Sylvia Kristel (* 28. September 1952 in Utrecht; † 17. Oktober 2012 in Amsterdam) war eine niederländische Schauspielerin und ein Model.

Karriere

Mit 17 Jahren begann sie als Model zu arbeiten, 1973 gewann sie den Wettbewerb Miss TV Europe.

International bekannt wurde sie 1974 durch die Hauptrolle in dem Erotikfilm Emmanuelle (nach dem gleichnamigen Roman von Emmanuelle Arsan). Seitdem war ihr Name eng mit dem Film verbunden und das Filmplakat, auf dem sie mit kurzen Haaren und halbnackt in einem Rattansessel sitzt und mit einer Perlenkette spielt, avancierte zu einem Sinnbild der sexuellen Revolution. In den 1970er Jahren war der Erotikfilm des Regisseurs Just Jaeckin der erfolgreichste Film aus französischer Produktion.

In späteren Filmen blieb sie ihrem Image treu und spielte neben Emmanuelle-Nachfolgefilmen auch die Titelrollen der erotischen Verfilmungen von Lady Chatterley’s Liebhaber (1981) und Mata Hari (1985). 1981 wirkte sie in den Vereinigten Staaten an der Sexkomödie Zärtlich fängt die Liebe an mit. Kristel trat in über 50 Filmen als Haupt- oder Nebendarstellerin auf.

2004 inszenierte sie den Kurzfilm Topor et moi, der sich mit dem Beginn ihrer Karriere auseinandersetzt; er blieb ihre einzige Regiearbeit.

Privatleben

In ihrer 2006 erschienenen Autobiografie beschreibt Kristel, dass sie mit neun Jahren missbraucht wurde. Als sie 14 und ihre jüngere Schwester Marianne 12 Jahre alt waren, trennten sich die Eltern, was Kristel als Trauma bezeichnete.

Ihr Sohn Arthur Kristel (* 1975) entstammt einer Beziehung mit dem belgischen Schriftsteller Hugo Claus (1929–2008). Sie verließ Claus für den Schauspieler Ian McShane, den sie 1979 beim Dreh zum Film Das Geheimnis der eisernen Maske kennengelernt hatte. Das Paar zog nach Los Angeles, wo Kristel in den folgenden fünf Jahren erfolglos versuchte, beim amerikanischen Film Fuß zu fassen, und schließlich kokainabhängig wurde.

Nach ihrer Beziehung mit McShane war Kristel zweimal verheiratet. Ihre Ehe mit dem amerikanischen Geschäftsmann Alan Turner endete nach fünf Monaten. In zweiter Ehe war sie mit dem Filmproduzenten Phillippe Blot verheiratet. Später lebte sie mit dem belgischen Radioproduzenten Fred De Vree bis zu dessen Tod zusammen.

Kristel war polyglott und sprach neben Niederländisch auch Französisch, Englisch, Deutsch und Italienisch. Sie lebte in Amsterdam.

Kristel war seit ihrem elften Lebensjahr starke Raucherin ungefilterter Zigaretten. 2001 wurde bei ihr eine Krebserkrankung im Hals festgestellt, die trotz Chemotherapie auf ihre Lunge übergriff. Im Juli 2012 erlitt sie einen Schlaganfall und erlag am 17. Oktober 2012 ihrem Krebsleiden.

Filmografie (Auswahl)

  • 1973: Niet voor de Poesen (C.A.T.S.)
  • 1973: Frank & Eva (Frank en Eva)
  • 1974: Emmanuelle
  • 1974: Die Nichte der O. (Julia – Es war nicht die Nachtigall)
  • 1975: Emmanuelle 2 – Garten der Liebe (Emmanuelle: L'antivierge)
  • 1976: Alice (Alice ou la dernière fugue)
  • 1976: Die getreue Frau (Une femme fidèle)
  • 1976: Emanuela 77 (La Marge)
  • 1977: Die wilden Mahlzeiten (René la canne)
  • 1977: Goodbye Emmanuelle
  • 1978: Mysteries
  • 1978: Tigers in Lipstick (Letti selvaggi)
  • 1979: Airport ’80 – Die Concorde (The Concorde: Airport ’79)
  • 1979: Das Geheimnis der eisernen Maske (The Fifth Musketeer)
  • 1980: Die nackte Bombe (The Nude Bomb)
  • 1980: Erste Klasse (Un amore in prima classe)
  • 1981: Lady Chatterleys Liebhaber (Lady Chatterley’s Lover)
  • 1981: Zärtlich fängt die Liebe an (Private Lessons)
  • 1983: Private School
  • 1984: Emmanuelle 4 (Emmanuelle IV)
  • 1985: Mata Hari
  • 1985: Nachhilfe in Sachen Liebe (The Big Bet)
  • 1985: Red Heat – Unschuld hinter Gittern (Red Heat)
  • 1987: Casanova (Fernsehfilm)
  • 1987: Flucht in den Tod (The Arrogant)
  • 1989: Draculas Witwe (Dracula’s Widow)
  • 1989: Feuer im Blut (Hot Blood)
  • 1990: Im Schatten der Sandburg (In the Shadow of the Sandcastle)
  • 1993: Digital Love (Emmanuelle au 7ème ciel)
  • 1993: Emmanuelles Freundin (L’amour d’Emmanuelle)
  • 1993: Emmanuelle in Tibet (Éternelle Emmanuelle)
  • 1993: Emmanuelles Zauber (Magique Emmanuelle)
  • 1993: Emmanuelles Parfüm (Le parfum d’Emmanuelle)
  • 1993: Emmanuelle in Afrika (La revanche d’Emmanuelle)
  • 1993: Emmanuelle in Venedig (Emmanuelle à Venise)
  • 1993: Emmanuelles Geheimnis (Le secret d’Emmanuelle)
  • 1997: Gastons Krieg (Gaston’s War)
  • 1999: Harry Rents a Room
  • 2000: Die Unbesiegbaren
  • 2001: Forgive me (Vergeef me)
  • 2010: Two Sunny Days
  • 2010: Die Swingmädchen (Le ragazze dello swing, Fernsehfilm)

Literatur

  • Jean Arcelin, Sylvia Kristel: Undressing Emmanuelle, A Life Stripped Bare. A Memoir (Autobiografie, von Polly McLean übersetzt aus dem Französischen Original Nue, Cherche midi, Paris 2006, ISBN 978-2-749-10776-9). Harpercollins, London 2006, ISBN 978-0-00-725696-9 (englisch).
    • niederländische Übersetzung: Naakt: een autobiografie (übersetzt von Truus Boot und Eveline van Hemert), Bezige Bij, Amsterdam 2007, ISBN 978-90-234-2553-3.
Commons: Sylvia Kristel – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. "Emmanuelle"-Darstellerin Sylvia Kristel ist tot bei derwesten.de, abgerufen am 9. Juli 2021
  2. Sylvia Kristel, Miss TV Europe, In A Floral Crop Top (PHOTO) (The Huffington Post, 30. August 2012, englisch, abgerufen am 9. Juli 2021)
  3. "Emmanuelle"-Darstellerin Sylvia Kristel gestorben, Der Standard, 18. Oktober 2012, abgerufen am 9. Juli 2021
  4. Marc Felix Serrao: Für immer Emmanuelle. In: Süddeutsche Zeitung 242/2012, 19. Oktober 2012, S. 12, abgerufen am 9. Juli 2021.
  5. 1 2 3 4 5 6 My violent love affair with Lovejoy bei dailymail.co.uk, abgerufen am 9. Juli 2021
  6. No regrets bei heraldscotland.com, 30. Juni 2007, abgerufen am 9. Juli 2021
  7. "Emmanuelle"-Darstellerin in Klinik: Erotik-Ikone erleidet Schlaganfall bei n-tv.de, abgerufen am 9. Juli 2021
  8. Schauspielerin Sylvia Kristel ist tot sueddeutsche.de, abgerufen am 9. Juli 2021
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