Micheline Presle, in ihrer US-Filmkarriere Micheline Prelle, (* 22. August 1922 als Micheline Chassagne in Paris) ist eine französische Schauspielerin.
Leben
Die Industriellentochter belegte bereits mit 15 Jahren Schauspielkurse bei René Simon und Raymond Rouleau. Im Jahr 1938 begann sie als Statistin an der Bühne und als Nebendarstellerin beim Film. Schon 1939 erhielt sie als beste Nachwuchsdarstellerin den Prix Suzanne Bianchetti, nachdem sie in dem Film Jeunes filles en détresse des deutschen Emigranten Georg Wilhelm Pabst gespielt hatte. In der Folge gaben ihr bekannte Regisseure Hauptrollen – so Abel Gance bei Das verlorene Paradies (1939), Marcel L’Herbier bei Histoire de Rire (1941), Jacques Becker bei Falbalas (1945), und Claude Autant-Lara bei Stürmische Jugend (1947). In letzterem Film, der damals kontrovers aufgenommen wurde, spielte sie an der Seite von Gérard Philipe eine junge Frau, die unehelich schwanger wird und tragisch endet.
Im Jahr 1949 verpflichtete der Produzent Darryl F. Zanuck sie nach Hollywood und ließ sie als Micheline Prelle bewerben, da er ihren französischen Namen als zu schwer aussprechbar für amerikanische Kinozuschauer befand. Hier spielte sie die weibliche Hauptrolle in Fritz Langs Kriegsfilm Der Held von Mindanao. Doch ihr Filmwirken in Amerika blieb künstlerisch wie kommerziell enttäuschend, so dass sie bald nach Frankreich zurückkehrte. Später nahm sie noch vereinzelt Rollen im Ausland an, so unter Regie von William Dieterle in der deutschen Produktion Herrin der Welt (1960) und an der Seite von Paul Newman und Elke Sommer in Der Preis (1963).
In den 1950er-Jahren galt sie als etablierter Star im französischen Kino und war Hauptdarstellerin, ehe sie sich ab den 1960er-Jahren verstärkt Fernsehauftritten widmete. Sehr populär wurde sie durch ihre Rolle als Familienmutter in der Serie Eine französische Ehe (Les saintes chéries) zwischen 1965 und 1971. Im Kino musste sie sich in späteren Jahren meistens mit Nebenrollen begnügen, blieb mit diesen aber vielbeschäftigt und wurde auch von renommierten Autorenfilmern der Nouvelle Vague verpflichtet. So spielte sie in Eselshaut (1970) und Die Umstandshose (1973) von Jacques Demy, in Das Blut der Anderen (1984) von Claude Chabrol und in I Want to Go Home (1989) von Alain Resnais. Sie spielte bis in die 2010er-Jahre in vielen Produktionen und nahm noch mit über 90 Jahren Filmangebote wahr.
Micheline Presle war von 1950 bis 1954 mit dem Regisseur William Marshall verheiratet. Ihre Tochter Tonie Marshall war ebenfalls als Schauspielerin tätig. Im Jahr 2004 erhielt sie den César für ihr Lebenswerk verliehen.
Filmografie (Auswahl)
- 1938: Je chante
- 1939: Jeunes filles en détresse
- 1940: Das verlorene Paradies (Paradis Perdu)
- 1941: Histoire de rire
- 1943: Ihre einzige Liebe (Un seul amour)
- 1944: Félicie Nanteuil
- 1945: Falbalas – Sein letztes Modell (Falbalas)
- 1947: Stürmische Jugend (Le diable au corps)
- 1947: Das Spiel ist aus (Les jeux sont faits)
- 1950: Der Held von Mindanao (An American guerrilla in the Philippines)
- 1950: Die letzten Tage von Pompeji (Gli ultimi giorni di Pompei)
- 1951: Die Taverne von New Orleans (Adventures of Captain Fabian)
- 1953: Römischer Reigen (Villa Borghese)
- 1954: Versailles – Könige und Frauen (Si Versailles m’était conté)
- 1955: Napoléon
- 1956: Die Braut war viel zu schön (La mariée est trop belle)
- 1958: Christine
- 1959: Die tödliche Falle (Blind Date)
- 1960: Herrin der Welt
- 1960: Ein Herr ohne Kleingeld (Le baron de l'écluse)
- 1961: Trauen Sie Alfredo einen Mord zu? (L’assassino)
- 1962: … gefrühstückt wird zu Hause (If a Man Answers)
- 1962: Der Teufel und die Zehn Gebote (Le Diable et les Dix Commandements)
- 1963: Der Preis (The Prize)
- 1964: Jagd auf Männer (La chasse à l’homme)
- 1965–1971: Eine französische Ehe (Les saintes chéries; Fernsehserie, 39 Folgen)
- 1966: Herzkönig (Le roi de cœur)
- 1970: Eselshaut (Peau d’âne)
- 1971: Petroleummiezen (Les pétroleuses)
- 1973: Die Umstandshose (L’événement le plus important depuis que l’homme a marché sur la lune)
- 1976: Nea – Ein Mädchen entdeckt die Liebe (Néa)
- 1984: Das Blut der Anderen (Le Sang des autres)
- 1987: Der Sommer des Pianisten (Point d'orgue)
- 1987: Alle Vöglein sind schon da (Alouette, je te plumerai)
- 1988: I Want to Go Home
- 1989: In inniger Feindschaft (Champ clos)
- 1989: Die Möchte-Gern-Väter (La fête des pères)
- 1992: Mein Name ist Victor (Je m'appelle Victor)
- 1993: Fanfan & Alexandre (Fanfan)
- 1993: Der Bastard (Rapt à crédit)
- 1993: Die Detektivin (Pas très catholique)
- 1994: Das perfekte Alibi (Alibi en or)
- 1995: Les Misérables
- 1995: Das Tagebuch des Verführers (Le journal du séducteur)
- 1996: 1001 Rezepte eines verliebten Kochs (Les Mille et Une Recettes du cuisinier amoureux)
- 1998: Der Graf von Monte Christo (Le Comte de Monte Christo) (TV-Miniserie, 4 Folgen)
- 1999: Schöne Venus (Vénus Beauté (Institut))
- 2001: Zärtliche Seelen (Les Âmes câlines)
- 2001: Liebe macht schwindlig (Vertiges de l'amour)
- 2003: Saltimbank
- 2006: Einmal Polizist, immer Polizist (Vous êtes de la Police?)
- 2006: Ein freier Mann (Candidat libre)
- 2008: Ein Mann und sein Hund (Un homme et son chien)
- 2009: Plein Sud – Auf dem Weg nach Süden (Plein sud)
- 2011: Um Bank und Kragen (Bankable, Fernsehfilm)
- 2012: Comme des frères
- 2014: Er liebt mich, er liebt mich nicht – Toujours l’amour (Tu veux ou tu veux pas)
Weblinks
- Micheline Presle in der Internet Movie Database (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Micheline Presle : biographie, actualités et émissions France Culture. Abgerufen am 5. Juni 2021 (französisch).
- ↑ Micheline Presle | Biography, Movie Highlights and Photos. Abgerufen am 5. Juni 2021 (englisch).
- ↑ Micheline Presle | Biography, Movie Highlights and Photos. Abgerufen am 5. Juni 2021 (englisch).
- ↑ Micheline Presle | Biography, Movie Highlights and Photos. Abgerufen am 5. Juni 2021 (englisch).