Marienhof in Flensburg ist ein Wohnplatz im Stadtteil Westliche Höhe bei St. Gertrud, der als landwirtschaftlicher Betrieb entstand. Von der Hofanlage blieb das denkmalgeschützte Wohnhaus in der Nerongsallee 22 zurück.

Geschichte

Das dortige Gebiet lag im 18. Jahrhundert im sogenannten Marienfeld des Kirchspiels St. Marien. 1777 erhielt der Kommerzienrat Peter Hallensen (1715–1796) ausnahmsweise, entgegen einem bestehenden Bauverbot hinsichtlich des Stadtfeldes, die Erlaubnis dort einen landwirtschaftlichen Betrieb anzulegen. Hallensen, teilweise auch Hollensen genannt, errichtete zur Bewirtschaftung der Fläche 1778 einen Vierseithof, eine vierseitige, geschlossene Hofanlage. Der Marienhof war über lange Zeit der einzige richtige Bauernhof auf dem Stadtfeld.

Zum Hof gehörte ein ausgedehnter Garten, der von den nachfolgenden Besitzern ausgebaut wurde. Es entstand ein Landschaftspark der sich von der Ecke Nerongsallee/Marienhölzungsweg bis zum Sportplatz Schützenhof (Lage) ausdehnte. Durch den Landschaftspark zog sich bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Feldweg, der später in Teilen zu einer Straße ausgebaut wurde. Diese Straße erhielt zum Ende des 19. Jahrhunderts den Namen Wrangelstraße. Die parkähnliche Anlage, im Stil eines englischen Gartens, besaß eine alleeartige Baumbepflanzung, mehrere Wasserläufe und Fischteiche, einen Hügel sowie ein Lusthäuschen.

Bekanntester Nachfolgebesitzer des Marienhofes war Gottfried Johan Nerong (* 1765 in Sønderborg; † 1838 in Flensburg), der als Kaufmann, Hospitalvorsteher, Stadtverordneter sowie königlich dänischer Agent und Senator tätig war. Nerong nutzte den Hof als Landsitz. Nach Nerong wurde die am Hof vorbeiführende Nerongsallee benannt. Eine Renovierung des Hofgebäudes fand unter anderem im Jahr 1841 statt.

Um 1900 setzte eine rege Bautätigkeit in der Gegend ein. Auf einer Karte aus den 1920er Jahren wurde Marienhof noch als eine zum Großteil unbebaute Fläche ausgewiesen. Noch in den 1920er Jahren entstand im Westen des ursprünglich landwirtschaftlichen Gebietes, die geschlossene Wohnsiedlung Marienhof (Lage). Die besagte Anlage zeigt leichte Ähnlichkeit zum Parkhof im Stadtteil Mürwik. Ist aber im Gegensatz zu diesem schlichter gehalten. In den Mehrfamilienhäusern und Reihenhäusern der Wohnsiedlung Marienhof wurden hauptsächlich Bedienstete des Flensburger Finanzamtes untergebracht. Am 14. Oktober 1924 erhielt die Straße der Wohnsiedlung offiziell den Namen „Marienhof“. Im Jahr 2019 wurde die besagte Wohnanlage ebenfalls unter Denkmalschutz gestellt.

Es folgte eine Bebauung restlicher Wiesen mit Einfamilienhäusern. Auf einer Karte von 1936 wurde das Gebiet weitgehend als bebaut ausgewiesen. In den 1950er Jahren errichtete die St.-Marien-Gemeinde an der Straßenecke Hermann-Löns-Weg/Marienhölzungsweg Nr. 51 das Kirchengebäude St. Gertrud, das dem gleichnamigen Stadtbezirk, in dem auch Marienhof liegt, seinen Namen gab.

Bei dem von der Hofanlage erhaltenen Wohnhaus (Lage), handelt es sich um ein breitgelagertes, eingeschossiges Traufhaus mit Krüppelwalmdach sowie Fledermausgaube. Das schlichte Gebäude wurde später in mehrere Wohnungen aufgeteilt. Der Eingang befindet sich auf der Hofseite. Auf der Seite zur Nerongsallee wurden die Fensteröffnungen teilweise zugemauert. An der südlichen Giebelseite befindet sich eine Sandsteintafel mit dem Errichtungsjahr.

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Einzelnachweise

  1. Gerret Liebing Schlaber: Vom Land zum Stadtteil. Flensburgs Stadtfeld und die eingemeindeten Dörfer in Bild und Wort ca. 1860–1930. Flensburg 2009, S. 74.
  2. Stadtteile, herausgegeben von der Stadt Flensburg (Memento vom 24. Februar 2016 im Internet Archive)
  3. Gerret Liebing Schlaber: Vom Land zum Stadtteil. Flensburgs Stadtfeld und die eingemeindeten Dörfer in Bild und Wort ca. 1860–1930. Flensburg 2009, S. 74.
  4. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, S. 432. f.
  5. Karte von Flensburg und Umgebung 1779, abgerufen am: 4. Februar 2018
  6. Flensburg Atlas, Flensburg 1978, Karte 10 und 11
  7. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Marienhof
  8. Gerret Liebing Schlaber: Vom Land zum Stadtteil. Flensburgs Stadtfeld und die eingemeindeten Dörfer in Bild und Wort ca. 1860–1930. Flensburg 2009, S. 74.
  9. Andreas Oeding, Broder Schwensen, Michael Sturm: Flexikon. 725 Aha-Erlebnisse aus Flensburg! Flensburg 2009, Artikel: Marienhof
  10. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, S. 432.
  11. Gerret Liebing Schlaber: Vom Land zum Stadtteil. Flensburgs Stadtfeld und die eingemeindeten Dörfer in Bild und Wort ca. 1860–1930. Flensburg 2009, S. 74.
  12. Andreas Oeding, Broder Schwensen, Michael Sturm: Flexikon. 725 Aha-Erlebnisse aus Flensburg! Flensburg 2009, Artikel: Marienhof
  13. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Marienhof
  14. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, S. 432. f.
  15. Gerret Liebing Schlaber: Vom Land zum Stadtteil. Flensburgs Stadtfeld und die eingemeindeten Dörfer in Bild und Wort ca. 1860–1930. Flensburg 2009, S. 74.
  16. Andreas Oeding, Broder Schwensen, Michael Sturm: Flexikon. 725 Aha-Erlebnisse aus Flensburg! Flensburg 2009, Artikel: Marienhof
  17. Andreas Oeding, Broder Schwensen, Michael Sturm: Flexikon. 725 Aha-Erlebnisse aus Flensburg! Flensburg 2009, Artikel: Marienhof
  18. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Marienhof
  19. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Marienhof
  20. Andreas Oeding, Broder Schwensen, Michael Sturm: Flexikon. 725 Aha-Erlebnisse aus Flensburg! Flensburg 2009, Artikel: Marienhof
  21. Museen Nord, Bildnis Gottfried Johann Nerong, abgerufen am: 4. Februar 2018
  22. Niels Nikolaus Falck: Neues staatsbürgerliches Magazin mit besonderer Rücksicht auf die Herzogthümer Schleswig, Holstein und Lauenburg, Band 2, Seite 653, abgerufen am: 4. Februar 2018
  23. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, S. 432.
  24. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, S. 432. f.
  25. Andreas Oeding, Broder Schwensen, Michael Sturm: Flexikon. 725 Aha-Erlebnisse aus Flensburg! Flensburg 2009, Artikel: Marienhof
  26. Karte Flensburg (Süd) von 1926, abgerufen am: 4. Februar 2018
  27. Vgl. Gestaltungssatzung Marienhof (2001), abgerufen am: 24. Januar 2019
  28. Flensburger Tageblatt: Pläne für Wohnquartier: Exklusives Wohnen am Wasserturm, vom: 2. Oktober 2013; abgerufen am: 9. Februar 2018
  29. Gerret Liebing Schlaber: Vom Land zum Stadtteil. Flensburgs Stadtfeld und die eingemeindeten Dörfer in Bild und Wort ca. 1860–1930. Flensburg 2009, S. 74.
  30. Die Wohnsiedlung Marienhof wurde 2000 durch eine Gestaltungssatzung weitgehend im Bestand geschützt. Vgl. Gestaltungssatzung. Siedlung Marienhof, abgerufen am: 4. Februar 2018
  31. Flensburger Straßennamen. Gesellschaft für Flensburger Stadtgeschichte, Flensburg 2005, ISBN 3-925856-50-1, Artikel: Marienhof
  32. Denkmalliste Flensburg Stadt Flensburg (18.03.2019)
  33. Gerret Liebing Schlaber: Vom Land zum Stadtteil. Flensburgs Stadtfeld und die eingemeindeten Dörfer in Bild und Wort ca. 1860–1930. Flensburg 2009, S. 74.
  34. Karte Flensburg (Süd) von 1936, abgerufen am: 4. Februar 2018
  35. Stadtteile, herausgegeben von der Stadt Flensburg (Memento vom 24. Februar 2016 im Internet Archive)
  36. Lutz Wilde: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmale in Schleswig-Holstein. Band 2, Flensburg, S. 432. f.

Koordinaten: 54° 47′ 15,5″ N,  25′ 1″ O

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