krieg (1980), Meine liebe Rabenmutter (1981), Citizen Kane – Die Hollywood-Legende (1998), Aviator (2004), Trumbo (2015), Judy (2019) und Mank (2020). Eine satirische Verzerrung von Mayer ist die Figur des Jack Lipnick im Film Barton Fink (1991). Erwähnung findet Mayer auch in der Komödie Liebe braucht keine Ferien (2005).
Literatur
- Scott Eyman: Lion of Hollywood: The Life and Legend of Louis B. Mayer. Simon & Schuster, 2012, ISBN 978-0-7432-6917-9.
Weblinks
- Louis B. Mayer in der Internet Movie Database (englisch)
- Louis B. Mayer in der Datenbank Find a Grave (englisch)
- Mayer in den TIME 100
Einzelnachweise
- ↑ John F. Oppenheimer (Red.) u. a.: Lexikon des Judentums. 2. Auflage. Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh u. a. 1971, ISBN 3-570-05964-2, Sp. 476.
- 1 2 Scott Eyman: Lion of Hollywood: The Life and Legend of Louis B. Mayer. Simon & Schuster, 2012, ISBN 978-0-7432-6917-9, S. 18.
- ↑ Budd Schulberg: Louis B. Mayer: Lion Of Hollywood. (Memento des vom 14. Juni 2007 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. time.com, 7. Dezember 1988, abgerufen am 1. September 2017 (englisch),
- ↑ IMDb