Lutz Riemann (* 19. Dezember 1940 in Stettin) ist ein deutscher Schauspieler, Journalist und Autor. Er erlangte Bekanntheit durch Rollen in mehreren DEFA-Filmen und als Oberleutnant Zimmermann in der Reihe „Polizeiruf 110“ des DFF. Zu DDR-Zeiten war Riemann inoffizieller Mitarbeiter der Stasi.
Leben
Jugend und Studium
Riemann wuchs in Lubmin auf und erlernte zunächst auf der Peene-Werft in Wolgast den Beruf des Schiffbauers. Dort fand er durch die Mitarbeit in einer Laienspielgruppe Interesse am Schauspielerberuf. Er studierte an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam und bis 1964 an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin.
Bühne, Film und Fernsehen
Riemann hatte sein Debüt in den 1960er Jahren am Meininger Theater, anschließend spielte er am Theater in Weimar. Seit einem schweren Autounfall 1973 ist er freiberuflich tätig. Gastspiele hatte er an den Theatern von Neustrelitz und Meiningen und am Theater im Palast in Berlin. Bei der DEFA übernahm er erstmals 1962 eine Rolle, der Film „Wind von vorn“ wurde jedoch nicht fertiggestellt. In folgenden DEFA-Filmen stellte er häufig Proletarier dar. In den 1980er Jahren spielte er den KPD-Vorsitzenden Ernst Thälmann in den Filmen Das Ermittlungsverfahren und Die Mahnung. Die Rolle des Oberleutnant Zimmermann im „Polizeiruf 110“ von 1983 bis 1991 brachte ihm große Popularität beim DDR-Fernsehpublikum. Nach der Wiedervereinigung arbeitete er bis zu seiner Pensionierung als Redakteur und Moderator beim NDR Fernsehen. Hier war er unter anderem als Außenreporter des Nordmagazins zu sehen. Zusammen mit Michael Schmidt gab er das Buch „Der Untergang der Beluga“ heraus, in dem sich die beiden Autoren mit dem Schiffsunglück des Sassnitzer Fischkutters „Beluga“ befassen.
Inoffizieller Mitarbeiter der Staatssicherheit
Im August 2013 wurde aus den Rosenholz-Dateien bekannt, dass Riemann seit den 1960er Jahren unter dem Decknamen Richard König als Inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit tätig war. Er spionierte sein Thüringer Umfeld aus und berichtete über den SPD-Politiker Peer Steinbrück, mit dessen Cousine Riemann verheiratet ist. Riemann gibt an, er habe sich aus „weltanschaulicher Überzeugung“ zu dieser Tätigkeit verpflichtet. Er sei immer Kommunist gewesen und werde es immer sein. Riemann erklärte, dass er von seinem Führungsoffizier auf Steinbrück angesetzt wurde, die Bespitzelung jedoch abgelehnt habe, was durch die Unterlagen allerdings nicht bestätigt wird. Seine Tochter Petra Riemann arbeitete diesen lange Zeit im Dunklen liegenden Teil der Familiengeschichte in einem 2019 erschienenen Buch auf.
Filmografie (Auswahl)
- 1963: Bonner Pitaval: Die Affäre Heyde-Sawade (Fernsehreihe)
- 1965: Solange Leben in mir ist
- 1974: Bittere Pillen
- 1974: Polizeiruf 110 – Kein Paradies für Elstern (Fernsehreihe)
- 1974: Der Staatsanwalt hat das Wort: Moderner Diebstahl (Fernsehreihe)
- 1976: Daniel Druskat
- 1977: Ernst Schneller
- 1977: Der Staatsanwalt hat das Wort: Fahrspuren (Fernsehreihe)
- 1977: Das Herz der Dinge
- 1978: Ein Hahn im Korb (Fernsehfilm)
- 1978: Des kleinen Lokführers große Fahrt (Fernsehen)
- 1979: Der Staatsanwalt hat das Wort: Doppelte Buchführung (Fernsehreihe)
- 1980: Archiv des Todes (Fernsehserie)
- 1980: Polizeiruf 110 – Vergeltung? (Fernsehreihe)
- 1981: Das Ermittlungsverfahren
- 1981: Hochhausgeschichten (Fernsehserie)
- 1982: Polizeiruf 110 – Schranken (Fernsehreihe)
- 1982: Die Mahnung (DDR/BUL/UdSSR)
- 1982: Polizeiruf 110 – Im Tal (Fernsehreihe)
- 1982: Der Staatsanwalt hat das Wort: Ich bin Joop van der Dalen (Fernsehreihe)
- 1983: Martin Luther
- 1983: Polizeiruf 110 – Die Spur des 13. Apostels (Fernsehreihe)
- 1983: Polizeiruf 110 – Es ist nicht immer Sonnenschein (Fernsehreihe)
- 1983: Polizeiruf 110 – Schnelles Geld (Fernsehreihe)
- 1984: Polizeiruf 110 – Im Sog (Fernsehreihe)
- 1984: Polizeiruf 110 – Das vergessene Labor (Fernsehreihe)
- 1984: Die Leute von Züderow (TV-Serie)
- 1985: Polizeiruf 110 – Treibnetz (Fernsehreihe)
- 1985: Polizeiruf 110 – Der zersprungene Spiegel (Fernsehreihe)
- 1986: Der Hut des Brigadiers
- 1986: Polizeiruf 110 – Ein großes Talent (Fernsehreihe)
- 1986: Polizeiruf 110 – Parkplatz der Liebe
- 1986: Polizeiruf 110 – Bedenkzeit
- 1986: Polizeiruf 110 – Kein Tag ist wie der andere
- 1986: Polizeiruf 110 – Das habe ich nicht gewollt
- 1987: Die Alleinseglerin
- 1987: Polizeiruf 110 – Die alte Frau im Lehnstuhl
- 1987: Polizeiruf 110 – Abschiedslied für Linda
- 1988: Polizeiruf 110 – Ihr faßt mich nie!
- 1988: Polizeiruf 110 – Der Mann im Baum
- 1988: Polizeiruf 110 – Eifersucht
- 1988: Polizeiruf 110 – Eine unruhige Nacht
- 1989: Polizeiruf 110 – Der Fund
- 1989: Polizeiruf 110 – Unsichtbare Fährten
- 1989: Polizeiruf 110 – Drei Flaschen Tokajer
- 1990: Polizeiruf 110 – Warum ich …
- 1990: Polizeiruf 110 – Abgründe
- 1990: Polizeiruf 110 – Tod durch elektrischen Strom
- 1990: Alter schützt vor Liebe nicht (Fernsehfilm)
- 1990: Polizeiruf 110 – Allianz für Knete
- 1991: Feuerwache 09 (Fernsehserie)
- 1991: Polizeiruf 110 – Zerstörte Hoffnung
Hörspiele
- 1979: Joachim Goll: Der Hund von Rackerswill – Regie: Werner Grunow (Hörspiel – Rundfunk der DDR)
- 1991: Gerhard Rentzsch: Szenen aus deutschen Landen, eingeleitet und mit Zwischenberichten versehen über die Reise eines Mannes mit Pappkarton – Regie: Walter Niklaus (Hörspielreihe: Augenblickchen Nr. 4 – DS Kultur/BR)
- 1997: Monika Lötzsch: Matjessaison – Regie: Günter Bommert (Hörspiel – MDR)
Literatur
- Frank-Burkhard Habel, Volker Wachter: Lexikon der DDR-Stars. Schauspieler aus Film und Fernsehen. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 1999, ISBN 3-89602-304-7, S. 281.
- Peter Hoff: Polizeiruf 110. Filme, Fälle, Fakten. Das Neue Berlin, Berlin 2001, ISBN 3-360-00958-4, S.
- Petra Riemann: Die Stasi, der König und der Zimmermann. Eine Geschichte von Verrat, Metropol, Berlin 2019, ISBN 978-3863314651
Weblinks
- Lutz Riemann in der Internet Movie Database (englisch)
- Lutz Riemann bei DEFA Sternstunden (Memento vom 10. Februar 2013 im Webarchiv archive.today)
Einzelnachweise
- ↑ Dirk Banse, Michael Behrendt: Steinbrück, Stasi und „die Freunde“. In: Welt am Sonntag vom 18. August 2013, S. 2–3.
- ↑ Steinbrück als „Vorlauf-IM“ bei der Stasi erfasst In: Focus vom 18. August 2013
- ↑ Petra Riemann, Die Stasi, der König und der Zimmermann – Eine Geschichte von Verrat – Metropol Verlag. Abgerufen am 1. Februar 2021 (deutsch).