Das Protokoll für die Rechte von Frauen in Afrika (englisch Protocol to the African Charter on Human and Peoples’ Rights on the Rights of Women in Africa), besser bekannt als Maputo-Protokoll, wurde im Jahr 2003 auf einem Gipfeltreffen der Afrikanischen Union in Maputo, der Hauptstadt von Mosambik, beschlossen. Es ist ein Zusatzprotokoll zur Afrikanischen Charta der Menschenrechte und der Rechte der Völker, auch Banjul-Charta genannt, die 1981 verabschiedet wurde und 1986 in Kraft trat. Im Maputo-Protokoll werden die Rechte der Frauen und Mädchen gestärkt. Zu diesen Rechten gehören unter anderem das Recht auf Gleichheit in politischen Prozessen, ökonomische Gleichheit bei Land- und Besitzrechten und es wendet sich gegen jede Form der weiblichen Genitalverstümmlung.

Entstehung

Mit der Banjul-Charta wurde das Menschenrechtssystem unter der ausdrücklichen Berücksichtigung der afrikanischen Eigenheiten für den afrikanischen Kontinent eingeführt. Die Rechte der Frauen und Mädchen wurden in der Banjul-Charta jedoch nur am Rande mit einem Diskriminierungsverbot berücksichtigt. In der Banjul-Charta wurde auf Frauenrechte somit nur vage Bezug genommen. Dies machte ein Zusatzprotokoll nötig, und mit dem Maputo-Protokoll wurden die Rechte afrikanischer Frauen und Mädchen erstmals in einem umfangreichen Katalog festgeschrieben. Zu diesen Rechten gehören unter anderem:

  • die Garantie und Anerkennung ziviler, politischer, ökonomischer und kultureller Rechte für Frauen
  • die Sicherung aller elementaren, international anerkannten Menschenrechte für Frauen
  • der Schutz vor gesundheitsschädigenden traditionellen Praktiken wie der weiblichen Genitalverstümmelung
  • das Recht auf Gesundheit und reproduktive Rechte
  • die Gleichbehandlung und Gewährleistung gleichen Schutzes durch das Gesetz und gleichen Zugangs zu Recht von Frauen und Männern sowie die Berücksichtigung von Frauen im Eherecht, insbesondere in Bezug auf Vielehe, Zwangs- und Frühverheiratung
  • Rechte von Witwen

Geregelt durch die Solemn Declaration on Gender Equality in Africa haben die Mitgliedsstaaten der Afrikanischen Union ein Verfahren zur Umsetzung und Einhaltung dieses Rechtsrahmens festgesetzt.

Zusätzlich unterzeichneten im Jahr 2008 die Staats- und Regierungschefs der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrikas mit dem SADC Protocol on Gender and Development ein Übereinkommen, das die Anstrengungen zur Gleichstellung der Geschlechter in dieser Region verstärken soll.

Unterzeichnung und Ratifizierung

Das Zusatzprotokoll wurde in Maputo am 11. Juli 2003 beschlossen. Das Maputo-Protokoll trat im Jahre 2005 in Kraft. Bisher haben 36 der 54 AU-Mitgliedstaaten das Abkommen unterzeichnet und ratifiziert, das sind: Äquatorialguinea, Angola, Benin, Burkina Faso, Demokratische Republik Kongo, Dschibuti, Elfenbeinküste, Eswatini (bis 2018 Swasiland), Gabun, Gambia, Ghana, Guinea, Guinea-Bissau, Kamerun, Kap Verde, Kenia, Komoren, Kongo, Lesotho, Liberia, Libyen, Malawi, Mali, Mauretanien, Mosambik, Namibia, Nigeria, Ruanda, Sambia, Senegal, Seychellen, Simbabwe, Südafrika, Tansania und Uganda.

Fünfzehn Staaten haben es unterzeichnet, jedoch nicht ratifiziert. Zu diesen Staaten gehören: Äthiopien, Algerien, Burundi, Eritrea, Madagaskar, Mauritius, Niger, São Tomé und Príncipe, Tschad, Westsahara und die Zentralafrikanische Republik.

Drei Staaten haben es weder unterzeichnet, noch ratifiziert. Dies sind Ägypten, Botswana und Tunesien. Zahlreiche Staaten haben mit der Ratifizierung Vorbehalte eingereicht.

Artikel

Die Artikel des Protokolls sind:

ArtikelOriginaltiteldeutscher TitelKommentar
Artikel 1DefinitionsDefinitionenGlossar für spätere Bezeichnungen
Artikel 2Elimination of Discrimination Against WomenBeseitigung von Diskriminierungen gegen Frauen
Artikel 3Right to DignityRecht auf Würde
Artikel 4The Rights to Life, Integrity and Security of the PersonDie Rechte auf Leben, Integrität und Sicherheit der Person
Artikel 5Elimination of Harmful PracticesAbschaffung gesundheitsschädlicher VerfahrenDieser Artikel bezieht sich auf Weibliche Genitalverstümmelung und andere traditionelle Praktiken, die Frauen und Mädchen Schmerzen zufügen.
Artikel 6MarriageHeirat
Artikel 7Separation, Divorce and Annulment of MarriageTrennung, Scheidung und die Aufhebung der Ehe
Artikel 8Access to Justice and Equal Protection before the LawZugang zum Recht und gleichen Schutz vor dem Gesetz
Artikel 9Right to Participation in the Political and Decision-Making ProcessRecht auf Teilnahme am politischen und Entscheidungsprozess
Artikel 10Right to PeaceRecht auf Frieden
Artikel 11Protection of Women in Armed ConflictsSchutz von Frauen in bewaffneten Konflikten
Artikel 12Right to Education and Training Recht auf Bildung und Ausbildung
Artikel 13Economic and Social Welfare RightsRecht auf Wirtschafts- und Sozialfürsorge
Artikel 14Health and Reproductive RightsGesundheits- und Reproduktive Rechte
Artikel 15Right to Food SecurityRecht auf Ernährungssicherheit
Artikel 16Right to Adequate HousingRecht auf Wohnen
Artikel 17Right to Positive Cultural ContextRecht auf Positive kulturellen Kontext
Artikel 18Right to a Healthy and Sustainable EnvironmentRecht auf eine gesunde und nachhaltige Umwelt
Artikel 19Right to Sustainable DevelopmentRecht auf nachhaltige Entwicklung
Artikel 20Widows' RightsWitwenrechte
Artikel 21Right to InheritanceRecht auf Vererbung
Artikel 22Special Protection of Elderly WomenBesonderer Schutz älterer Frauen
Artikel 23Special Protection of Women with DisabilitiesBesonderer Schutz von Frauen mit Behinderungen
Artikel 24Special Protection of Women in DistressSpezieller Schutz von Frauen in Not
Artikel 25RemediesRechtsmittel

Die nachfolgenden Artikel 26 bis 32 regeln die Ratifizierung, Einführung und andere Punkte.

Einzelnachweise

  1. 1 2 Das afrikanische Menschenrechtsschutzsystem – Handbuch Menschenrechte. In: fes.de. handbuchmenschenrechte.fes.de, abgerufen am 31. Juli 2016.
  2. 1 2 Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung BMZ: Internationale Vereinbarungen. In: bmz.de. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, abgerufen am 31. Juli 2016.
  3. Text der Solemn Declaration on Gender Equality in Africa (PDF, englisch) abgerufen am 31. Juli 201
  4. SADC Protocol on Gender and Development (PDF, englisch) abgerufen am 31. Juli 201
  5. Spanien, Frankreich, Portugal und das Vereinigte Königreich
  6. Ratification Table / Protocol to the African Charter on Human and Peoples' Rights on the Rights of Women in Africa / Legal Instruments / ACHPR. In: achpr.org. Abgerufen am 31. Juli 2016.
  7. PROTOCOL TO THE AFRICAN CHARTER ON HUMAN AND PEOPLES' RIGHTS ON THE RIGHTS OF WOMEN IN AFRICA (PDF, englisch) abgerufen am 31. Juli 201
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