Marie Thérèse Geoffrin, geborene Rodet (* 2. Juni 1699 in Paris; † 6. Oktober 1777 ebenda), bekannt als Madame Geoffrin, war eine Autorin und Salonnière der Aufklärung. Sie gilt als eine der geistreichsten Frauen des 18. Jahrhunderts.
Leben und Schaffen
Geoffrin war die Tochter eines Kammerdieners des Dauphin, Pierre Rodet, sowie der Bankierstochter Angelique Thérèse Chemineau. Sie wuchs nach dem Tod ihrer Mutter bei ihrer Großmutter auf, welche sie 1712 verlobte und am 19. Juli 1713 mit 14 Jahren mit Pierre François Geoffrin verheiratete. Dieser war ein reicher, 49-jähriger Witwer und Spiegelfabrikant und Oberstleutnant der Bürgermiliz (lieutenant-colonel de la Milice de Paris). Ihm gebar sie 1715 eine Tochter, 1717 einen Sohn.
Bereits in jungen Jahren besuchte sie Literarische Salons, in denen Vordenker der Aufklärung verkehrten, und erwarb hier ihre Bildung. Der Salon der Madame de Tencin gilt dabei als maßgeblicher Einfluss. Als 1749 sowohl ihr Mann als auch Madame de Tencin verstarben, erfuhr ihr eigener Salon eine erhebliche gesellschaftliche Aufwertung, denn sie übernahm zahlreiche Gäste des Salons der Madame de Tencin. So erklärte etwa Tencins Stammgast Fontenelle: „Wohlan, jetzt werde ich dienstags bei Madame Rodet Geoffrin speisen“. Diesen Salon organisierte sie bis in ihr Todesjahr 1777 zweimal pro Woche in ihrem Haus im Hôtel de la rue Saint-Honoré. Sie lud Künstler, Gelehrte, Literaten und Philosophen wie etwa Denis Diderot oder d'Alembert ein. Zu ihren Gästen zählten auch Marmontel, Montesquieu, Morellet, Réaumur, Buffon, Rousseau, Marschall Richelieu und Antoine Léonard Thomas.
Geoffrin war eine freigebige Frau, die beispielsweise die Spielschulden ihres Gastes Stanisław August Poniatowski übernahm, dessen Vater, Fürst Poniatowski, sie mit seiner Bildung beauftragt hatte. Stanisław August pflegte noch Jahre später ein freundschaftliches Verhältnis zu ihr und lud sie 1766, zwei Jahre nach seiner Krönung zum polnischen König, nach Warschau ein. Auf der Zwischenstation in Wien wurde sie von Maria Theresia und Joseph II. empfangen.
Sie trat für die Freiheit ein und unterstützte die Enzyklopädisten, was dazu beitrug, dass der Druck der Encyclopédie trotz der Zensur in Frankreich ermöglicht wurde.
Ihre Abhandlung „Sur la conversation“ (Über die geistreiche Unterhaltung) und ihr Briefwechsel mit berühmten Persönlichkeiten der Aufklärung („Lettres“) wurden von Morellet herausgegeben. Gemeinsam verfassten D'Alembert, Thomas und Morellet die Lobschrift „Éloges de Madame G.“
Literatur
- Correspondance inédite du roi Stanislas Auguste Poniatowski et de Madame G. 1764–77 (mit Einleitung hrsg. von Mouy, Paris 1875).
- Anny Latour: Kulturgeschichte der Dame. Fischer, Frankfurt am Main 1965, DNB 452721377, S. 90–98.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Legende zu den Anwesenden und auf dem Gemälde abgebildeten Personen
- ↑ als Buch erschienen Paris 1812