Manfred Faber (* 26. Oktober 1879 in Karlsruhe; † 16. Mai 1944 im KZ Auschwitz) war ein deutscher Architekt.

Leben

Manfred Faber stammte aus einer Karlsruher Kaufmannsfamilie und hatte drei Schwestern. Er studierte an der Technischen Hochschule Karlsruhe zunächst Elektrotechnik und dann Architektur. 1903 zog er zunächst nach Düsseldorf, wo eine seiner Schwestern lebte, und 1914 nach Köln. Dort übernahm er nach dem Tod des Architekten Hermann Eberhard Pflaume 1921 dessen „Atelier für Baukunst und Kunstgewerbe“. Seine frühen Werke waren noch traditionell, während er in der zweiten Hälfte der 1920er Jahre zu den Vertretern des Neuen Bauens zählte. Er wurde einer der wichtigsten Architekten der städtischen Wohnungsbaugesellschaft GAG. Er war eng befreundet mit dem Ehepaar Hanstein, Inhaber des Kölner Kunstauktionshauses Lempertz, für die er 1933/34 deren Unternehmensgebäude am Neumarkt in Köln umbaute und erweiterte. Zuvor hatte er für Lempertz schon Aufträge über Ausstellungs- und Innengestaltung ausgeführt.

Nach 1935 wurde Faber, der unverheiratet war, wegen seiner jüdischen Herkunft in das „Ghettohaus“ an der Cäcilienstraße zwangseingewiesen und später in das Messelager Köln überstellt. Von dort aus wurde er im Juli 1942 zunächst nach Theresienstadt und am 15. Mai 1944 nach Auschwitz deportiert, wo er am Folgetag bei Ankunft ermordet wurde. Zwei seiner Schwestern wurden ebenfalls deportiert und gelten als verschollen. Die dritte Schwester emigrierte nach Argentinien.

Arbeit als Architekt

Als umfangreichste Arbeit Fabers gilt der Bau von Fabrikanlagen und einer Wohnsiedlung der Erftwerk AG in Grevenbroich 1916/1917. Von 1922 bis 1929 entstand im Zuge der rechtsrheinischen Stadterweiterung südlich der Bergisch-Gladbacher Straße in den Kölner Stadtteilen Holweide und Dellbrück die Märchensiedlung, geplant von Faber und Wilhelm Riphahn. In neuerer Zeit wurden Dokumente veröffentlicht, die Faber als den wichtigsten Ideengeber und Architekt beim Bau der Märchensiedlung ausweisen. Die Siedlung besteht aus 181 Einfamilienhäusern. Der Name soll die wohnreformerische Idee vom „Wohnen wie im Märchen“ ausdrücken, mit märchenhaften Straßennamen und kleinen Gassen. Mit der Siedlung wurden Ideale der aus Großbritannien kommenden Gartenstadtbewegung umgesetzt, deren Ziel es war, für Arbeiterfamilien ausreichenden Wohnraum zu schaffen mit einem Garten, in dem die Familien Gemüse anbauen und Kleintiere halten konnten.

Ab 1928 war Faber bei der Planung der Naumannsiedlung, benannt nach dem Begründer der modernen Vogelkunde Johann Friedrich Naumann, in Köln-Riehl der hauptverantwortliche Architekt, weitere Architekten dieser Siedlung waren Otto Scheib, Fritz Fuß und Hans Heinz Lüttgen. Zudem plante er Mehrfamilienhäuser entlang des Höninger Wegs in Köln-Zollstock (1927/1928), Häuser in der sogenannten „Professoren-Siedlung“ in Köln-Marienburg (1921/1922) und zahlreiche weitere Wohn- und Bürogebäude, insbesondere in Köln. 1926 legte er einen Wettbewerbsentwurf für die Mülheimer Brücke vor, der aber nicht prämiert (und nicht ausgeführt) wurde.

Faber war ab 1918 Mitglied des Architekten- und Ingenieur-Vereins Köln, 1936 wurde er aus rassenpolitischen Gründen ausgeschlossen. Zudem war er vor deren Auflösung 1933/1934 Mitglied im Bund Deutscher Architekten (BDA) und im Deutschen Werkbund (DWB).

Gedenken und Ehrungen

  • Im Rahmen der Ausstellung „Köln und seine jüdischen Architekten“ 2010 im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln wurde Faber als einer von rund 50 jüdischen Kölner Architekten gewürdigt.
  • Im Kölner Stadtteil Porz-Elsdorf ist seit 2006 eine Straße nach ihm benannt.
  • Die GAG ehrte Manfred Faber in der Naumannsiedlung mit einer Plakette (an seinem 142. Geburtstag und 77 Jahre nach seiner Ermordung). Auf deren zentralem Platz wurde am 25. August 2023 das von David Semper geschaffene Kunstwerk „Wartende Säule“ enthüllt, das an Manfred Faber als den maßgeblichen Architekten dieser Siedlung erinnert und einen Abschnitt aus seiner Flugschrift zitiert.

Werk

Bauten (Auswahl)

Schriften

  • Billige Kleinwohnungen. Ein Vorschlag. Köln 1918. (Digitalisat bei der Deutschen Nationalbibliothek)

Literatur

  • Wolfram Hagspiel: Köln und seine jüdischen Architekten. J. P. Bachem, Köln 2010, ISBN 978-3-7616-2294-0, S. 57–99.
Commons: Märchensiedlung – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. 1 2 3 Gemeindeblatt der Synagogen-Gemeinde Köln, Dezember 2006 bis Januar 2007, S. 26 (Memento vom 25. Dezember 2015 im Internet Archive) (PDF-Datei; 516 kB)
  2. Josef Hanstein wurde 1942 wegen „allzu großer Judenfreundlichkeit“ von der Gestapo längere Zeit im Keller des EL-DE-Hauses inhaftiert, kam aber durch Kontakte zu einflussreichen Persönlichkeiten wieder frei.
  3. Anwohnerinitiative: Manfred Manuel Faber: Architekt der Märchensiedlung in Köln-Holweide und -Dellbrück. https://www.maerchensiedlung-koeln.de/, 24. November 2021, abgerufen am 24. November 2021.
  4. bilderbuch-koeln.de (Memento vom 18. Januar 2016 im Internet Archive)
  5. holweide-bv.de (Memento vom 30. September 2011 im Internet Archive)
  6. Denkmalschutz fortgeschrieben. In: GAG Immobilien AG (Hrsg.): Geschäftsbericht 2008. S. 8 (gag-koeln.de [PDF; abgerufen am 4. Juli 2022]).
  7. Gemeindeblatt der Synagogen-Gemeinde Köln, Dezember 2006 (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive)
  8. Ira Scheibe: „Köln und seine jüdischen Architekten“. In: koelnarchitektur.de. 10. Juni 2010, abgerufen am 4. Juli 2022 (deutsch).
  9. Gedenken an Manfred Faber. GAG, 26. Oktober 2021, abgerufen am 28. Oktober 2021.
  10. Clemens Schminke: Erinnerung an den Architekten der Naumannsiedlung. In: Kölner Stadt-Anzeiger. 27. Oktober 2021, S. 24.
  11. NS-Dokumentationszentrum Köln - Kunstwerk in Erinnerung an Manfred Faber. Abgerufen am 28. August 2023.
  12. Klute schloss sich 1933 der NSDAP an. Vgl.: Volker Jakob (Hrsg.): Kolonnen und Kulissen. Der Nationalsozialismus im Film. Iserlohn 1933–1939. (Begleitheft zum Film) Landschaftsverband Westfalen-Lippe, Münster 2009, ISBN 978-3-939974-08-6, S. 12. (online als PDF-Dokument mit ca. 1,09 MB)
  13. Jost Schäfer: Neues Bauen in Westfalen. Wohnhäuser des modern movement in der Provinz. In: Denkmalpflege in Westfalen-Lippe (ISSN 0947-8299), 16. Jahrgang 2010, Heft 2 (online als PDF-Dokument mit ca. 5,54 MB), S. 48f.
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