Ludwig August Deubner (* 3. Februar 1877 in Riga; † 25. März 1946 in Berlin) war ein deutscher Altphilologe und Religionswissenschaftler.
Leben und Leistungen
Deubner promovierte 1899 an der Universität Gießen und legte das Staatsexamen ab. Er absolvierte das Referendariat in Bonn und habilitierte sich 1903 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität. 1906 folgte er einem Ruf an die Albertus-Universität Königsberg als außerordentlicher Professor. 1912 wurde er dort zum ordentlichen Professor ernannt. Aus dieser Position meldete er sich im August 1914 zu Beginn des Ersten Weltkriegs freiwillig zum Landsturm und wurde der neu geschaffenen Funkaufklärung in Königsberg zugeteilt. Für die Schlacht von Tannenberg lieferte er mit Hilfe seiner Russischkenntnisse entscheidende Informationen aus abgehörten russischen Funksprüchen. Im Range eines Majors (Intendanturrat) wechselte er nach wenigen Wochen ins Hauptquartier der deutschen 8. Armee im Osten. Aus dem Boden schuf er als neuer Chef der Funkaufklärung im ganzen Ostfrontbereich eine eigenständige Dienststelle zur Entzifferung der nun verschlüsselten russischen Funksprüche, bei der ihm die Methoden der Altphilologie zugutekamen. Dafür erhielt er beide Klassen des Eisernen Kreuzes und nahm 1917 einen Ruf an die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg an. 1927 trat er die Nachfolge Hermann Diels’ auf dessen jahrelang vakanten Lehrstuhl am Institut für Altertumskunde der Berliner Universität an. Seit 1938 war er Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften.
Als Forscher widmete Deubner sich besonders religionsgeschichtlichen Themen; seine Attischen Feste von 1932 gelten noch heute als Standardwerk. Für das Lehrbuch der Religionsgeschichte von Chantepie de la Saussaye lieferte er den Beitrag über die Römer. Deubner stiftete 1945 in seinem Testament ein Stipendium für begabte Studierende der Klassischen Philologie an der Humboldt-Universität Berlin, das erst 2009 das erste Mal verliehen werden konnte.
Deubner war der Vater des Klassischen Archäologen Otfried Deubner und des Physikers Alexander Deubner. Er wurde auf dem Friedhof Wilmersdorf in Berlin beigesetzt.
Schriften (Auswahl)
- De incubatione capitula duo. Gießen 1899 (Dissertation, Universität Gießen, 1899).
- Kosmas und Damian. Leipzig und Berlin 1907.
- Attische Feste. 1932 (Unveränderter Nachdruck: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt/Akademie Verlag, Berlin 1956).
- Kleine Schriften zur klassischen Altertumskunde. Herausgegeben und mit einer Bibliographie sowie einem ausführlichen Register versehen von Otfried Deubner. Königstein/Ts., Hain 1981 (mit Einführung und Vita).
Literatur
- Peter Robert Franke: Deubner, Ludwig. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, ISBN 3-428-00184-2, S. 621 (Digitalisat).
- Gerhard Radke: Ludwig Deubner (1877–1946). In: Eikasmós. Band 4, 1993, S. 155–158.
- Christian Tilitzki: Ludwig Deubner. In: Die Albertus-Universität Königsberg. Bd. 1, Akademie Verlag GmbH, Berlin 2012, ISBN 978-3-05-004312-8, S. 517.
- Christian Deubner: Ludwig Deubner: Pionier der deutschen Funkaufklärung im Ersten Weltkrieg. In: Journal for Intelligence, Propaganda and Security Studies . Vol. 14, Nr. 2/2020, ACIPSS, Graz 2020, ISSN 1994-4101, S. 148–164
- Wolfgang Schadewaldt: Nachruf auf Ludwig Deubner. In: Jahrbuch der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin 1946–1949. Akademie-Verlag, Berlin 1950, S. 139–144.
Weblinks
- Literatur von und über Ludwig Deubner im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Baltische Historische Kommission (Hrsg.): Eintrag zu Deubner, Ludwig* August. In: BBLD – Baltisches biografisches Lexikon digital
- > editS_JIPSS_V14_N2
- Personalbogen von Ludwig Deubner in der Personalkartei der Gutachterstelle des BIL in der Archivdatenbank der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (BBF)
Anmerkungen
- ↑ Personalbogen von Ludwig Deubner in der Personalkartei der Gutachterstelle des BIL in der Archivdatenbank der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (BBF)
- ↑ Friedrich L. Bauer: War Hindenburg ein Feldherr ? In: Historische Notizen zur Informatik. Springer-Verlag, Berlin 2009, ISBN 978-3-540-85789-1, S. 257–260.
- ↑ Hans-Christoph Keller: Ludwig-Deubner-Stipendium nach mehr als 50 Jahren ins Leben gerufen — Presseportal. Abgerufen am 3. Februar 2022.