Merbitz
Koordinaten: 51° 37′ N, 11° 53′ O
Einwohner: 600
Eingemeindung: 1. Juli 1950
Eingemeindet nach: Nauendorf
Postleitzahl: 06193
Vorwahl: 034603

Merbitz ist ein Ortsteil der Ortschaft Nauendorf der Stadt Wettin-Löbejün im Bundesland Sachsen-Anhalt. Er hat ca. 600 Einwohner.

Geografische Lage

Merbitz liegt etwa 15 km nördlich von Halle (Saale) westlich des Petersberges. Bei Kleinmerbitz entspringt die Götsche, ein rechter Nebenfluss der Saale.

Geschichte

Seine erste Erwähnung findet Merbitz (damals Merwitz) als Kirchdorf von Niendorp (Nauendorf) im Jahre 1264 im Zusammenhang mit der Familie von Merwitz/Merbitz. Die Besiedlung wurde durch Gut und die Götschequelle wesentlich begünstigt. Nach dem Aussterben der Familie von Merwitz im 15. Jahrhundert belehnte der Erzbischof von Magdeburg die in der Gegend reich begüterte Familie von Schlegel. 1594 wurde der Besitz von Vollrat von Krosigk (1543–1597) gekauft. Was er dabei an Haus, Hof oder festen Gebäuden übernahm ist unbekannt. Als gesichert kann gelten, dass der heutige Kirchturm zum damaligen Zeitpunkt schon lange als Wehrturm existierte und dass an ihn ein kleiner Teil des heutigen Hauses und ein Kirchenschiff angebaut waren. Genauere Unterlagen über die Entstehung des Hauses gibt es nicht mehr. Offensichtlich wurde an den Wehrturm auf bereits vorhandenen Fundamenten ein Haus angebaut, und zwar von Vollrats Enkel Matthias von Krosigk (1616–1697) und dessen Sohn Anton Ludolph (1667–1737). An den unterschiedlichen Baustilen ist zu erkennen, dass es eine ganze Reihe von Bauphasen gegeben haben muss. Das Gut dominierte von jeher den Ort und war bis 1992 der größte Arbeitgeber für die Dorfbevölkerung. Inzwischen wurde es wieder von der Familie von Krosigk zurückerworben und saniert.

Durch die Angliederung des Erzstifts Magdeburg an Preußen gehörte Merbitz ab 1680 zum Saalkreis des brandenburg-preußischen Herzogtums Magdeburg. Um 1750 standen auf der ehemals wüsten Dorfstätte Geest (auch Geistanger genannt), dem heutigen Kleinmerbitz, die Hütten von sieben Häuslern. Mit dem Frieden von Tilsit wurden Merbitz und Geest (Kleinmerbitz) im Jahr 1807 dem Königreich Westphalen angegliedert und dem Distrikt Halle im Departement der Saale zugeordnet. Sie gehörten zum Kanton Löbejün. Nach der Niederlage Napoleons und dem Ende des Königreichs Westphalen befreiten die verbündeten Gegner Napoleons Anfang Oktober 1813 den Saalkreis. Bei der politischen Neuordnung nach dem Wiener Kongress 1815 wurden Merbitz und Kleinmerbitz im Jahr 1816 dem Regierungsbezirk Merseburg der preußischen Provinz Sachsen angeschlossen und dem Saalkreis zugeordnet. Um 1815 war Bernd Friedrich von Krosigk (1762–1825) Grundbesitzer in Merbitz, dann sein Sohn der Rittmeister Karl von Krosigk.

1873 hatte Merbitz 270 Einwohner und zum Gut gehörte eine Zuckerfabrik, hier arbeiteten bis zu 120 Mitarbeiter. Besitzer von Merbitz zu jener Zeit waren Vollrath von Krosigk-Merbitz (1831–1887), gefolgt vom Majoratsherrn Fritz von Krosigk (1868–1894).

Ende des 19. Jahrhunderts war der Generalmajor a. D. Bernhard Friedrich von Krosigk mit Hauptwohnsitz in der Garnisonsstadt Fürstenwalde bei Berlin Gutsherr auf Merbitz. Der Offizier war mit Margarete von Leyser liiert. Anfang der 1920er Jahre umfasste Gut Merbitz 346 ha. Gutserbe war ihr Sohn Ernst Karl von Krosigk (1875–1935), Ehrenritter des Johanniterordens, zuletzt Major a. D. und mit Wilhelmine Marie Engelhardine Elisabeth Ernestine Gräfin von Wolkenstein-Trostburg (1883–1964) verheiratet. Das Ehepaar adoptierte 1933 per Vertrag zu Merbitz und amtsgerichtlich 1934 in Löbejün den Vetter Claus von Krosigk-Hohenerxleben (1932–2016), der dann auch den Besitz Merbitz erbte. Denn nach dem Genealogischen Handbuch des Adels lebten die Nachfahren des nicht erbberechtigten Merbitzer Anverwandten Heinrich von Krosigk (1849–1899) sämtlich in den USA. Claus von Krosigk erwarb mit seiner Frau 1993 Bereiche der alten Ländereien zurück und sanierte das Gutshaus, 2000 fand der gesamte Familientag der Adelsfamilie hier statt.

Am 20. Juli 1950 wurde die Gemeinde Merbitz nach Nauendorf eingemeindet. Seit dem 1. Januar 2011 gehören Merbitz und Kleinmerbitz zur neu gebildeten Stadt Wettin-Löbejün.

Die Gutskirche Merbitz ist ein Projekt der Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland.

Verkehrsanbindung

Die A 14, die von Leipzig nach Magdeburg führt, verläuft wenige Kilometer westlich und südlich des Orts. Die nächste Abfahrt ist „Halle-Trotha“. Der nächstgelegene Bahnhof befindet sich in Nauendorf an der Bahnstrecke Halle–Halberstadt.

Sohn des Ortes

Literatur

  • Gustav Schönermark: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Hrsg. Historische Commission der Provinz Sachsen, Neue Folge, I. Band, Die Stadt Halle und der Saalkreis. Otto Hendel, Halle a. S. 1886, S. 524 ff. Digitalisat
  • Gothaisches Genealogisches Taschenbuch. 1941 A (Uradel), Zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft, Jg. 40, Justus Perthes, Gotha, 1940, S. 252 ff.
  • Hans Friedrich v. Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser, A (Uradel), Band A III, Band 15 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Glücksburg/Ostsee 1957. S. 285. ISSN 0435-2408.
  • Walter von Hueck: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser, A (Uradel), Band A XIV, Band 66 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn 1977. S. 288 ff. ISSN 0435-2408.
  • Dedo Graf Schwerin v. Krosigk und Dedo v. Kerßenbrock-Krosigk (Hrsg.): 900 Jahre Krosigks. Festschrift zur ersten urkundlichen Nennung der Familie im Jahre 1103. 1. Auflage, Redaktion 2003, Selbstverlag der Familie, Berlin und Schermbeck 2004, S. 66 ff, Merbitz. ISBN 978-3-00-014247-5.
Commons: Merbitz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Nauendorf auf der Homepage der Stadt Wettin-Löbejün (Memento des Originals vom 7. Juli 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  2. Rudolph von Krosigk: Nachrichten zur Geschichte des Dynasten- und Freiherren-Geschlechts von Krosigk. Zusammengestellt aus Urkunden, Aut(h)entischen Schriftstellern, Archiv- und Familien-Nachrichten 1856. In: Familien-Chronik. Als Manuscript gedruckt Auflage. Merbitz., Volrath v. K. Druck J. Petsch, Berlin 1. Januar 1856, S. 36–90 (google.de [abgerufen am 29. August 2022]).
  3. Beschreibung des Saale-Departements
  4. Der Saalkreis im Gemeindeverzeichnis 1900
  5. Christoph Sandler: Handbuch der Leistungsfähigkeit der gesammten Industrie Deutschlands, Oesterreichs, Elsass-Lothringens und der Schweiz. 1873. II. Serie enthaltend Chemische Fabriken und die hiermit in Verbindung stehenden Fabrikationszweige Auflage. I. Band. Handbuch der Leistungsfähigkeit der gesammten Industrie des Preussischen Staates. II. Serie. III. Provinz Sachsen, Merbitz. Herm. Wölfert’s Buchhandlung, Leipzig 1873, S. 36 (google.de [abgerufen am 29. August 2022]).
  6. Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser. 1900. Der in Deutschland eingeborene Adel (Uradel). 1. Auflage. Krosigk. I. Linie, Zweig: Merbitz. Justus Perthes, Gotha 10. Januar 1900, S. 532–533 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 29. August 2022]).
  7. Die Unteroffizierschule in Jülich 1860–1910. Eine Festschrift zur Feier ihres fünfzigjährigen Bestehens. In: Hauptmann Dietz, Oberleutnant Meyer (Hrsg.): Regimentsgeschichte. Anhang zur Festschrift, Nr. 176. Buchdruckerei Jos. Flamm, Jülich 1910, S. 69 (uni-duesseldorf.de [abgerufen am 29. August 2022]).
  8. Oskar Köhler, Gustav Wesche, H. Krahmer: Niekammer’s Landwirtschaftliche Güter-Adreßbücher, Band V, Provinz Sachsen. 1922. Verzeichnis sämtlicher Rittergüter und Güter von ungefähr 20 ha herab mit Angabe der Gutseigenschaft, des Grundsteuerertrages, der Gesamtfläche und des Flächeninhalts der einzelnen Kulturen. In: Mit Unterstützung der Landwirtschaftskammer zu Halle a. S. (Hrsg.): Verzeichnis der für die Landwirtschaft wichtigen Behörden und Körperschaften. 3. Auflage. V der Reihe von Paul Niekammer, Saal-Kreis. Merbitz. Ernst von Krosigk, Maj. a. D. Reichenbach’sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1922, S. 190–191 (slub-dresden.de [abgerufen am 29. August 2022]).
  9. Nauendorf im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
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