Lydney Park ist eine Gartenanlage, die zum „Lydney Park Estate“ in der Grafschaft Gloucestershire in England gehört. Dort wurden bei Ausgrabungen Gebäude, Schmuckstücke und Münzen aus der Zeit der römischen Besiedlung gefunden. William Hiley Bathurst (1796–1877) beschrieb die Anlage in seinem 1879 posthum erschienenen Buch Roman antiquities at Lydney Park, Gloucestershire. Charlotte Bathurst stellte darin einen Katalog ausgewählter Münzen zusammen. Insgesamt wurden mehr als 700 große Münzen gefunden, die aus einem Zeitraum von Augustus 14 n. Chr. bis Arcadius 408 n. Chr. stammten.

Römische Bauten

Die römischen Gebäudereste befanden sich auf einem Hügel, der im Volksmund als englisch Dwarf’s Hill Zwergenhügel bezeichnet wurde. Die Menschen dachten, diese seien einst von Feen errichtet worden, die ein kleinwüchsiges Volk gewesen sein sollen. Im Jahr 1723 erwarb Benjamin Bathurst (1692–1767) das Gut in Lydney. Die Ruinen waren zu dieser Zeit noch von Büschen überwachsen und erhoben sich rund drei Fuß über dem Gelände. In der sogenannten englisch Dwarfs’ Chapel Zwergenkapelle wurden viele große Münzen und andere antike Gegenstände gefunden. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden die römischen Bauten in Lydney Park erstmals gründlich durch Charles Bathurst (1754–1831) erforscht, der genaue Pläne und Zeichnungen der unterschiedlichen Räume und eine detaillierte Beschreibung der Villa und des Tempels anfertigte.

Um das Jahr 364 n. Chr. wurde auf dem Gelände ein rechteckiger Tempel mit Abmessungen von rund 80×60 Fuß errichtet. Stabilisiert wurde er durch Strebepfeiler, die zum Innenraum mit kleinen Nischen versehen waren, die vermutlich für Statuen gedacht waren. Der Eingang des Tempels liegt im Südosten, gegenüber befanden sich drei Abteilungen, die vermutlich drei Eigenschaften der dort verehrten Gottheit darstellen sollten. Insgesamt wurden über 8000 Münzen, eine Bronzetafel mit dem Bildnis einer Frau, über 300 Armbänder und Stifte gefunden. Die Fragmente der Mosaike zeigen Fischer oder einen Meeresgott. Ein Bronzeobjekt zeigte einen Gott auf einem Streitwagen, ein anderes die Skulptur eines Hundes.

Der Tempel soll einer lokalen Gottheit mit dem Namen Nodens gewidmet gewesen sein, so verkündete es ein Relief im Innern, das jedoch zerstört wurde. Eine dort gefundene Fluchtafel hatte folgendem Wortlaut:

DEVO NODENTI SILVIANVS ANILVM PERDEDIT DEMEDIAM PARTEM DONAVIT NODENTI INTER QVIBVS NOMEN SENICIANI NOLLIS PETMITTAS SANITATEM DONEC PERFERA VSQVE TEMPLVM DENTIS’
To the god Nodens. Silvianus has lost a ring. He has given the half part to Nodens. Allow health to none amongst (those) who bear the name of Senicianus until he brings (it) even to the temple of Nodens. (englisch)
Gott Nodens, Silvianus hat einen Ring verloren, die Hälfte gab er Nodens. Jenen, die Senicianus genannt werden, sei Gesundheit verwehrt, bis er (diesen) zum Tempel zurückgebracht hat 

Der Philologe J. R. R. Tolkien wurde im Jahr 1929 von dem Archäologen Mortimer Wheeler, der in Lydney Ausgrabungen durchführte und eine Verbindung zwischen dem Ring des Silvanus (gefunden 1785 auf einem Feld in der Nähe von Silchester) und der Erwähnung auf der Tafel herstellte, beauftragt die Etymologie des Namens Nodens herzuleiten. Dieser verfasste daraufhin das Essay The Name Nodens. Zum möglichen Einfluss dieser Funde auf die Erzählungen Tolkiens, der die Ausgrabungsstätte besucht hatte, wurde spekuliert.

Der Tempel ist als „Camp Hill promontory fort and Romano-British temple complex, Lydney“ unter der Nummer 1017373 in der National Heritage List for England des English Heritage gelistet. Es schließt den Komplex mitsamt den Fundamenten eines römischen Badehauses ein.

Literatur

  • William Hiley Bathurst: Roman antiquities at Lydney park, Gloucestershire. Hrsg.: Charles William King, Charlotte Bathurst. Longmans, Green and co., London 1879 (englisch, archive.org enthält: Catalogue of coins from Lydney Park ab S. 73).
  • S. P. Oliver: The Temple of Nodens in Lydney Park. In: Nature. Band 20, Nr. 520, 16. Oktober 1879, S. 579–580, doi:10.1038/020579a0 (englisch).
  • Harry Mengden Scarth: Roman remains in Lydney Park, Gloucestershire (= Transactions of the Bristol and Gloucestershire Archaeological Society. Band 6, Teil 1, 1881–1882.). The Society, Bristol 1882, OCLC 44833041.
  • John Ronald Reuel Tolkien: Report on the excavation of the prehistoric, Roman, and Post-Roman site in Lydney Park, Gloucestershire. Hrsg.: Mortimer Wheeler, Tessa Verney Wheeler (= Reports of the Research Committee. Nr. 9). Oxford University Press, Oxford 1932, OCLC 5866363, enthält Appendix: The Name “Nodens”.
  • Malcolm J. Watkins: Lydney Park gardens and Roman camp. Lydney Park Gardens, Lydney, The Roman Settlement (englisch, Broschüre etwa 1970–1980).
  • Alan McWhirr: Roman Gloucestershire. A. Sutton, Gloucester 1981, ISBN 0-904387-63-1, S. 153–155.
  • John Ronald Reuel Tolkien: The Name “Nodens”. In: Tolkien Studies. Band 4, Nr. 1. West Virginia University Press, Morgantown 2007, ISBN 978-1-933202-26-6, S. 177–183, doi:10.1353/tks.2007.0032.
Commons: Lydney Park – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. William Hiley Bathurst: Roman antiquities at Lydney park, Gloucestershire. S. 12 (Textarchiv – Internet Archive)
  2. JRR Tolkien and Lydney Park’s links with Lord of the Rings. In: bbc.co.uk. Abgerufen am 5. Juli 2018.
  3. Was gold ring Tolkien’s inspiration? In: BBC News. Abgerufen am 5. Juli 2018 (englisch).
  4. Camp Hill promontory fort and Romano-British temple complex [1017373]. In: National Heritage List for England. Historic England, abgerufen am 5. Juli 2018 (englisch).

Koordinaten: 51° 43′ 15,2″ N,  33′ 28,8″ W

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