Max Johann Seidel, vollständig Johann Baptist Max Gangranelli Seidel (* 18. Februar 1790 in Innsbruck; † 3. September 1855 in Weimar) war ein österreichischer Opernsänger (Tenorbuffo), Schauspieler, Regisseur und Librettist.

Leben

Seidel spielte längere Zeit bei wandernden Gesellschaften, bis er 1822 eine Anstellung am Hoftheater Weimar fand, wo er vornehmlich in komischen Rollen auftrat und bald zum Liebling des Publikums avancierte. Am 16. Mai 1831 schrieb ihm Goethe, er möge dem Weimarer Maler Johann Joseph Schmeller „einige Stunden“ für ein Porträt zur Verfügung stehen, damit Goethe das Bildnis „einer von mir angelegten Sammlung geschätzter Mitlebenden hinzufügen könne“. Das Porträt – schwarze und weiße Kreide, weiß gehöht, auf braunem Papier – gelangte nach Goethes Tod in den Besitz des Goethe-Nationalmuseums.

Seidel war eng mit Johann Nepomuk Hummel befreundet und wurde dessen erster Biograph. Seine 1837/38 mit Unterstützung von Hummels Witwe Elisabeth Hummel geb. Röckel verfassten Erinnerungen an den Komponisten schildern auch Hummels Unterricht bei Mozart und wurden bislang nur auszugsweise veröffentlicht.

Er war Inhaber der goldenen Verdienstmedaille und wohnte zuletzt in der Brauhausgasse 99c, wo er am 3. September 1855 am „Lungenschlag“ starb.

Familie

Seidel war mit der Schauspielerin Dorothea Friederike („Doris“) Seidel geb. Wagner (* 1804 in Bremen; † 1860 in Weimar) verheiratet, die ab 1823 in Weimar tätig war.

Werke

  • Der Teppichhändler, Libretto zum gleichnamigen Liederspiel von Carl Eberwein, Uraufführung am 3. Februar 1830 in Weimar
  • Der Verräther in den Alpen, Libretto zur gleichnamigen Oper von Eduard Franz Genast, Uraufführung am 17. April 1833 in Weimar

Literatur

  • Constantin von Wurzbach: Seidel, Max Johann. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 34. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1877, S. 11 (Digitalisat).
  • Karl Herloßsohn, Hermann Marggraff u. a. (Hrsg.) Allgemeines Theater-Lexikon, (Altenburg und Leipzig [o. J.], 8°.), Neue Ausgabe Bd. VI., S. 320.
  • Karl Benyovszky, J. N. Hummel: der Mensch und Künstler, Bratislava: Eos 1934
  • Johann Nepomuk Hummel. Komponist der Goethe-Zeit, und sein Sohn Carl, Landschaftsmaler des späten Weimar, Katalog, hrsg. von Christina Kroell und Hartmut Schmidt, Düsseldorf 1971
  • Michael Dirrigl, Johann Wolfgang von Goethe. Persönlichkeit und Werk, 1982, S. 239 (Bericht Seidels über Goethe)
  • Goethe und Tirol, hrsg. von Erich Egg, Innsbruck 1982, S. 14 (mit Porträt Seidels von Johann Joseph Schneller)
  • Albert Lortzing, Sämtliche Briefe, hrsg. von Irmlind Capelle, Kassel: Bärenreiter 1995, S. 89
  • Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte, Band 69 (2006), S. 220 (Seidel berichtet in einem Brief an Ludwig Tieck)
  • Anton Neumayr, Berühmte Komponisten im Spiegel der Medizin: Johann Nepomuk Hummel, Niccolò Paganini, Richard Wagner, Anton Bruckner, Iberia 2007 (Seidel berichtet 1833 an Oberhofmarschall Carl Emil von Spiegel über Hummels Krankheit)
  • Klaus Martin Kopitz, „Du kanntest Mozart?“ Unbekannte und vergessene Erinnerungen von Beethoven, Haydn, Hummel und anderen Zeitgenossen Mozarts, in: Mozart-Studien, Band 20 (2011), S. 269–309, hier S. 288–292, ISBN 978-3-86296-025-5
Commons: Max Johann Seidel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lebensdaten nach dem Sterbeeintrag in Weimar, Herz-Jesu-Kirche, Matriken 1838–1884, S. 40 Nr. 141
  2. Goethes Briefe, 1831
  3. Willy Handrick, Johann Joseph Schmeller. Ein Maler in Diensten Goethes, Berlin: Aufbau-Verlag 1966, S. 168f.
  4. Der Teppichhändler Theaterzettel der Uraufführung
  5. Der Verräther in den Alpen, Theaterzettel der Uraufführung
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