Mata Hari (malaiisch „Sonne“, wörtlich „Auge des Tages“) war der Künstlername der niederländischen Tänzerin Margaretha Geertruida Zelle (* 7. August 1876 in Leeuwarden; † 15. Oktober 1917 in Vincennes bei Paris, Frankreich). Während ihrer Ehe verwendete sie auch die Namen Marguerite Campbell und Lady Gretha MacLeod. Als Spionin des deutschen Nachrichtendienstes führte sie den Decknamen H 21.

Mata Hari war in der Zeit vor und während des Ersten Weltkrieges als exotische Tänzerin und exzentrische Künstlerin berühmt. Wegen ihrer Spionagetätigkeit für die Deutschen wurde sie am 25. Juli 1917 wegen Doppelspionage und Hochverrats von den Richtern eines französischen Militärgerichts zum Tode verurteilt und am 15. Oktober in Vincennes hingerichtet.

Mata Hari war nie die raffinierte Doppelagentin, wie in dem Urteil von 1917 und späteren Darstellungen stilisiert – eher ein willkommenes Bauernopfer des französischen Militärgerichts, weil die Kriegsbegeisterung merklich nachließ und ein Sündenbock für die Niederlagen und Verluste hilfreich schien. Mata Hari trat im Spätherbst 1915 in den Dienst des deutschen Geheimdienstes III b und wurde im Folgejahr zusätzlich durch den französischen Geheimdienst für Aktivitäten gegen das Deutsche Reich angeworben. Aus den zeitgenössischen Akten des britischen Geheimdienstes Security Service (MI 5), die am 21. Januar 1999 freigegeben wurden und nun in dem britischen Nationalarchiv öffentlich zugänglich sind, geht jedoch hervor, dass sie keine wesentlichen Geheimnisse, weder an die Deutschen noch die Franzosen, verraten hat – sie verfügte nicht über die Kontakte in neuralgische militärische oder kriegswichtige Bereiche. Aus der gegenwärtigen Quellenlage scheint es, als habe Mata Hari unter akuter Geldnot leidend am Ende ihrer Tanzkarriere mit einer kläglich-naiven, bedeutungslosen Informationstätigkeit ihr drohendes Schicksal, als Künstlerin in Vergessenheit zu geraten, abzuwenden versucht und dabei die Gefährlichkeit ihres Handelns nicht erkannt.

Die deutsche Kriegspropaganda im Ersten Weltkrieg, die den Fall auszunutzen gedachte, bezeichnete sie als „Opfer des französischen Kriegswahns“ und läutete mit dem politischen Finale des Idols seine dramatisch-romantische Verklärung ein. Bislang war ihre Lebensgeschichte Stoff für über 250 Bücher und ein Dutzend Filme. Die Quellenlage ist jedoch nach wie vor dünn, basiert doch nur ein Bruchteil dieser Bücher und Filme auf verlässlichen Quellen oder ist geneigt, sich den tatsächlich historischen Abläufen zu stellen.

Künstlername

Der Künstlername Mata Hari stammt aus der malaiischen Sprache und bedeutet „Sonne“ bzw. wörtlich übersetzt „Auge“ (mata) des „Tages“ (hari). Nach anfänglichen Erfolgen als Tänzerin legte sich Margaretha Geertruida MacLeod diesen Namen 1905 zu und unterstützte damit indirekt in der Presse verbreitete Gerüchte, dass sie die Tochter eines orientalischen Herrschers sei.

Quellenlage

Die Berichte über Leben und Hintergrund der Mata Hari sind so zahlreich wie widersprüchlich. Viele Details aus ihrer Biografie sind bis heute umstritten. Die diversen Versionen ihres Lebenslaufes, aus denen schließlich ein dicht gewobenes Netz aus Sagen und Legenden entstand, sind zum einen darauf zurückzuführen, dass Mata Hari selbst zahlreiche Geschichten erfand, mit denen sie Tatsachen ihres Lebens besser darstellen wollte als die Wirklichkeit war. Andererseits wurden aber auch von ihren Biografen die tatsächlichen Lebensdaten mit willkürlich erfundenen Geschichten, umstrittenen Anekdoten und einseitigen Darstellungen der Spionagevorwürfe vermischt und oft genug als „authentisches Quellenmaterial“ dargestellt. Der Erfindungsreichtum manches Autors stand Mata Haris eigenem Reichtum an Fantasie kaum nach. So schrieb bereits Friedrich Wencker-Wildberg in den Quellennachweisen seiner 1936 erstmals erschienenen Biografie:

„Über Mata Hari hat sich im Laufe der letzten zwanzig Jahre eine ziemlich umfangreiche Literatur angesammelt. Unterzieht man die einzelnen Schriften einer kritischen Untersuchung, so bleibt sehr viel Spreu und herzlich wenig Weizen übrig, ja man wundert sich geradezu, dass über eine Frau, die immerhin eine Zeitlang im hellen Rampenlicht der Öffentlichkeit gestanden und Behörden, Presse und Literatur beschäftigt hat, die widerspruchvollsten und unwahrscheinlichsten Geschichten verbreitet wurden …“

(Friedrich Wencker-Wildberg: Mata Hari. Roman ihres Lebens.)

Hinsichtlich der Recherchen zu Mata Haris Spionagetätigkeit und Kontakt mit den deutschen, britischen und französischen Nachrichtendiensten gilt Sam Waagenaar (1908–1997) unter ihren Biografen als die verlässlichste Quelle. Er arbeitete in den 1930er Jahren für Metro-Goldwyn-Mayer und war an der Recherche zu dem mit Greta Garbo 1930 gedrehten Film Mata Hari beteiligt. Er sprach mit Zeitzeugen und erhielt von dem Dienstmädchen Anna Lintjens zwei Einklebebücher, in denen Mata Hari Fotos und Presseartikel über sich gesammelt und mit Notizen versehen hatte. Drei Jahrzehnte später sichtete Waagenaar das alte Material, recherchierte weiter und schrieb seine erste Biografie, die 1963 erschien; eine zweite, überarbeitete Fassung erschien 1976. In seinem Vorwort zur deutschen Erstausgabe des Buches Mata Hari. Der erste wahre Bericht über die legendäre Spionin behauptet Waagenaar, nur „zwei Außenstehende“ hätten die Akte je gesehen: „Alain Presles, ein französischer Journalist, der durch einen blinden Glückszufall Teile dieser Akte kopieren durfte … und ich.“ Diese Übersetzung entsprach seinem ersten Buch über Mata Hari, das in seiner niederländischen Originalfassung den Titel De moord op Mata Hari („Der Mord an Mata Hari“) trägt. Nach weiteren Recherchen legte er 1976 ein zweites Buch vor, das allerdings schon im Titel ein radikal verändertes Bild vermittelte: Mata Hari: niet zo onschuldig („Mata Hari, [doch] nicht so unschuldig“). Die deutsche Fassung trägt den unverfänglichen Titel: Sie nannte sich Mata Hari. Bild eines Lebens, Dokument einer Zeit.

Solange – siehe oben – die französischen Gerichtsakten noch unzugänglich sind, musste notgedrungenermaßen den Informationen direkter Augenzeugen und Zeitgenossen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Das älteste Quellenwerk stellen dabei die von Mata Haris Vater Adam Zelle herausgegebenen „Memoiren“ dar: Mata-Hari – Mevr. M.G. Mac Leod-Zelle. De levensgeschiedenis mijner dochter en mijne grieven tegen haar vroegeren echtgenoot. Met portretten, documenten, fac-simile’s en bijlagen („Mata Hari – Frau M.G. Mac Leod-Zelle. Die Lebensgeschichte meiner Tochter und meine Verärgerung über ihren früheren Ehemann. Mit Porträts, Dokumenten, Faksimiles und Beilagen“), erstmals 1907 bei Veldt, Amsterdam, erschienen. Dabei handelt es sich indes um ein einseitiges Plädoyer eines sicherlich liebenden, aber ebenfalls mit blühender Fantasie ausgestatteten Vaters für seine Tochter und gegen deren Ehemann, dem sämtliche Schuld an der unglücklichen Ehe aufgebürdet werden soll. Das Buch enthält gefälschte Dokumente zu einer frei erfundenen Ahnenreihe, die die Abstammung der westfriesischen Familie von den Welfenherzögen des Hauses Braunschweig-Lüneburg-Celle und damit die Verwandtschaft zu den meisten europäischen Herrscherhäusern „nachweist“, sodass die dortigen Informationen insgesamt mit höchster Vorsicht zu genießen sind.

Als Gegenschrift auf diese Versuche des Vaters, der Tochter zu helfen, galt lange Zeit der niederländische Autor und Dichter Gerrit Hendrik Priem (1865–1933) mit seiner Schrift von 1907 De naakte Waarheid omtrent Mata Hari („Die nackte Wahrheit über Mata Hari“), die angeblich nach einem überraschenden und völlig ehrlichen Interview des Autors mit Mata Hari zustande gekommen sein soll. Heute sind sich die Forscher hingegen einig, dass dieses Interview fingiert und frei erfunden war.

Ein direkter Augenzeuge, ja maßgeblicher Beteiligter, war der französische Nachrichtenoffizier Georges Ladoux (1875–1933), der im August 1914 vom Oberbefehlshaber der französischen Streitkräfte, General Joseph Joffre, zum Leiter der Presse- und Telegrammzensur des Kriegsministeriums bestimmt wurde und später die von ihm selbst gegründete Abwehrabteilung des Pariser Kriegsministeriums leitete. Nach Kriegsende verfasste der journalistisch erfahrene Ladoux mehrere Bücher über seine Weltkriegserfahrungen sowie seine Sicht der Dinge in der Affäre Mata Hari, die indes „durch einen hohen fiktionalen Anteil und ein starkes Rechtfertigungsbedürfnis gekennzeichnet“ waren und daher ebenfalls nicht als verlässliche Quelle angesehen werden können.

Da aus all diesen Gründen ein Großteil der zur Verfügung stehenden Informationen äußerst problematisch ist, sind die im vorliegenden Artikel dargestellten Informationen, wenn nicht anders erwähnt, mit den Daten des Gemeindearchivs Leeuwarden, des Historisch Centrum Leeuwarden, des Leeuwarder Fries Museum und der offiziellen Biografie des Instituut voor Nederlandse Geschiedenis (Institut für niederländische Geschichte) abgeglichen und entsprechen – soweit veröffentlicht – den aktuellen Erkenntnissen der Leeuwarder Mata-Hari-Arbeitsgruppe.

Frühe Jahre

Kindheit und Jugend

Margaretha Geertruida Zelle wurde am 7. August 1876 als Erstgeborene und einzige Tochter des Hutmachers Adam Zelle (1840–1910) und seiner Frau Antje van der Meulen (1842–1891) in Leeuwarden, der Hauptstadt der niederländischen Provinz Friesland, geboren. Ihre Mutter hatte javanische Wurzeln. Sie hatte drei jüngere Brüder: Johannes Henderikus (1878–1936) sowie die Zwillinge Ari Anne (1881–1955) und Cornelis Coenrad (1881–1956).

Greet, wie sie in der Kindheit auch gerufen wurde (was ihr indes nicht gefiel – sie bestand auf ihrem vollen Namen, gestattete höchstens den Rufnamen M’greet), besuchte zunächst die Leeuwarder Gemeindeschule Hofschooltje am Raadhuisplein (Rathausplatz) und ab September 1890 die Middelbare Meisjes School an der Grote Kerkstraat (Große Kirchstraße), wo sie aber nur unregelmäßig und mit schlechten Noten teilnahm. In einem dem Leeuwarder Gemeindearchiv vorliegenden Schulzeugnis ist dann auch die Bemerkung „Is denkelijk vertrokken!“ (ist vermutlich verzogen) enthalten. Während ihres Schulbesuches lernte sie die englische, französische und deutsche Sprache.

Ihr Vater Adam Zelle, der ein Hutgeschäft in Kelders H23 (heute Kelders 33) in der Innenstadt Leeuwardens betrieb, war im Ort als Aufschneider und Verschwender bekannt, der sich gerne „Baron“ nennen ließ, obgleich er nicht adliger Abstammung war. Auch Mata Hari verfolgte den Wunsch, einen adligen Namen zu führen, später weiter: 1908 reichte sie an das Kabinett der Königin der Niederlande Wilhelmina die Eingabe um Änderung ihres Familiennamens Zelle-MacLeod in „van Zelle van Ahlden“. Als der Antrag abgewiesen wurde, änderte sie ihr Gesuch – nun persönlich an die Königin gerichtet – und wünschte, den Familiennamen „van Slooten Zelle“ zu tragen. Doch auch dieser Antrag wurde abschlägig beschieden. Der entsprechende Schriftwechsel wurde erst vor wenigen Jahren wiederentdeckt und befindet sich seit 2007 im Fries Museum.

Eine erfolgreiche Börsenspekulation ermöglichte Margarethas Vater, auf vergleichsweise großem Fuß zu leben. 1883 erwarb er ein altes Patrizierhaus in der Grote Kerkstraat 28, das damals größte Haus am Platz. Sie erhielt zu ihrem sechsten Geburtstag von ihm eine Kutsche, die von Ziegen gezogen wurde. Noch 50 Jahre später sprach man in Leeuwarden von dem „kleinen Mädchen mit der dunklen Haut, den mandelförmigen Augen und dem schwarzen Haar auf dem Leiterwägelchen“. Wie eine orientalische Prinzessin habe sie ausgesehen.

Die finanzielle Sorglosigkeit der Familie hielt allerdings nicht lange an. Anfang 1889 musste der Vater infolge von verlustreichen Spekulationen Insolvenz anmelden und das geräumige und luxuriöse Stadtpalais gegen eine Wohnung im ersten Stock an der Willemskade 30 eintauschen. Damit war das bis dahin beträchtliche Ansehen des Hutmachers in dem damals erst rund 27.000 Einwohner zählenden Leeuwarden verloren, und auch seine Ehe war am Ende.

Im September 1890 vereinbarten die Eheleute „Trennung von Bett und Tisch“ und im März 1891 zog der Vater nach Amsterdam, wo er eine Tätigkeit als Handelsreisender annahm. Zu einer offiziellen Ehescheidung kam es nicht, da Antje Zelle am 9. Mai 1891 an Tuberkulose starb. Während der Vater die Zwillinge Ari und Cornelis nach dem Tod der Mutter zu sich nach Amsterdam nahm, wo er recht schnell wieder heiratete und vom Geld seiner zweiten Frau einem wenig ertragreichen Kleinhandel mit Petroleum nachging, kamen Tochter Margaretha und Sohn Johannes zu unterschiedlichen Familienmitgliedern.

Die Großmutter mütterlicherseits nahm sich der Kinder an und zahlte auch für deren Erziehung. Margaretha kam in das Haus ihres Patenonkels, eines Herrn Visser in Sneek, der mit einer Schwester von Adam Zelle verheiratet war. Dieser schickte sie nach Leiden, um sie zur Kindergärtnerin ausbilden zu lassen – ein Beruf, für den sie sich selbst allerdings, genauso wie ihre Freunde und Bekannten es bewerteten, als ganz ungeeignet ansah. Tatsächlich brach sie die Ausbildung nach kurzer Zeit ab. Die Gründe dafür werden sehr unterschiedlich vermittelt: Weder im Leeuwaarder Gemeindearchiv noch in der offiziellen Biografie des Instituts für niederländische Geschichte werden dazu Informationen gegeben, während Boulevardpublikationen ein Verhältnis des Direktors der Schule, Wybrandus Haanstra (1841–1925), mit der 15-Jährigen als Grund ausmachen und abwechselnd von Vergewaltigung, Verführung oder einer einverständlichen Beziehung eines alternden Mannes mit einem einsamen Mädchen sprechen, die öffentliches Ärgernis ausgelöst habe, sodass sie die Schule verlassen musste. Waagenaar schreibt zu dem Thema lediglich: „In Leiden verliebte sich der Leiter der Schule, Herr Wybrandus Haanstra in sie. Wie wäre wohl ihr Leben verlaufen, wenn er sich nicht in sie verliebt hätte?“, ohne weitere Umstände zu erläutern. Marijke Huisman schreibt: „Als sie halbnackt auf dem Schoß des Schuldirektors angetroffen wurde, musste sie die Lehranstalt verlassen.“ Sicher ist lediglich, dass sie in ihrem 17. Lebensjahr, also 1892/93, zu ihrem „Onkel Taconis“ nach Den Haag ging oder geschickt wurde und Haanstra von dem wie auch immer gearteten Vorfall keinen beruflichen Schaden davontrug. Er blieb Schulleiter und gilt bis heute als veritabler niederländischer Pionier der Erziehung und Ausbildung von Kindern im Vorschulalter.

Ehe und Aufenthalt in Niederländisch-Ostindien

Durch eine Zeitungsannonce in Nieuws van den Dag lernte Margaretha 1895 ihren zukünftigen Ehemann kennen. Die Anzeige, die ihr Interesse weckte, lautete: Officier met verlof uit Indië zoekt meisje met lief karakter met het doel een huwelijk aan te gaan („Offizier, auf Urlaub aus (Niederländisch) Indien, sucht junge Frau mit liebenswürdigem Charakter zur Eheschließung“). Der niederländische Kolonialoffizier Campbell Rudolph (John) MacLeod (1856–1928) war rund 20 Jahre älter, litt an Rheuma und hatte Diabetes. Trotz des Altersunterschiedes war Margaretha von MacLeods Auftreten angetan.

Am 11. Juli 1895 heiratete die gerade 19-jährige Margaretha Geertruida Zelle den Offizier John MacLeod. Die Ehe wurde im Rathaus zu Amsterdam geschlossen, und das Paar zog zu Johns Schwester Frida in deren Haus an der Leidsekade, das diese seit dem Tod ihres Mannes allein bewohnte. Die Flitterwochen verbrachten sie in Wiesbaden. Am 30. Januar 1896 – nach damaligen Moralvorstellungen über zwei Monate zu früh – brachte sie Sohn Norman John zur Welt. Andere Quellen nennen den 30. Januar 1897 als Normans Geburtsdatum.

Schnell traten auch die ersten Probleme auf. Die Schwägerinnen verstanden sich nicht, und es kam auch zwischen den Eheleuten immer öfter zum Streit, weil Margaretha, die sich nun Greta oder Gresha rufen ließ, unzufrieden mit ihren Lebensverhältnissen war. Andererseits soll MacLeod einen rauen Charakter gehabt haben und schwierig im Umgang gewesen sein. Die Ehe galt jedenfalls schon in dieser frühen Zeit als wenig harmonisch.

Am 1. Mai 1897 begab sich das Ehepaar an Bord des Dampfers SS Prinses Amalia, um nach Batavia – dem heutigen Jakarta – auf Java in der damaligen Kolonie Niederländisch-Indien zu reisen. Ihr Mann wurde in Ambarawa, einem kleinen Ort unweit Semarang, stationiert. Im Dezember desselben Jahres wurde MacLeod zum Major befördert und nach Malang versetzt, wo am 2. Mai 1898 die Tochter Jeanne Louise, genannt Non (malaiisch: Mädchen), geboren wurde.

Malang galt schon während der Kolonialzeit wegen seines angenehm kühleren Klimas in den ostjavanischen Bergen auf etwa 500 m Seehöhe als beliebter Aufenthaltsort und bot entsprechende Vergnügungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten. Margaretha, die zuvor unter Langeweile und den klimatischen Bedingungen gelitten hatte, blühte auf und beteiligte sich intensiv am kulturellen Leben. Als 1898 anlässlich der Feierlichkeiten zu Königin Wilhelminas Thronbesteigung das Schauspiel Die Kreuzfahrer von August von Kotzebue aufgeführt wurde, durfte Margaretha die Rolle der Königin spielen. Dies war zugleich ihr erster öffentlicher Auftritt.

Im März 1899 wurde John MacLeod nach Medan auf Sumatra versetzt. Durch den Umzug war das Paar etwa sieben Monate getrennt. In dieser Zeit kam es auch in ihrem Brief- und Telegrammkontakt zu weiteren Schwierigkeiten und persönlichen Auseinandersetzungen. John MacLeod litt insbesondere seit dem Bühnenauftritt und dem seiner Ansicht nach zu freizügigen Verhalten seiner Frau an Eifersucht, ermahnte sie aber auch immer wieder zu mehr Sparsamkeit; beides beantwortete seine junge Frau mit Trotzreaktionen oder schnippischen Bemerkungen. Die Alters- und Persönlichkeitsunterschiede beider führten zu immer tieferen Problemen. Das Paar entfremdete sich zusehends.

Am 28. Juni 1899 starb der Sohn Norman an den Folgen einer Vergiftung. Die genauen Umstände des Todesfalls blieben ungeklärt. Laut den meisten Biografen soll eine an Cholera erkrankte Hausangestellte der Familie auf ihrem Sterbebett wenige Wochen später enthüllt haben, sie hätte Normans Essen vergiftet, um sich für die frühere Bestrafung ihres Liebhabers durch MacLeod zu rächen. Die kleine Non entging diesem Schicksal – je nach Version – nur durch die schnelle Hilfe eines Arztes oder aufgrund der Tatsache, dass sie von der Mutter noch gestillt wurde. Pat Shipman weist in ihrer Biografie Femme Fatale: A Biography of Mata Hari diese Geschichte als extrem unglaubwürdig zurück. Laut ihrer Hypothese starb Norman an den Folgen der Syphilis, mit der MacLeod seine Frau und durch sie ihre beiden Kinder infiziert habe. Norman könnte entweder direkt an den Folgen der Krankheit oder nach der zu hoch dosierten Behandlung des Militärarztes mit dem giftigen Quecksilber gestorben sein. Auch eine Vergiftung der Kinder durch MacLeod selbst wurde diskutiert.

Im September 1900 wurde Major MacLeod nach 28 Dienstjahren in den Ruhestand versetzt, im Oktober übersiedelte die Familie nach Sindanglaya. Margaretha wollte unbedingt zurück nach Europa, doch John zögerte, da ihm bewusst war, dass seine Pension für ein angemessenes Leben dort nicht ausreichen würde. Die Beziehungsprobleme wurden stärker, die Ehe war völlig zerrüttet. Im März 1902 kehrte das Paar gemeinsam in die Niederlande zurück und musste aus finanziellen Gründen wiederum bei Johns Schwester Frida in Amsterdam unterkommen, wo sie in getrennten Räumen wohnten. Es kam wiederholt zu Versöhnungen, die nach wenigen Wochen wieder in Streit und Trennung umschlugen. Am 30. August 1902 sprach das Amsterdamer Amtsgericht die „Trennung von Tisch und Bett“ aus. John wurde verurteilt, an seine Frau Unterhalt in Höhe von monatlich 100 Gulden zu zahlen. Tochter Non wurde der Mutter zugesprochen, verblieb jedoch einvernehmlich beim Vater, der sich mittlerweile in Velp (heute Gemeinde Grave) niedergelassen und wieder geheiratet hatte.

John kam seiner Unterhaltspflicht Margaretha gegenüber nicht nach, sodass sie gezwungen war, selbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen. Im Oktober 1903 reiste sie mit der vagen Vorstellung nach Paris, eine Karriere als Mannequin zu beginnen. Ihre Hoffnungen wurden jedoch enttäuscht, und um ihre knappen finanziellen Mittel aufzubessern, stand sie Modell für verschiedene Maler. Octave Guillonnet (1872–1967) lehnte sie zunächst als ungeeignet ab, porträtierte sie nach einem Ohnmachtsanfall schließlich aus Mitleid für ein Plakat des Théâtre de la Gaîté. Sein Kollege Gustave Assire (1870–1941) engagierte sie ebenfalls einmalig als Modell. Weitere Aufträge blieben aus, und Margaretha kehrte desillusioniert in die Niederlande zurück. Ein Jahr später versuchte sie erneut, in Paris Fuß zu fassen und bewarb sich als Reiterin („Amazone“) im damals weltberühmten Cirque Molier. Auch dieser Versuch blieb erfolglos.

Tanzkarriere

Legendenbildung

In den Jahren 1903 bis 1905 entwarf Margaretha MacLeod ihren Schleiertanz sowie Kostüm und Legende einer indischen Tempeltänzerin, die bei ihrem Publikum auf fruchtbaren Boden fielen. Da es wenig Fachleute für indische oder javanische Tänze und Kultur gab, musste sie eine Entlarvung ihrer Fantasiegeschichten, Lügen und Flunkereien kaum befürchten. Das Paris der Belle Époque war fremdländische und frivole Tänzerinnen zwar gewohnt; eine indische Bajadere, die mit einer geheimnisvollen Geschichte und exotischer Herkunft aufwarten konnte, war jedoch etwas Neues. Die „bessere Gesellschaft“ von Paris war stets auf der Suche nach Sensationen und interessanter Unterhaltung. Die Geschichte und der Tanz von Mata Hari faszinierten das reiche und gelangweilte Publikum. Hinzu kam, dass Margaretha „die Kunst der erotischen Entkleidung“ perfekt beherrschte.

„So etwas hatte Paris noch nicht gesehen … aus anmutigen Gesten wurden leidenschaftliche Windungen – und am Ende stand vor den entrückten Damen und Herren der Gesellschaft eine nackte Schönheit.“

DER SPIEGEL Zeitgeschichten

Ein Journalist schrieb als Zeitzeuge im Courrier français:

„Eine große dunkle Gestalt schwebt herein. Kräftig, braun, heißblütig. Ihr dunkler Teint, ihre vollen Lippen und glänzenden Augen zeugen von weit entfernten Landen, von sengender Sonne und tropischem Regen. Sie wiegt sich unter den Schleiern, die sie zugleich verhüllen und enthüllen. […] Das Schauspiel läßt sich mit nichts vergleichen, was wir je gesehen haben. Ihre Brüste heben sich schmachtend, die Augen glänzen feucht. Die Hände recken sich und sinken wieder herab, als seien sie erschlafft vor Sonne und Hitze. […] Ihr weltlicher Tanz ist ein Gebet; die Wollust wird zur Anbetung. Was sie erfleht, können wir nur ahnen […] Der schöne Leib fleht, windet sich und gibt sich hin: es ist gleichsam die Auflösung des Begehrens im Begehren.“

Marcel Lami im „Courrier français“

Von nun an gab sich Margaretha als Exotin aus, wobei sie behauptete, sie stamme aus dem Süden Indiens, von der Küste von Malabar, aus der heiligen Stadt Jaffnapatam (die aber gar nicht an der Malabarküste, sondern auf Ceylon liegt), und ihre Familie bestehe aus Mitgliedern der oberen Kaste der Brahmanen. Sie sei in der unterirdischen Halle des Gottes Shiva aufgewachsen und von Kindesbeinen an in den rituellen Tempeltänzen unterrichtet worden, die sie zu Ehren der Götter Tag für Tag getanzt habe. Sie habe sich in herrlichen Gärten ergangen, sei mit Girlanden aus Jasmin bekränzt worden und habe die Altäre der Götter dekoriert. Sie hätte wohl ihr ganzes Leben an diesem Ort zugebracht, wenn nicht ein bildschöner, junger britischer Offizier sie einmal bei einem solchen Tanz gesehen, sich unsterblich in sie verliebt, sie entführt und geheiratet hätte. Ihm habe sie sodann einen Sohn geboren, Norman, den eine fanatische Dienerin grundlos vergiftet habe. Sie wiederum habe daraufhin – nach indischem Brauch – die Dienerin mit ihren eigenen Händen erdrosselt.

Diese Legende wandelte sie gelegentlich ab. Häufig siedelte sie ihre Kindheit auf Java an. Oft behauptete sie, die Enkelin eines javanischen Sultans zu sein, dessen Tochter einen niederländischen Offizier geheiratet habe. Mit zwei Jahren sei sie nach Deutschland in ein Internat gekommen und habe, mit 16 Jahren, den britischen Offizier MacLeod geheiratet.

Mata Haris exotische Herkunft galt im Übrigen noch bis zum Ende der 1920er Jahre als Tatsache. Obwohl bereits früh partielle Zweifel an ihrer Lebensgeschichte aufkamen, unter anderem durch die französische Schriftstellerin und Tänzerin Colette, wurde Mata Haris Legende ihrer indischen beziehungsweise indonesischen Herkunft erst 1930 durch den Journalisten Charles S. Heymans enthüllt. Ihr Geburtsort, ihre Eltern und die Umstände, die sie zur Tänzerin machten, blieben bis dahin ihr wohlgehütetes Geheimnis, das nur wenige kannten.

Mata Hari hatte zwar einige Jahre in Indonesien verbracht, jedoch weder indische Tänze gelernt noch sich mit ihnen intensiver beschäftigt. Was sie von indischen Tänzen und Liebeskünsten wusste, hat sie wahrscheinlich einer Übersetzung des Kamasutra entnommen und für ihre Zwecke abgeändert. Margaretha hatte keine Gelegenheit gehabt, einen unmittelbaren Einblick in die Welt des Hinduismus zu nehmen, innerhalb dessen sich die Tradition des Tempeltanzes entwickelt hatte. Sie war nie in Indien und in Indonesien ist diese Tradition des Tempeltanzes unbekannt.

Aber sie konnte erzählen, was sie wollte, man glaubte ihr vorbehaltlos; gerade diese geheimnisvoll-exotische Note wirkte auf ihr erlebnishungriges Publikum und bahnte ihr den Weg zum Erfolg. Sie wurde zur Sensation. Die Zeitungen schrieben über sie, die Kritiker überschlugen sich geradezu mit ihren Komplimenten, sie war in aller Munde, tout Paris (ganz Paris) wollte sie sehen. Ihr Siegeszug als gefeierte Tänzerin begann.

Die Tänzerin Mata Hari

Nach einer Recherche von Jan Brokken tanzte sie zur Zeit ihres zweiten Aufenthalts in Paris einen Schlangentanz in einem Lokal am Montmartre, wo man auf sie aufmerksam geworden sei und sie anlässlich einer Wohltätigkeitsveranstaltung zu einem Auftritt in den renommierten Salon der Madame Kiréevsky eingeladen habe. Der Auftritt fand Ende Januar 1905 statt, angekündigt war sie als Lady MacLeod. Durch Pressemitteilungen, die „eine Frau aus dem Fernen Osten“ ankündigten, „die mit Parfüm und Juwelen beladen nach Europa kam, um sich mit Schleiern zu verhüllen und enthüllen“, interessierten sich weitere Mäzene für Lady MacLeod.

„Lady Mac Leod, deren Namen man bald in ganz Paris kennen wird, hat aus Indien, wo sie mit einem hohen Offizier verheiratet war, auf recht eigenwilligen Legenden basierende Tempeltänze mitgebracht. Beim Diner de faveur bei Julien unter dem Vorsitz von Marthe Régnier aus dem Vaudeville sowie von Monsieur Tauride, dem Direktor des Odéon, verlas unser Kollege Georges Visinet mit seiner kraftvollen Stimme die Anrufung des Gottes Shiwa. […] Mit bemerkenswerter Geschmeidigkeit bietet Lady Mac Leod diese wirklich sehenswerten Tänze dar, die in Klubs und Salons begeistert aufgenommen werden. Die getanzte Legende von der Prinzessin und der bezaubernden Blume fand großen Beifall.“

Le Courrier français vom 9. Februar 1905

Auf Einladung des Industriellen Émile Guimet, der ihre Vorstellung im Salon Kiréevsky verfolgt hatte, tanzte sie am 13. März 1905 in seinem Museum Guimet vor einem ausgesuchten Publikum und präsentierte dort Nachempfindungen indischer Tempeltänze. Er stellte ihr passende Tanzbekleidung, einen Sarong und ein besticktes Bustier, Schleier und Schmuck zur Verfügung und riet ihr, einen Künstlernamen anzunehmen. Obwohl sie noch als Lady Mac Leod in den Zeitungen angekündigt wurde, legte sie an jenem Tag ihren endgültigen Künstlernamen fest – Mata Hari. Matahari bedeutet auf Malaiisch „Sonne“ (wörtlich „Auge des Tages“).

Die Szene, in der sie zuletzt nahezu unbekleidet tanzte, war Sensation und Skandal zugleich. Es folgten Auftritte auf den Soirées von Bankier Baron Henri de Rothschild (1872–1946), der Theaterschauspielerin Cécile Sorel (1873–1966), Gaston Menier, dem Erben der Schokoladendynastie Menier, Natalie Clifford Barney und vielen anderen.

Das Jahr 1905 war das erfolgreichste für Mata Hari. Sie gab 35 Vorstellungen, verdiente pro Abend rund 10.000 französische Francs, verkehrte in den teuersten Hotels und bewohnte eine eigene Wohnung in der vornehmen Rue Balzac Nummer 3 im 8. Pariser Arrondissement. Im Mai glückte ihr ein Auftritt im Théâtre du Trocadéro, den sie im Juni und Juli wiederholte. Zudem wurde sie von dem Zeitungsherausgeber und Impresario Gabriel Astruc kontaktiert, der ein Varietéprogramm für das Olympia-Theater vorbereitete und sie dazu als Hauptattraktion einlud.

Ende des Jahres kündigte sie einem holländischen Journalisten an, sie werde das Tanzen aufgeben und einen osteuropäischen Fürsten heiraten. Solche und ähnliche augenscheinlich von Mata Hari gezielt platzierten Falschmeldungen sorgten dafür, dass ein Interesse der Öffentlichkeit an der geheimnisvollen Tänzerin nicht nachließ. Trotzdem hatte sie bereits nach kurzer Zeit mit Konkurrenz zu kämpfen. Suzy Deguez, Tänzerin in den Folies Bergère, kopierte ihre „Tempeltänze“, bald gefolgt von weiteren Tänzerinnen. Mata Hari reagierte äußerlich gelassen und versprach außergewöhnliche Sensationen, die sie in Kürze auf die Bühne bringe. Das Interesse an ihr, vor allem als Werbeikone, blieb ungeachtet der aufkeimenden Konkurrenz ungebrochen. Die großen Varietés buchten sie, ein Engagement jagte das andere, ihr Bild erschien auf Postkarten, Zigarettenschachteln und Keksdosen.

Ihr erstes Auslandsengagement führte sie 1906 nach Spanien in den Zentralen Kursaal in Madrid. Hier lernte sie den französischen Botschafter Jules Cambon kennen. Diese Bekanntschaft rettete ihr später zwar nicht das Leben, aber Cambon war der einzige, der 1917 in ihrem Prozess zu ihren Gunsten aussagte und sich nicht versteckte.

Im Pariser Theater Olympia erschien sie im selben Jahr vor großem Publikum im Rahmen eines Varietéprogramms. In Monte-Carlo sah man sie im dritten Akt von Jules Massenets Oper Le roi de Lahore als Salomé neben der Ballerina Carlotta Zambelli (1875–1968).

Am 26. April 1906 erging das Scheidungsurteil für ihre Ehe. Mata Hari wurde aufgrund von Nacktaufnahmen, die sie für einen Bildhauer anfertigen ließ und die aus ungeklärten Gründen an Liebhaber verkauft wurden und so in der Öffentlichkeit kursierten, schuldig geschieden. Ihr Publikum erfuhr nichts von diesem Vorgang, sie gab sich weiter als geheimnisumwitterte indische Tempelbajadere Mata Hari aus, über deren romantische Herkunft sich die Zeitungen gegenseitig mit fantastischen Geschichten übertrumpften.

Nach ihrem triumphalen Auftritt in Monte-Carlo reiste Mata Hari nach Wien zu Auftritten im Apollo-Theater, wo sie ebenfalls große Erfolge feierte. Die Zeitungen waren voll mit begeisterter Kritik:

Isadora Duncan ist tot, es lebe Mata Hari! Die Barfußtänzerin ist vieux jeu, die Künstlerin up to date zeigt mehr […] Mata Haris Tänze seien ein Gebet … der Inder tanzt, wenn er die Götter ehrt. Mata Hari selbst tritt gemessenen Schrittes ein. Eine junonische Erscheinung. Große, feurige Augen verleihen ihrem edel geschnittenen Gesicht besonderen Ausdruck. Der dunkle Teint – offenbar Erbstück von Großpapa Regent – kleidet sie prächtig, eine exotische Schönheit ersten Ranges. Ein weißes faltiges Tuch hüllt sie ein, eine rote Rose schmückt das tiefschwarze Haar. Und Mata Hari tanzt […] Das heißt: sie tanzt nicht. Sie verrichtet ein Gebet vor dem Götzenbild, wie ein Priester den Gottesdienst. […] Unter dem Schleier trägt die schöne Tänzerin auf dem Oberkörper einen Brustschmuck und einen Goldgürtel … sonst nichts. Die Kühnheit des Kostüms bildet eine kleine Sensation. Doch nicht der leiseste Schein der Indezenz… Das, was die Künstlerin im Tanze verrät, ist reinste Kunst. Der Tanz schließt mit dem Sieg der Liebe über die Zurückhaltung […] der Schleier fällt. Mächtiger Beifall ertönt. Schon aber ist Mata Hari verschwunden.“

Neues Wiener Journal vom 15. Dezember 1906

Nach Berlin kam sie zum ersten Mal 1907 zu einem Auftritt im Varieté Wintergarten an der Friedrichstraße und wurde auch hier zur Sensation. Anschließend soll sie in Berlin mehrere Monate mit dem Marienfelder Rittergutsbesitzer Alfred Kiepert, einem vermögenden Leutnant des „Elften Husarenregiments von Westfalen“, in der Nachodstraße 18 zusammengelebt haben. Mittlerweile tauchten erste Gerüchte über ihre wahre Identität auf, und Mata Hari wehrte sich in der Presse mit einer veränderten Lebensgeschichte: „Er (der Vater von Mata Hari) war Berufsoffizier. Er hat mich auf Java aufwachsen lassen und dann in ein aristokratisches Internat nach Wiesbaden geschickt.“

In Berlin gab sie auch eine Vorstellung für den Deutschen Kaiser Wilhelm II. und dessen Familie. Ein weiteres Gerücht berichtete von einem Verhältnis der Tänzerin mit dem Sohn des Kaisers. Dieses wurde von ihr nicht dementiert, was ihr in ihrem Prozess negativ ausgelegt werden sollte.

Sie kehrte 1907 nach Paris zurück. Im selben Jahr erschien das von ihrem Vater Adam verfasste Buch Mata-Hari – Mevr. M.G. Mac Leod-Zelle. De levensgeschiedenis mijner dochter en mijne grieven tegen haar vroegeren echtgenoot. Met portretten, documenten, fac-simile’s en bijlagen. Diese „Lebensgeschichte“ enthielt neben gefälschten Dokumenten, mit denen der Vater eine adelige Abstammung seiner Tochter belegen wollte, vor allem Anschuldigungen gegen ihren Ex-Mann.

Im Winter 1907 begab sie sich – eventuell zusammen mit Alfred Kiepert – auf eine Reise nach Ägypten und blieb für ihre europäische Anhängerschaft verschwunden. Gerüchteweise verlautete, sie halte sich „im Nillande auf, um die alten Mysterien zu studieren“. Am 30. März 1907 befand sich Mata Hari in Rom und telegrafierte an ihren Manager, ob inzwischen neue Engagements für sie eingetroffen seien. Sie schrieb auch an Richard Strauss, um sich für seine neue Inszenierung als Salome vorzuschlagen: „Nur ich kann die Salome tanzen.“ Als sie keine Antwort erhielt, reiste sie nach Paris zurück.

Karrierebruch

In Frankreich angekommen, musste Mata Hari feststellen, dass man sie als Künstlerin schon fast vergessen hatte und es in Paris von Kopien ihrer Tänze geradezu wimmelte. Die Tänzerin Colette war fast nackt in Der Ägyptische Traum im Moulin Rouge zu sehen, in Berlin zeigte die marokkanische Tänzerin Sulamith Raha im „Evakostüm“ ihren Schwerttanz, den Schleiertanz und einen Bauchtanz, und Maud Allan tourte mit ihren Visions of Salome erfolgreich durch Europa. Als Reaktion kündigte Mata Hari in der Ausgabe der britischen The Era vom 20. September 1908, einer Wochenzeitung für Kunst und Kultur, ihren Rücktritt von der Bühne an und beklagte sich über ihre Konkurrentinnen: „Seither nehmen einige Damen den Titel einer orientalischen Tänzerin für sich in Anspruch. Ich würde mich vielleicht durch solche Beweise der Aufmerksamkeit geschmeichelt fühlen, wenn die Darbietungen dieser Damen einen gewissen wissenschaftlichen und ästhetischen Wert besäßen, aber das ist nicht der Fall.“

Aber ihr Stern war noch nicht gesunken. Sie war nach wie vor ein geschätztes Mitglied der Pariser Gesellschaft, die Zeitungen berichteten regelmäßig über sie. Sie tanzte wieder häufiger auf Wohltätigkeitsveranstaltungen, wie im Trocadéro, im Pont aux Dames und im Houlgate.

Im Jahr 1910 übernahm sie die Rolle der Kleopatra in Antar von Nikolai Andrejewitsch Rimski-Korsakow in Monte-Carlo. Doch Antoine, der Erfinder des realistischen Theaters und Regisseur des Stücks, war unzufrieden mit ihren Leistungen als Tänzerin. Als sie erwartete, von Antoine auch für die Aufführung von Antar in seinem eigenen Theater am Boulevard de Strasbourg engagiert zu werden, wurde sie enttäuscht. Schnell wurden Journalisten auf den Streit zwischen dem Regisseur und der Tänzerin aufmerksam, und beide leiteten die Aussagen des jeweils anderen der Presse zu. Mata Hari klagte gerichtlich auf Verleumdung und forderte Schadensersatz. Antoine erhob daraufhin Gegenklage gegen Mata Hari. Der Prozess zog sich bis Dezember 1911 in die Länge; Mata Hari gewann. Ihre Ehre war wiederhergestellt, dennoch blieben weitere Engagements in der Folgezeit aus.

Vom Sommer 1910 bis Ende 1911 lebte sie – von der Öffentlichkeit unbemerkt – zusammen mit ihrer Hausangestellten Anna Lintjes im französischen Esvres im Schloss de la Dorée des verheirateten Bankiers Xavier Rousseau, dessen Mätresse sie war. Nach dieser Affäre musste sie erneut für ihren eigenen Unterhalt sorgen und suchte wieder vermehrt den Kontakt zu Astruc, der ihr in der Tat eine Reihe neuer Engagements verschaffen konnte, unter anderem den Auftritt, der später als der Höhepunkt ihrer Karriere verstanden wurde: Am 7. Dezember 1911 tanzte sie in der Mailänder Scala Die Prinzessin und die Zauberblume im fünften Akt von Christoph Willibald Glucks Oper Armide, und im Januar 1912 verkörperte sie die Venus in Antonio Marcenos Ballett Bacchus und Gambrinus. Während die Venus ansonsten von Künstlerinnen mit blondem Haar dargestellt wurde, trat Mata Hari mit ihrem eigenen dunklen Haar als viel gelobte „Schwarze Venus“ auf.

Auch in den privaten Salons der italienischen Oberschicht tanzte sie die Salome. Im März 1912 versuchte sie, ein Engagement von Sergej Djagilew zu erhalten, der mit seinem Ensemble märchenhafte Erfolge in Europa feierte, wurde jedoch brüsk abgewiesen. Als sie in Monte-Carlo auftrat, war es zu einem Kontakt zwischen Djagilew und ihr gekommen, und nachdem sie als Schwarze Venus Erfolge gefeiert hatte, entstand in ihr ernstlich der Gedanke, mit den Ballets Russes aufzutreten. Djagilew versetzte sie bei einem Treffen, ohne sich zu entschuldigen; dem schloss sich im Beisein seines ersten Tänzers Vaslav Nijinsky, des Choreografen Michel Fokine und Léon Bakst ein Eklat an, während im Theater Bühnen-Umbauarbeiten im Gange waren. Djagilew forderte Mata Hari auf, sich zu entkleiden und eine Kostprobe ihres tänzerischen Könnens auf der von Bühnenarbeitern bevölkerten Bühne zu geben. Erbost verließ die 36-Jährige das Theater, die überzeugt gewesen war, ohne jede tänzerische Ausbildung und ohne hinreichende Erfahrung im klassischen Ballett als Primaballerina der seinerzeit führenden Ballettgruppe Europas auftreten zu können.

Hin und wieder konnte sie ihre orientalischen Tänze noch vor einem größeren Publikum zeigen. So war sie am 14. Dezember 1912 in der Vorstellung Indische Kunst in der Université des Annales zu sehen. Doch auch ihr Manager Astruc, der inzwischen Direktor des Théâtre des Champs Elysées geworden war, wandte sich von ihr ab.

Zu dieser Zeit versuchte Mata Hari auch, den Kontakt zu ihrer Tochter Non herzustellen, doch ihr Ex-Ehemann sandte ihre Briefe ungeöffnet zurück. Schließlich schickte Mata Hari ihre engste Vertraute, das Dienstmädchen Anna Lintjens, nach Holland. Sie sollte Non möglicherweise zu ihr nach Neuilly-sur-Seine bringen, wo Mata Hari seit Ende 1911 in ihrer kleinen Villa wohnte. Dieser Versuch eines ungestörten Treffens mit ihrer Tochter wurde in einigen Berichten als geplante Entführung dargestellt. Ob Anna Lintjes wirklich den Auftrag hatte, Non in eine andere Stadt zu bringen, bleibt unklar. Sie kehrte jedenfalls ohne die Tochter nach Frankreich zurück.

Über das weitere Leben von Non ist nur noch bekannt, dass sie beabsichtigte, im Herbst des Jahres 1919, also zwei Jahre nach dem Tod ihrer Mutter, nach Indonesien überzusiedeln, um dort als Lehrerin zu arbeiten. Nur wenige Wochen vor Antritt ihrer Reise verstarb sie aber im Alter von erst 21 Jahren an einer Hirnblutung.

Mata Hari reiste 1913 nach Berlin und sah während einer Rundfahrt durch die Stadt den deutschen Kronprinzen. Ihr Interesse wurde von einem Beobachter namens Guido Kreutzer als fanatische Feindschaft gegenüber Deutschland fehlinterpretiert. Seine Verdachtsmomente dokumentierte Kreutzer 1923 in dem Buch „Der Deutsche Kronprinz und die Frauen in seinem Leben“. Als Mata Hari darum bat, vor dem deutschen Kronprinzen tanzen zu dürfen, wurde ihrer Bitte nicht entsprochen. So reiste sie unverrichteter Dinge aus Berlin ab.

Am 28. Juni 1913 trat sie als spanische Tänzerin in La Revue en Chemise in den Folies Bergère auf. Im Kino Gaumont zeigte sie ein letztes Mal ihren Tanz für den Gott Shiva. Der Zenit ihrer Tanzkarriere war bereits überschritten. Nach drei Auftritten im Musée Galliera im Januar 1914 berichtete sie einem Journalisten der Vogue, sie bereite ein sensationelles Comeback vor. Sie reiste wieder nach Berlin und telegrafierte Ende Februar an Émile Guimet, ob sie ihren Erfolg nicht mit ägyptischen Tänzen wiederherstellen könne. Seine Antwort vom 9. März 1914 war bezeichnend: „Teuerste, ägyptisches Ballett zu machen ist eine ausgezeichnete Idee, vorausgesetzt, es ist wirklich ägyptisch.“

Letzte Jahre

Kriegsausbruch

Im Mai 1914 war es Mata Hari gelungen, einen Kontakt zum Berliner Metropol-Theater herzustellen, wo sie ab September desselben Jahres sechs Monate lang in der Oper Der Millionendieb auftreten sollte. Dieses Engagement kam indes nicht mehr zustande, da am 28. Juli 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach.

Anfang August 1914 verließ sie daraufhin Deutschland, da es für sie als Ausländerin ohne gültige Aufenthaltspapiere bei Kriegsbeginn zu gefährlich war, dort zu verbleiben. Sicherlich flüchtete sie auch vor Gläubigern und unbezahlten Rechnungen, jedoch nicht vor Spionen oder Anklagen der Entente, wie später behauptet wurde. Zunächst versuchte sie, über die Schweiz nach Paris zurückzukehren, was aber nicht gelang, weil sie kein Ausreisevisum hatte. Sie wurde an der schweizerischen Grenze nach Berlin zurückgeschickt. Dort gelang es ihr, einen Fahrschein für einen Zug nach Amsterdam zu ergattern, wo sie sich nach ihrer Ankunft im Victoria-Hotel auf dem Dam einmietete und bald eine kurze Affäre mit dem Bankier Will van der Schalk einging, dem gegenüber sie sich als russische Emigrantin ausgab. Er beendete die Beziehung, als sich ihre wahre Identität herausstellte. Engagements blieben nun fast völlig aus – im Kriegsjahr 1914 war sie lediglich noch einmal im Königlichen Theater von Den Haag im Ballett Les Folies Françaises zu sehen – denn in den Hauptstädten war das Massensterben der Soldaten im Krieg Hauptthema, und kaum jemand hatte in dieser Phase des Schocks Interesse, sich eine indische Nackttänzerin anzusehen.

Mata Hari brauchte Geld; ihren aufwendigen und luxuriösen Lebensstil konnte sie mit den kärglichen Einnahmen nicht aufrechterhalten. Im Oktober 1914 mietete sie ein kleines Haus in Den Haag. Wahrscheinlich aus akuten Geldnöten beschloss sie Ende 1915, über England und Dieppe nach Paris zurückzukehren, um ihren luxuriösen Villenhaushalt in Neuilly aufzulösen. Zu dieser Zeit war sie bereits zahlungsunfähig. Später wurde ihr vorgeworfen, die Reise angetreten zu haben, um wichtige Erkundigungen über die französischen Vorbereitungen zu einer neuen Offensive einzuziehen, was jedoch von ihren Biografen übereinstimmend bezweifelt wird. Dr. Bizard, ein Pariser Präfekturarzt, will sie in jenen Wochen wiederholt in den besseren Stundenhotels der Stadt gesehen haben. Im März 1916 war sie jedenfalls zurück in Den Haag und brachte umfangreiches Umzugsgut aus Neuilly mit.

Zu jener Zeit soll Mata Hari den 21-jährigen russischen Offizier Wladimir (Vadim) Masloff kennengelernt haben. Die Art ihrer Beziehung war in der Nachkriegszeit Gegenstand zahlreicher Diskussionen. So soll Mata Hari trotz der 18 Jahre Altersunterschied ein Verhältnis mit dem Russen eingegangen sein. Nachdem Masloff zurück an die Front beordert worden sei, soll er dort im Gefecht ein Auge verloren haben. Die Kosten für die Behandlung dieser Kriegsverletzung wurden später von einigen Biografen Mata Haris als mögliches Motiv für eine Spionagetätigkeit genannt. Während diese These vor allem von französischen Biografen vertreten wurde, verweist der deutsche Autor Friedrich Wencker-Wildberg die Geschichte eindeutig in das Reich der Legenden. Laut seinen Recherchen wurde Masloff erstmals im August 1917 verwundet – also zu einem Zeitpunkt, als Mata Hari bereits im Gefängnis auf ihre Hinrichtung wartete.

Vorwurf der Spionagetätigkeit

Im Laufe ihrer Karriere kam Mata Hari zunehmend mit Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft in Kontakt. Diese Kontakte und Informationen, mit denen Mata Hari beabsichtigt oder unwissentlich kokettierte oder den Anschein erweckte, wesentlich mehr zu wissen oder in Erfahrung bringen zu können, wurden ihr letztlich zum Verhängnis.

Nachdem sie lange Zeit jede Agententätigkeit abgestritten hatte, räumte sie in einem der Verhöre nach ihrer Verhaftung schließlich ein, der deutsche Konsul in Amsterdam, Carl H. Cramer, habe ihr im Mai 1916 die Summe von 20.000 Francs geboten, wenn sie Deutschland Informationen zukommen ließe. Sie habe das Geld angenommen, aber nie eine Gegenleistung erbracht.

Der Spionagevorwurf wurde später durch den deutschen Generalmajor a. D. Friedrich Gempp entkräftet. Gempp, der während des Ersten Weltkriegs Stellvertreter von Walter Nicolai und von 1921 bis 1927 Leiter der Heeres-Abwehr im Reichswehrministerium war, soll selbst nichts von Mata Hari als Spionin gewusst haben. Im Gegensatz dazu steht der erst in den 1970er Jahren öffentlich gemachte sogenannte Gempp-Bericht. Dieser unter der Leitung von Generalmajor Gempp erstellte 14-teilige Erfahrungsbericht über den deutschen militärischen Nachrichtendienst im Ersten Weltkrieg wurde von der US-amerikanischen Besatzungsmacht zunächst nach Washington, D.C. in die „National Archives and Records Administration“ verbracht, kam Mitte der 1970er Jahre nach Deutschland zurück und ist im Freiburger Militärarchiv als Maschinenskript und Mikrofilm einsehbar.

In diesen Papieren sind auch Informationen ehemaliger Offiziere der Abteilung III b über die „Agentin H 21“ enthalten, bei der es sich um Mata Hari handelte. Die Papiere belegen, dass Mata Hari im Spätherbst 1915 in den Dienst des deutschen Geheimdienstes getreten war. III b-Chef Walter Nicolai ließ Mata Hari im Mai 1916 nach Köln bitten, wo er nach einem Gespräch mit ihr beschloss, sie als Agentin ausbilden zu lassen, und ihr Major Roepell als Führungsoffizier zuwies. Dieser habe ihr „auf langen Spaziergängen am Rande der Stadt das Agenten-Einmaleins“ beigebracht, während ein Geheimschriften-Experte mit ihr „chemisches Schreiben“ übte. Diese „Ausbildung“ habe 7 Tage in Anspruch genommen. Mata Haris Auftrag sei es gewesen, von Paris aus Aufklärung über die nächsten Offensivpläne des Gegners zu betreiben, Reisen durch militärisch interessante Gebiete Frankreichs zu unternehmen und mit der Kriegsnachrichtenstelle West in Düsseldorf (Leiter: Roepell) sowie der Agentenzentrale in der Deutschen Botschaft in Madrid (Leiter: Major Arnold Kalle) Verbindung zu halten. Sodann sei Mata Hari Hauptmann Hoffmann unterstellt worden, der ihr den Decknamen H 21 gegeben habe.

Danach sei sie nach Den Haag zurückgekehrt, und kurz darauf habe ihr Generalkonsul Cramer 20.000 Francs als Startkapital zukommen lassen. Im Dezember 1915 sei H 21 unter dem Vorwand nach Frankreich eingereist, ihre bei Kriegsausbruch in Paris zurückgelassenen Möbel abholen zu wollen, und habe im Pariser „Grand Hotel“ Quartier bezogen. Durch ihre dortigen Kontakte, wie Ex-Kriegsminister Adolphe Messimy, Jules Cambon als Generalsekretär im Außenministerium und Jean Hallaure, der nun im Kriegsministerium tätig war, sei es Mata Hari nicht schwergefallen zu erkunden, was die Alliierten an der deutschen Front planten. Ende Dezember telegrafierte sie an Hoffmann, „dass vorläufig, namentlich jetzt, in Frankreich nicht an eine französische Offensive gedacht wird“, um anschließend mit ihrem Hausrat „in zehn Packkisten“ – eine direkte Reise auf kürzestem Weg war in diesen Kriegszeiten nur selten möglich – über Südfrankreich nach Spanien zu reisen, wo sie sich schließlich nach Den Haag einschiffen konnte.

Bereits Mitte 1915 wurde George Ladoux vom Deuxième Bureau, der zweiten Abteilung des französischen militärischen Auslandsnachrichtendienstes, auf Mata Hari aufmerksam. Auf der Fahrt von Paris nach Spanien war sie bei der Landung in Southampton den Behörden des britischen Secret Intelligence Service aufgefallen, die von ihren Agenten aus Madrid bereits Informationen über sie erhalten hatten. Mata Hari reiste mit einem Pass, der auf den Namen Gertrud Benedix lautete. Die Polizei befand ihre Papiere für nicht echt und nahm sie fest. Mata Hari wurde nach London gebracht, Sir Basil Thompson, dem Leiter des britischen Spionageabwehrdienstes, vorgeführt und einem Verhör unterzogen. Sie konnte sich verteidigen, und Thompson, der viel Erfahrung im Umgang mit Spionen hatte, glaubte ihren Aussagen. Ob ihre damalige Behauptung, sie sei die Geliebte eines deutschen Militärattachés namens Benedix, der Wirklichkeit entsprach, ist nicht mehr festzustellen. In seinen Memoiren berichtet Thompson, dass Mata Hari um ein Gespräch unter vier Augen bat. In diesem Gespräch gestand sie, tatsächlich Spionin zu sein, allerdings nicht für Deutschland, sondern für Frankreich. Thompson entließ Mata Hari, informierte aber die französische Geheimpolizei über die verdächtige Tätigkeit der Tänzerin.

Am 11. Januar 1916 passierte Mata Hari die französisch-spanische Grenzstation Hendaye, einen Tag später war sie in Madrid. Den dortigen Aufenthalt verband sie mit einem persönlichen Bericht an Arnold Kalle, der die Informationen sofort in einem mit dem Code des Auswärtigen Amtes verschlüsselten Telegramm an Cramer in Amsterdam weiterleitete, dem er alle für das III b bestimmten Meldungen zuzuleiten hatte. Das war der Fehler, der Mata Haris „Agentenkarriere“ beendete, bevor sie wirklich begonnen hatte, denn der britische Geheimdienst fing dieses Telegramm ab und konnte es entschlüsseln. Nun war es für den Secret Intelligence Service nur noch Routine festzustellen, um wen es sich handelte. Prompt warnte London die französische Spionageabwehr vor Mata Hari, und sie wurde unter Beobachtung gestellt.

In Madrid stieg sie im Palace Hotel ab, einem Hotel, dessen Gäste vielen Nationalitäten angehörten. Darunter waren Beamte der französischen Botschaft, samt dem französischen Militärattaché Joseph Denvignes, der sich als besonders empfänglich für ihre Reize erwies, aber auch deutsche Agenten. Hier soll Mata Hari im näheren Kontakt zum deutschen Militärattaché Major Arnold Kalle gestanden haben. Waagenaar schreibt dazu: „Bei ihrer Ankunft in Madrid bezog Mata Hari im Palace-Hotel Zimmer. Hier traf sie nicht etwa, sondern war die unmittelbare Nachbarin einer Berufsschwester von ihr – einer richtigen Spionin. Marthe Richard (auch Richer genannt) war eine junge Französin. Nachdem sie gleich zu Beginn ihren Mann im Krieg verloren hatte, stellte Ladoux sie für diese Tätigkeit ein.“

Marthe Richard war die Geliebte des deutschen Marineattachés, Korvettenkapitän Hans von Krohn. In ihrer Autobiografie beschreibt sie, wie sie mit Mata Hari Tür an Tür wohnte. („Von Marthe Richard selbst wird deutlich beschrieben, wie wenig in Madrid über Mata Haris angebliche Spionagetätigkeit bekannt war. Und die sollte eigentlich davon gewußt haben.“) Nur in französischen Zeitungen hatte Marthe Richard davon gelesen, und bis April 1917 war niemand in Madrid darüber informiert, dass Mata Hari eine Spionin sei. Marthe Richard hatte auch keinen Auftrag, sie zu beschatten. Als sie aus einer Zeitung erfuhr, dass Mata Hari angeblich mit Herrn von Krohn ein Verhältnis hatte, suchte sie ihren Liebhaber auf und machte ihm eine Szene. Auch in späteren Artikeln und Berichten wurden Kalle und von Krohn häufig verwechselt.

Auf ihrer Weiterreise von Madrid begab sich Mata Hari 1916 nach Paris und beantragte dort einen Pass nach Vittel. Vittel liegt in den Vogesen, unmittelbar vor der damaligen deutschen Westfront, und war ein Sammelbecken für Offiziere und Mannschaften der französischen Luftflotte. Die Tänzerin erhielt die Genehmigung, sich nach Vittel zu begeben. Dort unterhielt Mata Hari angeblich auch intime Beziehungen zu französischen Fliegeroffizieren. In den Berichten der französischen Geheimpolizei wurde jeder Schritt von Mata Hari protokolliert. Sie ging einkaufen, trank Tee, besuchte Freunde und besuchte eine Wahrsagerin. Selbst Ladoux konnte keine verdächtigen Tätigkeiten erkennen. Die Männer, die diese Berichte verfassten, fügten in diese Berichte allerdings ihre eigenen Verdachtsmomente ein. So soll Mata Hari an zwei aufeinanderfolgenden Tagen ihre Abreise vorbereitet haben. Beide Male sagte sie die angebliche Abreise wieder ab. Nach Berichten der Agenten wurden die Schiffe, die sie hätte benutzen sollen, torpediert und sanken. Es kann angenommen werden, dass diese Details schon damals einen grundlosen Verdacht schufen, der ihr im späteren Gerichtsverfahren als Beweis präsentiert wurde und die Richter nachhaltig beeindruckte. Mata Hari verließ Vittel nach kurzer Zeit und ging zurück nach Paris.

Was man bisher ermittelt hatte, reichte für eine Verhaftung jedoch nicht aus. Fest stand, dass sie im neutralen Ausland mit Deutschen verkehrte und mit diesen Personen chiffrierte Briefe austauschte. Für einen möglichen Zwischenaufenthalt bei einer Reise von den Niederlanden nach Frankreich erbat Mata Hari beim britischen Konsulat in Rotterdam ein Visum. Nachdem ihr dieses verweigert wurde, intervenierte das Auswärtige Amt in einem Telegramm (Nr. 74) vom 27. April 1916 beim Home Office. Die sechs Tage später versandte Antwort hätte Mata Hari verdeutlichen müssen, dass sie mit weiteren Unannehmlichkeiten zu rechnen hatte („Die Behörden haben ihre Gründe, warum Zulassung der in ihrem 74 erwähnten Dame in England unerwünscht“).

Der britische Geheimdienst hatte sich zu dieser Zeit wegen Mata Haris Kontakten zu deutschen Diplomaten in den Niederlanden eingehend mit ihren Aktivitäten befasst. Die Briten meldeten ihren Verdacht schließlich an das Zweite Büro des französischen Kriegsministeriums. Dessen Leiter, Major George Ladoux, stellte Mata Hari im Dezember 1916 eine Falle. Er gab der Tänzerin die Namen sechs belgischer Agenten, die sie aufsuchen sollte. Fünf von ihnen standen im Verdacht, irreführende Meldungen zu liefern, der sechste arbeitete für Frankreich und Deutschland. Zwei Wochen nachdem Mata Hari von Paris nach Spanien abgereist war, wurde Letzterer von den Deutschen erschossen, während die übrigen fünf Agenten unbehelligt blieben. Dies war für Ladoux der Beweis, dass sie die Namen der Spione den deutschen Militärbehörden verraten hatte. Man wartete zur Verhaftung ihre Rückkehr nach Frankreich ab und überwachte gleichzeitig die Abschriften aller Berichte, die von Madrid nach Deutschland gingen. Auf der deutschen Botschaft hatte sie im Dezember 1916 ein Gespräch mit dem Militärattache Arnold Kalle (1873–1959). Dieser hatte nach der Abreise Mata Haris aus Madrid ein chiffriertes Telegramm an die Abteilung III b des Großen Generalstabes in Berlin geschickt.

Zehn Tage nach diesem Vorfall wurde ein Bericht der Deutschen Botschaft in Madrid abgefangen. Die Botschaft lautete: „Agent H21 in Madrid angekommen. Wurde von Franzosen engagiert von Engländern aber zurückgesandt nach Spanien und bittet jetzt um Geld und weitere Anweisungen.“ Die Antwort aus Deutschland lautete: „Weisen Sie sie an nach Frankreich zurückzukehren und ihre Aufgabe fortzusetzen. Sie wird Scheck 5000 Franc von Kramer Comptoir d’Escompte erhalten.“ Am 3. Januar 1917 traf Mata Hari in Paris ein. Trotz der angeblich vorliegenden Beweise ließ man sich viel Zeit mit einer Verhaftung. Mata Hari konnte in aller Ruhe das Geld, das Major Ladoux ihr für ihre Reise nach Spanien gezahlt hatte, abheben und ausgeben.

Verhaftung

Am Morgen des 13. Februar 1917 wurde Mata Hari von Polizeikommissar Priolet in ihrem Hotelzimmer festgenommen und dem Untersuchungsrichter des Kriegsgerichts, Hauptmann Pierre Bouchardon, vorgeführt. Sie wurde als Untersuchungshäftling in das Frauengefängnis Saint-Lazare gebracht.

Nach zwei Tagen in einer normalen Einzelzelle wurde sie in die berühmte Zelle 12 verlegt. In dieser Zelle wohnte Mata Hari mit ihrer Aufseherin, der Nonne Schwester Leonide. Dieses Amt der Aufseherinnen versahen in Saint-Lazare fünfzig Nonnen vom Orden Marie-Joseph du Dorat. Außer Geistlichen, Ärzten, Juristen und ihrem Anwalt hatte sonst niemand Zutritt zur Zelle der Tänzerin. Doch ihre Gläubiger verfolgten sie trotz ihrer Festnahme und schickten ihr Rechnungen und Mahnungen ins Gefängnis.

Prozess

Erst am 24. Juli 1917, fünf Monate nach Mata Haris Verhaftung, war die Anklageschrift fertiggestellt. Der Prozess begann am selben Tag im Pariser Justizpalast und sollte nur eineinhalb Tage dauern. Der Termin war nicht publik gemacht worden, dennoch erschienen rund 150 Personen als Zuhörer. Nach Eröffnung des Verfahrens wurde auf Antrag des Staatsanwalts wegen Gefahr für die Sicherheit des Landes der Ausschluss der Öffentlichkeit entschieden und der Saal geräumt.

Vorsitzender Richter des französischen Militärgerichts war Lieutenant-Colonel Albert Ernest Somprou, ehemals Kommandeur der Garde républicaine, unterstützt von sechs Beisitzern. Die Richter waren Berufsmilitärs, keine Rechtsgelehrten, und es gab auch keine Geschworenen als Laienrichter. Ankläger war Lieutenant André Mornet, dem Bouchardon den Fall unmittelbar vor Anklageerhebung übergeben hatte. Auch George Ladoux vom Deuxième Bureau war im gesamten Prozessverlauf anwesend, obwohl er dem Gericht nicht angehörte. Er hatte ihr die Falle gestellt, sie „für die französische Sache“ als Spionin anzuwerben versucht und schließlich verhaftet. Der Vorsitzende Richter verfügte seine Anwesenheit, um einzelne Punkte zu klären und bedarfsweise auszusagen. Gerichtsschreiber war Leutnant Mornet, unterstützt von seinem Adjutanten Leutnant Rivière.

Mata Haris Anwalt war der in Künstlerkreisen angesehene Jurist Eduart Clunet, der schon viele bekannte Schauspieler vor Gericht vertreten hatte. Ob er, wie oftmals behauptet, ein früherer Liebhaber Mata Haris war, lässt sich nicht nachweisen; dass er Mata Hari nach wie vor persönlich sehr zugetan, ja wie ein Schuljunge in sie verliebt war, war indes offenkundig. Zum Zeitpunkt der Anklage von Mata Hari war er 74 Jahre alt und bisher noch nie vor einem Kriegsgericht aufgetreten. So stellte er in seiner Verteidigung vor allem die menschlichen Aspekte von Mata Haris Leben heraus, die als schwache Frau auf Unterstützung angewiesen sei, und versuchte den vorliegenden Verdächtigungen der Anklage mit diesen Erklärungen zu begegnen. So soll Clunet des Öfteren in emotionsgeladene Reden verfallen sein und dabei die Entkräftung der Anklagepunkte durch stichhaltige Beweise oder Zeugenaussagen versäumt haben.

Mata Hari wurde im Prozess vorgeworfen, eine Deutschlandbewunderin zu sein, weil sie – was für eine Niederländerin nicht ungewöhnlich war Deutsch sprach und ihre Flitterwochen in Wiesbaden statt in Paris oder Venedig verbracht hatte. Erschwerend kam hinzu, dass sie vor Diplomaten und Offizieren tanzte, diese in ihre Stadtvilla in Paris einlud, gerne Geldgeschenke annahm und gute Kontakte zur Presse unterhielt. Da sie zeitlebens mit ihren privaten Finanzen ungeschickt umging, war sie auf finanzielle Unterstützung angewiesen. Sie ließ sich daher gern beschenken, unabhängig von der Staatszugehörigkeit ihrer Mäzene. Ebenso musste sie in ihrer Rolle als Künstlerin gute Kontakte zur Presse unterhalten, um möglichst positive Berichterstattungen zu erwirken. So besaß Mata Hari mehrere Einklebebände mit allen über sie veröffentlichten Zeitungsartikeln und hob auch persönliche Einladungskarten auf.

Ob Mata Hari überhaupt Gelegenheit hatte, entscheidende Informationen an die deutsche Abwehr weiterzuleiten, konnte damals nicht geklärt werden und kann bis heute bezweifelt werden. Der Prozess konnte deshalb auch keinen echten Beweis für ihre, heute unbestrittene, Spionagetätigkeit erbringen. Obwohl Major Ladoux wusste, dass Marthe Richard die Angeklagte hätte entscheidend entlasten können, wurde diese weder einvernommen noch als Zeugin benannt. Während des gesamten Prozesses wagte überhaupt nur einer von Mata Haris zahlreichen früheren Mäzenen, Bewunderern und Verehrern vor Gericht als Leumundszeuge auszusagen. Die Identität dieses Mannes, der „eine der höchsten Stellen“ in Frankreich besetzte, musste laut Waagenaar auf seinen eigenen Wunsch geheim bleiben. In seiner Aussage bekräftigte er auch lediglich, dass seine Verbindung zu Mata Hari rein privater Natur sei. Sein Auftritt beeindruckte die Richter dementsprechend kaum, da er mit jeder anderen Aussage auch sich selbst der Weiterleitung möglicherweise kriegswichtiger Informationen bezichtigt hätte.

In der Verhandlung wurden von Seiten der Anklage auch einige Schriftstücke aus dem Briefwechsel der Tänzerin mit einem französischen Minister vorgelegt. Alle Briefe trugen die Unterschrift „My“. My – so das Gericht – bezeichnete entweder den früheren Innenminister Louis Malvy oder den ebenfalls aus dem Amt geschiedenen Kriegsminister Adolphe Pierre Messimy. Mata Hari behauptete jedoch, der Briefwechsel sei rein privater Natur und daher bestehe sie aus Gründen der Diskretion darauf, den Namen des Briefschreibers zu verschweigen. Ihre Standhaftigkeit, den Urheber der Briefe nicht zu nennen, erhärtete jedoch nur die Verdachtsmomente der Richter. Sie verzichteten darauf, beide Ex-Minister einer peinlichen Aussage vor Gericht zu unterziehen. Die intime Beziehung Mata Haris zu einem hochrangigen Politiker warf jedoch von vornherein ein schlechtes Licht auf sie. Der tatsächliche Urheber der Briefe wurde erst 1926 nach einer hitzigen Debatte im französischen Parlament entlarvt. Kurz nachdem Louis Malvy entrüstet alle Vorwürfe zurückgewiesen hatte und schließlich bewusstlos aus dem Saal getragen werden musste, gab General Messimy in einer öffentlichen Erklärung den Briefkontakt zu Mata Hari und seinen Wunsch zu, mit ihr eine Affäre zu beginnen. Er bestand jedoch darauf, dass der Inhalt der Schreiben völlig harmloser privater Natur gewesen sei und keinesfalls zu Spionagezwecken verwendet werden konnte.

Gemäß den damals herrschenden Moralvorstellungen war eine geschiedene Frau, die darüber hinaus noch entkleidet vor Publikum tanzte, als unsittlich einzustufen. Der Urteilsverkündung ging dann auch ein Plädoyer Bouchardons voraus, der Mata Hari als äußerst zwielichtige Person darstellte.

„…deren Sprachkenntnisse, zahllose Verbindungen, beachtliche Intelligenz und angeborene oder erworbene Sittenlosigkeit nur dazu beitragen, sie verdächtig zu machen. Ohne Skrupel und daran gewöhnt, sich der Männer zu bedienen, ist sie der Typ einer Frau, die zur Spionin prädestiniert ist.“

Hauptmann Pierre Bouchardon, Untersuchungsrichter des Kriegsgerichts

Der Hauptanklagepunkt, der von der Anklage als schlüssiger Beweis ihrer Doppelspionagetätigkeit vorgelegt wurde, war der Umstand, dass sich Mata Hari vom französischen Geheimdienst anwerben ließ, und dann die erwähnten sechs Agenten aufsuchte. Im Prozess wurde sie gefragt, warum einer der Agenten erschossen worden sei, wenn nicht sie deren Namen an die Deutschen verraten habe. Ihre Einlassung darauf war zugleich ihr Todesurteil. Da sie fälschlicherweise davon ausging, die Informationen seien „veraltet“ gewesen, gab sie die Weiterleitung der Namen gegen Geld zu.

Das Militärgericht befand Mata Hari der Spionage für Deutschland und somit des Hochverrats für schuldig. Am 25. Juli wurde sie wegen Doppelspionage und Hochverrats zum Tode verurteilt.

Hinrichtung

Am 15. Oktober 1917, um 6:15 Uhr morgens, wurde Margaretha Geertruida MacLeod in den Befestigungsanlagen von Schloss Vincennes nahe Paris von einem zwölfköpfigen Exekutionskommando erschossen. Wie in Frankreich damals üblich, wurden die zum Tode Verurteilten vorab nicht über den Termin ihrer Hinrichtung informiert. So erfuhr auch Mata Hari erst eine Stunde vor dem angesetzten Hinrichtungstermin von ihrem Schicksal. Im Büro des Gefängnisdirektors durfte sie drei Abschiedsbriefe verfassen und dem Direktor übergeben. Der erste Brief war an ihre Tochter gerichtet, der zweite an Masloff und der dritte an den unbekannten Leumundszeugen. Ob diese Briefe jemals ihre Adressaten erreichten, ist unbekannt. Der Verbleib aller drei Schriftstücke ist bis heute ungeklärt.

Die bei Erschießungen obligatorische Augenbinde verweigerte sie. Da sie sich nicht an den Pfahl anbinden lassen wollte, wurde ihr lediglich ein Seil, das mit dem Pfahl verbunden war, locker um die Taille gelegt. Von der abgefeuerten Salve traf angeblich nur ein einziger Schuss tödlich, dieser allerdings direkt ins Herz. Ein zweiter Schuss zerschmetterte ihr Knie. In einigen Biografien wird berichtet, dass von den zwölf abgegebenen Schüssen elf Mata Hari trafen. Ein Unteroffizier gab ihr zuletzt aus kurzer Distanz einen Gnadenschuss in den Kopf.

Ihre letzten Worte soll Mata Hari an den befehlshabenden Offizier gerichtet haben: „Monsieur, ich danke Ihnen.“ Auch das Zitat „Der Tod ist nichts, auch das Leben nicht was das betrifft. Zu sterben, zu schlafen, ins Nichts zu verschwinden, was macht das schon? Alles nur Illusion!“ wird ihr in diesem Zusammenhang zugeschrieben. Um ihre Hinrichtung ranken sich zahlreiche weitere Anekdoten, die aber sämtlich in den Bereich der Mythen gehören. So soll Mata Hari vor dem Erschießungskommando gelächelt, den Soldaten Küsse zugeworfen oder sich vor ihnen entkleidet haben. Sie sei gar nicht gestorben, wurde schließlich kolportiert. Mata Hari habe das Erschießungskommando bestechen lassen, sei noch am Leben und mit einem jungen französischen Offizier aus dem Gefängnis geflüchtet. Als der Feuerbefehl gegeben wurde, habe sie ihren Pelzmantel geöffnet, den sie auf bloßer Haut trug, und die Soldaten hätten alle danebengeschossen. Nach einem anderen Gerücht sei sie zwar umgesunken, aber nicht tot gewesen, weil das bestochene Erschießungspeloton nur Platzpatronen in den Büchsen gehabt habe. Ein russischer Fürst habe sie nach der Scheinhinrichtung auf seinen Schimmel gepackt und sei mit ihr im Morgennebel verschwunden.

Nachgeschichte

Da niemand auf die Leiche von Mata Hari Anspruch erhob oder sich dazu bereitfand, die Kosten für eine Beerdigung zu übernehmen, wurde ihr Körper der medizinischen Fakultät der Sorbonne zur Verfügung gestellt. Angeblich wurde ihr Kopf präpariert und im Pariser Museum der Anatomie (Musée d’Anatomie Delmas-Orfila-Rouvière, meist kurz Orfila-Museum genannt) ausgestellt, aus dem er jedoch in den 1950er Jahren unter mysteriösen Umständen verschwunden sei. Als das Museum im Jahr 2000 von seiner Schließung bedroht war, veröffentlichte Le Figaro eine Liste aller jemals im Museum ausgestellten Schädel, auf der auch Mata Haris Name auftauchte. Die Geschichte des gestohlenen Kopfes basiert weitgehend auf einer Mitteilung des französischen Professors Paul de Saint-Maur, der sich erinnern will, als junger Medizinstudent das Präparat eines rothaarigen Frauenkopfes in der Fakultät gesehen zu haben, der von jedem als Mata Haris Kopf bezeichnet worden sei. Jedoch ließ sich durch Dokumente aus jener Zeit lediglich die Aufnahme der Leiche belegen. Dass Mata Hari schwarzhaarig war und zu keiner Zeit rote Haare hatte, hinterlässt weitere Zweifel am Wahrheitsgehalt dieser Geschichte.

Versuche der Wahrheitsfindung und Rehabilitation

Bis Sam Waagenaar in den 1960er Jahren mit einer Biografie der Margaretha Geertruida Zelle begann, hatte niemand den ernstlichen Versuch einer Aufdeckung der wahren Sachverhalte unternommen. Es wurde als erwiesen unterstellt, dass Mata Hari eine überaus gefährliche Spionin im Dienste der Deutschen gewesen sei, die die Franzosen zu Recht hingerichtet hätten. Waagenaar hingegen kam nach monatelanger Recherche in seinem ersten Buch zu der „nahezu hundertprozentigen“ Überzeugung ihrer Unschuld. Sie habe zwar zweifelsfrei spioniert oder „zumindest versucht zu spionieren“, dies sei aber mehr „ein gefährliches Kinderspiel, eine Art Geplänkel“ in Sachen Spionage gewesen. Sie sei „niemals in der Lage gewesen, etwas Wesentliches zu entdecken“, und habe den Deutschen gar keine Informationen von Wichtigkeit zukommen lassen.

Auch der französische Historiker und Résistance-Mitglied Léon Schirmann beschäftigte sich jahrelang mit den Lebensumständen von Mata Hari und schrieb zwei Bücher über sie, 1994 L’affaire Mata Hari. Enquête sur une machination („Die Affäre Mata Hari. Untersuchung eines Komplotts“) und 2001 Mata Hari – Autopsie d’une machination („Mata Hari – Autopsie eines Komplotts“). Nach seiner Überzeugung sei sie „für eine antideutsche Kampagne missbraucht worden“. Sie habe lediglich „das Leben genießen“ wollen und nicht rechtzeitig gemerkt, dass mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs „nichts mehr wie vorher war“. Ihre Enttarnung sei durch Manipulationen des deutschen Militärattachés in Madrid zustande gekommen; in der französischen Spionageabwehr sei längst bekannt gewesen, dass die Tänzerin keine wichtigen Hinweise zu liefern imstande war.

Durch den Vergleich zeitgenössischer Dokumente kamen die Mitglieder der Leeuwarder Mata-Hari-Arbeitsgruppe zu dem Schluss, dass die Tänzerin nur Spielball verschiedener Geheimdienste gewesen war und aufgrund ihres Wissens um eventuell kompromittierende Details über hochrangige Politiker sterben musste:

„Mata Hari war keine geborene Spionin. Man hat sie für die antideutsche Kriegskampagne benutzt. Sie war lediglich eine Frau, die das Leben genießen wollte und die nicht begriffen hatte, dass mit dem Krieg nichts sein würde wie zuvor.“

Léon Schirmann

„Mata Hari lag falsch, sie nahm Geld von den Deutschen, sie hat allerdings nie richtig spioniert, weder für die Deutschen noch für die Franzosen.“

Gerk Koopmans, Vorsitzender der Leeuwarder Mata-Hari-Arbeitsgruppe

Ein im Herbst 2001 durch ihre Geburtsstadt Leeuwarden und die Mata Hari Foundation beim französischen Justizministerium mit über 1.000 Seiten Dokumenten eingereichter Antrag auf Revision ihres Prozesses, mit der bewiesen werden sollte, dass Mata Hari das Opfer eines Justizmordes war, wurde indes – wie bereits zwei vorhergegangene Anträge – zurückgewiesen.

Einen wirklichen Überblick über die Geschehnisse und Beweise – in die eine oder die andere Richtung – erhoffte man sich aus den französischen Gerichtsakten zu gewinnen. Diese waren 2017, 100 Jahre nach der Entscheidung des französischen Kriegsministeriums, freigegeben worden. Mit größter Vorsicht zu benutzen ist die umfangreiche zuvor veröffentlichte Literatur.

Rezeption

Mythos Mata Hari

Schon kurz nach ihrem Tod wurde Mata Hari zu einem Mythos. Ihre Person galt geradezu als Verkörperung einer Kurtisane oder der Femme fatale. Andere sehen in ihr die indische Tempelbajadere und schamlose Nackttänzerin. Diese Verzerrung ihrer Person basiert nicht zuletzt auf den zahlreichen Versionen ihrer Lebensgeschichte und der Diskussion über deren Wahrheitsgehalt. Der Umstand, dass sie zum Ende ihrer Tänze nahezu nackt vor dem Publikum erschien, förderte nicht nur ihren Erfolg, sondern auch Vermutungen über ihre „Sittenlosigkeit“. Es gab viele Spekulationen über Affären mit prominenten Männern.

Rückblickend kann Mata Hari jedoch weder als „Meisterspionin“ noch als „ruchlose Kurtisane“ oder gar „Bajadere“ bezeichnet werden. Diese Bezeichnungen entstanden kurz nach ihrem Prozess und wurden durch spätere Veröffentlichungen weiterverbreitet. Zu ihrer Zeit war Mata Hari ohne Frage als exotische oder indische Tänzerin berühmt. Ihre weltweite Berühmtheit verdankte sie dem Umstand, in ihrer Person Exotik, Erotik und Spionage zu vereinen. „Ihre Erfolge für den deutschen Nachrichtendienst wurden in der Beurteilung durch die Franzosen vorsätzlich oder fahrlässig weit überschätzt. Waagenaar zeigte in einer eindrucksvollen Darstellung, dass Mata Hari zu Unrecht zum Tode verurteilt wurde.“

So wie sie selbst sich zeitlebens ständig neu erfand, überschritten auch ihre Biografen häufig die Grenze zwischen Fakten und Fiktion. Die vielleicht absurdeste Geschichte erfand Kurt D. Singer (Spies who changed history), als er kolportierte, Mata Haris Tochter Non sei 1950 während des Koreakrieges von Nordkoreanern auf dem Rückzug als eine von vielen Geiseln mitgenommen worden. Man habe sie beschuldigt, in Diensten der Vereinigten Staaten für die Truppen der Vereinten Nationen Spionage getrieben zu haben, und sie zum Tode verurteilt. Diese Geschichte kursiert noch heute zum Beispiel auf einer CD des deutschen Probst Verlages.

Aktuell hat der Autor Paulo Coelho in einem (biografischen) Roman Mata Hari ihre Geschichte selbst erzählen lassen, in einem fiktiven Brief an ihren Rechtsanwalt Clunet, der dann darauf antwortet. Mit den darin enthaltenen Hinweisen auf die französische und britische Aktenlage zum Beispiel ist dieser Roman eher geeignet, dem Mythos zu begegnen, rund 100 Jahre nach der Hinrichtung Mata Haris.

Heimatstadt

Seit den 1990er Jahren existiert im Leeuwarder Fries Museum (Friesisches Museum) eine Mata-Hari-Kollektion mit einer Dauerausstellung, weiterhin eine Mata-Hari-Stiftung, die sich die Rehabilitation von Mata Hari zum Ziel gesetzt hat. Auch das Historisch Centrum Leeuwarden ist im Besitz diverser Dokumente. Geplant war, die Mata-Hari-Kollektion in dem Haus an der Grote Kerkstraat unterzubringen, in dem Mata Hari aufwuchs. Leeuwardens Parlamentarier Albert Oostland sprach sich indes gegen die Pläne der Stadt Leeuwarden aus, ein Mata-Hari-Museum einzurichten.

Leeuwarden und seine Bewohner taten sich jahrzehntelang schwer mit der berühmtesten Tochter der Stadt. Nicht wenigen ist sogar bis in die heutige Zeit hinein ihr „verruchtes Leben“ und ihr gewaltsames Ende peinlich. So wurde der Mata-Hari-Sammlung erst 2002 das Poesiealbum von Grietje de Hoo vermacht, das ein Gedicht der Klassenkameradin Margarethe Zelle enthält. Das habe so lange gedauert, weil einige Familienmitglieder sich wegen der Freundschaft der beiden Zwölfjährigen geschämt hätten. Grietje und Margaretha hätten in der Hofschool nebeneinander gesessen und danach noch jahrelang Kontakt gehalten. Grietje de Hoo sei 1904 an Lungenentzündung verstorben – ein Jahr bevor Mata Hari als exotische Tänzerin in Paris ihre ersten Erfolge feierte.

Seit 1976 ist in Leeuwarden unweit ihres Geburtshauses an der Korfmakerspijp ein überlebensgroßes Standbild aufgestellt. 2001 wurde der Platz gegenüber dem Leeuwarder Theater De Harmonie in Mata Hariplein benannt.

Die Mata-Hari-Stiftung und ihre niederländische Heimatstadt Leeuwarden bemühen sich intensiv um die Rehabilitation von Margaretha Geertruida. Am 15. Oktober 2001, dem Jahrestag ihrer Hinrichtung, reichte ein Anwalt beim französischen Justizministerium eine Revision des Todesurteils des französischen Militärgerichts von 1917 ein.

Im Oktober 2013 wurde ihr Geburtshaus durch einen größeren Brand beschädigt. Die Wände wurden durch Löschwasser, Hitze und Rauch aus dem nahegelegenen ausgebrannten Gebäude schwer, aber behebbar beschädigt. Es wurde dann restauriert und im Stil des neunzehnten Jahrhunderts zurückgebracht.

Verfilmungen

Mata Haris bewegte Lebensgeschichte wurde mehrfach verfilmt, allerdings durchgehend als freie Erzählung. Die weitaus bekannteste Umsetzung des Themas stammt aus dem Jahr 1931, mit Greta Garbo in der Hauptrolle unter der Regie von George Fitzmaurice. Die Vorlage zum Film lieferte Thomas Coulson mit seinem Buch Mata Hari, courtesan and spy. Der aufwendige TV-Vierteiler Mata Hari (Niederlande 1981) gilt als die teuerste Produktion in der Geschichte des niederländischen Fernsehens. Eine seit 2007 geplante Verfilmung der Lebensgeschichte Mata Haris durch Martha Fiennes (Chromophobia) mit der Burlesque-Tänzerin Dita Von Teese in der Hauptrolle wurde bislang nicht realisiert.

Bühnenwerke

  • Jerome Coopersmith

schrieb in den 1960er Jahren das Musical Mata Hari für den Broadway, die Musik kam von Edward Thomas und die Liedtexte von Martin Charnin (La strada). Das Stück floppte indes bei Testaufführungen in Washington und wurde daraufhin abgesetzt. 1995 wurde von dem Theater York Theatre Company eine Aufnahme produziert, die sich ebenfalls nicht durchsetzen konnte. Weitere Aufführungen des Musicals kamen nicht zustande.

  • Der Choreograf Renato Zanella schuf 1993 das Ballett Mata Hari, das am 4. Dezember 1993 im Großen Haus der Württembergischen Staatstheater in Stuttgart mit Marcia Haydée in der Titelrolle uraufgeführt wurde.
  • Die Nachwuchsautorin Stefanie Taschinski schrieb das Schauspiel Mata Hari, das 2001 in Heilbronn uraufgeführt wurde.

Populärkultur

Unzählige Produktionen oder Projekte aus Film, Musik, Unterhaltung und Kitsch nahmen und nehmen sich bis heute Mata Haris Lebensgeschichte an, spielen auf sie an oder verwenden ihren Namen:

Film und Fernsehen

Musik

  • In dem Song Like It Or Not aus dem Album Confessions on a Dance Floor von Madonna kommt folgender Text vor: „Cleopatra had her way, Mata Hari too. Whether they were good or bad, is strictly up to you.“
  • Im Song From One Jesus To Another von The Mission heißt es: „And anyway, if it came to a choice, I’d take Mata Hari for my bride.“
  • Mata Hari taucht auf in dem Song Shake Your Bon Bon von Ricky Martin: „You’re a Mata Hari, I wanna know your story.“
  • Auch der Song Genius von Warren Zevon thematisiert sie: „Mata Hari had a house in France, where she worked on all her secret plans; men were falling for her sight unseen, she was a genius.“
  • Mata Hari wird im Song Besserwisserboy der Band Die Ärzte erwähnt: „Wer genau war Mata Hari?“
  • Die Band Dschinghis Khan veröffentlichte einen Song namens Mata Hari.
  • Die israelische Sängerin Ofra Haza sang ein Lied über Mata Hari.
  • Von der Ska-Band Kingpins gibt es ein Lied namens Mata Hari.
  • Die norwegische Sängerin Anne-Karine Strøm trat mit dem Song Mata Hari für ihr Heimatland beim Eurovision Song Contest 1976 im niederländischen Den Haag auf. In der Gesamtwertung belegte sie mit 7 Punkten den letzten Platz.
  • Ebenfalls mit dem Titel Mata Hari vertrat die aserbaidschanische Sängerin Samira Efendi ihr Land beim Eurovision Song Contest 2021
  • Hari Mata Hari ist eine Band aus Bosnien und Herzegowina.
  • Der Song Eye of the Day auf Frank Turners Album No Man's Land (2019) behandelt das Leben Mata Haris.

Spiele

Sonstiges

Literatur

  • Anne Bragance: Mata-Hari, la poudre aux yeux. Éditions Belfond, Paris 1995, ISBN 2-7144-3299-9 (französisch).
  • Jan Brokken: Mata Hari. De waarheid achter een legende. Wetenschappelijke Uitgeverij, Amsterdam 1975, ISBN 90-214-2901-2 (niederländisch).
  • Philippe Collas: Mata-Hari. Sa véritable histoire. Plon, Paris 2003, ISBN 2-259-19872-4 (französisch).
  • Thomas Coulson: Mata Hari, courtesan and spy. Hutchinson, London 1930 (englisch).
  • Lionel Dumarcet: L’affaire Mata-Hari. De Vecchi, Paris 2006, ISBN 2-7328-4870-0 (französisch).
  • Gerhard Feix: Das Große Ohr von Paris – Fälle der Sûreté. Verlag Das Neue Berlin, Berlin 1975, S. 202–212.
  • Charles S. Heymans: La vraie Mata Hari. Courtisane et Espionne. Édition Prométhée, Paris 1930 (französisch).
  • Russel Warren Howe: Mata-Hari. The true story. Editions de l’Archipel, Paris 2007, ISBN 978-2-84187-577-1 (französisch).
  • Marijke Huisman: Mata Hari (1876–1917), de levende legende. Uitgeverij Verloren, Hilversum 1998, ISBN 90-6550-442-7 (niederländisch), Online-Version.
  • Fred Kupferman: Mata Hari. Träume und Lügen („Mata Hari. Songes et mensonges“). Aufbau-Taschenbuchverlag, Berlin 1999, ISBN 3-7466-1575-5.
  • Michel Leblanc: L’ennemie de Mata-Hari. France-Empire, Paris 1974 (französisch).
  • Christine Lüders: Apropos Mata Hari (Apropos; Bd. 8). Verlag Neue Kritik, Frankfurt/M. 1997, ISBN 3-8015-0304-6.
  • Ute Maucher, Gabi Pfeiffer: Codewort: Seidenstrumpf, Die größten Spioninnen des 19. und 20. Jahrhunderts. Ars Vivendi, Cadolzburg 2010, ISBN 978-3-89716-999-9.
  • Brygida M. Ochaim, Claudia Balk: Varieté-Tänzerinnen um 1900. Vom Sinnenrausch zur Tanzmoderne, Ausstellung des Deutschen Theatermuseums München 23.10.1998–17.1.1999. Verlag Stroemfeld, Frankfurt/M. 1998, ISBN 3-87877-745-0.
  • Diane Samuels: The true life fiction of Mata Hari. Hern Books, London 2002, ISBN 1-85459-672-1 (englisch).
  • Léon Schirmann: L’affaire Mata Hari. Enquête sur une machination. Tallandier, Paris 1994, ISBN 2-235-02126-3 (französisch).
  • Léon Schirmann: Mata-Hari. Autopsie d’une machination. Éditions Italiques, Paris 2001, ISBN 2-910536-18-1 (französisch).
  • Pat Shipman: Femme Fatale: A Biography of Mata Hari: Love, Lies and the Unknown Life of Mata Hari. Weidenfels & Nicolson, London 2007, ISBN 978-0-297-85074-8 (englisch).
  • Sam Waagenaar: Mata Hari. Der erste wahre Bericht über die legendäre Spionin („The murder of Mata Hari“). Bastei-Lübbe, Bergisch Gladbach 1985, ISBN 3-404-61071-7 (früherer Titel: Sie nannte sich Mata Hari. Bild eines Lebens, Dokument einer Zeit).
  • Friedrich Wencker-Wildberg: Mata Hari. Roman ihres Lebens. Weltbild-Verlag, Augsburg 2004.
  • Julie Wheelwright: The Fatal Lover. Mata Hari and the Myth of Women in Espionage. Collins & Brown, London 1992, ISBN 1-85585-105-9.
  • Paulo Coelho: Die Spionin. Diogenes, Zürich 2016, ISBN 978-3-257-24410-6.
Commons: Mata Hari – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. So schreibt der Focus vom 3. Juli 2007 in „Doppelagentin mit Glitzerdiadem“: Was ihre geheimdienstlichen Aktivitäten anbelangt, war die „bekannteste Spionin“ bei Weitem nicht so erfolgreich wie mit ihrer Darbietung als „javanische Tempeltänzerin“.
  2. Britisches Nationalarchiv, „Mata Hari“ alias MCCLEOD: Marguerite Gertrude. German spy executed by the French in 1917, Records of the Security Service, Reference: PF 2917 VOL 1 und VOL 2, opened: 21 Jan 1999, Open Document (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
  3. Stellvertretend für eine Vielzahl von im Tenor gleich lautenden Quellen: Waagenaar: Mata Hari. Der erste wahre Bericht über die legendäre Spionin. S. 17 f.: „… dass sie spioniert, oder zumindest versucht hatte zu spionieren. Nach allen vorliegenden Beweisen aber war ihre Spionage mehr ein gefährliches Kinderspiel, eine Art Geplänkel in Sachen Spionage. Das hätte eigentlich jedem klarmachen müssen, daß sie niemals in der Lage war, etwas Wesentliches zu entdecken und gewiß niemals den Deutschen Informationen von Wichtigkeit zukommen zu lassen.“
  4. Ansichtskarte aus dem letzten Kriegsjahr
  5. Kupferman: Mata Hari: songes et mensonges. S. 7.
  6. Waagenaar: Mata Hari. Der erste wahre Bericht über die legendäre Spionin. S. 13.
  7. Waagenaar: Mata Hari. Der erste wahre Bericht über die legendäre Spionin. S. 7.
  8. 1 2 Angebot eines Antiquariats (Memento vom 30. November 2012 im Internet Archive)
  9. Wencker-Wildberg: Mata Hari. S. 173.
  10. Digitale bibliotheek voor de Nederlandse letteren
  11. Zelle, Margaretha Geertruida (1876–1917), in Biografisch Woordenboek van Nederland.
  12. Gundula Bavendam: Spione und Geheimdienste. Online abrufbar bei Clio-Online.de Themenportal Ersten Weltkrieg. (PDF)
  13. Waagenaar: Mata Hari. Der erste wahre Bericht über die legendäre Spionin. S. 46.
  14. Mata_Hari De Jeugdjaren van Mata Hari. Foto’s en documenten uit het leven van een legende Gemeindearchiv der Stadt Leeuwarden.
  15. Briefwisseling naamswijziging Mata Hari ontdekt (Memento vom 11. Dezember 2008 im Internet Archive)
  16. Sie nannte sich Mata Hari (Memento vom 24. Dezember 2007 im Internet Archive) Tagesspiegel vom 7. Oktober 2007.
  17. Gemeentearchief Leeuwarden
  18. In der Biografie des Instituut voor Nederlandse Geschiedenis Els Kloek: Zelle, Margaretha Geertruida (1876–1917) wird eine Scheidung 1890 erwähnt; das Leeuwarder Historisch Centrum hingegen verneint dies mit Blick auf die Daten des Gemeindearchivs ausdrücklich.
  19. Wencker-Wildberg: Mata Hari – Roman Ihres Lebens, S. 14.
  20. Waagenaar: Sie nannte sich Mata Hari, S. 48/49.
  21. Waagenaar: Sie nannte sich Mata Hari, S. 49.
  22. 1 2 Huisman: Mata Hari (1876–1917), de levende legende. S. 10.
  23. Waagenaar: Sie nannte sich Mata Hari, S. 51.
  24. 1968 erschien in den Niederlanden ein Buch über seine pädagogischen Leistungen von T. Wartena: Wijbrandus Haanstra, 1841–1925. Een der pioniers van het kleuteronderwijs in Nederland. OCLC 16067125
  25. Mit Indië ist nicht Indien gemeint, was niederländisch: India bedeutet, sondern Indonesien.
  26. Huisman: Mata Hari (1876–1917), de levende legende. S. 11.
  27. Waagenaar: Sie nannte sich Mata Hari, S. 56.
  28. 1 2 3 Huisman: Mata Hari (1876–1917), de levende legende. S. 12.
  29. Waagenaar: Sie nannte sich Mata Hari, S. 63.
  30. Waagenaar: Sie nannte sich Mata Hari, S. 66.
  31. Wencker-Wildberg: Mata Hari – Roman Ihres Lebens, S. 34.
  32. Waagenaar: Sie nannte sich Mata Hari, S. 67.
  33. Huisman: Mata Hari (1876–1917), de levende legende. S. 13 (Huisman erhielt Einblick in das Archiv der Mata-Hari-Stiftung, das Teile der Korrespondenz der Eheleute enthält.)
  34. Waagenaar: Sie nannte sich Mata Hari, S. 72.
  35. Wencker-Wildberg: Mata Hari – Roman Ihres Lebens, S. 48.
  36. 1 2 Pat Shipman: Femme Fatale: A Biography of Mata Hari: Love, Lies and the Unknown Life of Mata Hari. Weidenfels & Nicolson, London 2007, ISBN 978-0-297-85074-8.
  37. 1 2 Tim Rayborn, Abigail Keyes: Weird Dance: Curious and Captivating Dance Trivia. Skyhorse, 2018, ISBN 978-1-5107-3104-2, S. 158–159.
  38. Waagenaar: Sie nannte sich Mata Hari, S. 77–79.
  39. Wencker-Wildberg: Mata Hari – Roman Ihres Lebens, S. 55.
  40. Nach dem damals gültigen niederländischen Bürgerlichen Gesetzbuch wurde mit der „Trennung von Tisch und Bett“ die Pflicht zum Zusammenleben der Eheleute aufgehoben. Innerhalb von drei Jahren war Antrag auf Ehescheidung zu stellen.
  41. 1 2 Huisman: Mata Hari (1876–1917), de levende legende. S. 14.
  42. Waagenaar: Sie nannte sich Mata Hari, S. 83.
  43. Wencker-Wildberg: Mata Hari – Roman Ihres Lebens, S. 59.
  44. Wencker-Wildberg: Mata Hari – Roman Ihres Lebens, S. 60.
  45. DER SPIEGEL Zeitgeschichten, Kalenderblatt vom 15. Oktober 1917
  46. 1 2 3 Kupferman: Mata Hari: songes et mensonges. S. 23.
  47. Enrique Gómez Carrillo: Mata Hari. Das Geheimnis ihres Lebens und ihres Todes. C. Weller 1927, S. 40.
  48. 1 2 3 Curt Riess: Prozesse, die unsere Welt bewegten. S. 240.
  49. Über gut ein Dutzend dieser Versionen ihrer selbst erfundenen Legende berichtet Waagenaar in seinem Ersten wahren Bericht über die legendäre Spionin.
  50. Charles S. Heymans: La vraie Mata Hari – Courtisane et Espionne.
  51. Huisman: Mata Hari (1876–1917), de levende legende. S. 66.
  52. Jan Brokken: Mata Hari: De waarheid achter een legende. S. 132.
  53. Waagenaar: Sie nannte sich Mata Hari, S. 85.
  54. „The King“, Ausgabe vom 4. Februar 1905, zitiert nach Waagenaar, S. 85.
  55. Es ist unklar, ob das Bild von dem unbekannten Fotografen retouchiert wurde oder ob Mata Hari einen strumpffarbenen Bodysuit trug.
  56. Kupferman: Mata Hari: songes et mensonges. S. 17f.
  57. Huisman: Mata Hari (1876–1917), de levende legende. S. 14/15.
  58. Waagenaar: Sie nannte sich Mata Hari, S. 98–101.
  59. 1 2 Huisman: Mata Hari (1876–1917), de levende legende. S. 15.
  60. Waagenaar: Sie nannte sich Mata Hari, S. 124.
  61. Wencker-Wildberg: Mata Hari. S. 88.
  62. Kupferman: Mata Hari: songes et mensonges. S. 35.
  63. 1 2 Wencker-Wildberg: Mata Hari. S. 97.
  64. Kupferman: Mata Hari: songes et mensonges. S. 36.
  65. Olivier Marmin: Diagonales de la danse. L’Harmattan 1997. ISBN 2-7384-5238-8, S. 268.
  66. Kupferman: Mata Hari: songes et mensonges. S. 38.
  67. Huisman: Mata Hari (1876–1917), de levende legende. S. 16/17.
  68. Huisman: Mata Hari (1876–1917), de levende legende. S. 39.
  69. Kupferman: Mata Hari: songes et mensonges. S. 42.
  70. Huisman: Mata Hari (1876–1917), de levende legende. S. 14f.
  71. Waagenaar: Sie nannte sich Mata Hari, S. 492.
  72. Wencker-Wildberg: Mata Hari. S. 84.
  73. „Chère Madame, faire un ballet égyptien, c’est une excellente idée à la condition qu’il soit vraiment égyptien.“ – Kupferman: Mata Hari: songes et mensonges. S. 42.
  74. Huisman: Mata Hari (1876–1917), de levende legende. S. 40.
  75. siehe u. a. Waagenaar an verschiedenen Stellen oder Huisman: Mata Hari (1876–1917), de levende legende. S. 40.
  76. Enrique Gómez Carrillo: Mata Hari. Das Geheimnis ihres Lebens und ihres Todes. C. Weller 1927, S. 59.
  77. Waagenaar: Sie nannte sich Mata Hari, S. 340.
  78. Wencker-Wildberg: Mata Hari. S. 103.
  79. Waagenaar: Mata Hari. Der erste wahre Bericht über die legendäre Spionin. S. 20.
  80. Markus Pöhlmann: German Intelligence at War, 1914–1918, in: Journal of Intelligence History 5 (Winter 2005), S. 46.
  81. in Freiburg (Memento vom 30. März 2009 im Internet Archive)
  82. Hanne Hieber: Mademoiselle Docteur. Cees Wiebes: In Intelligence and the War in Bosnia 1992–1995. LIT 2003. ISBN 90-5352-742-7, S. 91–95 (ein Bericht über Details der Agententätigkeit von Elsbeth Schragmüller in besagtem Gempp-Bericht).
  83. Fitzroy Maclean: Take Nine Spies. Weidenfeld & Nicolson, London 1978, ISBN 978-0-297-77385-6, S. 15 f.
  84. Waagenaar: Sie nannte sich Mata Hari, S. 307.
  85. Waagenaar: Sie nannte sich Mata Hari, S. 309.
  86. Waagenaar: Sie nannte sich Mata Hari, S. 310.
  87. Waagenaar: Sie nannte sich Mata Hari, S. 254.
  88. Waagenaar: Sie nannte sich Mata Hari, S. 242.
  89. Waagenaar: Sie nannte sich Mata Hari, S. 243.
  90. Waagenaar: Sie nannte sich Mata Hari, S. 244.
  91. Waagenaar: Sie nannte sich Mata Hari, S. 258.
  92. Waagenaar: Sie nannte sich Mata Hari, S. 303.
  93. Wencker-Wildberg: Mata Hari – Roman Ihres Lebens, S. 111.
  94. Curt Riess: Prozesse, die unsere Welt bewegten. S. 240/241.
  95. Wencker-Wildberg: Mata Hari – Roman Ihres Lebens, S. 115–117.
  96. Briand’s Week, TIME vom 29. März 1926 (englisch)
  97. Scandal Obliterated, TIME vom 3. Mai 1926 (englisch)
  98. Waagenaar: Sie nannte sich Mata Hari, S. 446.
  99. Kupferman: Mata Hari: songes et mensonges. S. 119.
  100. Kupferman: Mata Hari: songes et mensonges. S. 121f.
  101. Kupferman: Mata Hari: songes et mensonges. S. 120.
  102. Alan Bisbort: Famous Last Words. Pomegranate 2001, ISBN 0-7649-1738-2, S. 41.
  103. Mystery of how Mata Hari lost her head (disappeared from macabre museum) (Memento vom 1. Oktober 2006 im Internet Archive) Museum Security Mailing List, 13. Juli 2000
  104. Kupferman: Mata Hari: songes et mensonges. S. 122.
  105. Waagenaar: Mata Hari. Der erste wahre Bericht über die legendäre Spionin. S. 17f.
  106. Mata Hari. AFP (Agence France-Presse), 15. Oktober 2001, archiviert vom Original am 22. November 2001; abgerufen am 25. Dezember 2014 (englisch).
  107. Rudolf Balmer: Mata Hari: Doppelagentin und Propagandaopfer. (Memento vom 11. Dezember 2008 im Internet Archive) Frankreich-Informationsdienst, 6. Oktober 2001
  108. 1 2 Egon Boesten: Mata Hari aus Leeuwarden: Warum man kein Geld in der Geburtsstadt der Tänzerin und Spionin ausgeben will. (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive)
  109. Die niederländische Zeitung Trouw vom Mata Hari – 22. September 2001 (Memento vom 11. Dezember 2008 im Internet Archive) (Abruf für Nicht-Abonnenten kostenpflichtig)
  110. Wencker-Wildberg: Mata Hari. Roman ihres Lebens. S. 173.
  111. Alexander Elster: Handwörterbuch der Kriminologie. Gruyter 1966. ISBN 3-11-008093-1, S. 153.
  112. John S. Craig: Peculiar Liaisons in War, Espionage, and Terrorism in the Twentieth Century. ISBN 0-87586-331-0. S. 48.
  113. Ernst Probst: Mata Hari: Die tanzende Spionin (Memento vom 7. Mai 2008 im Internet Archive)
  114. Die britische Geheimdienstakte wurde danach im Jahr 1990 öffentlich gemacht, während die französischen teilweise immer noch unter Verschluss stehen. vergleiche Paulo Coelho: Die Spionin, Diogenes, Zürich 2016, S. 180
  115. Onbekend gedicht Mata Hari ontdekt in poëziealbum. In: Friesch Dagblad. 12. Januar 2002, archiviert vom Original am 25. Dezember 2014; abgerufen am 25. Dezember 2014 (niederländisch).
  116. Nieuwe straatnamen in wijk Zuiderburen gemeente Leeuwarden (Memento vom 23. Oktober 2001 im Internet Archive)
  117. Jocelyn Noveck: Neues von Mata Hari: Stripperin ja, Spionin kaum. In: Berliner Morgenpost. 20. Oktober 2001.
  118. Geboortehuis Mata Hari als 'belevingscentrum'. 3. Februar 2016, abgerufen am 9. Juni 2021.
  119. „Idealbesetzung“: Dita von Teese spielt Mata Hari. In: NTV.de. 1. November 2007, abgerufen am 7. Juni 2020.
  120. „Mata Hari (1981)“ mit IMDb Kurzbiografie von John van de Rest
  121. „Mata Hari: Tanz mit dem Tod (2017)“ in der IMDb
  122. Jerome Coopersmith. Archiviert vom Original am 25. August 2003; abgerufen am 25. Dezember 2014 (englisch).
  123. Theater Review: A Fictional Nemesis for a Legendary Spy The New York Times vom 26. Januar 1996
  124. Mata Hari (1995 Revival Cast)
  125. Mata Hari, Schauspiel mit musikalischen Einlagen
  126. Deutsches Asterix Archiv
  127. Dschinghis Khan: Mata Hari bei Discogs
  128. Mata Hari. In: www.dtp-entertainment.com. Archiviert vom Original am 25. Dezember 2014; abgerufen am 25. Dezember 2014.
  129. Absinthe Mata Hari www.absinthe.at
  130. Holland-News (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive)

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