Meng Wanzhou (chinesisch 孟晚舟, Pinyin Mèng Wǎnzhōu; * 13. Februar 1972 in Chengdu) ist eine chinesische Geschäftsfrau. Sie ist stellvertretende Vorstandsvorsitzende und Finanzdirektorin (CFO) von Huawei, das von ihrem Vater Ren Zhengfei gegründet wurde.

Werdegang

Meng Wanzhou ist die Tochter von Huawei-Gründer Ren Zhengfei und seiner ersten Frau Meng Jun. Mit 16 Jahren nahm sie den Nachnamen ihrer Mutter an. Sie hat einen jüngeren Bruder, Ren Ping (ehemals Meng Ping) und eine 25 Jahre jüngere Halbschwester, Annabel Yao, aus der zweiten Heirat ihres Vaters mit Yao Ling. Nach ihrem College-Abschluss 1992 arbeitete sie ein Jahr lang für die China Construction Bank, bevor sie bei Huawei, einem von ihrem Vater gegründeten Start-up-Unternehmen, als Sekretärin anfing. Im Jahr 1999 erwarb sie einen Master-Abschluss in Rechnungswesen an der Universität für Wissenschaft und Technik Zentralchina. Sie zog nach Vancouver, Kanada, und erhielt 2001 eine Daueraufenthaltsgenehmigung, die jedoch 2009 ablief. Seit mindestens 2011 hat Meng auch eine Daueraufenthaltsgenehmigung für Hongkong.

Als Huawei 2011 erstmals die Namen seiner Top-Führungskräfte veröffentlichte, war Meng bereits als CFO aufgeführt. Im März 2018 wurde sie zu einer der vier stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden ernannt, was Spekulationen nährte, dass sie auf die Nachfolge ihres Vaters vorbereitet wurde. Ren wies diese Behauptungen jedoch zurück und erklärte, dass keines seiner Familienmitglieder über geeignete Qualitäten verfügen würde und daher keine dieser jemals in die Reihe der Nachfolger aufgenommen werden würden.

Im Jahr 2017 setzte Forbes Meng auf Platz 8 seiner Liste herausragender Geschäftsfrauen Chinas. Es ist geplant, dass sie zum 1. April 2023 den rotierenden Konzernvorsitz übernehmen wird, wodurch die Nachfolge von Ren Zhengfei eingeleitet werden soll.

Im Jahr 2007 heiratete Meng den Geschäftsmann Liu Xiaozong, der zuvor zehn Jahre lang für Huawei arbeitete. Das Paar hat eine gemeinsame Tochter und drei Söhne aus Mengs früherer Ehe.

US-Justiz

Am 1. Dezember 2018 wurde sie in Vancouver aufgrund eines Ersuchens der Vereinigten Staaten verhaftet. Sie wurde der Verschwörung beschuldigt, Banken betrogen und die US-Sanktionen gegen den Iran umgangen zu haben. Dagegen behaupten ihre Anwälte, dass die von den USA vorgelegten Beweise „unzuverlässig und fehlerhaft“ seien und somit nicht von dem kanadischen Gericht in der Verhandlung über die Auslieferung an die USA berücksichtigt werden sollten.

Am 9. Juli 2021 lehnte die kanadische Richterin Heather Holmes Mengs Antrag ab, in ihrem juristischen Kampf gegen die Auslieferung an die USA eine Reihe von entlastenden Beweisen vorzulegen. Mengs Anwälte erklärten, die Beweise würden den US-Auslieferungsversuch gegen sie entkräften und beweisen, dass die Vorwürfe der USA gegen Meng willkürlich konstruiert wurden, um sie aus politisch motivierten Gründen zu inhaftieren. US-Präsident Donald Trump suggerierte bereits 2018, dass Meng von den USA als „Trumpfkarte“ in Handelsgesprächen mit China missbraucht werden könnte. Holmes gab keine Gründe für die Entscheidung an, Mengs entlastendes Beweismaterial aus dem gerichtlichen Prozess auszuschließen.

Am 24. September 2021 beendete Holmes das Auslieferungsverfahren gegen Meng und ordnete die Aufhebung ihrer Haftauflagen an. Die Entscheidung folgte auf eine Vereinbarung mit dem US-Justizministerium, nach der das US-Verfahren gegen Meng beigelegt wird. Wenige Stunden nach der Bekanntmachung wurden von chinesischer Seite die zwei Kanadier Michael Spavor und Michael Kovrig freigelassen, die nach der Verhaftung Mengs in Peking festgenommen und wegen Spionage an China verurteilt wurden. Die Verurteilung wurde weithin als politischer Schauprozess kritisiert und infolge der unerwarteten Freilassung wurde China "Geiseldiplomatie" vorgeworfen.

Commons: Meng Wanzhou – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sherisse Pham: Who is Meng Wanzhou, the Chinese exec wanted by the US? In: CNN Business. 7. Dezember 2018, abgerufen am 11. Juni 2023 (englisch).
  2. The tale of Huawei founder’s daughters, born 25 years apart. In: South China Morning Post. 6. Dezember 2018, abgerufen am 11. Juni 2023 (englisch).
  3. Huawei: The life of Chinese tech heiress Meng Wanzhou. In: BBC News. 11. Dezember 2018 (bbc.com [abgerufen am 11. Juni 2023]).
  4. 1 2 Keith Fraser: Judge raises concerns about using husband of Huawei exec as bail surety. In: Vancouver Sun. 11. Dezember 2018, abgerufen am 11. Juni 2023 (kanadisches Englisch).
  5. Who is Meng Wanzhou, the Huawei CFO arrested in Vancouver? In: CBS News. 7. Dezember 2018, abgerufen am 11. Juni 2023 (amerikanisches Englisch).
  6. Huawei’s Arrested CFO Rose Through Ranks Despite Father's Rebuke. In: Bloomberg.com. 6. Dezember 2018 (bloomberg.com [abgerufen am 11. Juni 2023]).
  7. 2017福布斯 中国最杰出商界女性排行榜. In: Forbes China. Archiviert vom Original am 29. August 2018; abgerufen am 11. Juni 2023.
  8. Huawei: Gründertochter Meng Wanzhou rückt an die Spitze des Unternehmens. In: FAZ.NET. 6. März 2023, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 6. März 2023]).
  9. Georg Fahrion, Christoph Giesen: (S+) Die Gründertochter Meng Wanzhou rückt an die Spitze des Technologiekonzerns Huawei. In: Der Spiegel. 24. März 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 26. März 2023]).
  10. 【華為危機】與現任丈夫姊弟戀!香港結婚育有一女兒 | 即時新聞 | 兩岸 | 20181211. In: Apple Daily. 14. Dezember 2018, archiviert vom Original am 14. Dezember 2018; abgerufen am 11. Juni 2023.
  11. 网易: 华为老兵:我所知道的孟晚舟曾激励父亲到深圳闯荡. In: Jiefang Daily. 9. Dezember 2018, abgerufen am 11. Juni 2023.
  12. Huawei CFO Meng Wanzhou cites multi-million dollar homes in Vancouver and health issues in bail bid. In: The Straits Times. 10. Dezember 2018, ISSN 0585-3923 (straitstimes.com [abgerufen am 11. Juni 2023]).
  13. Finanzchefin von Huawei will kanadische Regierung verklagen. In: Die Zeit. 3. März 2019, abgerufen am 26. Mai 2019.
  14. Huawei lawyers say U.S. evidence 'unreliable' in Meng extradition case. In: Reuters. 15. August 2020, abgerufen am 15. August 2020 (englisch).
  15. 1 2 Achim Sawall: Kanada lehnt Beweise für Huaweis Finanzchefin ab: Ein kanadisches Gericht lässt entlastende Beweise für Huaweis Finanzchefin Sabrina Meng (Meng Wanzhou) nicht zu. Golem, 12. Juli 2021, abgerufen am 13. Juli 2021.
  16. Betsy Klein, Ben Westcott: Trump expresses openness to using Huawei CFO as bargaining chip in China trade talks. Übersetzung: Trump zeigt sich offen, Huawei-CFO als Trumpfkarte in China-Handelsgesprächen zu nutzen. In: CNN. 12. Dezember 2018, abgerufen am 13. Juli 2021.
  17. Einigung mit US-Justiz: Huawei-Finanzchefin kommt frei. In: Der Spiegel. 24. September 2021 (spiegel.de [abgerufen am 24. September 2021]).
  18. Lea Sahay: China und Kanada: „Geiseldiplomatie“ zeigt befreiende Wirkung. In: Süddeutsche Zeitung. 25. September 2021, abgerufen am 11. Juni 2023.
  19. Bernhard Zand: (S+) Fall Meng Wanzhou: Chinas erfolgreiche Geiseldiplomatie. In: Der Spiegel. 25. September 2021, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 11. Juni 2023]).

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