Mabel May-Yong, auch May de Yong, (* 28. Juni 1884 als Alice Mabel Auguste Scharrer in Magdeburg, Deutsches Reich; † 3. April 1968 in Bremen) war eine deutsche Tänzerin und Schauspielerin bei Bühne und dem Stummfilm der frühen 1920er Jahre.

Leben und Wirken

Herkunft und berufliche Anfänge

Über Mabel May-Yongs Herkunft und Vita herrschte lange Zeit Ungewissheit. Sie war die Tochter des Kaufmanns Max Richard Albrecht Scharrer und einer Chinesin namens Ho A Mei, verehelichte Elizabeth Ann Scharrer. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts versuchte sie sich als (zumeist sehr spärlich bekleidete) Tänzerin und ist an einigen Berliner Bühnen der Kaiserzeit nachzuweisen. Kurz nach dem Kriegsausbruch 1914 führte sie via Rotterdam eine Tournee in die Vereinigten Staaten. In New York City absolvierte die Tänzerin Auftritte an den Vaudeville-Bühnen Astor Theatre und Victoria Theatre. Im November 1916 ist Mabel May-Yong mit einem Gastspiel an Wiens Apollo Varieté-Theater nachzuweisen, wo sie, wie schon zwei Jahre zuvor in New York, den Tanz der Liebe „von ihrem Erwachen bis zur Resignation“ aufführte.

Beim Film

Als gleich nach Ende des Krieges in Berliner Ateliers zuhauf so genannte Sensationsfilme mit „exotischen“ Stoffen und dramatischen Inhalten in Produktion gingen, war Mabel May-Yong, die sich (anfänglich noch unter dem Namen May de Jong) einen Namen mit Darbietungen „exotischer“ Tänze, etwa im Stil der Mata Hari, gemacht hatte, eine Zeit lang sehr gefragt. In nicht einmal fünf Jahren drehte sie über zwei Dutzend Filme. Angelehnt an den Rollentypus, den in Hollywood die US-Kollegin Theda Bara perfekt verkörperte, trat die deutsch-chinesische Künstlerin als fremdländische, laszive Verführerin vom Dienst vor die Kamera und brachte dort auch mehrfach ihr tänzerisches Können zum Besten. Nach der für sie typischen Rolle einer exotischen Tänzerin namens Voo Do in Das Kabinett des Dr. Segato (mit Theodor Loos in der Titelrolle) und ihrer Hauptrolle in dem im Februar 1923 erstmals gezeigten Sensations- und Abenteuerfilm Was der Totenkopf erzählt, der in Deutschland erst zwei Jahre später unter dem Titel Entsiegelte Lippen anlief, war 1923 ihre ebenso kurze wie wenig Nachhall besitzende Filmkarriere bereits wieder beendet. Anschließend verschwand Mabel May-Yong komplett aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit.

Privates

Mabel May-Yong war dreimal verheiratet: Von 1904 bis 1908 mit dem Architekten Hermann König, von 1912 bis 1914 mit dem Freiherrn Karl von Schenck zu Schweinsberg und ab 1922 schließlich mit dem Kaufmann Erich Quiring, mit dem sie späterhin wieder in ihrer Geburtsstadt Magdeburg lebte. Seit 1947 verwitwet, verließ Mabel Quiring 1950 die soeben gegründete DDR und ließ sich in Bremen nieder, wo sie 1968 verstarb.

Filmografie

  • 1918: Um die Liebe des Dompteurs
  • 1919: Dämon der Welt, 2. Teil: Wirbel des Verderbens
  • 1919: Der Diplomatensäugling
  • 1920: Tamburin und Castagnetten
  • 1920: Manus immaculata
  • 1920: Indische Rache
  • 1920: Der indische Todesring
  • 1920: Der langsame Tod
  • 1920: Eine gefährliche Fahrt
  • 1920: Die goldene Mauer
  • 1920: Das schwarze Boot
  • 1920: Fasching
  • 1920: Dämon der Welt, 3. Teil: Das goldene Gift
  • 1921: Das Haus der Qualen
  • 1921: Erzgauner
  • 1921: Millionenschieber
  • 1921: Das Abenteuer des Dr. Kircheisen
  • 1922: Schuld und Sühne
  • 1922: Der Filibustier
  • 1922: Frauen, die die Ehebrechen
  • 1923: Das Kabinett des Dr. Segato
  • 1923: Was der Totenkopf erzählt / Entsiegelte Lippen

Einzelnachweise

  1. Es gab schon zu Lebzeiten zahlreiche Falschinformationen über bzw. Gerüchte um diese geheimnisumwitterte Tänzerin: Manche Quellen behaupten, sie sei eine gebürtige Australierin. 1915 konnte man in der Washington Post lesen, sie habe US-Präsident Woodrow Wilson dazu veranlasst, einen Vertrauten auf Friedensmission nach Europa zu entsenden (was das Weiße Haus als „lächerlich“ dementierte); ein anderes Gerücht besagt, sie habe 1919 in Südafrika einen Abenteuerfilm namens Allan Quatermain gedreht. Schließlich soll sie nach dem Ende ihrer Filmkarriere in die USA ausgewandert sein, was sich derzeit ebenfalls nicht zweifelsfrei belegen lässt.
  2. Stadtarchiv Magdeburg, Geburtsregister Standesamt Magdeburg, Nr. 1876/1884 (online auf Ancestry, kostenpflichtig).
  3. Meldung in der New York Times vom 28. Oktober 1914.
  4. Kultur-Meldung in der Allgemeinen Sport-Zeitung vom 4. November 1916.
  5. Filmankündiger I. In: Das Kino-Journal. Offizielles Organ des Bundes österreichischer(/der österreichischen) Lichtspiel-Theater, der Landes-Fachverbände und der Sektion Niederösterreich-Land / Das Kino-Journal. Offizielles Organ des Zentralverbandes der österreichischen Lichtspiel-Theater und sämtlicher Landes-Fachverbände / Das Kino-Journal. Offizielles Organ des Bundes der Wiener Lichtspieltheater und sämtlicher Landes-Fachverbände / Das Kino-Journal. (Vorläufiges) Mitteilungsblatt der Außenstelle Wien der Reichsfilmkammer, 24. Februar 1923, S. 18 (online bei ANNO).
  6. Filmankündiger II. In: Der Filmbote. Zeitschrift für alle Zweige der Kinematographie, 24. Februar 1923, S. 2 (online bei ANNO).
  7. Stadtarchiv Magdeburg, Heiratsregister Standesamt Magdeburg-Sudenburg, Nr. 170/1904 (online auf Ancestry, kostenpflichtig).
  8. Stadtarchiv Magdeburg, Heiratsregister Standesamt Magdeburg, Nr. 219/1912 (online auf Ancestry, kostenpflichtig).
  9. Staatsarchiv Bremen, Sterberegister Standesamt Bremen-Mitte, Nr. 1759/1968.
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